Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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Was heißt: „mit jener Herrlichkeit“? Mit einer Herrlichkeit, die fern ist von menschlicher Aufgeblasenheit. In diesem Sinne richtet der Vater. Was heißt: er richtet? Er scheidet aus. Was scheidet er aus? Die Ehre seines Sohnes von der Ehre der Menschen; denn es heißt deshalb: „Es hat Dich, o Gott, Dein Gott gesalbt mit dem Öle der Freude vor Deinen Genossen“1208. Denn nicht ist er, weil er Mensch geworden, sofort mit uns zu vergleichen. Wir sind mit Sünde behaftete Menschen, er ist ohne Sünde; wir sind Menschen, die von Adam Tod und Sünde erben; er nahm von der Jungfrau sterbliches Fleisch an, aber keine Sünde. Ferner, wir sind weder, weil wir wollen, geboren, noch auch leben wir, solange wir wollen; er hat vor seiner Geburt diejenige ausgewählt, von der er geboren werden sollte, nach seiner Geburt bewirkte er, daß er von den Magiern angebetet wurde, wuchs als Kind und erwies sich durch Wunder als Gott und stellte in Schwachheit den Menschen heraus. Zuletzt hat er auch die Art des Todes erwählt, nämlich daß er am Kreuze hing und eben dieses Kreuz auf die Stirne der Gläubigen heftete, so daß der Christ spricht: „Mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, es sei denn im Kreuze unseres Herrn Jesu Christi“1209. Am Kreuze selbst verließ er, wann er wollte, den Leib und starb; im Grabe lag er, solange er wollte; wann er wollte, stand er wie vom Ruhelager auf. Also, Brüder, selbst nach der Knechtsgestalt (denn wer redet nach Gebühr darüber: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“?), selbst nach der Knechtsgestalt, sage ich, ist ein großer Unterschied zwischen der Ehre Christi und der Ehre der übrigen Menschen. Von eben dieser Ehre sprach er, als er hörte, er habe einen Teufel: „Ich suche nicht meine Ehre; es ist einer, der sie sucht und richtet“.

       10.

      Du aber, o Herr, was sagst Du von Dir? „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn jemand mein Wort hält, wird er den Tod nicht schauen in Ewigkeit.“ Ihr, sagt er, behauptet: „Du hast einen Teufel“; ich rufe euch zum Leben, haltet mein Wort und ihr werdet nicht sterben. Jene hörten: „Der wird den Tod nicht schauen in Ewigkeit, der mein Wort hält“, und wurden zornig, weil sie bereits im Sinne jenes Todes gestorben waren, der zu meiden war. „Es sagten also die Juden: Jetzt erkennen wir, daß Du einen Teufel hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und Du sagst: Wenn jemand mein Wort hält, so wird er den Tod nicht kosten in Ewigkeit.“ Gebet acht auf die Redeweise der Schrift: „er wird den Tod nicht schauen“ d. h. „kosten“. „Er wird den Tod schauen, den Tod kosten.“ Wer schaut? Wer kostet? Welche Augen hat der Mensch, um zu schauen, wenn er stirbt? Wenn der Tod bei seiner Ankunft die Augen schließt, damit sie nichts sehen, wie heißt es dann: „er wird den Tod nicht schauen“? Desgleichen mit welchem Gaumen, mit welchem Schlund wird der Tod gekostet, damit man erkenne, wie er schmeckt? Wenn er die Sinne überhaupt aufhebt, was wird dann im Gaumen übrig bleiben? Aber „er wird schauen“ und „er wird kosten“, heißt es statt: er wird erfahren.

       11.

      Das redete der Herr ― es ist zu wenig, wenn ich sage, zu solchen, die sterben sollten, er redete vielmehr als einer, der selbst sterben sollte, weil „auch des Herrn der Ausweg des Todes ist“1210, wie der Psalmist spricht. Da er also zu solchen redet, die sterben sollten, und als ein solcher, der selbst sterben sollte, worauf deutet seine Rede: „Wer mein Wort hält, wird den Tod nicht schauen in Ewigkeit“, sonst hin, als daß er einen andern Tod sah, von dem er uns zu befreien gekommen war, den zweiten Tod, den ewigen Tod, den Tod der Hölle, den Tod der Verdammnis mit dem Teufel und seinen Engeln? Das ist der wahre Tod, denn der andere ist nur eine Wanderung. Was ist der Tod in diesem letzteren Sinne? Ein Verlassen des Leibes, ein Niederlegen der schweren Bürde, aber nur wenn man keine andere Bürde trägt, durch die der Mensch in die Hölle gestürzt wird. Von jenem Tode also hat der Herr gesagt: „Es wird den Tod nicht schauen in Ewigkeit, wer mein Wort hält“.

       12.

      Nicht scheuen sollen wir diesen Tod1211, aber fürchten sollen wir jenen1212. Was aber das Schlimmste ist, viele sind durch eine verkehrte Furcht vor diesem Tode jenem anheimgefallen. Zu einigen ist gesagt worden: Betet die Götzen an; wenn ihr es nicht tut, werdet ihr getötet werden; oder wie jener Nabuchodonosor sagte: „Wenn ihr es nicht tut, werdet ihr in den glühenden Feuerofen geworfen werden“1213. Viele fürchteten sich und leisteten die Anbetung; sie wollten nicht sterben und sind gestorben; aus Furcht vor dem Tode, dem man nicht entgeht, sind sie dem Tode anheimgefallen, dem sie glücklich hätten entgehen können, wenn sie nicht den, dem man nicht entgehen kann, unglückseligerweise gefürchtet hätten. Du bist als Mensch geboren, du wirst sterben. Wo willst du gehen, um nicht zu sterben? Was willst du tun, um nicht zu sterben? Um den, der notwendig sterben wird, zu trösten, hat dein Herr sich gewürdigt, freiwillig zu sterben. Da du siehst, daß Christus gestorben, kannst* du* dich weigern zu sterben? Also du wirst sterben, du hast keinen Ausweg. Mag es heute, mag es morgen sein, es wird geschehen, die Schuld muß eingelöst werden. Was erreicht also der Mensch, wenn er sich fürchtet, wenn er flieht, wenn er sich verbirgt, um vom Feinde nicht gefunden zu werden? Bewirkt er etwa, daß er nicht stirbt? Aber doch wenigstens, daß er später stirbt. Er erlangt keine Sicherheit vor der zu leistenden Schuld, sondern verlangt nur einen Aufschub. Wie lange es auch hinausgeschoben werden mag, es wird kommen, was verschoben wird. Jenen Tod sollen wir fürchten, den die drei Männer fürchteten, da sie zum Könige sagten: „Mächtig ist Gott, uns auch aus diesem Feuer zu befreien, aber auch wenn nicht“1214. Da war die Furcht vor jenem Tode, den der Herr soeben androht, indem sie sagten: Aber auch wenn er nicht offen befreien will, so kann er im Verborgenen krönen. Daher sagt auch der Herr selbst, der Märtyrer machen und selbst das Haupt der Märtyrer sein wollte: „Fürchtet nicht diejenigen, welche den Leib töten, und nachher nichts mehr zu tun vermögen“. Wie nun vermögen sie nichts mehr zu tun? Wie, wenn sie nach der Tötung den Leib den wilden Tieren zur Zerfleischung und den Vögeln zur Zerreißung hinwerfen? Da scheint die Wut noch etwas tun zu können. Aber wem geschieht das? Dem, der abgeschieden ist. Der Leib ist da, aber es ist keine Empfindung mehr vorhanden; die Wohnstätte ist da, aber der Bewohner ist fort. Also nachher „vermögen sie nichts mehr zu tun“; denn dem Empfindungslosen tun sie nichts. „Sondern fürchtet den, der Macht hat, sowohl den Leib wie die Seele zu töten im Feuer der Hölle“1215. Siehe, von welchem Tode er sprach, da er sagte: „Wer mein Wort hält, wird den Tod nicht schauen in Ewigkeit“. Halten wir also, Brüder, sein Wort im Glauben fest: Wir werden zur Anschauung gelangen, wenn wir die Freiheit in ihrem Vollmaße erlangen werden.

       13.

      Jene erzürnten Toten und zum ewigen Tode Vorherbestimmten aber antworteten schmähsüchtig und sagten: „Jetzt erkennen wir, daß Du einen Teufel hast. Abraham ist gestorben und die Propheten“. Allein jenes Todes, den der Herr meinte, ist weder Abraham gestorben noch die Propheten. Diese nämlich sind gestorben, und leben; jene lebten, und waren gestorben. Denn als der Herr an einer andern Stelle den Sadduzäern antwortete, die wegen der Auferstehung eine Frage aufwarfen, sagte er dies: „Betreffs der Auferstehung der Toten habt ihr nicht gelesen“, wie der Herr aus dem Dornbusche zu Moses sprach: „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Er ist kein Gott der Toten, sondern der Lebendigen“1216. Wenn aber diese leben, so trachten wir so zu leben, daß wir mit ihnen leben können, wenn wir gestorben sind. „Wozu machst Du Dich selbst“, sprachen sie, daß Du sagst: „Der wird den Tod nicht schauen in Ewigkeit, der mein Wort hält“, da Du doch weißt, daß Abraham gestorben ist und die Propheten?

       14.

      „Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst verherrliche, ist meine Ehre nichts; es ist mein Vater, der mich verherrlicht.“ Dies sprach er, weil sie gesagt hatten: „Wozu machst Du Dich selbst?“ Denn er bezieht seine Ehre auf den Vater, von dem er als Gott ist. Bisweilen machen die Arianer auch wegen dieses Wortes eine rechtswidrige Einwendung gegen unsern Glauben und sagen: Siehe, der Vater ist größer, da er ja den Sohn verherrlicht. Häretiker, hast du nicht gelesen, daß auch der Sohn sagt, er verherrliche seinen Vater1217? Wenn sowohl

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