Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 2 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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ist“1137: dem Kaiser die Münzen, Gott euch selber. Dann also wird die Wahrheit in uns ausgeprägt werden.

       10.

      Was soll ich zu eurer Liebe sagen? O wenn das Herz nur einigermaßen nach jener unaussprechlichen Herrlichkeit sich sehnen würde! O wenn wir doch unsere Pilgerschaft mit Seufzen empfinden und die Welt nicht lieben und bei dem, der uns berufen hat, stets in frommer Gesinnung anklopfen würden! Die Sehnsucht ist der Busen des Herzens; wir werden darin umsomehr aufnehmen, je mehr wir die Sehnsucht nach unsern Kräften ausdehnen. Dies sucht an uns zu erreichen die göttliche Schrift, dies die Versammlung des Volkes, dies die Feier der Geheimnisse, dies die heilige Taufe, dies der Lobgesang Gottes, dies auch unsere Rede, daß diese Sehnsucht nicht bloß gesät wird und sproßt, sondern auch bis zu dem Grade an Umfang zunimmt, daß sie imstande sei, in sich zu fassen, was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und in keines Menschen Herz gekommen ist. Aber liebet mit mir! Der liebt das Geld nicht so sehr, der Gott liebt. Auch ich habe der Schwäche nachgegeben, ich habe nicht gewagt zu sagen: Der liebt das Geld gar nicht, sondern: Der liebt das Geld nicht so sehr, als ob man das Geld lieben dürfte, aber nicht so sehr. O daß wir Gott geziemend lieben möchten, dann werden wir das Geld durchaus nicht lieben. Das Geld wird dir dann ein Hilfsmittel in der Pilgerschaft sein, nicht ein Reizmittel der Begierlichkeit; du magst es benützen zum Lebensunterhalt, aber nicht anwenden zur Befriedigung der Genußsucht. Liebe Gott, wenn er etwas an dir getan hat, was du hörst und lobst. Gebrauche die Welt, laß dich aber von der Welt nicht gefangen nehmen. Da wo du eingetreten bist, machst du nur eine Reise, du bist gekommen, um wieder Abschied zu nehmen, nicht um dazubleiben; eine Reise machst du, eine Herberge ist dieses Leben. Bediene dich des Geldes, wie ein Reisender in der Herberge des Tisches, des Bechers, des Kruges, des Bettes sich bedient, nämlich als ein solcher, der dies wieder verläßt, nicht dort bleibt. Wenn ihr von solcher Gesinnung seid ― erhebet das Herz, die ihr könnet, und höret mich ―, wenn ihr von solcher Gesinnung seid, so werdet ihr zu seinen Verheißungen kommen. Denn es ist nicht viel für euch, da groß die Hand dessen ist, der euch berufen hat. Er hat euch berufen, er möge angerufen werden; laßt uns zu ihm sagen: Du hast uns berufen, wir rufen Dich an; siehe, wir hörten Deine Berufung, höre unsere Anrufung; führe uns dorthin, wohin Du uns zu führen verheißen hast; vollende, was Du angefangen hast; verlaß Deine Gaben nicht, verlaß Deinen Acker nicht, möchten Deine Sprößlinge in die Scheune eintreten. Zahlreich sind die Versuchungen in der Welt, aber größer ist derjenige, der die Welt gemacht hat. Zahlreich sind die Versuchungen, aber keiner ist verlassen, der auf denjenigen seine Hoffnung setzt, in dem keine Ohnmacht ist.

       11.

      Darum habe ich euch diese Mahnungen gegeben, Brüder, weil die Freiheit, von der unser Herr Jesus Christus spricht, nicht dieser Zeit angehört. Sehet, was er beigefügt hat: „Ihr werdet wahrhaft meine Jünger sein und die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien“. Was heißt das: „Sie wird euch befreien“? Sie wird euch frei machen. Schließlich meinten die fleischlichen und nach dem Fleische urteilenden Juden, nicht jene, welche geglaubt hatten, sondern jene, die ungläubig blieben in jener Menge, es sei ihnen Unrecht widerfahren, weil er zu ihnen sagte: „Die Wahrheit wird euch befreien“. Sie fanden es empörend, daß sie als Knechte bezeichnet wurden. Und wahrlich, sie waren Knechte. Und er erklärte ihnen, worin die Knechtschaft bestehe und worin die zukünftige Freiheit bestehe, die er ihnen verheißt. Allein es würde zu weit führen, von dieser Freiheit und jener Knechtschaft heute noch zu reden.

      41. Vortrag

       Einleitung.

      Einundvierzigster Vortrag.

      Abermals über die Stelle: „Es sprach aber Jesus zu denjenigen, welche geglaubt hatten“, bis dahin: „Wenn euch also der Sohn befreien wird, werdet ihr wahrhaft frei sein.“ Joh. 8, 31―36.

       1.

      Was aus der vorhergehenden Lesung noch folgt und aus dem heiligen Evangelium uns heute vorgelesen wurde, habe ich letzthin zu besprechen verschoben, weil ich schon vieles gesagt hatte, und von der Freiheit, zu der uns die Gnade des Erlösers ruft, nicht oberflächlich und leichthin gesprochen werden durfte; deshalb habe ich mir vorgenommen, mit Gottes Hilfe heute davon zu euch zu reden. Die nämlich, zu welchen der Herr Jesus Christus sprach, waren Juden, zwar zum großen Teile Feinde, aber zum Teil auch Freunde, sei es daß sie es schon geworden oder noch werden sollten; denn, wie schon gesagt, er sah dort einige, welche nach seinem Leiden gläubig werden sollten. Bei ihrem Anblick hatte er gesagt: „Wenn ihr des Menschen Sohn werdet erhöht haben, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin“1138. Es waren darunter auch solche, welche bei dieser Rede des Herrn sofort glaubten; zu diesen sagte er, was wir heute vernommen haben: „Es sprach also Jesus zu den Juden, die an ihn geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Worte bleibet, werdet ihr wahrhaft meine Jünger sein“. Indem ihr bleibet, werdet ihr es sein; weil ihr nämlich jetzt Glaubende seid, werdet ihr durch euer Bleiben Sehende sein. Darum folgt: „Und ihr werdet die Wahrheit erkennen“. Die Wahrheit ist unveränderlich. Die Wahrheit ist ein Brot, sie erquickt die Geister und geht nicht aus1139; sie verändert den, der davon ißt, wird aber selbst nicht in den Essenden verwandelt.* Das* ist die Wahrheit: Das Wort Gottes, Gott bei Gott, der eingeborene Sohn. Diese Wahrheit ist unsertwegen mit dem Fleische umkleidet worden, damit sie aus Maria der Jungfrau geboren und die Weissagung erfüllt würde: „Die Wahrheit ist der Erde entsproßt“1140. Diese Wahrheit nun war, da sie zu den Juden redete, im Fleische verborgen; sie war aber verborgen, nicht um geleugnet, sondern um hinausgeschoben zu werden; hinausgeschoben aber sollte sie werden, um im Fleische zu leiden; im Fleische aber sollte sie leiden, damit das Fleisch der Sünde erlöst würde. Sichtbar also dastehend nach der Schwachheit des Fleisches und unsichtbar nach der Majestät der Gottheit, sprach unser Herr Jesus Christus zu denjenigen, welche ihm bei jenen Worten geglaubt hatten: „Wenn ihr in meinem Worte bleibet, werdet ihr wahrhaft meine Jünger sein“. Denn „wer ausharret bis zum Ende, der wird selig werden“1141. „Und ihr werdet die Wahrheit erkennen“, welche euch jetzt verborgen ist und die zu euch redet. „Und die Wahrheit wird euch befreien.“ Dieses Wort nahm der Herr von der Freiheit her, „er wird euch befreien“. Denn „er befreit“ heißt eigentlich nichts anderes als „er macht frei“. Wie „er beseligt“ nichts anderes heißt als „er macht selig“; wie „er heilt“ nichts anderes heißt als „er macht heil“; „er bereichert“ nichts anderes heißt als „er macht reich“, so heißt „er befreit“ nichts anderes als „er macht frei“. Dies ist im griechischen Zeitwort1142 deutlicher. Denn im lateinischen Sprachgebrauch sagen wir häufig von einem Menschen, er werde befreit nicht mit Bezug auf die Freiheit, sondern nur mit Bezug auf die Gesundheit, z. B. wenn es von jemand heißt, er werde von einer Krankheit befreit; das ist die gewöhnliche, aber nicht die eigentliche Redeweise. Der Herr aber hat dieses Wort bei dem Ausspruche: „Und die Wahrheit wird euch befreien“, so genommen, daß im Griechischen niemand zweifelt, er habe von der Freiheit gesprochen.

       2.

      Schließlich verstanden es ja auch die Juden so „und antworteten ihm“, nicht jene, welche geglaubt hatten, sondern jene, welche in der Menge noch nicht gläubig waren, sie „antworteten ihm: Wir sind Abrahams Samen und sind nie jemandes Knechte gewesen; wie sagst Du: Ihr werdet frei sein?“ Der Herr hatte aber nicht gesagt: „Ihr werdet frei sein“, sondern „die Wahrheit wird euch befreien“. Unter diesem Worte jedoch verstanden jene, weil, wie gesagt, im Griechischen der Sinn klar ist, nur die Freiheit, und rühmten sich, daß sie Abrahams Samen seien, und sagten: „Wir sind Abrahams Same und sind nie jemandes Knechte gewesen; warum sagst Du: Ihr werdet frei sein?“ O aufgeblasenes Fell! Das ist nicht Größe, sondern Hochmut. Und wie habt ihr damit selbst nach der Freiheit dieser Zeit die Wahrheit geredet: „Wir sind nie jemandes Knechte gewesen“? Ist Joseph nicht

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