Die Reise der Bounty in die Südsee. William Bligh

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Reise der Bounty in die Südsee - William Bligh страница 9

Die Reise der Bounty in die Südsee - William Bligh Edition Erdmann

Скачать книгу

image

       Karte der Gesellschaftsinseln

      So hatten wir also die Reise von Van-Diemens-Land nach Tahiti in zweiundfünfzig Tagen geschafft, was als eine ziemlich gute Überfahrt gelten kann. Es verdient noch angemerkt zu werden, dass wir von England bis zum Ankerwurf vor Tahiti zusammengerechnet 2 068 Englische Meilen oder umgerechnet alle vierundzwanzig Stunden 108 Englische Meilen (etwa 200 km) zurückgelegt hatten.

      SECHSTES KAPITEL

      Als das Schiff vor Anker lag, kamen noch mehr Gäste, aber wir sahen niemand, dessen wir uns als Mann von Ansehen hätten erinnern können. Ein untergeordneter Häuptling beschenkte uns mit Schweinen und empfing unsere Gegengeschenke. Wir erhielten auch Kokosnüsse in Menge, doch schien die Brotfrucht jetzt rar zu sein.

      Man erkundigte sich öfter bei uns nach Kapitän Cook, Sir Joseph Banks und anderen Freunden, die vor Zeiten hier gewesen waren. Wir erfuhren auch, dass ein Schiff die Insel besucht und die Mannschaft den Eingeborenen vom Tod des Kapitäns Cook berichtet hatte. Sie schienen jedoch von den näheren Umständen nichts zu wissen, und ich schärfte sowohl meinen Offizieren als auch der Mannschaft ein, nichts von der Ermordung Kapitän Cooks auf Hawaii (1779) zu erwähnen. Das Schiff hatte sich einen Monat lang auf Tahiti aufgehalten und war vor vier Monaten von hier abgereist. Die Eingeborenen nannten den Kapitän Tonah und berichteten mir auch, dass sich auch ein Leutnant Watts auf dem Schiff befunden habe, den sie gut kannten, weil er schon mit Kapitän Cook hier gewesen war. (Das Schiff war die »Lady Penrhyn« unter Kapitän Sever.)

      Otu, der bei Kapitän Cooks letzter Anwesenheit das Oberhaupt von Tahiti war, hielt sich jetzt in einer anderen Gegend der Insel auf. Man sagte uns, dass bereits Boten unterwegs seien, die ihn von unserer Ankunft unterrichten sollten, und dass man ihn in Kürze erwarte. Unter den Eingeborenen bemerkten wir überhaupt große Freude über unsere Ankunft und freundschaftliches Benehmen uns gegenüber. Den ganzen ersten Tag ging es auch vollkommen ehrlich zu. Wir waren jedoch von unseren vielen Gästen so arg bedrängt, dass ich es nicht wagen konnte, das Schiff auf einen bequemeren Ankerplatz in der Bucht zu bringen, denn dazu hätte ich vorher die Eingeborenen vom Deck schaffen müssen, und dies würde wahrscheinlich einen schlechten Eindruck auf sie gemacht haben. Ich wartete deshalb bis zum anderen Morgen, und ehe die Eingeborenen wieder herbeiströmten, lichteten wir unsere Anker, lavierten tiefer in die Bucht und vertäuten das Schiff etwa eine Viertelmeile vom Strand, wo es in sieben Klaftern (Faden) Tiefe lag.

      Bald darauf kamen mehrere Häuptlinge an Bord, die über meine Wiederkehr große Freude zeigten. Unter ihnen befand sich Otau, der Vater Otus, und Oripaia, sein Bruder, dazu ein anderer Häuptling von Matawai namens Poino, denen ich Geschenke überreichte. Bald erschienen auch zwei Boten von Otu, der mir mitteilen ließ, dass er auf dem Wege zum Schiff sei. Jeder von ihnen überbrachte ein kleines Ferkel und einen jungen Pisangstamm als Zeichen der Freundschaft. Unterdessen waren wir auch reichlich mit frischen Lebensmitteln versorgt worden, und jedermann hatte so viel zu verzehren, wie er wollte und konnte.

      Sobald das Schiff sicher vor Anker lag, begab ich mich in Begleitung des Häuptlings Poino und einer großen Menge von Eingeborenen an Land. Er führte mich an den Platz, wo wir im Jahre 1777 unsere Zelte aufgeschlagen hatten, und bat mich, ich möchte mich hier wieder niederlassen. Darauf gingen wir über den Strand und auf einem von Brotbäumen beschatteten Pfad nach seinem Haus. Dort beschäftigten sich zwei Frauen – seine Frau und seine Tochter – damit, ein Stück Stoff rot zu färben. Sie luden mich ein, auf einer Matte Platz zu nehmen, und boten mir mit ausgesuchten Manieren allerlei Erfrischungen an. Nach und nach fanden sich einige Fremde ein, die mich begrüßten und in ihrem Betragen sehr bescheiden und zuvorkommend waren. Das Volk drängte sich in solchen Haufen um das Haus, dass die Hitze mir sehr beschwerlich fiel, aber sobald man dies bemerkte, zog sich die Menge zurück. In dem Gedränge entdeckte ich einen Mann, der seinen Arm bis über den Ellbogen verloren hatte. Der Stumpf war so gut verheilt, als hätte ein großer Chirurg ihn behandelt.

      Ich erkundigte mich nach dem Hornvieh, das Kapitän Cook hier zurückgelassen hatte, allein die Auskünfte hierüber waren widerspruchsvoll und ungünstig. Nachdem ich mich etwa eine Stunde aufgehalten hatte, stand ich auf, um mich zu verabschieden. Die Frauen kamen auf mich zu und überreichten mir eine Matte und ein Stück feinsten tahitischen Stoff, den sie mir nach Landesart umlegten. Dann nahm ich sie bei der Hand, und sie begleiteten mich bis ans Ufer, wo sie sich mit dem Versprechen, meinen Besuch bald zu erwidern, von mir trennten.

      Auf diesem Spaziergang sah ich zu meinem großen Vergnügen, dass die Insulaner von unseren früheren Besuchen einigen Gewinn gehabt hatten. Man brachte mir zwei Pampelmusen, eine Frucht, die sie nicht gekannt hatten, bis wir sie hier einführten, und unter den zum Schiff gebrachten Waren befanden sich Spanische Pfefferschoten, Kürbisse und auch ein paar junge Ziegen.

      Während meiner Abwesenheit hatte es einigen Lärm an Bord des Schiffes gegeben, als ein Eingeborener einen blechernen Topf stehlen wollte. Oripaia erfuhr davon und geriet in so heftigen Zorn, dass der Dieb nur mit knapper Not sein Leben rettete. Der Häuptling trieb alle seine Landsleute vom Schiff, und als ich eintraf, bat er mich, jeden Dieb fangen und mit Prügeln bestrafen zu lassen.

      Vormittags kam ein Insulaner mit dem Bildnis an Bord, das der Maler Weber (Teilnehmer der dritten Reise Cooks) im Jahre 1777 von dem Kapitän gezeichnet und das man Otu zum Geschenk gemacht hatte. Es wurde mir in der Absicht gebracht, ich möchte es ausbessern lassen. Der Rahmen war zerbrochen, das Bild aber keineswegs beschädigt. Die Tahitianer nannten es Tuti, Eri no Tahiti, Cook, Oberhaupt von Tahiti. Sie berichteten dabei, Tuti habe von Otu verlangt, dass er das Bild vorzeigen solle, sooft ein englisches Schiff herkäme, da man dies sicher als eine Freundschaftserklärung ansehen werde. An diesem Nachmittag erhielt ich noch den Besuch von Otus jüngstem Bruder Waiduha, der aber vom Awatrinken ganz benommen war. Bei Sonnenuntergang verließen uns alle unsere männlichen Gäste.

image

       Otu, Groß-Eri von Tahiti

      Früh am folgenden Morgen erhielt ich eine Botschaft von Otu, der mir seine Ankunft ankündigen und mich bitten ließ, ihn mit einem Boot abholen zu lassen. Ich veranlasste dies sogleich und schickte Leutnant Christian mit, um ihn an Bord zu geleiten. Otu kam mit einem zahlreichen Gefolge und war sehr erfreut über diese Zusammenkunft. Nachdem er mir seine Gemahlin vorgestellt hatte, begrüßten wir uns nach der hier üblichen Weise durch Berührung der Nasen. Dann verlangte er, dass wir unsere Namen als Zeichen ewiger Freundschaft tauschen möchten. Zu meiner Verwunderung erfuhr ich, dass er statt seines ehemaligen Namens Otu einen anderen angenommen hatte und jetzt Teina hieß. Der Name Otu und der Titel eines Eri rahai, des höchsten Oberhauptes, war nach Landessitte seinem ältesten, aber noch minderjährigen Sohn zugefallen.

      Teinas Gemahlin hieß Iddia, und in ihrer Gesellschaft befand sich eine Frau, die mit einer großen Menge Stoff wie mit einem Reifrock bekleidet war. Man nahm es ihr ab und machte es mir zum Geschenk, wozu ich noch ein großes Schwein und einige Brotfrüchte bekam. Hierauf führte ich meine Gäste in die Kajüte, wo ich nun meine Geschenke zum Vorschein brachte. Das Geschenk für Teina, wie ich ihn nun immer nennen werde, bestand in Äxten, Beilen, Feilen, Bohrern, Sägen, Spiegeln, roten Federn und zwei Hemden. Iddia erhielt Ohrringe, Halsbänder und Glaskorallen, doch gab sie mir zu verstehen, dass sie ebenfalls Eisenwaren wünschte, worauf sie ein ähnliches Sortiment erhielt wie ihr Gemahl. Wir sprachen über den Wert und den Gebrauch der verschiedenen Sachen, und alle schienen sehr zufrieden zu sein. Ja, sie beschlossen sogar, den Tag über an Bord zu bleiben, und sie baten mich, sie überall im Schiff umherzuführen und ihnen besonders meine Schlafstelle zu zeigen. Ich willigte ein, so wenig Lust ich im Grunde auch dazu hatte, und was ich befürchtete, blieb nicht aus. Es erschienen ihnen so viele Dinge

Скачать книгу