Chronische Wunden. Susanne Danzer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Chronische Wunden - Susanne Danzer страница 6
Die Reinigungsphase sekundär heilender Wunden ist aufgrund der lokalen Entzündung durch eine starke Exsudation von eiweißreichem Wundexsudat gekennzeichnet.
Gleichzeitig kommt es zu einem ersten Einwandern von Fibroblasten aus der Wundumgebung in das Wundgebiet.
Wichtig ist hierbei, dass die Entzündungsreaktion nicht mit einer Wundinfektion gleichgesetzt werden darf. Die ablaufende lokale Entzündungsreaktion dient praktisch als »Initialzündung« für den Beginn der Wundheilungsvorgänge. Initiiert werden eine Mehrdurchblutung des Wundgebiets, die Erhöhung des Nährstoffgehalts in der Wunde sowie des Sauerstoffgehalts und die Anzahl der Abwehrzellen. Außerdem kommt es zu einem verstärkten Abtransport von Abbauprodukten, die während der Reinigungsphase anfallen, und einem Anlocken anderer für die Wundheilungsvorgänge wichtiger Zellen.
Bei immungeschwächten Menschen kann es zu einer Unterdrückung bzw. Abschwächung oder Verzögerung der Entzündungsreaktion kommen, wodurch die Wundheilungsabläufe gestört werden.
Grundsätzlich ist eine Entzündung nicht mit einer Infektion gleichzusetzen, obwohl jede Infektion mit einer Entzündung einhergeht. Die Entzündung wird bei einer Wunde nicht von Bakterien hervorgerufen, sondern durch die Wunde selbst, die das körpereigene Abwehrsystem aktiviert. Eine Wunde wird vom Körper als schädigender Reiz erkannt, wobei die nachfolgende Entzündung die Voraussetzung für Reparaturvorgänge schafft.
Eine physiologische Entzündung entsteht nur in der Reinigungsphase. Allerdings kann es in jeder Wundheilungsphase zu einer Wundinfektion kommen.
Längere, verstärkte Entzündungen, die durch die Anwesenheit planktonischer und biofilmbasierter Bakterien stimuliert werden, verzögern die Heilung aufgrund von übermäßig erhöhtem Spiel von Proteasen und reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), die Proteine und Faktoren zerstören, die für die Heilung wesentlich sind.
2.3 Granulationsphase (Proliferationsphase)
Die Granulationsphase überlappt sich mit der Exsudationsphase an deren Ende. Gekennzeichnet ist die Proliferationsphase durch die Bildung neuen Gewebes, um die Wunde aufzufüllen, wobei es sich nur um ein temporäres Füllgewebe handelt.
Makrophagen und Granulozyten im Wundgebiet setzen Faktoren frei, die eine verstärkte Einwanderung von Fibroblasten in das Wundgebiet anregen.
Während des Wachstums und der Reifung der Fibroblasten produzieren diese eine neue, provisorische Extrazelluläre Matrix. Fibroblasten und Endothelzellen bilden Granulationsgewebe, das die Grundlage für eine Narbenentstehung bildet.
Die Fibroblasten beginnen mit der Bildung von Kollagen, das die Wunde nach und nach in Form von Granulationsgewebe auffüllt.
Das während dieser Phase gebildete Granulationsgewebe ist gefäß-, zell- und kollagenreich und rot-glänzend. Die Exsudation lässt deutlich nach. Besonders in dieser Phase schütten Makrophagen kontinuierlich Wachstumsfaktoren aus, die das Gewebewachstum regulieren und stimulieren.
Die Sekretion von Wachstumsfaktoren veranlasst das Wachstum von Blutgefäßen durch den Prozess der Neoangiogenese, gemeinsam mit der Proliferation von Endothelzellen und deren Migration.
Endothelzellen wandern an die Spitzen der verletzten Gefäße und bilden dort neue Kapillarschleifen. Außerdem kommt es zu einer Neubildung von Gefäßen im Wundgebiet, der sog. Neoangiogenese.
Durch eine Wundkontraktion, ausgehend vom Wundrand und ausgelöst durch Myofibroblasten, kommt es zu einer Verringerung der Wundoberfläche.
Gleichzeitig beginnt von den Wundrändern aus die Epithelisierung durch Wanderung (Migration) und Teilung (Mitose) von Epithelzellen.
2.4 Epithelisierungsphase (Reparation)
In dieser Phase verarmt das in der Wunde vorhandene Granulationsgewebe an Gewebswasser, und durch Ausreifung der Kollagenfasern entsteht das erste Narbengewebe.
Es kommt zur verstärkten Migration, Proliferation und Differenzierung von Keratinozyten, um so den Wundverschluss zu beschleunigen.
Gleichzeitig führt eine anhaltende Wundkontraktion zu einer weiteren Verkleinerung der Wunde.
Die Epithelisierung ist abgeschlossen, sobald die gesamte Wundoberfläche mit Epithel bedeckt ist.
2.5 Reifungsphase (Remodulierungsphase, Regenerationsphase, Maturation)
Diese Phase ist wichtig für die Entwicklung der Reißfestigkeit und somit für die Stabilität des Gewebes im Rahmen der Narbenbildung und -reifung. Das Kollagen wird reorganisiert, und dessen Fasern richten sich verstärkt nach den Spannungslinien auf das frische Narbengewebe aus, wodurch das Gewebe belastungsstabiler wird. Dabei wird das Narbengewebe dort am dichtesten und stabilsten angelegt, wo der meiste Zug auf das Gewebe stattfindet. Erst nach Abschluss der Reorganisation des Kollagens ist das Narbengebiet voll belastbar und reißfest. Ausgereiftes Narbengewebe verfügt über ca. 80 % Belastungsstabilität gesunder, intakter Haut. Dieser Umbauprozess dauert bis zu mehreren Monaten an.
Wichtig: Häufig werden die Hämostase und die Exsudationsphase zu einer Wundheilungsphase zusammengefasst. Das gleiche gilt auch für die Epithelisierungsphase und die Remodulierungsphase, sodass nur drei Wundheilungsphasen angegeben werden. Diese lauten dann: Exsudationsphase (oder Reinigungsphase), Granulationsphase (oder Proliferationsphase) und Epithelisierungsphase (oder Regenerationsphase).
Tab. 2.1: Übersicht Wundheilungsphasen
PhaseVorgänge
Zudem gibt es Modelle, bei denen vier Phasen angegeben werden: Exsudationsphase, Granulationsphase, Epithelisierungsphase und Regenerationsphase. Hier zählt die Hämostase zur Exsudationsphase.
Abb. 2.1: Übersicht Wundheilungsphasen-Modelle
2.6 Heilungsmechanismen des Körpers
Der menschliche Körper verfügt über Heilungsmechanismen:
Reparatur: Verletztes Gewebe wird durch unspezifisches Bindegewebe ersetzt. Dies geschieht überwiegend bei einem Gewebedefekt. Es kommt zur Vernarbung. Reparative Wundheilung findet man bei: