Die Winterkönigin - Ein historischer Roman. Maria Helleberg

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Die Winterkönigin - Ein historischer Roman - Maria Helleberg

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wunderschönes Kind, man könnte meinen, du seist meine Tochter«, sagte sie. »Du ähnelst deinem Vater nicht im geringsten. Man würde erwarten, daß Valdemar nur große und helle Töchter bekäme. Du wirst einmal eine anmutige und reine Jungfer, aber groß wirst du wohl nie werden.«

      Sie nahm einen großen Ring von ihrem Finger und legte ihn in Margaretes Hand, mit dem Gebot, ihn niemandem außer ihrem Vater zu zeigen.

      »Wir haben leider so wenig zu geben«, sagte sie. »Aber ich bin so froh, daß mein Jüngster eine von Valdemars Töchtern zur Frau bekommen wird. Håkon ist so schön wie sein Vater. Ihr werdet ein wundervolles Paar. Wenn du zwölf wirst, können wir euch zum Brautbett führen. Wir haben keine Zeit zu verlieren, wir brauchen dringend einen Erbfolger.«

      Blanka nahm sie an die Hand und führte sie zu einer der Kisten. Sie kletterten hinauf und saßen mit ausgestreckten Beinen wie zwei Kinder nebeneinander und unterhielten sich. Margarete erzählte Blanka, was für Spiele sie spielte und daß alle ihre Spielsachen von Eberstein weggeräumt und verschenkt worden seien.

      »Na ja, eine Puppe dann und wann wird der Königin von Norwegen schon nicht schaden«, sagte Blanka und lachte. »Ich werde dir alle Puppen beschaffen, die du haben möchtest. Ach, ich würde dich so gerne mit nach Tunsberghus in Norwegen mitnehmen. Dort werde ich zusammen mit Håkon wohnen. Tunsberghus gehört mir, weißt du?«

      Sie erzählte und erzählte. Über Burg Akershus zum Beispiel, die sie am Anfang so an die Burg ihrer Mutter in Namur erinnert habe, wie sie da erhaben über der Stadt lag. Ihre Mutter, Marie von Artois, habe alles für sie getan, als der junge König Magnus Eriksson mit seinem Gefolge auf Brautsuche nach Namur gekommen sei. Ihre Familie habe nur gewußt, daß Namur mit Schweden viel Handel treibe. Und da stand nun der König dieses Landes in ihrem Empfangssaal. Sie habe noch nie zuvor einen so schönen Mann gesehen und wollte ihn, vom ersten Augenblick an.

      Magnus habe besser getanzt als jeder Mann, den sie je zuvor getroffen habe. Am dritten Tag seines Aufenthaltes in Namur habe er sie im Rosengarten aufgesucht und sie ganz zart auf den Mund geküßt. So zärtlich. Und dann habe er um ihre Hand angehalten. Denn er wollte nicht, daß seine Ratsherren für ihn entscheiden. Er hatte sich Blanka ausgesucht und wollte auch, daß sie ihn erwählte.

      Margarete lauschte ihr gebannt und verwundert. Sie hatte immer gedacht, daß alle Menschen auf dieselbe Art und Weise zueinander fanden wie sie und Håkon, daß immer die Eltern bestimmten, was gut und nützlich war. Aber sie konnte gut verstehen, daß sich Magnus in Blanka verliebt hatte. Ihre Liebesgeschichte klang wie eine wunderschöne Tanzmelodie.

      Die gesamte schwedische Gesandtschaft hatte sich zum Essen in dem großen Saal versammelt. Blanka und sie gingen direkt von den Wohngemächern dorthin. Blanka schien offensichtlich davon ausgegangen zu sein, daß die vornehmen Gäste gebührend gefeiert würden, und glücklicherweise war der dänische König derselben Ansicht gewesen. Blanka hielt Margaretes Hand immer noch fest in ihrer, als sie in den Saal traten. Sie grüßte mit einem anmutigen Nicken nach rechts und links und steuerte zielstrebig zu den vornehmen Plätzen am Tischende neben dem Thron. Der eine Platz neben dem Thron blieb leer.

      Margarete bekam den Platz zwischen zwei Männern zugewiesen, von denen sie nur einen kannte. Das mußten König Magnus und sein Sohn Håkon sein. Erst jetzt konnte sie sehen, wie hübsch sie alle waren, die Fremden. Nachdem ihre Mutter verschwunden war, hatte Schönheit keinen Platz mehr gehabt in der Welt ihres Vaters. Der Krieg hatte Valdemars Zeit geraubt, die Wohngemächer der Königin waren verschlossen worden, ihr Hofstaat wurde aufgelöst, und Eberstein war allein verantwortlich für Margaretes Erziehung. Es gab am dänischen Königshof keine Mätressen, keine Hofdamen und Zofen und keine jungen Frauen für ihre Erziehung und Betreuung. Jetzt erkannte sie, was ihnen die ganze Zeit gefehlt hatte. Sogar die Männer besaßen diese außergewöhnliche Schönheit, die ihr auch schon bei dem Herzog von Finnland aufgefallen war.

      »Ist sie das?« fragte der jüngere der beiden Männer Blanka. Sie antwortete nur mit einem Nicken.

      Erst jetzt wagte sie es, ihn anzusehen. Håkon, der sie und ihren Vater verraten hatte, von dem sie die ganze Zeit versucht hatte, sich ein Bild zu machen: Er war ein erwachsener Mann – und so schön. Er ähnelte seiner Mutter, groß, schlank und dunkel war er, aber seine Gesichtszüge waren die seines Vaters. König Magnus war ein wenig gebeugt und grauhaarig, aber seine Züge waren noch feiner als die seines Sohnes. Auch sein Blick war fest auf sie gerichtet. Sie fühlte sich von allen dreien beobachtet und begutachtet.

      »Hättest du gewußt, was für ein bezauberndes Mädchen das ist, das du da verschmäht hast, hättest du doch bestimmt nicht versucht, Elsebeth von Holstein an ihrer Statt zu bekommen, nicht wahr, Håkon?« sagte König Magnus lachend.

      Håkon antwortete nicht, sondern sah sie nur lächelnd an. Seine Augen waren wie die Blankas, groß, dunkel und leuchtend.

      »Du hast mir einen Brief geschrieben«, sagte er und strich mit seinem Zeigefinger über ihre Hand, vom Handgelenk bis hinauf zum Nagel ihres Mittelfingers. »Ich habe dir den Rücken gekehrt, aber du hast mir trotzdem geschrieben. ›Mein teurer Herr‹ hast du geschrieben. Darf ich es überhaupt wagen zu hoffen, daß du mich immer noch als deinen ›teuren Herrn‹ ansiehst?«

      Sie errötete. Eine gewaltige Hitze strömte in ihr Gesicht, es pochte in ihrer Kehle und an den Schläfen. Als sie den Kopf fortdrehen wollte, hielt er mit einer Hand ihr Kinn fest und blickte ihr in die Augen.

      »Du hast mich gebeten, den Herzog von Finnland zu beschützen, als er auf der Flucht war«, sagte er. »Aber du hast auch hinzugefügt, daß ich mich so entscheiden soll, wie ich es für richtig halte. Du bist wirklich die Tochter deines Vaters.«

      Er beugte sich zu ihr, schloß die Augen und küßte sie mit einem kleinen Seufzer auf die Stirn. In diesem Augenblick hätte sie alles gegeben, um endlich erwachsen zu sein. Es würden noch so viele Jahre vergehen, bis sie mannbar wäre. So lange konnte er bestimmt nicht warten.

      »Was ist aus deiner Braut Elsebeth geworden?« fragte sie, denn der Name war wie ein Blitz in sie gefahren. »Hast du sie geheiratet?«

      »Ach nein, das haben Gott und der Erzbischof von Lund geregelt«, antwortete Håkon leise. »Der Wind und die starke Strömung haben ihr Schiff an die Küste Schonens getrieben. Sie ist jetzt wieder zurück in Holstein, und ich bin hier bei dir.«

      Sie errötete erneut, senkte den Kopf und starrte auf den Tisch. Vielleicht könnte ihr Vater dafür sorgen, daß sie schneller mit Håkon verheiratet wurde.

      Noch immer sehr verwirrt, sah sie sich die Gesichter der hier Versammelten an. Heute abend waren wenigstens auch Frauen am Tisch, Blanka mit ihren zwei Zofen und Eberstein. Die übrigen Gäste waren Männer. Sie hoffte so sehr, daß ihr Vater jetzt endlich erkennen würde, was ihrem Haus fehlte.

      Kristoffer fehlte.

      Sie hatte ihn ganz vergessen, ihre Gedanken an Håkon hatten ihn verdrängt. Kristoffer war gleichzeitig mit ihr in Vordingborg angekommen. Vielleicht war er wieder krank geworden. Der Sommer war sehr hart für ihn gewesen. Er war bei der Überquerung des Flusses vom Pferd gefallen und hatte sich danach nicht mehr richtig erholt, war sehr kränklich und schweigsam geworden. Vater hatte ihn auch zum wiederholten Male darauf hingewiesen, daß er kein kleiner Junge mehr sei, sondern ein erwachsener junger Mann von zwanzig Jahren, der schon längst hätte verheiratet sein sollen.

      Sie wollte ihren Vater nach Kristoffer fragen, aber der war in ein Gespräch vertieft. Der Anblick seines lebhaften und frohen Gesichtsausdruckes überwältigte sie vor Freude. Ja, genauso war er früher gewesen, als sie noch ein Kind war und bevor ihre Mutter krank wurde. So hatte er

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