Befreite Schöpfung. Leonardo Boff

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Befreite Schöpfung - Leonardo Boff

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target="_blank" rel="nofollow" href="#ulink_e7559062-33c8-53fe-a5e2-d6972dc8a8eb">10 Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten, die systeminhärente Erkrankung, die derzeit unseren Planeten beherrscht, zu benennen. In diesem Buch werden wir hauptsächlich den Ausdruck (Un-)Ordnung benutzen, um ein System oder eine „Ordnung“ zu bezeichnen, das von Grund auf krankhaft ist. Es ist im Wesentlichen ein System, das einer Krankheit wie dem Krebs vergleichbar ist. Andere wie etwa David Korten und einige ökumenische Organisationen beschreiben diese (Un-)Ordnung mit dem Terminus „Imperium“. Korten zum Beispiel definiert Imperium als „die hierarchische Organisation menschlicher Beziehungen auf der Grundlage des Prinzips der Beherrschung. Die Mentalität des Imperiums beinhaltet materiellen Überfluss für die herrschenden Klassen, Verehrung für die beherrschende Kraft von Tod und Gewalt, Verleugnung des weiblichen Prinzips und Unterdrückung der Wahrnehmung des Potenzials menschlicher Reife“ (2006, 20). In ähnlicher Weise definiert der Weltbund der Reformierten Kirchen Imperium als „die Verbindung von wirtschaftlichen, politischen, kulturellen, geografischen und militärischen imperialen Interessen, Systemen und Netzwerken, die die politische Macht und den wirtschaftlichen Reichtum beherrschen wollen. Es ist bezeichnend für das Imperium, dass es den Fluss von Reichtum und Macht von den verwundbaren Menschen, Gemeinden und Ländern zu den mächtigeren erzwingt oder erleichtert. Heute sprengt das Imperium alle Beschränkungen, es zerstört Identitäten und bildet sie neu, es untergräbt Kulturen, unterwirft Nationen und Staaten und grenzt Religionsgemeinschaften entweder aus oder vereinnahmt sie.“ Ein Vorteil der Benutzung des Ausdrucks „Imperium“ ist es, dass er das gegenwärtige System klar mit einem Gesellschafsmodell in Verbindung bringt, das grob gesprochen vor fünftausend Jahren seinen Anfang nahm und den Einsatz militärischer Gewalt mit einschließt. Andererseits weist die moderne Form des Imperiums spezifische Charakterzüge auf, die bei den meisten, die das Wort hören, nicht immer assoziiert werden. Das trifft insbesondere für seine geradezu besessene Zerstörung der lebenden Systeme der Erde zu. Eine dritte Weise, die Krankheit des Systems zu benennen, ist der Ausdruck „Industrielles Wachstumssystem“. Er stammt vom norwegischen Ökophilosophen Sigmund Kwaloy und betont die Abhängigkeit des Systems von einem stets wachsenden Ressourcenverbrauch ebenso wie eine Mentalität, welche die Erde als „Lagerhaus und Kloake gleichermaßen“ betrachtet. (Macy/Brown 1998). Letztlich haben alle drei Termini ihre Berechtigung, sie ergänzen einander und sind hilfreich. Sie werden mehrmals in diesem Buch benutzt, ebenso wie andere Ausdrücke wie zum Beispiel „globaler Kapitalismus der Konzernherrschaft“.

      Das Tao des Himmels ist wie ein Bogen:

      Es drückt das Hohe hinab und hebt das Niedrige empor.

      Es nimmt von denen, die zu viel haben,

      und gibt denen, die zu wenig haben.

      Der meisten Menschen Weg verläuft umgekehrt:

      Sie benutzen ihre Macht dazu, von dem zu nehmen, was zur Neige geht,

      und von denen, die zu wenig haben,

      um denen geben zu können, die zu viel haben.

      Die Weisen, die dem Tao folgen, können immerfort geben,

      denn sie bringen ohne Mühe Frucht.

      Sie handeln, ohne etwas zu erwarten,

      sie haben Erfolg, ohne das Verdienst für sich in Anspruch zu nehmen,

      und sie haben es nicht nötig, irgendjemandem ihren Wert zu beweisen.

      (Tao Te King, § 77)

      Diejenigen, die andere in Einklang mit dem Tao leiten,

      wenden keinen Zwang an, um andere zu unterwerfen,

      und sie versuchen nicht, die Welt mit Waffengewalt zu beherrschen.

      Denn jede Kraft hat ihre Gegenkraft,

      Gewalt, selbst wenn in guter Absicht angewandt,

      fällt auf einen selbst zurück.

      (Tao Te King § 30)

      Wie konnte ein System, das so irrational und zerstörerisch ist wie unsere gegenwärtige krankhafte (Un-)Ordnung, überhaupt entstehen? Der Ökopsychologe Theodore Roszak meint, dass unsere derzeitige ökologische und soziale Krise als „mehr als eine Anzahl von Irrtümern, Fehlkalkulationen und Fehlentscheidungen“ angesehen werden muss, „die durch etwas mehr Sachkenntnis am richtigen Ort leicht wieder ausgebügelt werden könnten“. Wie wir gesehen haben, sind die Werte, Grundüberzeugungen und Grundannahmen, die das innere Wesen der Herrschaftssysteme bilden, bereits in sich verkehrt: Sie gebären aus sich heraus eine Gewalt, die das Leben attackiert. Deshalb „ist nichts Geringeres notwendig als ein verändertes Bewusstsein, ein radikal neuer Begriff von Vernunft und geistig-seelischer Gesundheit, der die wissenschaftliche Rationalität entthront und die zentralen Paradigmen

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