Perry Rhodan Neo 229: Die Schwarze Flut. Rüdiger Schäfer

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Perry Rhodan Neo 229: Die Schwarze Flut - Rüdiger Schäfer Perry Rhodan Neo

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von Olymp, die ganze Zeit quasi direkt vor seiner Nase gesessen hatte, war nur schwer zu glauben.

      Immerhin hatte sich dadurch eins der Rätsel um Nathalies Verschwinden vor zehn Jahren aufgeklärt. Für Rhodan war es stets kaum begreiflich gewesen, dass sogar die sonst höchst effektive Geheimdienstabteilung III keinen Erfolg bei der Suche gehabt hatte. Noch dazu, weil deren Ermittlungen von Thomas und Farouq Rhodan da Zoltral, Nathalies Brüdern, geführt worden waren. Seit Rhodan über die wahre Identität von Anson Argyris informiert war, hegte er den Verdacht, dass seine Söhne längst eingeweiht gewesen waren.

      Es fiel ihm schwer, den Zorn, den er darüber empfand, nicht überhandnehmen zu lassen. Wenn er recht hatte, mussten Tom und Farouq sehr genau gewusst haben, was sie ihm und Thora mit ihrem Schweigen antaten. Sie mochten ihre Gründe gehabt haben, doch das konnte und wollte er nicht als Entschuldigung anerkennen. Bei nächster Gelegenheit stand den beiden ein äußerst unangenehmes Gespräch mit ihrem Vater bevor.

      »Willst du darüber reden?«

      Atlan da Gonozal hatte sich unbemerkt an seine Seite gesellt. Seine Frage ließ Rhodan aus den Grübeleien aufschrecken. Er wandte sich dem Arkoniden zu, ohne sein Tempo zu verringern.

      »Über was?«, gab er zurück.

      »Über das, was in deinem Kopf vor sich geht, seit wir losgegangen sind.«

      Rhodan antwortete nicht, was seinen Freund zu einem leisen Seufzer veranlasste.

      »Wir sehen uns nicht mehr so häufig wie früher, Perry«, sagte Atlan dann. »Aber ich kenne dich trotzdem noch immer gut genug. Wenn Dampf aus deinen Ohren kommt und du durch die Gegend rennst wie ein Haluter kurz vor der Drangwäsche, ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Machst du dir Sorgen um Thora?«

      »Natürlich mache ich mir Sorgen um Thora. Ich müsste bei ihr sein. Stattdessen bin ich hier – wo auch immer hier sein mag. Würde dich das nicht zur Weißglut treiben?«

      Atlan zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Aber das allein ist es nicht, oder?«

      »Was soll das werden? Gibst du nach dem Komiker nun den Psychologen?« Rhodan wusste, dass er ungerecht war, dass ihm Atlan nur helfen wollte. Doch die Wut in ihm gab sich nicht so schnell geschlagen.

      »Wenn man lange genug lebt, bleibt das nicht aus«, behauptete der Arkonide. »Manche werden zu alten Narren, andere zu weisen Ratgebern. Auch wenn es ihnen selten gedankt wird.«

      »Tut mir leid, Atlan.« Rhodan schüttelte den Kopf. »Ich wollte dich nicht als Blitzableiter benutzen.«

      »Mach nur. Auch darin habe ich eine gewisse Erfahrung.«

      Nun musste Rhodan doch lachen. »Ich weiß selbst nicht genau, was mit mir los ist«, gestand er. »Ich habe mich schon lange damit abgefunden, dass ich keinen Anspruch auf ein normales Leben habe – wie auch immer man ›normal‹ definieren will. Ebenso wenig will ich mich darüber beschweren, dass ich mit neunzig immer noch so aussehe wie mit knapp fünfzig. Es ist nur ...«

      »Du denkst zu viel nach, mein Freund«, sagte Atlan, als Rhodan nicht weitersprach. »Wichtig ist eigentlich nur, dass du dem Leben immer ein oder zwei Gläser Nettoruna voraus bist.«

      »Ich bin ziemlich sicher, dass das kein Spruch deines Leib- und Magenphilosophen Moraht da Them ist.«

      »Nein. Das ist ein echter Mascaren da Gonozal.«

      »Dachte ich mir.« Rhodan grinste. »Kristallprinz hin oder her: Rechne besser nicht damit, dass dieses Zitat Eingang in die arkonidische Kulturhistorie findet.«

      »Verkannt zu werden, ist das Schicksal jedes wahren Genies«, scherzte Atlan. Er legte die Stirn in Falten. »Das wäre übrigens ein ausgezeichneter Titel für meine Memoiren. Findest du nicht?«

      Rhodan war so abrupt stehen geblieben, dass der Arkonide noch ein paar Schritte machte, bevor er es bemerkte. Dann stoppte auch er und folgte dem Blick des Freunds, der angestrengt nach vorn schaute.

      In den vergangenen Minuten hatten sie eine flache Erhebung erklommen und den höchsten Punkt eines kleinen Hügels erreicht. Nun senkte sich die Landschaft wieder und führte auf eine Art Wäldchen zu, das bislang nicht sichtbar gewesen war. Der Boden war nach wie vor hart und glatt, sodass einem beim Gehen irgendwann die Fußsohlen wehtaten und man aufpassen musste, nicht auszurutschen.

      »Was ist?«, fragte Atlan.

      »Ich mag mich irren ...« Rhodan regte sich nicht. Seine Augen blieben starr geradeaus gerichtet. »Aber da war eine Bewegung. Da vorn. Zwischen den ... Bäumen.«

      »Ich habe nichts bemerkt.« Auch Atlan fixierte das Wäldchen. »Und du weißt, dass mich mein Extrasinn bei Bedarf auf alles aufmerksam macht, was außerhalb meiner bewussten Wahrnehmung stattfindet. Vielleicht hat dich nur ein Lichtreflex genarrt.«

      »Ungewöhnlich wäre das nicht.« Thetin war neben die beiden Männer getreten und hatte kurz das Helmvisier ihres Einsatzanzugs vor ihre Augen geschoben. »Dieser Wald scheint aus demselben Material zu bestehen wie der Boden«, sagte sie. »Eine Art von Kristall.«

      »Dann schauen wir doch einfach nach!« Atlan setzte sich wieder in Bewegung. »Ich hätte nichts dagegen, wenn es jemanden gäbe, den wir nach dem Weg fragen könnten.«

      »Okay.« Rhodan beeilte sich, dem Freund zu folgen. »Auf Wiedersehen, weiser Ratgeber. Willkommen, alter Narr ...«

      Je näher sie dem Waldrand kamen, desto mehr vergrößerten sie den Abstand zueinander. Dazu mussten sie sich nicht absprechen. Jeder von ihnen hatte so viele Einsätze und Risikosituationen hinter sich, dass dieses Verhalten längst in Fleisch und Blut übergegangen war. Wenn jemand sich zwischen dem Kristallgestrüpp versteckte, konnte er im Idealfall nur einen von ihnen angreifen, was den beiden anderen Zeit zum Reagieren gab.

      »Hallo!«, rief Rhodan. »Wir haben Sie gesehen. Sie müssen keine Angst haben. Wir möchten nur mit Ihnen reden.«

      Aus den Augenwinkeln registrierte er, dass Thetin ihren Kombistrahler gezogen hatte. Er sah zur ihr hinüber und wartete, bis sie seinen Blick bemerkte. Dann deutete er auf seine eigene Waffe, die nach wie vor an ihrer Magnethalterung am Gürtel hing, und schüttelte den Kopf. Die Liduuri verzog missmutig die Mundwinkel, steckte ihren Strahler aber weg. Wahrscheinlich war ihr selbst eingefallen, dass er ohnehin nicht funktionierte.

      Inzwischen waren sie dem Wäldchen so nah, dass seine Vegetation Details offenbarte. Die Bäume bestanden aus einem glatten, milchig weißen Stamm, der sich nach unten verbreiterte und ohne sichtbares Wurzelwerk in den Boden überging. Die Baumkrone begann in etwa vier Metern Höhe und bildete dort ein dichtes Geflecht aus Ästen und Zweigen. Je dünner sie wurden, desto transparenter wirkten sie.

      Zwischen den Bäumen wuchs eine Art Buschwerk mit langen Halmen und nadeldünnen Spitzen. Atlan ging vor einem der Gewächse in die Knie, nahm einen Halm zwischen Daumen und Zeigefinger – und knickte ihn mit einem Ruck ab. Das scharfe Splittern, das dabei ertönte, ging Rhodan durch Mark und Bein. Es hörte sich an, als hätte der Arkonide einen Glasstab zerbrochen. Obwohl Rhodan die Aktion nicht sonderlich gefiel, verzichtete er darauf, den Freund zu kritisieren.

      »Die Dinger sehen aus wie Tiraakigras.« Atlan da Gonozal erhob sich wieder. »Und die Bäume erinnern mich an Jojorans – nur ohne Blätter. Findet man fast überall auf Gos'Ranton ...«

      »Was willst du damit sagen?«, fragte Rhodan.

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