Perry Rhodan Neo 221: Ein neuer Feind. Susan Schwartz

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Perry Rhodan Neo 221: Ein neuer Feind - Susan Schwartz Perry Rhodan Neo

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deswegen machte es ihr nun Spaß, alle vor den Kopf zu stoßen. Der Fantan ahnte natürlich nicht, dass er das Ganze allein einer Grille der Matriarchin zu verdanken hatte, er ging wohl vielmehr davon aus, dass er wahrhaftig willkommen war.

      »Aber nein, mein lieber Lawwassatt«, sagte sie liebenswürdig und wies auf einen leeren, einigermaßen passenden Stuhl, der in aller Eile von einem livrierten Robotadjutanten an den Tisch gebracht wurde. »Wir haben noch nicht angefangen. Nimm doch Platz!«

      Thrione Meykara ließ den Blick ihrer kobaltblauen Augen in die Runde schweifen. »Und dann wollen wir endlich beginnen!«, schloss sie scharf.

      Hektisches Räuspern, nervöses Stühlerücken, niedergeschlagene Augen – so war es richtig. Ihre Autorität war nicht infrage gestellt worden.

      *

      Da er mit den Fingern aß, konnte Lawwassatt mit Besteck nicht viel anfangen, außer es fachmännisch zu prüfen und dann blitzschnell in seine Tücher einzuwickeln. Ebenso schien er begehrliche Blicke auf einen antiken, fünfflammigen Kerzenleuchter zu richten, mit echten Kerzen darin, die einen wohltuenden und appetitanregenden Duft verströmten – er streckte bereits eine Hand danach aus.

      »Stopp!«, zischte Somsat Meykara, die neben ihm saß, und nahm ihm die Gabel weg, die er soeben mopsen wollte. »Nichts von dem, was auf dem Tisch liegt oder steht, ist in irgendeiner Form Besun!«

      »Och ...«, machte Lawwassatt enttäuscht und ließ die Gabel, die Somsat auf den Tisch zurückgelegt hatte, sogleich mit der anderen Hand verschwinden.

      »Gib sie zurück! Sofort!«, fauchte Somsat.

      Sie schüttelte erbost die Tücher des Fantan, aus denen daraufhin klirrend und scheppernd diverse Gegenstände fielen – nicht nur Besteck. Mit einem scharfen Krach landete zuletzt der fünfflammige Kerzenleuchter aus schwerem eduischem Blausilber auf dem Boden. Somsat starrte fassungslos zu der Anrichteplatte hinüber, wo die sorgfältig aufgereihten Kerzen, immer noch brennend, nun einen leeren Platz erhellten. Es waren nicht einmal zehn Millitontas vergangen.

      »Nimmersatt!«, schimpfte sie und rief einen livrierten Dienstroboter herbei, der sich der Sache annehmen und vor allem seine Optiken auf dem Langfinger haben sollte.

      Die übrige Tischgesellschaft unterhielt sich angeregt und ignorierte den undisziplinierten Gast geflissentlich.

      Somsat wusste, warum der Fantan ausgerechnet neben sie gesetzt worden war – damit die anderen ihre Ruhe hatten. Sie war die Jüngste am Tisch und außerdem der Schatten der Matriarchin, die intimste Vertraute. Es war ihre Aufgabe, für Ruhe in der Sippe zu sorgen. Nicht alle gönnten ihr diese hohe Position, Tochter des Lieblingsbruders hin oder her, erachteten sie als zu jung und forderten sie immer wieder heraus.

      Da hatten sie aber die Finger auf die falschen Konten gelegt. Somsat kam in vielem nach ihrer Tante, was den starken Willen, die Lebenskraft, die Intelligenz und die körperliche Fitness betraf. In den Ansichten unterschieden sie sich jedoch zumeist, was der Grund gewesen war, dass die Matriarchin sie an ihre Seite berufen hatte. Thrione brauchte einen guten, gewitzten Widerpart, der kein Blatt vor den Mund nahm, ein guter Kontrapunkt zu den sonstigen Beratern.

      »Willst du dann wenigstens mein Besun sein?«, fragte der Fantan, und Somsat hätte schwören können, dass es treuherzig klang.

      »Auf keinen Fall!«, betonte sie. »Such dir jemand anderen, außerhalb der Karawane.«

      »Oh, aber dort draußen gibt es schon ein Besun, nach dem ich strebe. Doch bis dahin ...«

      Sie schlug ihm auf die herantastenden, flexiblen Finger. »Bis dahin reißt du dich zusammen! Bist du auf Entzug, oder was?«

      Dabei sollte er zufrieden sein, so wie es die Sippe auch war.

      Fantan waren Abenteurer und absolute Individualisten, trotzdem auch Wesen mit starkem Familienbewusstsein. Sie vermehrten sich durch Ableger ihrer selbst, an denen sie treu sorgend hingen. Bis jeder seiner Wege ging, um Besun für sich zu erobern.

      Was genau Besun bedeutete, war sehr schwer zu übersetzen: Schatz, Lebenssinn, Sammlung ... alles zusammen und noch mehr. Besun zu sammeln, war jedenfalls der einzige Lebenszweck, dem die Fantan nachgingen, sobald sie alt genug waren, und weshalb sie die Galaxis durchstreiften. Ob nun Thantur-Lok oder die Heimat der Terraner, sie folgten stets ihrem Spürsinn. Und den Informationen, die sie sich überall abgriffen.

      Genau aus letzterem Grund nahmen die Mehandor häufig einen Fantan in ihren Konvois mit: Er führte sie nicht selten zielsicher dorthin, wo es wahre Schätze gab. Auf diese Weise hatte auch Lawwassatt für den besten Geschäftsabschluss der Meykarasippe seit Langem gesorgt.

      Außerhalb des Kugelsternhaufens, den die Arkoniden Thantur-Lok nannten, gab es ein kleines System mit Kolonialarkoniden. Es gehörte zu einem jungen Stern, der aus einer Doppelkonstellation geschleudert worden war – ein Fluchtstern. Kammuroh war daher ebenfalls eine junge Welt, reich an Metallen und Mineralien.

      Die dortigen Kolonisten hatten geglaubt, so weit weg von Tiga Ranton zu sein, dass man sie vergaß und unbehelligt für sich bleiben ließ.

      Lange Zeit war das tatsächlich der Fall gewesen.

      Doch dann war die Ökonomie der Hauptwelten ins Wanken geraten. Und man entsann sich auf Arkon der fernen Welten.

      Mehandorsippen machten sich auf den Weg, um diese Kolonien wieder aufzuspüren und auszubeuten. Damit sie ihre Ansprüche durchsetzen und dem Imperium schnellen Aufschwung bringen konnten, wurde vielen Karawanen, auch den Meykara, sogar ein Kampfflottenverband mitgegeben.

      Lawwassatt, der kurz vor dem Aufbruch an Bord gekommen war, hatte sie mit sicherem Gespür auf Kammuroh aufmerksam gemacht, eine Information, die »die anderen noch nicht haben«. Wenn sie sich sofort auf den Weg machten, brächte das unbedingten lukrativen Erfolg, hatte er versprochen.

      Eigentlich sei der Fantan, wie er gesagt hatte, auf dem Weg nach Aarakh Ranton, aber so ein kleiner Umweg könne nicht schaden, wenn viel Besun zu erwarten sei. Und das sei auf Kammuroh der Fall, so etwas lasse er sich nicht entgehen, und die Meykara sollten das auch nicht.

      Die Mehandor ließen es sich nicht entgehen. Wie ein Fluch fielen sie über das System her. Die Kolonialarkoniden wehrten sich erbittert, doch sie hatten nur drei lächerlich bewaffnete Schiffe, die ihnen nicht mal gegen Raumpiraten genützt hätten. Der Aufstand wurde von dem begleitenden Militär rücksichtslos und in kurzer Zeit niedergeschlagen, die Hauptstadt besetzt und der regierende Baron zur vertraglichen Unterschrift gezwungen.

      Somsat wusste, dass eine Matriarchin so handeln musste – skrupellos. Das Geschäft und der eigene Profit gingen immer vor, keine Frage. Dennoch hatte sie Thrione abringen können, dass die Kolonialarkoniden nicht alles verloren, was sie aufgebaut hatten, und wenigstens zu einem bescheidenen Teil am Abbau der Ressourcen beteiligt wurden. Es war schlimm genug, dass es Tote gegeben hatte, und was die Raumfahrt betraf, würde es lange dauern, bis die Kolonisten wieder über flugfähige Sternenschiffe verfügten. Somsat war indes der Ansicht, dass die Kolonisten ein Anrecht darauf hatten, zu partizipieren.

      Thrione hatte harte Verhandlungen deswegen führen müssen, weil die Hauptweltarkoniden den Kolonialen nur Verachtung entgegenbrachten. Doch schließlich hatte sie sich mit einem überzeugenden Argument durchsetzen können: Bei angemessener Beteiligung arbeiteten die Kolonialen mit, anstatt zu sabotieren. Das erhöhte die Effizienz, senkte die Kosten und steigerte den Gewinn. Auch für die Meykara, denn Somsat hatte dieses Argument bereits

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