Abteilung G.. Arno Alexander
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Abteilung G. - Arno Alexander страница 5
„Nein, ich weiß es nicht. Wissen Sie es?“
„Solch ein Zufall!“ rief er überrascht. „Stellen Sie sich vor: Ich weiß es auch nicht! Übrigens, dieses peinliche Erlebnis, das Ihr Gemahl hatte! Einen Menschen zu erschießen, — das ist doch unangenehm! Und gleich tot war der arme Kerl! Ich möchte wissen, wozu die Leute immer ins Kino rennen, wenn man im Eisenbahnzug genau so aufregende Sachen erleben kann. Und dabei — Sie werden es komisch finden — war ich heute selbst im Kino. Ja, ich habe mir den Film ‚Die Höllenmaschine‘ mit Ben Hawick angesehen. Kennen Sie Ben Hawick?“
„Den Namen habe ich schon mal gehört. Vielleicht habe ich ihn auch mal im Kino gesehen“, antwortete Maud langsam.
„Ja, im Kino, da sieht man sie meistens — die Filmschauspieler“, sagte Hearn freudig. „Oder im Waldorf-Astoria Hotel, beim Nachmittagskaffee. Es ist so nett zu beobachten …“
„Mr. Hearn“, unterbrach sie ihn. „Wenn Sie es durchaus hören wollen: Ich habe Mr. Hawick einmal im Waldorf-Astoria Hotel kennengelernt. Warum soll ich es leugnen?“
„Nicht wahr? Nicht wahr?“ rief er begeistert. „Warum leugnen? Man soll nie etwas leugnen, was die Polizei schon weiß …“
„Inspektor“, unterbrach ihn Maud wieder, und ihre Stimme zitterte leicht. „Sagen Sie endlich, was Sie von mir wollen. Mit ihrem Gerede … immer herum, immer herum … Oh, Sie können einen damit verrückt machen.“
„Aber, liebe Mrs. Murray, das will ich ja gerade … hm … vermeiden“, antwortete er lächelnd. „Diesen Mr. Hawick kennen Sie also sehr gut?“
Es dauerte diesmal eine geraume Weile, bis Maud die Frage beantwortete.
„Nein, im Gegenteil: sehr flüchtig“, sagte sie endlich.
„Das überrascht mich“, meinte Hearn verwundert. „Dieser Mann — da Sie ihn so wenig kennen, muß ich Sie wohl darauf aufmerksam machen — ist nämlich in sehr gefährliche Sachen verwickelt. Ben Hawick — das ist ein großer Fisch, Mrs. Murray. Wenn große Fische gefangen werden, geht’s auch den kleinen schlecht, die ins gleiche Netz geraten sind. Tja, aber wenn ich so bedenke … Nein, diese Überraschung! Sie rufen eine Nummer an, Hawicks Nummer, und verlangen für Ihren Mann einen falschen Paß, den er gar nicht nötig hat. Hawick ärgert sich sehr, denn er ahnt, daß seine Leitung überwacht wird, und … und … trotz alledem kennen Sie ihn nur sehr flüchtig! Du liebe Güte! Wenn das keine Überraschung für mich ist! Aber wissen Sie, jetzt muß ich leider gehen. Ich erwarte nämlich heute meine Nichte. Sie kommt zum erstenmal aus Europa hierher … Aber das wird Ihnen wohl sehr gleichgültig sein, fürchte ich.“
Er stand auf und sah sie etwas scheu von der Seite an.
„Sie sind mir doch nicht böse, daß ich Sie heute mit meinem Geschwätz belästigte? Oh, ich gehe schon … Übrigens, falls Sie mal Lust bekommen sollten, wieder mit mir zu plaudern … Nun, ich bin jeden Tag von acht bis zwölf Uhr im Hauptquartier der Polizei zu sprechen. Und — es ist mir viel angenehmer, wenn die Leute mich besuchen, ehe ich sie besuchen muß. Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen! Grüßen Sie Ihren Gatten und auch den Leutnant von mir.“
Er war im Vorzimmer angelangt und hatte seinen grauen Regenmantel angezogen. Jetzt streifte er die Gummischuhe über und griff nach seinem Hut.
„Vielleicht … komme ich wirklich einmal zu Ihnen“, sagte Maud mühsam.
„Sobald Sie wünschen. Sie sind immer willkommen … Aber ich höre unten Stimmen. Das wird Ihr Gatte sein. Ich empfehle mich, ich empfehle mich.“
Hearn traf im Treppenflur mit Dick Murray und Inspektor Lennox zusammen, aber es war ziemlich dunkel, und der kleine Kriminalbeamte zwängte sich so rasch an den eifrig Redenden vorbei, daß sie ihn nicht erkannten.
„Hallo! Maud!“ schrie Dick auf, als er sie oben stehen sah. Dann raste er hinauf, drei Stufen auf einmal nehmend.
„Maud! Mein armes, kleines Frauchen!“ murmelte er und hielt sie fest umschlungen. „Was? Weinen? Aber jetzt ist doch alles vorbei! Kindchen! Besinne dich doch! Ich habe dich immer für so tapfer gehalten, und nun plötzlich dieses Benehmen … Ist Elgin da? Ja? Lennox, gehen Sie doch bitte hinein und unterhalten Sie sich einstweilen mit Elgin. Ich muß meiner Frau erst die Tränen trocknen.“
Maud weinte wirklich. Sie hatte den Kopf auf Dicks Schulter gelegt, und ihre schmalen Hände klammerten sich an seinem Mantel fest, als wolle jetzt, jetzt gleich wieder jemand ihren Dick entführen.
„Nein, nein!“ rief sie und schluchzte auf. „Ich will nicht weinen … Ich will tapfer sein … Jetzt hab’ ich dich doch wieder! Es ist alles wie ein Traum, wie ein böser Traum …“
Lennox räusperte sich leise und trat in die Wohnung. Etwas verwundert sah er die am Boden verstreuten Blumen an und den geöffneten Grammophonkasten.
„Elgin!“ rief er. „Leutnant Elgin!“
Elgin kam aus dem anderen Zimmer und blinzelte mit den Augen. Er mußte im Dunkeln gesessen haben.
„Ja, was ist denn hier los?“ fragte Lennox befremdet.
„Inspektor, haben Sie ihn gesehen?“ rief Elgin aufgeregt.
„Wen?“
„Hearn! Inspektor Hearn! Er war hier, hat Maud sprechen wollen.“
Lennox sah verblüfft vor sich hin.
„Was? Jetzt? So spät noch?“
Elgins Augen hingen flehend an den Lippen des Inspektors.
„Was kann denn das bedeuten, Inspektor?“ fragte er und schluckte ein paarmal.
Lennox zuckte die Achseln.
„Wenn Sie’s nicht wissen, Elgin, wo Sie doch unter ihm arbeiten, — woher soll ich’s erraten?“
„Ach Gott! Ich habe solche Angst …“
„Na, jetzt hören Sie auf zu jammern. Nehmen Sie sich zusammen. Dick darf kein Wort von diesem Besuch erfahren, und … Maud dürfen Sie auch nicht sagen, wer Hearn ist …“
„Sie weiß es ja!“
„Was weiß sie?“ fragte Lennox heftig. „Sie wird wissen, daß er Inspektor der Kriminalpolizei ist — wie ich. Nicht aber wird sie wissen, daß es keinen gefährlicheren Geheimpolizisten gibt als Hearn …“
„Und das … sollte man … ihr gerade sagen“, stammelte Elgin.
„Warum?“
„Warum? Damit sie sich in acht nimmt. Darum! Was wissen denn Sie von ihr! Was weiß denn ich? Vielleicht war sie mal in Not, vielleicht hat sie mal etwas getan …“
„Sie phantasieren!“ unterbrach ihn Lennox streng. „Wir Kriminalbeamten wittern ja überall und immer nur Verbrechen. Es wird nicht halb so schlimm sein … Aber jetzt reißen Sie sich endlich zusammen, Elgin!“
Elgin machte ein, zwei unsichere Schritte durchs