Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen

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Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen Fürstenkrone

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weiß, dass Sie ein aufgeschlossener Mensch sind, Baron.« Sie seufzte wieder auf. »Mein Stiefsohn macht mir große Sorgen. Er ist ein Starrkopf ersten Ranges. Er lehnt jeden Rat ab. Natürlich ist Tihany in der letzten Zeit leicht vernachlässigt worden. Aber man kann doch nicht mir die Schuld daran geben. Mein Stiefsohn muss heiraten. Er sieht gut aus und ist sehr gescheit, aber ein Romantiker, dem mit Vernunft nicht beizukommen ist.«

      »Das Vorrecht aller jungen Menschen, Gräfin«, lächelte Baron Waldstein nachsichtig. »Meine Tochter Elga kommt ja übrigens in ein paar Tagen zurück. Darf sie Ihnen dann auch einen kurzen Besuch machen?«

      »Aber mit dem größten Vergnügen, Baron. Ich habe ohnehin die Absicht, nächste Woche eine kleine Abendgesellschaft zu geben. Nur im engsten Freundeskreis. Dazu sind Sie mit Ihren Kindern allerherzlichst eingeladen. Ich werde sehen, dass auch mein Stiefsohn zu diesem Abend kommt. Wenn Sie Ihre Ferien in Erlau verbringen, sind Sie doch ohnehin Nachbarn und der Kontakt wäre bereits hergestellt.«

      »Eine sehr gute Idee, Gräfin«, lobte der Baron. Er beendete damit seinen Besuch. Zum Abschied küsste er der jungen Gräfin wieder die Hand.

      Während der Diener ihn hinausbegleitete, konnte er seine Blicke umherschweifen lassen. Er hatte ein glänzendes Gedächtnis und bemerkte, dass sehr viel Mobiliar von Tihany hierhergewandert war. In Tihany hatte er die Verhandlungen wegen des Kaufes von Erlau geführt, und daher war ihm die Einrichtung des Schlosses noch gut in Erinnerung.

      Der junge Graf würde wohl kaum entzückt davon sein, jetzt in einem sicher fast halbleeren Schloss zu sitzen. Es wäre gewiss interessant, den jungen Grafen einmal näher kennenzulernen.

      Die Gräfin hatte sich bisher wenig positiv über ihren Stiefsohn geäußert. Jetzt schien sie ihre Absicht jedoch etwas geändert zu haben.

      Bisher hatte sich der Baron nicht viel um die Verhältnisse der Tihanys gekümmert, da ihm seine Arbeit keine Zeit dazu ließ.

      Aber er nahm sich vor, während der Sommerferien auf Erlau den Zuständen auf Tihany etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

      Es blieb abzuwarten, ob der junge Graf mit seinem vernachlässigten Erbe fertig wurde.

      *

      An diesem Vormittag war reger Betrieb auf dem kleinen Postamt von Neuburg. Es war der Monatsletzte, und da gab es stets eine Menge zu tun.

      Baronesse Elga von Waldstein hatte gerade ihren weißen Sportwagen unter einem schattigen Baum vor dem Postamt geparkt und betrat den Schalterraum.

      Sie kannte niemanden in Neuburg, denn sie war nur ein einziges Mal in diesem Städtchen gewesen, als sie zu Weihnachten in Schloss Erlau gewesen war und ihr Wagen eine kleine Reparatur nötig gehabt hatte, die der Autoschlosser und Tankstellenbesitzer von Neuburg zu ihrer Zufriedenheit behoben hatte. Er war der Einzige, mit dem sie ein paar persönliche Worte gewechselt hatte.

      Elga von Waldstein, mit einer großen Sonnenbrille auf der Nase und einem bunten Tuch um den Kopf, musste sich in der Reihe vor dem Schalter hinten anstellen. Sie brauchte eigentlich nur Briefmarken, aber so weit war man in Neuburg noch nicht, dass man dafür einen Automaten aufgestellt hätte.

      Elgas Blick fiel auf einen jungen Mann, der gerade an der Reihe war. Sie hörte, wie er nach zwei Koffern fragte, die er aus Kanada erwartete.

      So etwas kam in Neuburg auf dem Postamt nicht alle Tage vor, und daher wurde der junge Herr auch gebührend von den Umstehenden betrachtet, was ihn jedoch nicht zu stören schien.

      »Ja, Herr Graf, die sind da«, erklärte der Beamte am Schalter mit besonderer Liebenswürdigkeit, »heute früh sind sie gekommen. Aber wir hätten Ihnen die beiden Koffer doch morgen mit dem Postwagen nach Schloss Tihany gebracht, Herr Graf.«

      »Nicht nötig«, sagte der Angeredete, »ich bin gerade mit meinem kleinen Wagen hier und nehme sie mit. Ich brauche die Sachen dringend.«

      »Warten Sie, Herr Graf, ich helfe Ihnen.«

      Der Beamte schloss für ein paar Minuten den Schalter, um zur Gepäckaufbewahrung zu gehen.

      Baronesse Elga starrte den jungen Herrn an, der nun vor dem Gepäckschalter seine Koffer holte. Sie wusste jetzt, wer er war, und daher betrachtete sie den jungen Grafen mit besonderem Interesse. Auch die übrigen Anwesenden starrten den jungen Grafen wie ein Weltwunder an, und einige ältere Leute gingen auf ihn zu, um ihn mit großer Herzlichkeit zu begrüßen.

      Elga sah in sein herbschönes Gesicht, das von Wind und Wetter gebräunt war. Eine dunkle Strähne war ihm in die Stirn geweht, die er etwas ärgerlich zurückstrich.

      Elga erinnerte sich an all das, was sie über den jungen Grafen gehört hatte. Es war nicht viel, nur dass der alte Graf Tihany und besonders dessen zweite Frau kaum Verbindung mit dem jungen Grafen gehabt hatten, der im Ausland gelebt hatte.

      Sie hatte sich nicht für die Gründe dieser Zwietracht interessiert, aber nun erwachte plötzlich ihr Interesse an dem jungen Grafen, der einen starken Eindruck auf sie machte.

      Sie sah zu, wie man ihm die beiden Koffer herausreichte. Er nahm sie auf und ließ sich nicht davon abhalten, sie allein hinauszutragen.

      »Lassen Sie nur«, sagte er sowohl zu dem Beamten als auch zu einigen anderen Leuten, die ihm helfen wollten, »das mache ich schon allein.«

      Er grüßte kurz und verließ mit seiner schweren Last das Postgebäude. Elga wäre gern hinzugesprungen, aber sie hielt sich im letzten Moment zurück.

      Als der Graf draußen war, ging das Getuschel unter den Anwesenden los. Elga hörte verschiedene Worte über die Stiefmutter, den Vater des jungen Grafen und über Schloss Tihany. Die Bemerkungen waren nicht gerade sehr schmeichelhaft für Gräfin Coletta.

      Elga bekam kurz darauf ihre Briefmarken und ging rasch hinaus. Sie sah, wie der junge Graf gerade den zweiten Koffer auf den hinteren Sitzen seines alten Kleinwagens verstaute.

      Eine gewisse Scheu hielt sie davon ab, zu ihrem eigenen Wagen zu gehen, der einige Meter von dem Grafen entfernt stand. Sie bemerkte, dass der Graf ihren Wagen kurz und interessiert mus­terte. Anscheinend konnte er sich nicht erklären, wie ein solcher Traumwagen nach Neuburg kam.

      Dann stieg er ein und fuhr los. Elga ging rasch zu ihrem Wagen, als der Graf um die nächste Biegung verschwunden war. Ein paar Kilometer hatte sie denselben Weg wie er. Da ihr Wagen bedeutend schneller fuhr, sah sie seinen Wagen nach wenigen Minuten vor sich.

      Sie überlegte, ob sie ihn überholen sollte, denn die Straße war nicht sehr breit und hatte verschiedene Windungen. Aber sie war nur wenig befahren.

      Elga hupte kurz, und dann brauste sie an ihm vorbei. Sie sah rasch zu ihm hin, aber er blickte starr geradeaus.

      Da sie ein scharfes Tempo drauf hatte, war sie in Sekunden um die nächste Kurve verschwunden.

      Schade, dachte sie, er hätte ruhig mal zu mir hinsehen können. Ob er weiß, wer ich bin? Ob er überhaupt weiß, dass es mich gibt?

      Sie dachte an ihn, bis sie über die steinerne Brücke fuhr, die Jagdschloss Erlau mit dem Festland verband, denn das Schloss lag auf einer Insel in einem großen Waldsee.

      Ihr Wagen glitt durch einen gotisch geformten Bogen in den Innenhof des Schlosses, auf dem uralte Bäume eine ebenso alte Zisterne umstanden, die jetzt von Blumenkübeln

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