Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg

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Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band) - Rosa Luxemburg

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Beispiel zur Erläuterung der Akkumulationsbewegung. Nun sind die Zahlen der Gleichung folgendermaßen geordnet:

I. 5.000 c + 1.000 v + 1.000 m = 7.000
II. 1.430 c + 285 v + 285 m = 2.000

      Hier sehen wir, daß im Unterschied von dem früheren Beispiel in beiden Abteilungen die gleiche Zusammensetzung des Kapitals besteht, nämlich das Verhältnis von konstant zu variabel gleich 5:1. Es setzt dies voraus: schon bedeutende Entwickelung der kapitalistischen Produktion und dementsprechend der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit; bedeutende, schon vorhergegangene Erweiterung der Produktionsleiter; endlich Entwickelung aller der Umstände, die eine relative Übervölkerung in der Arbeiterklasse produzieren. Wir machen also nicht mehr wie im ersten Beispiel den anfänglichen ersten Übergang von der einfachen zur erweiterten Reproduktion, der ja auch nur einen abstrakten, theoretischen Wert hat, sondern fassen die Akkumulationsbewegung mitten im Fluß, auf einer bereits hohen Entwickelungsstufe. An sich sind diese Annahmen völlig zulässig und ändern auch nichts an den Regeln, die uns bei der Entwickelung der einzelnen Windungen der Reproduktionsspirale leiten müssen. Auch hier wieder nimmt Marx zum Ausgangspunkt die Kapitalisierung des halben Mehrwerts der Abteilung I:

      "Gesetzt jetzt, die Kapitalistenklasse I konsumiere den halben Mehrwert = 500 und akkumuliere die andre Hälfte. Dann wären (1.000 v + 500 m) I = 1.500 umzusetzen in 1.500 II c. Da hier II c nur = 1.430, so ist vom Mehrwert 70 zuzusetzen; dies von 285 II in abgezogen, läßt 215 II m. Wir erhalten also:

      I. 5.000 c + 500 m (zu kapitalisieren) + 1.500 (v + m) in Konsumtionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter.

      II. 1.430 c + 70 m (zu kapitalisieren) + 285 v + 215 m.

      Da hier 70 II m direkt annexiert werden an II c, so ist erheischt, um dies zuschüssige konstante Kapital in Bewegung zu setzen, ein variables Kapital von70/5 = 14; diese 14 gehn also weiter ab von 215 II m; bleibt 201 II m, und wir haben

      II. (1.430 c + 70 c) + (285 v + 14 v) + 201 m."

      Nach diesen ersten Anordnungen kann die Kapitalisierung vonstatten gehen. Sie vollzieht sich folgendermaßen:

      In I teilen sich die 500 m, die kapitalisiert werden, in 5/6 = 417 c + 1/6 = 83 v. Die 83 v entziehen einen gleichen Betrag von II m, der Elemente des konstanten Kapitals kauft, also zu II c geschlagen wird. Eine Vermehrung von II c um 83 bedingt eine Vermehrung von II v um 1/5 von 83 = 17. Wir haben also nach dem Umsatz:

I. (5.000 c + 417 m) + ( 1.000 v + 83 m) v = 5.417 c + 1.083 v = 6.500
II. (1.500 c + 83 m) + ( 299 v + 17 m) v = 1.583 c + 316 v = 1.899
-----------------------
Summa 8.399.

      Das Kapital in I ist gewachsen von 6.000 auf 6.500, also um 1/12, in II von 1.715 auf 1.899, also um nicht ganz 1/9.

      Die Reproduktion auf dieser Grundlage im nächsten Jahr ergibt am Jahresschluß:

I. 5.417 c + 1.083 v + 1.083 m = 7.583 } Summa 9.798
II. 1.583 c + 316 v + 316 m = 2.215

      Wenn in derselben Proportion weiter akkumuliert wird, so erhalten wir am Schluß des zweiten Jahres:

I. 5.869 c + 1.173 v + 1.173 m = 8.215 } Summa 10.614
II. 1.715 c + 342 v + 342 m = 2.399

      Und am Schluß des dritten Jahres:

I. 6.358 c + 1.271 v + 1.271 m = 8.900 } Summa 11.500
II. 1.858 c + 371 v + 371 m = 2.600

      In drei Jahren hat sich das gesellschaftliche Gesamtkapital von 6.000 I + 1.715 II = 7.715 auf 7.629 I + 2.229 II = 9.858, das Gesamtprodukt von 9.000 auf 11.500 vermehrt.

      Hier ging die Akkumulation, im Unterschied vom ersten Beispiel, gleichmäßig in beiden Abteilungen vor sich, in I wie in II wurde vom zweiten Jahr ab die Hälfte des Mehrwerts kapitalisiert und die Hälfte verzehrt. Das Willkürliche des ersten Beispiels scheint also nur an schlecht gewählten Zahlenreihen zu liegen. Doch haben wir nachzuprüfen, ob diesmal der glatte Fortgang der Akkumulation etwas mehr als mathematische Operationen mit geschickt gewählten Zahlen darstellt.

      Was als allgemeine Regel der Akkumulation gleichmäßig im ersten wie im zweiten Beispiel in die Augen springt, ist immer wieder folgendes: Damit die Akkumulation überhaupt vonstatten gehen kann, muß die II. Abteilung jedesmal soviel an Erweiterung des konstanten Kapitals vornehmen, wie die Abteilung I erstens an Vergrößerung des konsumierten Teils des Mehrwerts, zweitens an Vergrößerung des variablen Kapitals vornimmt. Am Beispiel des ersten Jahres illustriert, muß nämlich erst ein Zuschuß zum konstanten Kapital in II um 70 stattfinden. Weshalb? Weil dieses Kapital bisher 1.430 darstellt. Wollen aber die Kapitalisten I die Hälfte ihres Mehrwerts (1.000) akkumulieren und die Hälfte verzehren, so brauchen sie nun Lebensmittel für sich wie für ihre Arbeiter im Betrage von 1.500. Diese können sie von der Abteilung II nur im Austausch gegen das eigene Produkt - die Produktionsmittel - kriegen. Da aber die Abteilung II ihren eigenen Bedarf an Produktionsmitteln nur im Betrage des eigenen konstanten Kapitals (1.430) deckte, so kann der Austausch nur in dem Falle zustande kommen, wenn die Abteilung II sich entschließt, ihr konstantes Kapital um 70 zu vergrößern, d.h. die eigene Produktion zu erweitern. was ja nicht anders bewerkstelligt werden kann als durch Kapitalisierung eines entsprechenden Teils des Mehrwerts. Beträgt dieser in der Abteilung II 285 in, so müssen davon 70 zum konstanten Kapital geschlagen werden. Hier wird der erste Schritt in der Erweiterung der Produktion bei II als Bedingung und Folge einer Erweiterung der Konsumtion der Kapitalisten I bestimmt. Gehen wir weiter. Bis jetzt ist die Kapitalistenklasse I erst befähigt, die Hälfte ihres Mehrwerts (500) in persönlichem Konsum zu verzehren. Um die andere Hälfte kapitalisieren zu können, muß sie den Betrag von 500 mindestens entsprechend der bisherigen Zusammensetzung verteilen, also 417 zu konstantem, 83 zu variablem Kapital schlagen. Die erstere Operation bietet keine Schwierigkeiten. Die Kapitalisten I besitzen in ihrem eigenen Produkt einen Überschuß von 500, der in Produktionsmitteln besteht, dessen Naturalgestalt also ihn befähigt, direkt in den Produktionsprozeß aufgenommen zu werden; so bildet sich eine Erweiterung des konstanten Kapitals der Abteilung I aus dem entsprechenden Betrag des eigenen Produkts dieser Abteilung. Um aber die entsprechenden 85 als variables Kapital auch betätigen zu können, sind im gleichen Betrage Lebensmittel für die neuanzustellenden Arbeiter nötig, Hier kommt zum zweitenmal die Abhängigkeit der Akkumulation in I von der Abteilung II zum Vorschein: I muß von II um 83 mehr Lebensmittel als bisher für ihre Arbeiter entnehmen. Da dies wiederum nur auf dem Wege des Warenaustausches geschieht, so kann dieses Bedürfnis der Abteilung I nur unter der Bedingung befriedigt werden. daß die Abteilung II ihrerseits sich bereit erklärt, Produkte von I, d.h. Produktionsmittel, für 83 anzunehmen. Da sie mit Produktionsmitteln nichts anderes anfangen kann, als sie im Produktionsprozeß zu verwenden, so ergibt sich für die Abteilung II die Möglichkeit und zugleich Notwendigkeit, ihr konstantes Kapital wiederum zu erweitern, und zwar um 83, wodurch vom Mehrwert dieser Abteilung wiederum 83 dem persönlichen Konsum entzogen und zur Kapitalisierung verwendet werden. Der zweite Schritt in der Erweiterung der Produktion von II ist bedingt durch die Erweiterung des variablen Kapitals bei I. Jetzt sind bei I alle sachlichen Bedingungen der Akkumulation vorhanden, und die erweiterte Reproduktion kann vonstatten gehen. Bei II hingegen hat vorerst nur eine zweimalige Erweiterung des konstanten Kapitals stattgefunden.

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