Chronische Wunden. Susanne Danzer
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• Tertiärheilung (auch verzögerte Primärheilung)
Primärheilung: Unter einer Primärheilung (auch primäre Wundheilung) versteht man das Aneinanderlegen (Adaptieren) und Schließen einzelner Gewebeschichten mithilfe einer chirurgischen Naht, Klammern, Wundnahtstreifen(»Klammerpflaster«) oder Gewebekleber, ggf. auch in Kombination.
In der Regel ist die primäre Wundheilung nach sechs bis zehn Tagen abgeschlossen. Dabei bildet sich nur minimales Narbengewebe.
Typische primär heilende Wunden sind Operationswunden, aber auch z. B. Schnitt- oder Platzwunden, die sich gut verschließen lassen und in der Regel unproblematisch abheilen.
Aus einer Primärheilung kann unter Umständen eine Sekundärheilung werden.
Sekundärheilung: Bei einer Sekundärheilung (auch sekundäre Wundheilung) muss sich die Wunde selbst verschließen. Das heißt, der Defekt heilt Gewebsschicht um Gewebsschicht ab. Das geschieht von unten nach oben und von außen nach innen und zwar solange, bis der Defekt verschlossen und abgeheilt ist.
Je nach Wundgröße und dem entstandenen Gewebeschaden ist die Zeit bis zur Abheilung unterschiedlich lang.
Es gibt Wunden, die nur sekundär heilen können. Dazu zählen:
• Wunden mit klaffenden, nicht aneinanderliegenden Wundrändern, die nekrotisch sein können
• Nekrotische oder nekrotisch belegte Wunden
• Besonders große Gewebedefekte
• Bisswunden
• Infizierte Wunden
• Wundinfektionen bei primär verschlossenen Wunden
• Eröffnungen einer Abszesshöhle
• Fistelnde Prozesse mit Gewebszerfall
• Chronische Wunden wie Dekubitus, Ulcus cruris venosum etc.
Tertiärheilung: Vorn einer Tertiärheilung (auch tertiäre Heilung, verzögerte Primärheilung) spricht man, wenn eine Verletzung nicht sofort primär verschlossen werden kann (siehe Primärheilung), sondern der Verschluss zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.
Dies geschieht beispielweise. bei Schnittverletzungen, die innerhalb eines Zeitraums von sechs Stunden keine primär verschlossenen Wunden oder eine hohe Verschmutzung aufweisen. Dadurch besteht ein hohes Risiko für eine Wundinfektion. Aus diesem Grund werden solche Wunden durch Einlegen eines »Abstandshalters« (z. B. Lasche, Drainage, etc.) daran gehindert, sich für zwei bis drei Tage (je nach Wundtyp auch länger) zu schließen, und erst dann primär verschlossen, wenn sich innerhalb dieses Zeitraums keine Anzeichen einer Infektion zeigen.
Primärheilung, Sekundärheilung und Tertiärheilung sind reparative Vorgänge und heilen immer mit einer Narbe ab.
Regeneration: Verletzte Zellen werden durch identische Zellen ersetzt. Dies ist nur im Bereich der Epidermis (wenn die Basalzellen erhalten sind), Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts und dem weiblichen Genitale möglich. Regenerative Wundheilung findet man bei:
a) oberflächlichen Verletzungen:
– Es ist nur die Epidermis betroffen, Basalzellen sind erhalten.
– Es kommt zu einer narbenfreien Ausheilung der Verletzung durch Epithelisierung.
b) Schleimhautverletzungen:
– Schleimhautzellen werden durch identische Zellen ersetzt, da es sonst zum Verlust der physiologischen Schleimhautfunktion kommen würde.
Die Wundheilung ist ein komplexer Prozess, der von einer Reihe an Faktoren beeinflusst wird:
• von dem Betroffenen selbst
• durch das Umfeld
• durch das multidisziplinäre Team
• durch verfügbare Therapien
Die Einflussfaktoren auf die Wundheilung sind vielfältig und lassen sich in lokale und systemische Risikofaktoren unterteilen.
Tab. 2.2: Lokale, systemische und (psycho-)soziale Einflussfaktoren auf die Wundheilung
Lokale FaktorenSystemische Faktoren(Psycho-)Soziale Faktoren
Je mehr dieser Einflussfaktoren vorhanden sind, umso schlechter können die Wundheilungsvorgänge störungsfrei ablaufen. Stattdessen kommt es zur Verzögerung der Wundheilung oder gar zur Stagnation.
2.7 Narben
Als Narbe (lat. Cicatric) wird das faserreiche Ersatzgewebe bezeichnet, das im Rahmen der Wundheilung gebildet wird und den Endzustand der Wundheilungsvorgänge darstellt. Sie ist ein Ersatz für Substanzverluste des Ursprungsgewebes, der jedoch nicht dessen Gewebeeigenschaften besitzt und somit immer mit einem Funktionsverlust einhergeht.
In Narben ist das Kollagen nicht mehr komplex verflochten, sondern parallel angeordnet, wodurch die max. Belastbarkeit des Gewebes von ca. 80 % zustande kommt und das Narbengewebe weniger dehnbar ist; Hautanhangsgebilde wie Talg- und Schweißdrüsen fehlen.
Bei Narbengewebe handelt es sich allerdings nicht um statisches Gewebe, denn die Narbe unterliegt im Rahmen der Maturation Umbauvorgängen, die als »Narbenreifung« bezeichnet werden. Der vollständige Umbau des Narbengewebes kann Monate bis Jahre dauern.
Typische Beschwerden während des Umbauprozesses des Narbengewebes sind, z. B. Juckreiz, Spannungsgefühl, Schmerzen sowie eine erhöhte Empfindlichkeit gegen Sonnenlicht.
Verletzungsart, die Belastung der Narbe, die Körperregion, die genetische Disposition sowie Ethnie und Hauttyp nehmen Einfluss auf den genauen Ablauf der Narbenbildung und -reifung. Eine stärkere Vernarbung wird z. B. durch eine Kontamination der Narbe sowie durch Zugbelastungen in der Frühphase der Narbenbildung ausgelöst.
Um die Narbenreifung zu unterstützen, ist eine regelmäßige Narbenpflege nach Abschluss der Wundheilung sinnvoll. Durch die sorgfältige Pflege von Narben sind diese in der Regel weicher, blasser und weniger erhaben.
Charakteristika von Narben:
• Heller als die sie umgebende Haut
• Keine Talg- und Schweißdrüsen
• Kein Haarwuchs