Manipuliert. Teri Terry

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Manipuliert - Teri Terry

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lässt seine Hand nicht los. »Bleib. Ich habe Angst. Werde ich wie sie enden?« Dabei sieht sie mich an, als wäre das schlimmer als der Tod. Womöglich hat sie recht. Aber sehe ich denn so furchterregend aus?

      »Das glaube ich nicht«, sagt Kai. »Meine Schwester ist eine Ausnahme, die einzige, von der ich je gehört habe.«

      Da hat er recht. Es gibt nur mich, mich und wieder mich.

      »Wenn ich sterbe, sehe ich da meine Mum wieder?«

      »Auf jeden Fall, da bin ich ganz sicher«, antwortet Kai.

      Das Mädchen nickt und blinzelt. Blut tritt in ihre Augen. Ihr Blick gleitet ins Leere und dann ist sie tot.

      Der Nachmittag zieht sich dahin. Ein paarmal geht die Tür auf und entweder werden Neue gebracht oder Namen von Leuten aufgerufen, die es bereits vierundzwanzig Stunden geschafft haben. Leichen wie die von Jody werden abgeholt. Kisten mit Wasser und Nahrungsmitteln werden gebracht.

      An der Wand hängt ein Fernseher, in dem in einer Endlosschleife Zeichentrickfilme laufen. Sobald jemand mal auf die Nachrichten umschaltet, ertönt lauter Protest.

      Ein Nachrichtensprecher verkündet, dass die neuen Maßnahmen zur Einhaltung der Quarantänezonen erfolgreich seien.

      Neue Maßnahmen: Zäune, Wachen, Scans und ein übler Schlag auf den Kopf, wenn der Alarm geht. Und dann? Tod auf dem Scheiterhaufen?

      Und schlimmer noch, der Berichterstattung zufolge haben sie nach wie vor keinen Schimmer, was die Krankheit auslöst. Heißt das etwa, dass niemand nach Dr. 1 sucht?

      Angeblich sind die neuen Zonen sicher. Die Regierung bildet sich ein, sie könnte die Leute einfach einsperren und warten, bis es vorbei ist.

      Aber jetzt bin ich hier. Die täuschen sich.

      Wenn es sich über die Quarantänezonen hinweg ausbreitet, strengen sie sich vielleicht mehr an, die Ursachen und auch Dr. 1 zu finden.

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      Die Tür geht auf und endlich sind wir dran, die vierundzwanzig Stunden sind um. Eine Wache mit einer Liste ruft uns aus und auch die beiden Kinder Adriana und Jacob.

      Wir stehen auf, laufen zur Tür. In … die Freiheit?

      Nein, jedenfalls noch nicht.

      Mit dem, was jetzt kommt, ist Bobby so ganz und gar nicht einverstanden.

      »Echt jetzt? Schlimm genug für uns, aber die Kinder wollen Sie auch tätowieren?«

      »Die Immunitätspässe lassen sich leicht stehlen oder fälschen. Es muss schon etwas sein, das sich nicht fälschen lässt.«

      »Das Tattoo kann man nicht nachmachen?«

      »Nein. Das wird mit einer besonderen Farbe gestochen, zu der nur wir Zugang haben und die auf einem Handscan sichtbar ist. Sie können sich gerne weigern, nur dann werden Sie hier in der Quarantänezone versauern.«

      »Wir kriegen ein Tattoo?« Jacob ist begeistert. »Kann ich einen Dinosaurier?«

      Doch seine Schwester ist entsetzt. »Die haben keine Aufkleber, das sind echte Tätowierungen mit Nadeln.« Jacob verzieht ängstlich das Gesicht.

      »Ich gehe als Erster. So schlimm ist das nicht, ihr werdet schon sehen«, sage ich.

      Wir werden alle vier in einen Raum gebracht, in dem ein Typ sitzt. Als er die Kinder sieht, seufzt er. Mit seinen langen Haaren und den bunten Tattoos auf den Armen wirkt er jetzt nicht gerade wie der typische Regierungsmitarbeiter.

      »Ich zuerst«, sage ich und setze mich vor ihm auf den Stuhl.

      »Halt still, dann ist es gleich vorbei.«

      Dünne Nadeln, Tinte in einem kleinen Glas. Die Nadel durchdringt die Haut, winzige Stiche, rein, raus, rein, raus. Der Tätowierer hat geschickte Hände. In dem Glas ist die Farbe durchsichtig, in der Haut entfaltet sie einen silbergrauen Ton, der sich schon bald zu einem großen I formiert.

      Und ich muss mich wirklich zusammenreißen still zu sitzen. Nicht, weil es wehtut – das tut es, aber der Schmerz macht mir nichts –, sondern weil ich hier mit achtzehn mein erstes Tattoo bekomme, das ich mir nicht mal selbst ausgesucht habe. Keine Ahnung, ob ich mich überhaupt je für ein Tattoo entschieden hätte, bloß wenn, dann garantiert nicht für so ein lahmes I für immun mit Gott weiß was für einer fiesen chemischen Regierungsfarbe gestochen. Und mich aufregen kann ich auch nicht, denn Adriana und Jacob sehen mit offenen Mündern zu.

      »Tut’s weh?«, will Adriana wissen.

      »Nicht sehr, nur ein kleines bisschen«, antworte ich. »Das schaffst du schon.« In dem Moment trifft die Nadel einen empfindlichen Punkt, und ich muss aufpassen, dass ich nicht zucke.

      Ich suche Bobbys Blick. Der ist kalkweiß und schaut angestrengt weg.

      Adriana kommt als Nächste dran, sie versucht, tapfer zu sein, aber sie hat Tränen in den Augen. Ich halte ihre andere Hand. Bei Jacob läuft es schlechter. Er jault und muss festgehalten werden.

      Bobby fällt in Ohnmacht.

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      Fasziniert sehe ich zu, wie sich die Nadel in die Haut bohrt: rein, raus, rein, raus.

      Bei Bobby beeilt sich der Tätowierer besonders. Er meint, bei Leuten, die in Ohnmacht fallen, sollte man fertig sein, bevor sie aufwachen. Nach allem, was Bobby durchgemacht hat, hätte ich nicht gedacht, dass ihn eine Tätowierernadel umhaut.

      Nachdem das Tattoo fertig ist, kommt Bobby wieder zu sich. Kai hilft ihm auf. Bobby scheint zunächst keinen Plan zu haben, weiß nicht, wo er ist. Als er sich besinnt, sieht er sich panisch um.

      »Nein, ich kann kein Tattoo bekommen«, sagt Bobby. »Ich habe tierische Angst vor Spritzen.«

      »Zu spät, du hast schon eins«, antwortet Kai.

      Da kippt Bobby fast schon wieder aus den Latschen, aber Kai geleitet ihn schnell nach draußen in die Sonne und an die frische Luft.

      Die vier werden auf die andere Straßenseite zu einem Tisch gebracht, wo jemand ihre Daten aufnimmt, Alter und Namen.

      »Können wir jetzt endlich weiter nach Glasgow?«, fragt Kai ungeduldig.

      »Sie können die Quarantänezone verlassen und nach Glasgow reisen, wenn Sie dort eine Bleibe, Freunde oder Verwandte nachweisen können. Ansonsten müssen wir einen Sponsor oder einen Job für Sie finden.«

      »Wie lange dauert das?«, fragt Bobby.

      »Für gesunde Erwachsene gibt es genügend Jobs. Ein oder zwei Tage.«

      »Was ist mit Adriana und Jacob?«

      Er schaut sich die Angaben an. »Unbegleitete Minderjährige müssen in eine Pflegefamilie.

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