Die 12 Häuser der Magie - Schicksalsretter. Andreas Suchanek
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Читать онлайн книгу Die 12 Häuser der Magie - Schicksalsretter - Andreas Suchanek страница 8
Jane verneinte. »Meine Kraft ist fort, mein Leben verwirkt. Was geblieben ist, ist nur noch ein Schatten. Die letzte Kraft an diesem Ort liegt bei ihr.« Sie deutete auf den Sarkophag.
Alle Blick richteten sich auf das Artefakt, in dem die Verräterin ruhte.
»Wie können wir diese nutzbar machen?«, fragte Matt.
»Gar nicht«, erklärte Jane mit glasigen Augen. »Das muss freiwillig geschehen.«
»Du willst, dass ich meine Existenz opfere?«, erklang eine wispernde Stimme.
»Du klammerst dich noch immer daran, obgleich sie jeden Sinn verloren hat«, sprach Jane. »Damals hättest du es beenden können. Eine Welt ohne Dunkelheit, ohne den Dämon.«
»Das glaubt ihr, weil ihr die Wahrheit nicht kennt. Ich habe es gesehen, dachte, es aufhalten zu können. Doch das war vergeblich. Dafür habe ich gebüßt.« In der Stimme schwang eine Traurigkeit mit, die Matts Herz schwer werden ließ. »Es war nicht an mir, mein Leben zu opfern.«
»Wir alle haben es getan.«
»Es war der falsche Weg, doch ich kann nicht behaupten, dass meiner der richtige ist. Ein Blick auf die Welt hat sie mir gezeigt, all die Magier in ihrer Gier. Belauert haben sie sich, gegenseitig Zauber gestohlen, wollten immer mehr Macht. So hat es begonnen. Und auch mit unserem Opfer hätte es nicht geendet.«
»Gesprochen wie ein Feigling.«
»Vielleicht«, gab die Verräterin zu. »Ich mag schwach gewesen sein, doch alle anderen waren noch schwächer. Ich wollte es beenden, für immer.«
»Du hättest den Magiern, allen Menschen vielleicht mehr zutrauen sollen. Wir hätten es beendet. Ein für alle Mal.«
»Das denkst du. Das dachtet ihr.« Ihre Stimme blieb stets gleich. Keine Höhen, keine Tiefen. »Doch ich habe die Wahrheit gesehen.«
»Dieses Mal gibt es Widerstand«, erklärte Jane. »Es wurden Vorbereitungen getroffen.«
»Ja, ich sehe es. Doch es ist ein Tropfen Silber in einem Ozean aus Asche. Chancenlos. Dazu verdammt zu versagen, wie es so viele vor uns allen bereits taten.«
»Das kann doch nicht sein«, flüsterte Matt. »Wie viele Dämonen gab es denn?«
»Unzählige. Hast du denn noch immer nicht begriffen, was ein Dämon ist?« Ein Riss durchzog den Sarkophag, ein Stöhnen erklang. »Ja, ich spüre das Ende herannahen. Dieses Mal bin auch ich verloren.«
»Dann lass es nicht umsonst sein«, bat Jane. »Du bist erneut die Letzte von uns. Ein letztes Mal kannst du eingreifen. Verschwende es nicht.« Sie stöhnte auf, als der schwarze Glassplitter in tausend kleinere zerfiel und zu Boden rieselte. Blut floss als dünnes Rinnsal über ihre Haut. »Er ist fort.«
Weitere Risse entstanden auf dem Sarkophag, verästelten sich, wurden zu einem Netz.
»Dieses Gefäß steht zwischen mir und meinem Ende«, wisperte die Letzte der Sieben. »Nun ist es an euch, ihn aufzuhalten. Ohne Hilfe, ohne Schicksal, ohne eure Gabe.«
»Wenn du dann noch so freundlich wärst, uns zu sagen, wie der Dämon besiegt werden kann«, verlangte Ultinova.
»Das kann er nicht«, wisperte es. »Doch obgleich ich euch helfen will, ist es mir unmöglich. Das Wissen wird in jeder Generation nur einmal gewährt. Sucht den Wahrer des Wissens, er wird den Schleier des Vergessens lüften. Doch gebt acht, Wissen kann listig und tückisch sein.«
»Wie sollen wir ihn finden?!«, fragte Matt. »Ich habe noch nie von so jemandem gehört.«
»Die Schatten verbergen, die Schatten enthüllen. Manchmal ist es nur ein kleiner Schritt, mag er auch eine Ewigkeit dauern.«
»Gut, dass die früheren Gespräche mit Jeremiah stattfanden«, kommentierte Ultinova. »Ich hätte diesen Sarkophag irgendwann aus Frustration zerschlagen.«
Wie aufs Stichwort brach ein Teil des Artefakts heraus.
»Ich öffne euch den Fluchtweg, doch seid gewarnt. Flieht aus dem Haus, es wird nichts davon bleiben.«
Ultinova setzte dazu an, etwas zu sagen, doch es war bereits zu spät. Das Eingangsportal zerbarst, Steinbrocken regneten durch die Luft. Staub wirbelte auf.
Der Sarkophag zersprang in einer Explosion und aus dem Inneren heraus ergoss sich brodelnde Schwärze in das schmale Auffangbecken. Mehr und mehr.
»Raus hier!«, befahl Ultinova.
Gemeinsam hechteten sie auf den Gang.
Ein Blick zurück zeigte Matt, dass die Schwärze immer mehr zunahm. Wie ein klebriges Geschwür breitete sie sich aus, kroch an den Wänden nach oben und verschlang jeden Zentimeter des Raums.
Der Gang erwies sich als kurz, das Tor an der gegenüberliegenden Seite war geöffnet.
Als sie das Haus erreichten, eilte Ultinova zu einer Stelle an der Wand, wo eine Glasfläche angebracht war. Sie legte ihre Hand darauf und murmelte etwas.
Im nächsten Augenblick glühten in den Wänden verbaute Leuchtelemente auf, ein durchdringender Ton lag in der Luft.
Die Schwärze hatte mittlerweile den Gang erreicht und glitt wie eine alles verzehrende Welle heran.
»Weg hier!«, brüllte Pablo.
Überall wurden Türen geöffnet, Stimmen wurden laut.
Ultinova setzte sich an die Spitze der Gruppe. Gemeinsam eilten sie zwischen Türübergängen hindurch, in denen Spiegelsplitter verbaut waren. Das 13. Haus bestand aus Räumen, die überall auf der Welt verteilt waren. Die Übergänge waren Portale, obgleich man nichts davon bemerkte.
»Die anderen werden es nicht schaffen«, sagte Pablo.
»Wir werden sie auf andere Art retten«, erklärte Ultinova. »Schnell.«
Sie betraten einen lang gezogenen Raum, in dem allerlei Büsten in kleinen Erkern standen. Eine ausladende Wendeltreppe führte in die Höhe, davon eingerahmt wartete ein Spiegel am Boden.
»Dort oben ist das Büro unseres Obersten«, erklärte Ultinova.
»Inés«, keuchte Matt.
»Sie wird sich kaum darin befinden. Andererseits: Wäre es nicht schön, wenn die Schwärze uns den Kampf gegen sie abnehmen würde?« Pablo deutete auf eine weitere Glasplatte. »Du willst die Räume separieren?«
»Auf diese Art kann die Schwärze sich nicht ausbreiten«, sagte Ultinova.
Hinter ihnen stürmten bereits Schicksalswächter in den Raum, eilten auf den Spiegel zu.
»Flieht!«, rief Pablo.
Panische Blicke glitten über Jane, Sam und Matt, doch niemand unterbrach