Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band) - Rosa Luxemburg страница 58

Автор:
Серия:
Издательство:
Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band) - Rosa Luxemburg

Скачать книгу

eine entsprechende Vergrößerung der Zahl der Arbeitskräfte erforderlich ist. Unter Beibehaltung des bisherigen Verhältnisses ist für das neue konstante Kapital von 153 ein neues variables von 31 notwendig. Damit ist gesagt, daß ein ebensolcher Betrag wiederum vom Mehrwert kapitalisiert werden muß. Der persönliche Konsumtionsfonds der Kapitalisten II ergibt sich alsdann als der Restbetrag des Mehrworts (285 m) nach Abzug der zweimaligen Vergrößerung des konstanten Kapitals (70 + 83) und der entsprechenden Vergrößerung des variablen (31), insgesamt 184, in der Höhe von 101. Nach ähnlichen Manipulationen ergibt sich im zweiten Jahr der Akkumulation bei der Abteilung II eine Verteilung des Mehrwerts in 158 zur Kapitalisierung und 158 für den Konsum der Kapitalisten, im dritten Jahr 172 und 170.

      Wir haben den Vorgang deshalb so genau betrachtet und Schritt für Schritt verfolgt, weil dabei mit Deutlichkeit hervorgeht, daß die Akkumulation in der Abteilung II vollkommen abhängig und beherrscht ist von der Akkumulation in I. Zwar kommt diese Abhängigkeit nicht mehr in den willkürlichen Verschiebungen bei der Einteilung des Mehrwerts in II zum Ausdruck, wie das beim ersten Beispiel des Marxschen Schemas der Fall war, aber die Tatsache selbst bleibt bestehen, auch wenn der Mehrwert sich jetzt in beiden Abteilungen jeweilig hübsch in zwei Hälften - für Kapitalisierungszwecke und für persönliche Konsumtion - aufteilt. Trotz dieser ziffernmäßigen Gleichstellung der Kapitalistenklasse in beiden Abteilungen ist es klar ersichtlich, daß die ganze Akkumulationsbewegung von I eingeleitet und aktiv betätigt, von II passiv mitgemacht wird. Diese Abhängigkeit findet auch den Ausdruck in der folgenden exakten Regel: Die Akkumulation kann nur in beiden Abteilungen zugleich, und zwar nur unter der Bedingung stattfinden, daß die Abteilung der Lebensmittel jeweilig genau um soviel ihr konstantes Kapital erweitert, wie die Kapitalisten der Produktionsmittelabteilung ihr variables Kapital und ihren persönlichen Konsumtionsfonds erweitern. Diese Proportion (Zuwachs II c = Zuwachs I v + Zuwachs I mk) ist die mathematische Grundlage des Akkumulationsschemas von Marx, in welchen Zahlenproportionen wir es auch exemplifizieren mögen.

      Wir haben nun nachzuprüfen, ob diese strenge Regel der kapitalistischen Akkumulation den tatsächlichen Verhältnissen entspricht.

      Kehren wir zunächst zur einfachen Reproduktion zurück. Das Marxsche Schema lautete, wie erinnerlich:

I. 4.000 c + 1.000 v + 1.000 m = 6.000 Produktionsmittel.
II. 2.000 c + 500 v + 500 m = 3.000 Konsummittel.
----------------------------
Summa 9.000 Gesamtproduktion.

      Auch hier haben wir bestimmte Proportionen festgestellt, auf denen die einfache Reproduktion beruht. Diese Proportionen waren:

      1. Das Produkt der Abteilung I gleicht (an Wert) der Summe der beiden konstanten Kapitale in I und II.

      2. Was sich selbst aus 1 ergibt: Das konstante Kapital der Abteilung II gleicht der Summe des variablen Kapitals und des Mehrwerts in der Abteilung I.

      3. Was schon aus 1 und 2 folgt: Das Produkt der Abteilung II gleicht der Summe der variablen Kapitale und der Mehrwerte in beiden Abteilungen.

      Diese Verhältnisse des Schemas entsprechen den Bedingungen der kapitalistischen Warenproduktion (reduziert allerdings auf die einfache Reproduktion). So z.B. ist die Proportion 2 bedingt durch die Warenproduktion, d.h. durch den Umstand, daß die Unternehmer jeder Abteilung die Produkte der anderen Abteilung nur im Austausch gegen Äquivalente bekommen können. Das variable Kapital und der Mehrwert der Abteilung I drücken zusammen den Bedarf dieser Abteilung an Lebensmitteln aus. Diese müssen aus dem Produkt der Abteilung II gedeckt werden, doch sind sie nur im Austausch gegen die gleiche Wertmenge des Produkts I, d.h. Produktionsmittel, erhältlich. Da die Abteilung II mit diesem Äquivalent seiner Naturalgestalt wegen nichts anderes anfangen kann, als es im Produktionsprozeß als konstantes Kapital zu verwenden, so ist damit die Größe des konstanten Kapitals der Abteilung II gegeben. Wäre hier eine Disproportion vorhanden, wäre z.B. das konstante Kapital in II (als Wertgröße) größer als (v + m) I, so könnte es nicht ganz in Produktionsmittel verwandelt werden, denn die Abteilung I hätte einen zu geringen Bedarf nach Lebensmitteln. Wäre das konstante Kapital II kleiner als (v + m) I, dann könnten die Arbeitskräfte dieser Abteilung nicht im früheren Umfang beschäftigt werden oder die Kapitalisten nicht ihren ganzen Mehrwert verzehren. In allen Fällen waren die Voraussetzungen der einfachen Reproduktion verletzt.

      Diese Proportionen sind jedoch nicht bloße mathematische Übungen und auch nicht bloß durch die Warenform der Produktion bedingt. Um uns davon zu überzeugen, haben wir ein einfaches Mittel. Stellen wir uns für einen Augenblick statt der kapitalistischen die sozialistische Produktionsweise, also eine planmäßig geregelte Wirtschaft vor, in der gesellschaftliche Arbeitsteilung an Stelle des Austausches getreten ist. In dieser Gesellschaft gäbe es gleichfalls eine Einteilung der Arbeit in Produktion von Produktionsmitteln und in Produktion von Lebensmitteln. Stellen wir uns ferner vor, daß die technische Höhe der Arbeit es bedingt, daß zwei Drittel gesellschaftlicher Arbeit auf Herstellung von Produktionsmitteln, ein Drittel auf Verstellung von Lebensmitteln verwendet werden. Nehmen wir an, daß unter diesen Bedingungen zur Erhaltung des ganzen arbeitenden Teils der Gesellschaft jährlich 1.500 Arbeitseinheiten (Tage, Monate oder Jahre) genügen würden, und zwar nach Annahme: 1.000 davon in der Abteilung der Produktionsmittel, 500 in Lebensmitteln, wobei jedes Jahr Produktionsmittel aus früherer Arbeitsperiode vernutzt werden, die selbst das Produkt von 3.000 Arbeitseinheiten darstellen. Dieses Arbeitspensum genügt jedoch nicht für die Gesellschaft, denn die Erhaltung aller nichtarbeitenden (im materiellen, produktiven Sinne) Mitglieder der Gesellschaft - Kinder, Greise, Kranke, öffentliche Beamte, Künstler und Wissenschaftler - erfordert einen bedeutenden Zuschuß an Arbeit. Außerdem braucht jede Kulturgesellschaft zur Sicherung vor Notfällen elementarer Natur einen gewissen Assekuranzfonds. Nehmen wir an, daß die Erhaltung aller Nichtarbeitenden samt Assekuranzfonds genau noch einmal soviel Arbeit erfordert wie die eigene Erhaltung der Arbeitenden, also auch noch einmal soviel Produktionsmittel. Dann bekämen wir nach früher angenommenen Zahlen das folgende Schema einer geregelten Produktion

I. 4.000 c + 1.000 v + 1.000 m = 6.000 Produktionsmittel. II. 2.000 c + 500 v + 500 m = 3.000 Konsummittel.

      wobei c die verbrauchten sachlichen Produktionsmittel, ausgedrückt in gesellschaftlicher Arbeitszeit, bedeutet, v die zur eigenen Erhaltung der Arbeitenden, m die zur Erhaltung der Nichtarbeitenden nebst Assekuranzfonds gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ausdrückt.

      Prüfen wir jetzt die Proportionen des Schemas nach, so erhalten wir folgendes: Warenproduktion, also auch Austausch, existiert hier nicht, wohl aber gesellschaftliche Arbeitsteilung. Die Produkte von I werden in erforderlichem Quantum den Arbeitenden in II zugewiesen, die Produkte von II werden allen Arbeitenden und Nichtarbeitenden (in beiden Abteilungen) sowie dem Assekuranzfonds zugewiesen - nicht weil hier Äquivalentaustausch vorgeht, sondern weil die gesellschaftliche Organisation planmäßig den Gesamtprozeß leitet, weil die bestehenden Bedürfnisse gedeckt werden müssen, weil die Produktion eben keinen anderen Zweck als die Deckung der gesellschaftlichen Bedürfnisse kennt.

      Trotzdem behalten die Größenproportionen volle Gültigkeit. Das Produkt in I muß I c + II c gleichen; das bedeutet einfach, daß in der I. Abteilung alle von der Gesellschaft in ihrem jährlichen Arbeitsprozeß vernutzten Produktionsmittel jährlich erneuert werden müssen. Das Produkt II muß der Summe (v + m) I + (v + m) II gleichen; das bedeutet, daß an Lebensmitteln von der Gesellschaft jedes Jahr soviel hergestellt werden, wie es den Bedürfnissen aller ihrer arbeitenden und nichtarbeitenden Mitglieder entspricht, nebst Rücklagen für Versicherungsfonds.

      Die Proportionen des Schemas erscheinen ebenso natürlich und notwendig in einer planmäßig geregelten wie in der kapitalistischen, auf Warenaustausch und Anarchie gegründeten Wirtschaftsweise. Damit ist die objektive

Скачать книгу