Abteilung G.. Arno Alexander
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„Seine Freilassung haben doch Sie erwirkt?“
„Ich?“ Lennox hob die Schultern. „Gewiß, ich habe mich dafür eingesetzt und … Na, kurz und gut, als ich mich erst auf den Kampf um Dicks Freiheit gefaßt machte, sagte der Beamte schon, ich hätte ihn ganz überzeugt, und Dick sei frei. Können Sie das verstehen?“
„Nein.“
„Und nachher fand man bei dem Erschossenen die Beweise seiner Zugehörigkeit zur berüchtigten Bande Mc Carthys. Hören Sie, Elgin: nachher! Dick wäre auch ohne diese Beweise freigekommen — auf ein paar Worte von mir hin.“
„Das ist merkwürdig.“
„Es ist noch viel merkwürdiger, wenn man bedenkt, daß ich von Notwehr sprach und … Sagen Sie mal, halten Sie es für Notwehr, wenn man einem Menschen eine Kugel auf den Millimeter genau zwischen die Augen jagt? Halten Sie das für Notwehr?“
Elgin schüttelte entsetzt den Kopf.
„Und das … hat Dick getan?“
„Auf den Millimeter genau, wie ich sagte.“ Lennox dämpfte die Stimme. „Dick ist und bleibt mein Freund — es kann geschehen, was da will. Aber — wenn das kein Mord, kein glatter, wohlüberlegter Mord war, dann bin ich umsonst seit zwanzig Jahren Kriminalbeamter.“
„Genau zwischen die Augen“, flüsterte Elgin, und seine Lippen zitterten merklich. „Auf den Millimeter genau … Mein Gott!“
„Nehmen Sie sich zusammen, — sie kommen“, sagte Lennox streng.
IV
William, der Bruder Jim Elgins, saß grübelnd an seinem etwas altmodischen Schreibtisch. Er hatte den Kopf in die Hände gestützt und starrte das Tintenfaß an, in dem die Tinte völlig ausgetrocknet war. Seit zwanzig Minuten saß er so da, nachdem er vordem eine fieberhafte Tätigkeit entwikkelt und die ganze Wohnung aufs genaueste durchsucht hatte. Seine anfängliche Aufregung hatte sich gelegt, und übriggeblieben war nur eine quälende Unruhe, verursacht durch die Frage: Was hatten die Leute hier gewollt, die gewaltsam in seine Wohnung eingedrungen waren, die kein Fach unberührt gelassen, alles durchwühlt und durcheinander geworfen hatten und doch nichts mitnahmen? Sogar die erbrochene Geldkassette mit etwa vierzig Dollar darin wies ihren vollen Inhalt auf.
William war Offizier der Armee. Er war älter als sein Bruder, größer und kräftiger, wenn auch lange nicht so hübsch. Wenn der fünfundzwanzigjährige Jim noch wie ein Jüngling aussah, so konnte man William getrost um einige Jahre älter als siebenundzwanzig — so alt war er — schätzen.
Langsam stand William auf. Seine Hände griffen nach der Zigarettendose, ein Streichholz flammte auf. Die Einbrecher mußten doch etwas ganz Bestimmtes gesucht haben, dachte er, — sonst hätten sie das Geld mitgenommen. Ganz gewiß hätte das ein gewöhnlicher Einbrecher getan. Papiere? Er bewahrte aber keine wichtigen Papiere auf, und wenn die ungebetenen Besucher die paar Briefe, die hier vor ihm lagen, etwa photographiert hatten, so würden sie sehr enttäuscht sein. Und auch sein Bruder bewahrte nie wichtige Papiere zu Hause auf …
Bei diesem Gedanken wurde William plötzlich bleich. Ganz genau wußte er jetzt, was die Einbrecher hier gesucht hatten — gesucht und vielleicht auch gefunden. Früher hatte Jim nie dienstliche Papiere nach Hause mitgebracht, — das stimmte. Aber seit er kürzlich zum Leutnant befördert worden war, hatte sich das doch geändert, und William entsann sich jetzt genau, daß sein Bruder einigemal ein schmales Aktenheft in dem Schreibtisch verschlossen hatte.
Man mußte ihn benachrichtigen — sofort! Keine Minute war zu verlieren. Vielleicht konnte ein verhängnisvolles Unglück verhindert werden, wenn Jim sofort das Nötige veranlaßte.
Hastig riß William den Uniformrock vom Nagel, setzte die Mütze auf und eilte hinaus auf die Straße. Es war nicht schwer zu erraten, wo Jim zu finden sein würde; hatte er doch gestern von einem Fest gesprochen, bei dem er anwesend sein müsse. Und Jims Feste? William wußte, daß nur die Familie Murray für ein solches Fest in Betracht kam. Schnell, immer schneller schritt der junge Offizier aus, und sein Blick klebte dabei am Boden, an dem Schnee, der unter seinen Füßen knirschte.
Doch da, als er eben eine Straße überqueren wollte, hörte er ein sonderbares Heulen, das sich rasch näherte, und gleichzeitig gewahrte er, wie ein Polizist durch Zeichen die Straße für den Verkehr sperrte. Das Heulen kam mit unglaublicher Geschwindigkeit näher, und jetzt merkte William, daß der schaurige Ton, der keine Sekunde aussetzte, eigentlich aus drei verschiedenen Tönen bestand, die einander rasch abwechselten. Und nun vernahm er dazu noch schrilles Pfeifen, entferntes Geräusch von Motoren und etwas wie ein dumpfes Trommeln. Nein, kein Trommeln — jetzt unterschied er es deutlicher: das war Stampfen, das war Pferdegetrampel!
Im nächsten Augenblick war die bis jetzt ziemlich dunkle Straße hell erleuchtet. Um die Ecke jagten mit großen Scheinwerfern drei, vier, nein: fünf Polizeiwagen, auf deren vorderstem eine Sirene unaufhörlich jene unheimlichen, warnenden Laute hinausbrüllte, die William zuerst aufgefallen waren. Dicht gedrängt saßen und standen da Polizisten. Sogar auf den Trittbrettern hingen sie. Ihre Kopfbedeckung erweckte Williams Aufmerksamkeit — es war etwas einem Stahlhelm Ähnliches, und dieser Helm ging vorne bis tief in die Stirn. Und da — jetzt sah er es deutlich: auch der Mund und die Nase waren verdeckt mit etwas Stählernem. Von diesen Menschen sah man nur die zwei Augen — zwei schwarze, drohende Punkte. Wie Teufel sahen sie aus — diese Menschen, und sie brachten auch Tod und Verderben.
Jetzt waren die Wagen vorüber, und jetzt rasten dicht an William vorbei zehn oder zwanzig Motorräder. Die Polizisten darauf sahen genau so aus wie die vorigen. Und nun — kaum, daß die Motorräder um die Ecke gebogen waren — tauchten Berittene auf. Sie lagen ihren Pferden förmlich auf dem Hals und jagten, hetzten, schrien. Die Schreie klangen hinter dem stählernen Schutz dumpf und unnatürlich.
Dann war alles vorbei. Leer und dunkel lag die Straße wieder da. Nur ganz entfernt hörte man noch das Heulen der Sirene und das immer leiser werdende Stampfen.
„Ist das nicht großartig?“ vernahm William neben sich eine helle, dünne Greisenstimme. „Nun, sagen Sie selbst: Ist das nicht großartig?“
Etwas mitleidig lächelnd sah William auf die schmächtige Gestalt des Mannes im grauen Regenmantel herab. Der Schein einer Laterne erhellte matt das Gesicht des Fremden, und William erkannte unter dem schwarzen Hut hinter scharfen Gläsern zwei durchdringende, kleine Augen.
„Was war das?“ erkundigte sich William, nur um nicht unhöflich zu erscheinen, denn er hatte wirklich an anderes zu denken.
„Das wissen Sie nicht?“ rief das kleine Männchen erstaunt aus. „Aber das ist doch das Neueste: Unsere Gorillas! Abteilung G. der Kriminalpolizei! Warum soll nur Chikago Gorillas haben, was? Ist nicht einzusehen, nicht wahr? Jetzt können wir sie gerade sehr gut brauchen. Am Hudson liefern sich die Banden Petersens und Mc Carthys eine Straßenschlacht. Da platzen die Gorillas dazwischen. Eine wahre Freude! Können Sie sich das vorstellen? Oh, wenn ich noch jung wäre, ich möchte gleich solch ein Gorilla werden …“
„Ich danke Ihnen sehr“, sagte William artig. „Aber ich muß jetzt gehen …“
„Bitte sehr“, wehrte der Fremde freundlich ab. „Ich habe mich aufrichtig gefreut, daß Sie mir so aufmerksam zuhörten. Man findet das selten heutzutage. Die Jugend ist so schlecht erzogen. Und wenn Sie noch mehr über die Gorillas erfahren möchten, so fragen Sie Ihren