Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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dem Fleische. Deshalb, sagt er, „suchet ihr mich zu töten“, denn „mein Wort faßt in euch nicht Raum“. Wenn mein Wort erfaßt würde1181, würde es (euch) fassen; wenn ihr erfaßt würdet, so würdet ihr in den Netzen des Glaubens wie Fische eingeschlossen werden. Was heißt also: „Es faßt nicht Raum“? Es erfaßt nicht euer Herz, weil es von eurem Herzen nicht aufgenommen wird. So nämlich ist das Wort Gottes und so muß es für die Gläubigen sein wie die Angel für den Fisch; dann erfaßt es, wenn es erfaßt wird. Und es widerfährt denen kein Leid, welche erfaßt (gefangen) werden; denn sie werden zum Heile, nicht zum Verderben erfaßt (gefangen). Darum sagt der Herr zu seinen Jüngern: „Folget mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen“1182. Jene also waren nicht von solcher Art, und doch waren sie Kinder Abrahams, Söhne des Mannes Gottes, ungerechte Menschen. Denn sie stammten von ihm zwar dem Fleische nach, aber sie waren entartet, indem sie nicht den Glauben dessen nachahmten, dessen Söhne sie waren.

       2.

      Ihr habt nun wohl den Herrn sagen hören: „Ich weiß, daß ihr Kinder Abrahams seid“; höret, was er hernach sagt: „Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was ihr bei eurem Vater gesehen habt“. Eben hatte er gesagt: „Ich weiß, daß ihr Kinder Abrahams seid“. Was aber tun sie? Was er ihnen gesagt hat: „Ihr suchet mich zu töten“. Das haben sie bei Abraham niemals gesehen. Der Herr aber will Gott den Vater verstanden wissen, wenn er sagt: „Was ich beim Vater gesehen habe, rede ich“. Die Wahrheit habe ich gesehen, die Wahrheit rede ich, weil ich die Wahrheit bin. Wenn nämlich der Herr die Wahrheit redet, die er beim Vater gesehen hat, so hat er sich gesehen, redet er von sich, weil er selbst die Wahrheit des Vaters ist, die er beim Vater gesehen hat; denn er ist das Wort, welches war bei Gott. Wo haben nun diese das Böse, was sie tun und was der Herr ihnen vorwirft und tadelt, gesehen? Bei ihrem Vater. Wenn wir im folgenden eine genauere Angabe darüber vernehmen werden, wer ihr Vater sei, dann werden wir erkennen, was sie bei diesem Vater gesehen haben; denn vorläufig nennt er ihren Vater nicht. Weiter oben hat er den Abraham erwähnt, aber mit Bezug auf den Ursprung des Fleisches, nicht wegen der Ähnlichkeit des Lebens; er will einen andern Vater derselben nennen, der sie weder erzeugt noch zu Menschen erschaffen hat, aber dennoch waren sie seine Kinder, sofern sie böse waren, nicht sofern sie Menschen waren, sofern sie Nachahmer, nicht sofern sie Geschöpfe waren.

       3.

      „Sie antworteten und sagten zu ihm: Unser Vater ist Abraham“, als wollten sie sagen: Was willst Du gegen Abraham sagen? oder: Wenn Du etwas kannst, nimm Dir den Mut, Abraham zu tadeln. Nicht daß der Herr nicht den Mut hatte, den Abraham zu tadeln, sondern Abraham war von der Art, daß er vom Herrn nicht Tadel, sondern vielmehr Lob verdiente; doch diese schienen ihn herausfordern zu wollen, daß er etwas Schlechtes von Abraham sage, und so ein Anlaß gegeben wäre, das zu tun, was sie im Sinne hatten. „Unser Vater ist Abraham“.

       4.

      Vernehmen wir, wie der Herr ihnen antwortete, indem er, sie verurteilend, Abraham lobte: „Jesus spricht zu ihnen: Wenn ihr Kinder Abrahams seid, dann tuet die Werke Abrahams. Nun aber suchet ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit sagte, die ich von Gott gehört habe; dies hat Abraham nicht getan“. Siehe, dieser wird gelobt, jene werden verurteilt. Abraham war kein Mörder. Ich sage nicht, spricht er: Ich bin der Herr Abrahams, womit ich, würde ich es sagen, nur die Wahrheit sagen würde. Denn er sagte anderswo: „Ich bin vor Abraham“1183; da wollten sie ihn steinigen; dies sagte er nicht. Vorläufig bin ich, was ihr seht, was ihr erblickt, wofür ihr allein mich haltet ― ein Mensch. Warum wollt ihr einen Menschen, der euch die Wahrheit, die er von Gott gehört hat, gesagt, töten, als weil ihr nicht Söhne Abrahams seid? Und doch hatte er vorher gesagt: „Ich weiß, daß ihr Kinder Abrahams seid“. Er bestreitet nicht ihren Ursprung, aber er verurteilt ihre Werke; dem Fleische nach waren sie von ihm, aber ihr Leben war nicht nach ihm.

       5.

      Wir aber, Teuerste, stammen wir etwa von dem Geschlechte Abrahams, oder war Abraham auf irgendeine Weise unser Vater nach dem Fleische? Von seinem Fleische stammt das Fleisch der Juden, nicht das Fleisch der Christen; wir stammen von andern Völkern ab, und doch sind wir durch Nachahmung Kinder Abrahams geworden. Höre den Apostel: „Dem Abraham wurden die Verheißungen gemacht und seinem Samen. Es heißt nicht“, sagt er, „und* den* Samen, als in vielen, sondern als in einem: und deinem Samen, d. i. Christus. Wenn ihr aber Christi seid, so seid ihr also der Same Abrahams, nach der Verheißung Erben“1184. Wir sind also Same Abrahams geworden durch die Gnade Gottes. Nicht aus dem Fleische Abrahams hat ihm Gott Miterben gemacht. Die einen hat er enterbt, die andern an Kindes Statt angenommen, und von jenem Ölbaum, dessen Wurzel in den Patriarchen ist, die stolzen natürlichen Zweige abgeschnitten und den wilden Ölzweig eingepflanzt1185. Als darum die Juden zu Johannes kamen, um sich taufen zu lassen, fuhr er sie an und sprach zu ihnen: „Ihr Natterngezücht“. Ganz besonders nämlich prahlten sie mit der Hoheit ihrer Abstammung, er aber nannte sie ein Gezücht von Nattern, nicht einmal von Menschen, sondern von Nattern. Er sah die Gestalt von Menschen, aber er erkannte das Gift. Sie waren jedoch gekommen, um sich zu bekehren, da sie sich ja taufen lassen wollten, und er sprach zu ihnen: „Ihr Natterngezücht! Wer hat euch gezeigt, dem kommenden Zorne zu entfliehen? Bringet also würdige Früchte der Buße. Und sagt nicht bei euch selbst: Wir haben Abraham zum Vater! Denn Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams erwecken“1186. Wenn ihr nicht würdige Früchte der Buße bringet, so schmeichelt euch nicht mit jener Abstammung; Gott kann euch verdammen und den Abraham trotzdem der Nachkommenschaft nicht berauben. Denn er vermag Kinder Abrahams zu erwecken. Zu Kindern werden die Nachahmer seines Glaubens werden: „Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams erwecken“. Wir sind es; in unsern Voreltern waren wir Steine, da wir statt Gott Steine verehrten; aus solchen Steinen bereitete Gott dem Abraham eine Familie.

       6.

      Was erhebt sich also eitle und nichtige Prahlerei? Die Kinder Abrahams sollen einmal aufhören sich zu prahlen; sie hörten, was sie hören mußten: „Wenn ihr Kinder Abrahams seid“, so zeiget es durch Taten, nicht durch Worte. „Ihr suchet mich zu töten, einen Menschen“; vorderhand sage ich nicht: den Sohn Gottes, sage ich nicht: das Wort, weil das Wort nicht stirbt; ich nenne bloß das, was ihr seht, weil ihr das, was ihr seht, töten, und den, welchen ihr nicht seht, beleidigen könnt. Also „dies hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters“. Und noch sagt er nicht, wer ihr Vater sei.

       7.

      Was antworteten nun jene? Sie erkannten nämlich allmählich einigermaßen, daß der Herr nicht von der Abstammung des Fleisches, sondern von der Lebensführung rede. Und weil es die Gewohnheit der Schrift ist, die sie lasen, es in geistigem Sinne Hurerei zu nennen, wenn die gleichsam zur Unzucht hingegebene Seele vielen und falschen Göttern dient, so antworteten sie darauf: „Sie sagten also zu ihm: Wir sind nicht aus der Hurerei geboren, wir haben* einen* Vater, Gott“. Schon galt Abraham nichts mehr. Sie wurden nämlich abgewiesen, wie sie durch den Mund der Wahrheit abgewiesen werden mußten; denn Abraham war ein solcher, dessen Taten sie nicht nachahmten und mit dessen Geschlecht sie sich brüsteten. Und so änderten sie die Antwort, indem sie, glaube ich, bei sich selbst sagten: so oft wir den Abraham nennen, wird er uns entgegenhalten: Warum ahmt ihr dem nicht nach, mit dessen Geschlecht ihr prahlt? Wir können dem heiligen, gerechten, schuldlosen, großen Mann nicht nachahmen; nennen wir also Gott unsern Vater, wir wollen sehen, was er darauf erwidern wird.

       8.

      Die Falschheit fand ohne weiteres, was sie zu sagen hatte, und die Wahrheit sollte nicht finden, was sie antworten sollte? Laßt uns hören, was sie sagen; laßt uns hören, was sie zu hören bekommen. „Einen“, sagen sie, „haben wir zum Vater. Jesus also sprach zu ihnen: Wenn Gott

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