Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2. Augustinus von Hippo
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14.
Jene Juden also sahen bei* ihrem* Vater, was sie redeten; was anders als Lüge? Der Herr aber sah bei* seinem* Vater, was er reden sollte; was anders als sich selbst? Was anders als das Wort des Vaters? Was anders als die ewige Wahrheit des Vaters, die mit dem Vater gleichewige Wahrheit? „Jener also war ein Mörder von Anbeginn und bestand nicht in der Wahrheit, weil die Wahrheit nicht in ihm ist; wenn er Lüge redet, so redet er aus dem Eigenen, weil er ein Lügner ist“. Und nicht bloß ein Lügner ist er, sondern „auch der Vater von ihr“, das heißt von eben der Lüge, die er redet, ist er der Vater, weil er selbst seine Lüge erzeugt hat. „Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubet ihr mir nicht. Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen?“ wie ich euch und euren Vater zeihe. „Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht?“ Nur weil ihr Söhne des Teufels seid.
15.
„Wer aus Gott ist, hört Gottes Wort; deshalb hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.“ Wiederum sehet nicht auf die Natur, sondern auf die moralische Schuld. So sind diese aus Gott und nicht aus Gott: der Natur nach sind sie aus Gott, der eigenen Verschuldung nach sind sie nicht aus Gott. Ich bitte euch, gebet acht; im Evangelium habt ihr Heilmittel gegen die giftigen und verderblichen Irrtümer der Häretiker. Denn auch bezüglich dieser Worte pflegen die Manichäer zu sagen: Siehe, es gibt zwei Naturen, eine gute und eine böse, der Herr sagt es. Was sagt der Herr? „Deshalb hört ihr nicht (Gottes Wort), weil ihr nicht aus Gott seid.“ Dies sagt der Herr. Was also, sagt er (der Manichäer), antwortest du darauf? Höre, was ich antworte: Sie sind aus Gott, und sie sind nicht aus Gott; der Natur nach sind sie aus Gott, der eigenen Verschuldung nach sind sie nicht aus Gott. Die an sich gute Natur nämlich, die aus Gott ist, sündigte durch den Willen, indem sie glaubte, was der Teufel ihr einredete, und ward so schlecht. Darum verlangt sie nach dem Arzte; denn sie ist nicht gesund. Siehe, das sage ich. Aber es scheint dir unmöglich, daß sie aus Gott sind und nicht aus Gott sind; höre, daß es nicht unmöglich ist. So sind sie aus Gott und nicht aus Gott, wie sie Söhne Abrahams sind und nicht Söhne Abrahams sind. Da habt ihr es, ihr könnet nichts darauf erwidern. Höre den Herrn selbst, er sagte zu ihnen: „Ich weiß, daß ihr Söhne Abrahams seid“1193. Sollte etwa der Herr lügen? Das sei ferne. Ist also wahr, was der Herr gesagt hat? Es ist wahr. Es ist also wahr, daß sie Söhne Abrahams waren? Ja es ist wahr. Höre, wie er es selbst wieder verneint. Der gesagt hat: „Ihr seid Söhne Abrahams“, derselbe stellt in Abrede, daß sie Söhne Abrahams seien. „Wenn ihr Söhne Abrahams seid, so tuet die Werke Abrahams. Nun aber suchet ihr mich zu töten, einen Menschen, der ich euch die Wahrheit sage, die ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters“, d. h. des Teufels. Wie nun waren sie Söhne Abrahams und doch wieder nicht Söhne Abrahams? Beides zeigte er an ihnen; sie waren Söhne Abrahams durch den Ursprung des Fleisches, und sie waren keine Söhne Abrahams durch die Schuld teuflischer Einflüsterung. So achtet auch auf unsern Herrn und Gott; sie waren aus ihm und waren doch wieder nicht aus ihm. Wie waren sie aus ihm? Weil er den Menschen erschaffen hat, aus dem sie geboren wurden. Wie waren sie aus ihm? Weil er der Urheber der Natur, der Schöpfer des Leibes und der Seele ist. Wie waren sie also nicht aus ihm? Weil sie durch sich selbst verkehrt geworden waren. Sie waren nicht aus ihm, weil sie, dem Teufel nachahmend, Söhne des Teufels geworden waren.
16.
Es kam also Gott der Herr zum Menschen, der ein Sünder war. Zwei Namen hast du gehört, Mensch und Sünder. Sofern er Mensch ist, ist er aus Gott; sofern er Sünder ist, ist er nicht aus Gott. Man halte Natur und Verderbtheit auseinander; man anerkenne die Natur, um den Schöpfer zu preisen; man anerkenne die Verderbtheit, um ihretwegen den Arzt zu suchen. Wenn also der Herr sagt: „Wer aus Gott ist, hört Gottes Wort; deshalb hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid“, so hat er damit nicht einen Wertunterschied der Naturen ausgesprochen oder außer* seiner* Seele und* seinem* Fleische eine Natur bei den Menschen gefunden, welche durch die Sünde nicht verderbt gewesen wäre, sondern weil er die in der Zukunft an ihn Glaubenden zum voraus erkannte, so hat er von diesen gesagt, sie seien aus Gott, da sie durch die Kindschaft der Wiedergeburt aus Gott geboren werden sollten. Auf diese bezieht sich: „Wer aus Gott ist, hört Gottes Wort“. Das Folgende aber: „Deshalb hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid“, gilt denen, die nicht bloß durch die Sünde verderbt waren (denn dieses Übel war allen gemeinsam), sondern von denen er auch vorherwußte, daß sie nicht glauben würden mit jenem Glauben, durch den sie allein vom Bande der Sünde befreit werden könnten. Darum wußte er von denen, zu welchen er solches sagte, vorher, daß sie in dem verharren würden, was sie aus dem Teufel waren, d. h. daß sie in ihren Sünden und ihrer Gottlosigkeit verharren würden, worin sie ihm ähnlich waren, und daß sie nicht zur Wiedergeburt gelangen würden, in der sie Kinder Gottes wären, d. h. aus Gott wiedergeboren, von dem sie als Menschen erschaffen worden waren. Im Sinne dieser Vorherbestimmung hat der Herr geredet, nicht daß er einen Menschen gefunden hätte, der entweder der Wiedergeburt nach bereits aus Gott gewesen wäre oder der Natur nach überhaupt nicht aus Gott wäre.
43. Vortrag
Einleitung.
Dreiundvierzigster Vortrag.
Von da an, wo es heißt: „Es antworteten ihm die Juden und sagten zu ihm“, bis dahin: „Da hoben also die Juden Steine auf, um auf ihn zu werfen; Jesus aber verbarg sich und ging aus dem Tempel“. Joh. 8, 48―59.
1.
In dem Lesestück des Evangeliums, welches heute vorgelesen wurde, lernen wir von der Macht Geduld1194. Denn was sind wir Knechte gegen den Herrn, wir Sünder gegen den Gerechten, wir Geschöpfe gegen den Schöpfer? Doch gleich wie wir, wenn wir etwas Böses sind, dies von uns selbst sind, so sind wir, was immer wir Gutes sind, von ihm und durch ihn. Und nach nichts trachtet der Mensch so sehr als nach Macht; er hat Christus den Herrn ― eine große Macht, aber zuerst ahme er seine Geduld nach, um zur Macht zu gelangen. Wer von uns würde es geduldig anhören, wenn zu ihm gesagt würde: „Du hast einen Teufel“? Das wurde zu demjenigen gesagt, der nicht bloß die Menschen rettete, sondern auch den Teufeln gebot.
2.
Als nämlich die Juden zu ihm gesagt hatten: „Sagen wir nicht mit Recht, daß Du ein Samaritaner