Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2. Augustinus von Hippo

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2 - Augustinus von Hippo страница 18

Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

Скачать книгу

niemand mehr wirken, sondern nur in Empfang nehmen kann, was er gewirkt hat. Es ist etwas anderes die Zeit der Wirksamkeit und etwas anderes die Zeit der Vergeltung; denn der Herr wird einem jeden vergelten nach seinen Werken1240. Solange du lebst, wirke, wenn du wirken willst; denn dann wird eine gewaltige Nacht kommen, welche die Gottlosen einhüllt. Indes auch jetzt wird jeder Ungläubige bei seinem Tode von jener Nacht aufgenommen; er hat dort keine Möglichkeit mehr, etwas zu wirken. In jener Nacht war der Reiche in Gluthitze und verlangte nach einem Tropfen Wassers von dem Finger des Armen; er litt Schmerzen, empfand Angst, machte ein Geständnis, und es wurde ihm keine Hilfe gebracht, er versuchte Gutes zu tun. Denn er sprach zu Abraham: „Vater Abraham, schicke den Lazarus zu meinen Brüdern, daß er ihnen sage, was hier vorgeht, damit nicht auch sie in diesen Ort der Qualen kommen“1241. O Unglücklicher! Als du noch am Leben warst, da war die Zeit zu wirken; jetzt bist du bereits in der Nacht, in der niemand mehr wirken kann.

       7.

      „Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde und machte einen Teig aus dem Speichel und strich den Teig auf seine Augen und sagte zu ihm: Geh und wasche dich im Teiche Siloe (was verdolmetscht wird: der Gesandte). Er ging also hin und wusch sich und kam sehend zurück.“ Weil dies klar ist, wollen wir es übergehen.

       8.

      „Die Nachbarn nun und die ihn zuvor beim Betteln gesehen hatten, sagten: Ist dies nicht der, welcher saß und bettelte? Die einen sagten: Er ist es; andere: Keineswegs, sondern er ist ihm nur ähnlich.“ Die geöffneten Augen hatten sein Gesicht verändert. „Jener sagte: Ich bin es.“ Eine dankbare Stimme, damit sie nicht als undankbar verdammt würde. „Da sprachen sie zu ihm: Wie sind deine Augen geöffnet worden? Er antwortete: Jener Mensch, welcher Jesus heißt, machte einen Teig und bestrich meine Augen und sagte zu mir: Gehe zum Teiche Siloe und wasche dich. Und ich ging hin und wusch mich und sah.“ Siehe, er ist ein Verkünder der Gnade geworden; siehe, er bringt frohe Botschaft, er bekennt als ein Sehender. Jener Blinde legte ein Bekenntnis ab, und das Herz der Gottlosen wurde gebrochen1242, weil sie nicht im Herzen hatten, was jener bereits im Gesichte hatte. „Sie sagten zu ihm: Wo ist der, welcher dir die Augen geöffnet hat? Er sprach: Ich weiß es nicht.“ Bei diesen Worten ist sein Geist ähnlich einem erst Gesalbten1243, noch nicht einem Sehenden. Nehmen wir an, Brüder, er habe jene Salbung im Herzen gehabt. Er preist und weiß nicht, wen er preist.

       9.

      „Sie führten den, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat, als Jesus den Teig machte und seine Augen öffnete. Abermals also fragten ihn die Pharisäer, wie er sehend geworden sei. Jener aber sagte zu ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen, und ich wusch mich und sah. Da sagten einige aus den Pharisäern“ ― nicht alle, sondern einige, denn bereits waren einige gesalbt. Was also sagten die weder Sehenden noch Gesalbten? „Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält.“ Richtiger gesagt, hielt gerade er den Sabbat, der da ohne Sünde war. Denn der geistige Sabbat ist dies: keine Sünde zu haben. Um es kurz zu sagen, Brüder, daran erinnert Gott, da er den Sabbat einschärft: „Ihr sollt kein knechtliches Werk tun“1244. Das sind die Worte des den Sabbat einschärfenden Gottes: „Ihr sollt kein knechtliches Werk tun“. Befraget nur die früheren Lesungen, was ein knechtliches Werk sei1245, und höret den Herrn: „Jeder, der Sünde tut, ist ein Knecht der Sünde“1246. Aber diese, die, wie ich gesagt, weder sahen noch gesalbt waren, beobachteten den Sabbat fleischlich, verletzten ihn aber geistig. „Die einen sagten: Wie kann ein sündhafter Mensch diese Zeichen tun?“ Siehe, sie sind gesalbt. „Und es war eine Spaltung unter ihnen.“ Jener Tag hatte Licht und Finsternis voneinander geschieden. „Sie sagten also abermals zu dem Blinden: Was sagst* du* von dem, der deine Augen geöffnet hat?“ Was hältst du von ihm? Was meinst du? Was urteilst du? Sie suchten danach, wie sie dem Menschen einen Strick drehen könnten, damit er aus der Synagoge ausgestoßen, aber von Christus gefunden würde. Allein jener blieb fest bei seiner Meinung. Er sprach nämlich: „Ein Prophet ist er“. Vorläufig war gesalbt im Herzen, bekennt er noch nicht den Sohn Gottes und spricht doch nicht die Unwahrheit. Denn der Herr selbst sagt von sich: „Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seinem Vaterlande“1247.

       10.

      „Die Juden glaubten nun nicht von ihm, daß er blind gewesen und sehend geworden sei, bis sie die Eltern dessen riefen, der sehend geworden“, d. h. der blind gewesen und nunmehr sah. „Und sie fragten diese und sprachen: Ist dies euer Sohn, von dem ihr sagt, daß er blind geboren sei? Wie also sieht er jetzt? Seine Eltern antworteten ihnen und sagten: Wir wissen, daß dies unser Sohn ist, und daß er blind geboren ist; wie er aber jetzt sieht, wissen wir nicht, oder wer seine Augen geöffnet hat, wissen wir nicht. Und sie sagten: Fraget ihn selbst, er ist alt genug; er mag für sich selbst reden.“ Er ist zwar unser Sohn, aber mit Recht würde man uns zwingen für ein Kind zu reden, weil es selbst für sich nicht reden könnte; seit langem redet er, jetzt sieht er auch; als blind geboren kennen wir ihn; daß er redet, wissen wir schon lange; daß er sieht, sehen wir jetzt, fraget ihn selbst, damit ihr Belehrung empfanget; was macht ihr uns Schwierigkeiten? „Das sprachen seine Eltern, weil sie die Juden fürchteten. Denn bereits waren die Juden übereingekommen, daß einer, wenn er ihn als Christus bekennen würde, aus der Synagoge gestoßen werden sollte.“ Es war schon kein Übel mehr, aus der Synagoge gestoßen zu werden. Jene stießen ihn aus, aber Christus nahm ihn auf. „Darum sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fraget ihn selbst.“

       11.

      „Sie riefen nun wieder den Menschen, der blind gewesen war, und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre.“ Was heißt das: „Gib Gott die Ehre“? Verleugne, was du empfangen hast. Das heißt aber fürwahr nicht Gott die Ehre geben, sondern vielmehr Gott lästern. „Gib“, sagen sie, „Gott die Ehre. Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist. Da sprach jener: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; das eine weiß ich, daß ich, obwohl ich blind war, nunmehr sehe. Da sagten sie zu ihm: Was hat er dir getan? Wie hat er dir die Augen geöffnet?“ Und jener, der bereits unwillig zu werden anfing gegen die Härte der Juden und, aus einem Blinden sehend geworden, die Blinden nicht mehr ertragen konnte, „antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt es gehört; warum wollt ihr es nochmals hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?“ Was heißt das: „Wollt etwa auch ihr“, als: Ich bin es schon? „Wollt etwa auch ihr?“ Ich sehe bereits, aber ich bin nicht neidisch1248.

       12.

      „Da beschimpften sie ihn und sagten: Sei du sein Jünger!“ Eine solche Beschimpfung komme über uns und unsere Kinder! Eine Beschimpfung nämlich ist es, wenn du ihr Herz erforschest, nicht wenn du dich an die Worte hältst. „Wir aber sind des Moses Jünger; wir wissen, daß Gott zu Moses geredet hat, von diesem aber wissen wir nicht, woher er ist.“ O wenn ihr nur wüßtet, „daß Gott zu Moses geredet hat“, dann wüßtet ihr auch, daß Gott durch Moses verkündet wurde. Denn es ist euch bekannt, daß der Herr sagt: „Wenn ihr dem Moses glauben würdet, dann würdet ihr auch mir glauben; denn von mir hat er geschrieben“1249. So folget ihr also dem Knechte und kehret dem Herrn den Rücken? Aber ihr folget auch nicht dem Knechte; denn durch ihn würdet ihr zum Herrn geführt werden.

       13.

      „Jener Mensch antwortete und sagte zu ihnen: Das ist doch wunderbar, daß ihr nicht wisset, woher er ist, und er hat meine Augen geöffnet. Wir wissen aber, daß Gott die Sünder nicht hört, sondern wenn einer ein Verehrer Gottes ist und seinen Willen tut, diesen erhört er.“ Er redet noch als ein bloß Gesalbter1250, denn auch die Sünder erhört Gott. Denn wenn Gott die Sünder nicht erhören würde, so würde jener Zöllner umsonst, seine Augen zur Erde senkend und an seine Brust schlagend, sagen:

Скачать книгу