Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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daß an einigen Stellen so geschrieben steht: es sollen die Priester, wenn sie opfern, ihre Hände auf den Kopf der Sünde legen d. h. auf den Kopf des Opfertieres, das für die Sünde geschlachtet wird. Eine solche „Sünde“ also, d. h. ein Opfer für die Sünde, wurde unser Herr Jesus Christus, „der die Sünde nicht kannte“.

       7.

      Mit Recht befreit von dieser Knechtschaft der Sünde jener, der in den Psalmen sagt: „Ich bin geworden wie ein Mensch ohne Hilfe, unter den Toten ein Freier“1154. Denn frei ist allein der, welcher keine Sünde hat. Sagt er ja im Evangelium: „Siehe, es kommt der Fürst dieser Welt“, womit er den Teufel meint, der in den Juden, seinen Verfolgern, kommen sollte; „siehe“, sagt er, „er kommt und wird an mir nichts finden“1155. Nicht wie er an denen, die er tötete trotz ihrer Gerechtigkeit, irgendwelche Sünde fand ― an mir wird er nichts finden. Und als würde man zu ihm sagen: Wenn er nichts an Dir finden wird, warum wird er Dich töten? fügte er hinzu und sprach: „Aber damit alle wissen, daß ich den Willen meines Vaters tue, so stehet auf und lasset uns von hinnen gehen“. Nicht, sagt er, unterziehe ich mich dem Tode um* meiner* Sünde willen, sondern indem ich sterbe, vollbringe ich den Willen meines Vaters; ich* tue* dabei mehr, als ich* leide*; denn wenn ich nicht wollte, würde ich auch nicht leiden. An einer andern Stelle sagt er: „Ich habe Macht, mein Leben hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen“1156.

       8.

      Da also jeder, der Sünde tut, ein Knecht der Sünde ist, so vernehmet, welche Hoffnung, die Freiheit zu erlangen, uns bleibt. „Der Knecht aber“, sagt er, „bleibt nicht auf ewig im Hause“. Das Haus ist die Kirche, der Knecht ist der Sünder. Es treten viele Sünder in die Kirche ein. Er sagte also nicht: „Der Knecht ist nicht im Hause, sondern: „er bleibt nicht auf ewig im Hause“. Wenn also kein Knecht darin sein wird, wer wird dann darin sein? Denn „wenn der gerechte König auf dem Throne sitzt“, wie die Schrift sagt, „wer wird sich rühmen, ein reines Herz zu haben, oder wer wird sich rühmen, frei zu sein von der Sünde?“1157. Sehr erschreckt hat er uns, o meine Brüder, durch das Wort: „Der Knecht bleibt nicht auf ewig im Hause“. Er fügt aber hinzu und sagt: „Der Sohn aber bleibt auf ewig“. Also wird Christus allein in seinem Hause sein? Wird kein Volk mit ihm verbunden sein? Für wen wird er Haupt sein, wenn kein Leib sein wird? Oder ist vielleicht Christus dies alles miteinander, nämlich Haupt und Leib? Denn nicht ohne Grund hat er einerseits geschreckt, anderseits Hoffnung erweckt: er hat geschreckt, damit wir die Sünde nicht liebten; er hat Hoffnung erweckt, damit wir wegen der Lösung von der Sünde nicht zweifelten. „Jeder“, sagt er, „der Sünde tut, ist ein Knecht der Sünde. Der Knecht aber bleibt nicht auf ewig im Hause.“ Welche Hoffnung haben wir also, die wir nicht ohne Sünde sind? Höre deine Hoffnung: „Der Sohn bleibt auf ewig. Wenn euch also der Sohn befreit, dann werdet ihr wahrhaft frei sein“. Dies ist unsere Hoffnung, Brüder, daß wir von dem Freien befreit werden, und daß er uns, indem er uns befreit, zu Knechten macht; denn wir waren Knechte der Begierlichkeit, befreit werden wir Knechte der Liebe. Dies sagt auch der Apostel: „Ihr aber, Brüder, seid zur Freiheit berufen worden; nur machet nicht die Freiheit zum Anlaß für das Fleisch, sondern dienet einander in Liebe“1158. Es sage also der Christ nicht: Ich bin frei, ich bin zur Freiheit berufen; ich war ein Knecht, aber ich bin losgekauft und eben durch den Loskauf frei geworden, mag ich tun, was ich will; niemand soll meinem Willen entgegentreten, wenn ich frei bin. Aber wenn du durch diesen Willen eine Sünde tust, bist du ein Knecht der Sünde. Mißbrauche also die Freiheit nicht, daß du freiwillig sündigest, sondern gebrauche sie so, daß du nicht sündigest. Denn dein Wille wird frei sein, wenn er fromm ist. Du wirst frei sein, wenn du ein Knecht bist ― frei von der Sünde, ein Knecht der Gerechtigkeit, wie der Apostel sagt: „Als ihr Knechte der Sünde waret, waret ihr frei von der Gerechtigkeit; jetzt aber, da ihr frei seid von der Sünde, Knechte aber Gottes geworden, habt ihr als eure Frucht die Heiligung, als das Ende aber das ewige Leben“1159. Danach laßt uns trachten, danach streben.

       9.

      Der erste Grad der Freiheit besteht darin, von Verbrechen frei zu sein1160. Gebt acht, meine Brüder, gebt acht, ob ich euch nicht etwa zum Bewußtsein bringen kann, wie diese Freiheit jetzt beschaffen ist und wie sie in der Zukunft beschaffen sein wird. Du magst einen auch in hohem Grade Gerechten in diesem Leben prüfen, er ist, wenn er auch den Namen eines Gerechten verdient, dennoch nicht ohne alle Sünde. Höre den heiligen Johannes selbst, von dem auch dieses Evangelium stammt, wie er in seinem Briefe sich ausdrückt: „Wenn wir sagen“, schreibt er, „daß wir keine Sünde haben, so täuschen wir uns selbst, und Wahrheit ist nicht in uns“1161. Dies könnte allein der „Freie unter den Toten“ (siehe oben Nr. 7) sagen, von ihm allein konnte man es sagen, der die Sünde nicht kannte; nur von ihm konnte man es sagen; denn er hat alles in ähnlicher Weise erfahren wie wir, die Sünde ausgenommen1162. Er allein konnte sagen: „Siehe, er wird kommen der Fürst dieser Welt, und er wird an mir nichts finden“. Wen immer du auch prüfen magst, sei er auch gerecht, er ist nicht durchaus ohne Sünde; auch nicht einer wie Job, dem der Herr ein solches Zeugnis gab, daß der Teufel ihm neidig wurde und ihn zu versuchen verlangte, ihn versuchend aber überwunden wurde, damit jener bewährt würde1163. Bewährt aber wurde er; nicht deshalb weil er als ein der Krönung Würdiger Gott unbekannt gewesen wäre, sondern damit er den Menschen als ein nachahmungswürdiges Beispiel bekannt würde. Und was sagt Job selbst? „Wer ist denn rein? Nicht einmal das Kind, dessen Leben erst einen Tag währt auf Erden“1164. Aber sicher viele sind gerecht genannt worden ohne Tadel, was dahin zu verstehen ist: ohne Verbrechen; denn kein gerechter Tadel hat in menschlichen Dingen betreffs solcher statt, die kein Verbrechen auf sich haben.* Ein Verbrechen* (crimen)* aber ist eine schwere Sünde* (peccatum grave),* die mit vollem Rechte Anklage und Verdammung verdient*. Gott verdammt also nicht einige Sünden, während er andere rechtfertigt und lobt; er lobt keine Sünde, haßt vielmehr alle. Wie der Arzt das Übelbefinden des Kranken haßt und durch seine Tätigkeit darauf ausgeht, die Krankheit zu vertreiben, dem Kranken Erleichterung zu verschaffen, so wirkt Gott durch seine Gnade in uns darauf hin, die Sünde zu beseitigen, den Menschen zu befreien. Aber wann wird sie beseitigt, wirst du sagen? Wenn sie vermindert wird, warum wird sie nicht beseitigt? Vermindert aber wird im Leben der Voranschreitenden das, was beseitigt wird im Leben der Vollkommenen.

       10.

      Der erste Grad der Freiheit also besteht darin, von Verbrechen frei sein. Darum hat auch der Apostel Paulus, als er die zu Priestern oder Diakonen zu Weihenden oder wer immer zur kirchlichen Vorstandschaft bestellt werden sollte, auswählte, nicht gesagt: Wenn jemand ohne Sünde ist; denn würde er so sagen, dann würde jeder Mensch beanstandet, keiner geweiht werden, sondern er hat gesagt: „Wenn jemand ohne Verbrechen ist“1165, wie Mord, Ehebruch, irgendeine (bliqua) Unreinigkeit der Hurerei, Diebstahl, Betrug, Sakrilegium und anderes derart. Wenn der Mensch anfängt, davon frei zu sein (es soll aber jeder Christ davon frei sein), dann fängt er an, das Haupt zur Freiheit zu erheben, aber dies ist bloß die beginnende, nicht die vollendete Freiheit. Warum ist es, sagt einer, nicht die vollendete Freiheit? Weil „ich ein anderes Gesetz in meinen Gliedern sehe, das dem Gesetze meines Geistes widerstreitet; denn nicht, was ich will“, sagt er, „tue ich, sondern was ich hasse, das tue ich“1166. „Das Fleisch“, sagt er, „gelüstet wider den Geist, und der Geist wider das Fleisch, daß ihr nicht das tut, was ihr wollt“1167. Zum Teil Freiheit, zum Teil Knechtschaft; noch keine ganze, keine reine, keine vollständige Freiheit, weil noch nicht die Ewigkeit. Denn zum Teil liegt auf uns Schwachheit, zum Teil haben wir die Freiheit erlangt. Was immer von uns gesündigt worden ist, ist ehedem getilgt worden in der Taufe. Ist etwa, weil alle Ungerechtigkeit getilgt wurde, keine Schwachheit zurückgeblieben? Wenn keine zurückgeblieben wäre, würden wir hier ohne Sünde leben. Wer aber möchte sich unterstehen, dies zu sagen, außer ein Hochmütiger, außer wer der Barmherzigkeit des Erlösers unwürdig ist, außer wer sich selbst betrügen will und in dem keine Wahrheit ist? Also deshalb weil eine gewisse Schwäche zurückgeblieben

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