Die Reise der Bounty in die Südsee. William Bligh

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Die Reise der Bounty in die Südsee - William Bligh Edition Erdmann

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Geschichte noch einmal zurückzukommen, eine, wenn auch gewiss unvollständige Nachricht hierhersetzen, die ich auf meiner Rückreise nach Europa am Kap erfuhr. Ein Landmann namens Holthausen, der in Swellendam wohnt, acht Tagereisen vom Kap entfernt, erhielt von einigen Kaffern die Nachricht, dass sich in einem Kral in ihrem Land weiße Männer und Frauen befänden. Er erbat vom Gouverneur die Erlaubnis, mit einigen anderen Buren einen Zug dorthin zu unternehmen, wobei er für seine Unkosten sechstausend Reichstaler verlangte. Der Gouverneur verwies ihn an den Landdrosten von Grave-Rennet, einer neuen, auf seinem Weg liegenden Kolonie. Allerdings hatte Holthausen dorthin eine Reise von einem Monat, die der Bure nicht aufs Ungewisse unternehmen wollte. Er hatte sich bei einem Haufen befunden, der an der Küste entlang gezogen war, um nach den Schiffbrüchigen zu suchen, nachdem einige von diesen am Kap angelangt waren. Man sagt aber auch, dass die holländischen Buren sehr gern solche Züge in das Innere des Landes unternehmen, um zu plündern und Viehherden wegzutreiben.

      Am 13. Juni kam das englische Schiff »Dublin« auf dem Weg nach Ostindien hier an. Es hatte eine Division des 77. Regiments unter dem Obersten Balfour an Bord. Am 29. Juni waren wir segelfertig, nachdem meine Leute achtunddreißig Tage lang jeden Vorteil genossen hatten, den das Land ihnen gewähren konnte. Wir gingen am 1. Juli, vier Uhr nachmittags, unter Segel, feuerten beim Auslaufen einen Salut von dreizehn Schüssen und erhielten den gleichen Gegengruß zurück.

      VIERTES KAPITEL

      Nachdem wir die False Bay verlassen hatten, steuerten wir Ostsüdost. Beinahe täglich fanden sich Albatrosse, Sturmvögel und andere ozeanische Vögel bei uns ein, doch merkten wir, dass sie uns sogleich verließen, wenn der Wind nur wenige Stunden von Norden kam. Ihre Wiederkehr war das Vorzeichen eines südlichen Windes. Am 20. kam der Wind mit solcher Stärke aus dem Westen, dass wir mit ganz gerefftem Marssegel unter dem großen Focksegel schifften. Bald verstärkte der Wind sich so sehr, dass das Vorderteil fast unter Wasser geriet, ehe wir die Segel einziehen konnten. Sobald dies geschehen war, legten wir das Schiff gegen den Wind, senkten die großen Rahen, nahmen die Bramstengen ganz auf das Deck herunter und erleichterten das Schiff so um vieles. Wir blieben bis zum nächsten Morgen so liegen und machten uns mit einem gerefften Focksegel wieder auf den Weg. Nachmittags aber gingen die Wellen so hoch, dass wir beilegen mussten. Die ganze Nacht blieben wir vor dem Wind liegen, wobei der Mann am Steuer einmal unversehens auf das Steuerrad geworfen und arg zerschlagen wurde. Gegen Mittag legte sich die Gewalt des Sturms, und wir segelten weiter ostwärts fort.

      Am 28. Juli sichteten wir die Insel St. Paul zwölf Meilen von uns entfernt. Wir liefen an ihrer Südseite hin, etwa eine Seemeile vom Land entfernt, dessen Höhen mit Grün, vermutlich einer Art Moos, bedeckt waren, wie man es gewöhnlich auf den felsigen Inseln dieser Breiten antrifft. Unweit der Küste sahen wir einige Walfische schwimmen. Am Ostende bemerkten wir einen zuckerhutförmigen Felsen, an dessen Fuß ein guter Ankergrund liegen soll, wie mir der Kapitän eines holländischen Postschiffs mitteilte, mit dem ich nach Europa zurückkam. Er sagte auch, dass auf der Insel gutes Trinkwasser zu finden sei, außerdem eine heiße Quelle, worin Fische sich so gut wie auf dem Feuer kochen ließen.

      Bei unserer Annäherung an Van-Diemens-Land (Tasmanien) hatten wir viel schlechtes Wetter mit Hagel und Schnee, und nichts deutete uns die Nähe der Küste an außer einer Robbe, als wir noch zwanzig Seemeilen vom Land entfernt waren. Der Nordwestwind wehte sehr heftig, als wir aber den Newstone, einen hohen, steilen Felsen am Südwestkap, umschifft hatten, waren wir gegen die hoch von Westen her kommende See geschützt. Abends lag das Südkap vor uns, und wir sichteten einige Feuer auf dem Lande. Am 20. versuchten wir vergeblich, die Adventure Bay (am Südwestkap) anzulaufen, denn der unstete Wind hinderte uns daran. Erst am folgenden Morgen konnten wir dort vor Anker gehen.

      Nachdem wir das Schiff sicher vertäut hatten, ging ich in einem Boot an Land, um eine günstige Stelle zum Wasserfüllen und Holzschlagen zu suchen. Etwa sechzig Schritte vom Ufer fand ich in einer Mulde Wasser. Es war gut, aber da es vom Regen angesammelt war, fand man im Sommer hier kein Wasser, wie im Januar 1777, als ich mit Kapitän Cook hier vergeblich danach gesucht hatte.

      Der Fischfang mit dem großen Netz brachte uns nur zwanzig kleine Fische ein. Von Eingeborenen fand ich nirgends eine Spur, auch nicht von europäischen Schiffen, die seit der »Resolution« und »Discovery« unter Cook und Clerke im Jahre 1777 hier gewesen wären. Bei Tagesanbruch am folgenden Morgen schickte ich eine Abteilung unserer Mannschaft unter den Befehlen des Herrn Christian und des Konstablers Peckover an Land, um Holz und Wasser an Bord zu schaffen, wobei einer der Matrosen für seine Kameraden waschen sollte. Die See brandete so hoch an den Strand, dass wir das Holz in Bündeln nach dem Boot flößen mussten. Herr Nelson berichtete mir, dass er auf einem Erkundungsgang einen völlig gesunden Baum mit einem Umfang von dreiunddreißig und einem halben Fuß (fast 10 m) und entsprechender Höhe gefunden habe.

      An Bord glückte uns der Fischfang mit der Angel weit besser als mit dem Netz am Strand, denn wir fingen eine Menge Kabeljaus. Da es uns an Brettern fehlte, ließ ich eine Sägegrube anlegen und stellte einige Leute an, um Baumstämme zu Planken zu schneiden. Wir hatten jetzt auch mehr Glück mit dem Fischnetz, dazu sammelten unsere Leute auf den Klippen eine Menge Miesmuscheln, nach deren Genuss ihnen aber übel wurde, doch vermute ich, dass sie zu viel davon gegessen hatten. Wir sahen auch den Stamm eines abgestorbenen Baumes, in den die Jahreszahl 1773 eingeschnitzt war, ohne Zweifel von Leuten des Kapitäns Furneaux (der mit der »Adventure« hier gewesen war).

      Das östliche Ufer der Bucht ist nicht bewaldet, deshalb wählte ich es auf Herrn Nelsons Empfehlung aus, dort einige vom Kap der Guten Hoffnung mitgebrachte Obstbäume zu pflanzen. Ich habe freilich wenig Hoffnung, dass dies Erfolg haben könnte, da die Feuer der Eingeborenen in der trockenen Jahreszeit das dürre Gras und die Sträucher anzünden und alles weithin vernichten. Wir suchten jedoch ein Plätzchen aus, das uns sicher genug erschien, und pflanzten drei junge Apfelbäume, neun Weinstöcke, sechs Pisangs und legten eine Menge Zitronen- und Orangenkerne, Kürbisse, Mais und Apfel- und Birnenkerne. Nelson ging außerdem rund um die Bucht und legte Samen, wo es ihm zweckmäßig erschien. Unweit des Wasserplatzes fanden wir ein günstiges Stück, das uns besonders zum Bepflanzen tauglich erschien, wo wir also auch Zwiebeln, Kohlrüben und Erdäpfel steckten.

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       Mann von Van-Diemens-Land (Tasmanien)

      Einige Tage nacheinander zeigten sich auch einige Wale in der Bucht, und zwar von derselben Art mit zwei Atemlöchern, die wir öfter gesehen hatten. In der Nacht des 1. September bemerkten wir zum ersten Mal, dass sich Eingeborene in der Nähe befinden müssten. Wir sahen auf dem flachen Land einige Feuer und konnten mithilfe unserer Ferngläser auch Menschen erkennen. Da ich hoffte, dass sie zu uns kommen würden, blieb ich den ganzen Vormittag bei den Holzfällern und Wasserholern, wo ich das günstige Wetter zu astronomischen Beobachtungen nutzte. Die Eingeborenen kamen jedoch nicht, und die See brandete zu stark, als dass ich ein Boot dort hätte landen lassen können.

      Am folgenden Morgen unternahm ich eine Bootsfahrt dorthin, und da eine Landung unmöglich war, ließ ich den Bootsanker werfen, weil ich vermutete, die Eingeborenen, an deren Feuern wir vorübergerudert waren, würden zu uns an den Strand kommen. Als wir bereits eine Stunde vergebens gewartet hatten, sahen wir zu unserer Verwunderung Nelsons Gehilfen, den Gärtner Brown, aus dem Wald hervorkommen. Er hatte sich auf einer botanischen Erkundung hierher verirrt und sagte mir, er sei auch einigen Einheimischen begegnet. Bald darauf hörten wir ihre Stimmen wie ein Gegacker von Gänsen. Dann kamen etwa zwanzig Menschen aus dem Gebüsch hervor, und zwölf von ihnen gingen an eine Landspitze, wo das Boot näher am Ufer liegen konnte. Ihre Weiber waren zurückgeblieben. Wir näherten uns den Eingeborenen bis auf zwanzig Schritte, aber es war unmöglich, dort zu landen. Ich begnügte mich deshalb damit, die Geschenke, die ich ihnen zugedacht hatte, in Papier zu wickeln und aufs Ufer zu werfen. Aber sie öffneten die Päckchen erst, als ich Miene machte, sie zu verlassen. Sie wickelten das Papier auf und legten sich

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