Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina Kaiser

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Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser Sophienlust - Die nächste Generation

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schnell über das Unglück informiert werden. Bei der Frau, die für Liane Eichhöfer gehalten wurde, erwies sich das als weitaus schwieriger. Zwar war die Telefonnummer in ihrem Heimatort schnell ermittelt worden, aber alle Versuche, dort eine Verbindung mit Angehörigen zu bekommen, liefen ins Leere. Es wurde deshalb vermutet, dass es sich bei Liane Eichhöfer um eine alleinstehende Frau handelte. Deshalb wurde die Polizei damit beauftragt, in Lianes Hotelzimmer nach Hinweisen auf mögliche Angehörige zu suchen, mit denen man in Kontakt treten konnte.

      Für die beiden Polizisten, die mit dieser Aufgabe betraut wurden, war das keine angenehme Arbeit. Sie mussten die persönlichen Sachen einer jungen Frau durchsuchen, die hergekommen war und sich bestimmt auf einige unbeschwerte Tage gefreut hatte. Nun war sie durch eine Katastrophe ums Leben gekommen.

      Einer der beiden Polizisten stieß sehr schnell auf einen Zettel, der auf dem kleinen Schreibtisch lag. Auf diesem Stück Papier war die Telefonnummer einer Ellen Lennard notiert. Bei dieser Frau konnte es sich um eine Schwester, Arbeitskollegin oder Freundin handeln. Auf jeden Fall würde sie Liane Eichhöfer kennen und bei der Frage, wie es nun weitergehen sollte, helfen können. Die Polizisten nahmen den Zettel an sich und verließen das Hotelzimmer.

      *

      Ellen war in ihrem Arbeitszimmer, das sie gerne ihr Atelier nannte, mit der komplizierten Neugestaltung einer Parkanlage beschäftigt. Ihre Auftraggeber hatten sich ein wunderschönes großes Landhaus mit allerlei Nebengebäuden zugelegt, das von einem weitläufigen, aber wenig attraktiven Gelände umgeben war. Das gut betuchte ältere Ehepaar hatte sich endlich den Traum von einem Leben auf dem Land erfüllt. Damit die Verwirklichung dieses Traumes vollkommen sein würde, sollte das struppige Wiesengelände, das nur mit einigen wenigen und zum Teil schon abgestorbenen Sträuchern bepflanzt war, in einen schönen Park umgestaltet werden. Die beiden Besitzer hatten auch schon ein paar Sonderwünsche geäußert. Ein Teich mit Fontäne sollte angelegt und vom Haus aus gut sichtbar sein. Außerdem wünschte sich das Ehepaar einen Rosengarten, durch den ein schmaler gepflasterter Weg führte, und eine Bank, die dort zum Verweilen einlud. Ellen konnte den Geschmack der beiden Leute nachempfinden und versuchte, bei ihrem Entwurf genau deren Vorstellungen zu treffen. Da Kira noch in der Schule war, konnte sie ganz in Ruhe arbeiten.

      Etwas verärgert zog sie die Stirn kraus, als das Telefon läutete. Es wäre ihr lieber gewesen, jetzt nicht gestört zu werden. Trotzdem meldete sie sich. Erstaunt nahm sie zur Kenntnis, dass sich ein Polizeiposten aus Österreich meldete, der wissen wollte, ob sie eine Liane Eichhöfer kenne.

      »Ja, die kenne ich«, gab Ellen offen Auskunft. »Sie ist meine Nachbarin und Freundin. Was ist denn passiert? Ich meine, wenn die Polizei bei mir anruft, bedeutet das bestimmt nichts Gutes. Ist Liane verletzt?«

      Der Mann am anderen Ende der Leitung räusperte sich. »Es geschah ein Unfall, aber kein Autounfall. Es fällt mir schwer, Ihnen das mitteilen zu müssen. Ihre Freundin ist mit einem Flugzeug abgestürzt und dabei ums Leben gekommen.«

      Ellen spürte, wie ihr abwechselnd heiß und kalt wurde. »Aber das ist doch nicht möglich. Nein, das kann einfach nicht sein. Liane kann Kira doch nicht allein zurücklassen! Die Kleine braucht ihre Mutter. Das Ganze muss ein Irrtum sein.«

      »Nein, ich wäre glücklich, wenn es sich um einen Irrtum handeln würde, aber leider ist es Realität. Liane Eichhöfer lebt nicht mehr. Das Flugzeug, in dem sie saß, ist in einen Vogelschwarm geraten. Der Pilot hat noch eine Notlandung versucht. Die ist ihm jedoch nicht mehr gelungen. Die weiteren Einzelheiten möchte ich Ihnen gerne ersparen. Frau Eichhöfer muss nun natürlich beigesetzt werden. Wir wissen nicht, ob das hier geschehen oder ob sie nach Deutschland überführt werden soll. Wissen Sie, ob es enge Angehörige gibt, die uns helfen und Entscheidungen treffen können?«

      »Nein, da ist niemand«, erwiderte Ellen und konnte noch nicht fassen, was sie gerade erfahren hatte. »Liane hat keine Angehörigen mehr. Ihre Eltern sind schon seit mehreren Jahren tot, und ihr Mann ist vor vier Jahren gestorben. Geschwister hat sie auch nicht. Ihre einzige Verwandte ist ihre Tochter Kira, und die ist mit ihren neun Jahren noch zu klein, um irgendwelche Entscheidungen dieser Art zu treffen.«

      »Nein, das kann das arme Kind wirklich nicht. Was wird denn nun aus der Kleinen? Wo ist sie im Moment überhaupt, wenn es keine Verwandten gibt? Soweit ich weiß, hatte Frau Eichhöfer sie nicht hier in Österreich bei sich.« Echte Besorgnis klang aus der Stimme des Polizeibeamten.

      »Kira ist hier bei mir«, erklärte Ellen. »Da ich freiberuflich tätig bin, konnte ich sie für eine Woche aufnehmen und mich um sie kümmern. Wie es jetzt allerdings für sie weitergehen soll, weiß ich im Augenblick auch noch nicht. Ich kann es überhaupt nicht fassen, dass Liane nicht mehr lebt. Der Gedanke, dass sie nie wieder nach Hause kommen wird, ist einfach furchtbar.«

      Ellen wechselte noch ein paar Worte mit dem Polizisten und beendete dann das Gespräch. Noch immer völlig fassungslos saß sie da und starrte vor sich hin. Mit welcher Begeisterung war Liane nach Österreich gefahren, und wie sehr hatte sie sich auf ihre Arbeit dort gefreut! Ganz fest hatte sie Kira versprochen, ihr ein besonders schönes Edelweiß mitzubringen, und das Mädchen freute sich schon so sehr darauf. Nun würde Kira nicht nur auf das Edelweiß verzichten müssen. Sie würde auch ihre Mutter niemals wiedersehen. Ellen fragte sich, wie sie das dem Kind beibringen sollte. Sie selbst konnte das Geschehen ja noch nicht begreifen. Wie sollte dann ein erst neun Jahre altes Mädchen das verstehen und verarbeiten können?

      Ellen stand schließlich auf und ging in die Küche, um das Mittagessen vorzubereiten. Mit einem Blick zur Uhr stellte sie fest, dass Kira in etwa einer halben Stunde aus der Schule kommen würde. Davor fürchtete Ellen sich. Sie wusste, dass sie dann mit Kira sprechen musste und damit vor der schwersten Aufgabe ihres Lebens stand.

      *

      Wie lange die Fahrt gedauert hatte, bis der Umzugswagen sein Ziel endlich erreicht hatte, konnte Liane nicht sagen. Sie hörte nur, dass der Fahrer und auch seine Mitarbeiter ausstiegen. Anschließend vergingen nur wenige Augenblicke, bis die großen Hecktüren geöffnet wurden. Instinktiv verhielt Liane sich ganz still. Erst nachdem ein schweres Sofa ausgeladen worden war und in ein Haus transportiert wurde, verließ die junge Frau ihren Platz und kletterte steifbeinig aus dem Fahrzeug. Suchend schaute sie sich um. Nein, sie war nicht an der gewünschten Stelle angekommen. Weit und breit standen hier nur unbekannte Häuser. Ihr Haus war nicht dabei. Aber sie musste es schnell finden, weil sie dort wichtige Dinge zu erledigen hatte! Liane dachte kurz darüber nach, um was für eine Art von Aufgabe es sich handelte. Doch wieder verweigerte ihr Gehirn den Dienst. Sie wusste auch nicht, welchen Weg sie einschlagen sollte, um nach Hause zu kommen. Aber am Ende der Straße entdeckte sie einen Taxistand. Mit einem Taxi würde sie ganz schnell nach Hause fahren können!

      So schnell ihre Beine es zuließen, lief Liane die Straße entlang in Richtung Taxistand. Dort wandte sie sich an den Fahrer des ersten Wagens.

      »Bitte fahren Sie mich zum Amselweg Nummer acht«, bat sie und stieg ein. Bei dem Amselweg handelte es sich um ihre Heimatanschrift, und sie begriff nicht, dass sie sich in einer anderen Stadt und sogar in einem anderen Land befand.

      Der Fahrer betrachtete Liane eingehend, weil ihm die Verletzungen sofort aufgefallen waren. Außerdem schien die junge Frau ziemlich verwirrt zu sein.

      »Sind Sie sicher, dass Sie zum Amselweg wollen?«, erkundigte er sich. »Wäre es nicht besser, wenn wir zu einem Arzt oder gleich ins Spital fahren würden?«

      »Was soll ich denn bei einem Arzt oder in einem Krankenhaus?«, fragte Liane verwundert. »Nein, ich muss dringend nach Hause, weil ich dort..., es ist mir gerade entfallen, aber ich muss zu Hause irgendwelche wichtigen Dinge erledigen. Fahren Sie bitte los.«

      Der Taxifahrer folgte Lianes Aufforderung. Allerdings

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