Zwielicht. Julia Frankau

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Zwielicht - Julia Frankau

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ich sollte Ihnen nicht verraten, worauf diese beruhte. Obwohl, warum nicht? Vielleicht erkennen Sie ja jemand Bekannten darin. Eine kleine, dickbäuchige Person, jüdisch oder deutsch, mit Husten und gerade zu fließen beginnender Schniefnase, die viele Sprachen schlecht und anscheinend alle auf einmal spricht; über die Maßen beeindruckt von sich selbst, über Turgenjew dozierend und aussehend wie Abimelech. Warum gerade Abimelech, weiß ich auch nicht; aber das ist der Held, an den er mich erinnert. Ich traf ihn auf einem literarischen Gartenfest, zu dem ich eingeladen wurde, nachdem "Die Unmoralischen" so positiv rezensiert worden war. Die Party wurde von einer Dame gegeben, die jeden wie keine andere zu kennen schien, und dabei die schärfste, zweischneidige Zunge hatte, die ich je gehört habe. Sie erzählte mir, Mr. Rosenstein sei nicht nur ein Verleger, sondern auch ein unverbesserlicher Herzensbrecher. Merkwürdigerweise sah er überhaupt nicht so aus, aber nachdem ich ihm vorgestellt worden war und ein kurzes Gespräch mit ihm geführt hatte, wurde ich doch skeptisch und neigte mehr und mehr dazu, ihr Glauben zu schenken.

       Aber jetzt bin ich von meinem Thema abgekommen – Ihrer Freundlichkeit und meiner Nervosität. Ich werde versuchen, Ihrem Scharfsinn Ehre zu erweisen. Sie sagten, Sie seien sich sicher, dass alles, was ich unternähme, von Erfolg gekrönt würde! Ich frage mich, ob Sie damit recht haben werden, und ob mein Staffordshire-Buch Ihre These bestätigen wird? Ich werde versuchen, es so interessant wie möglich und so technisch wie gerade erforderlich zu gestalten! Aber meine Pläne dafür ändern sich ständig. In meinem ersten Entwurf war ein einleitendes Kapitel über Tonerde vorgesehen, mittlerweile würde ich stattdessen lieber die Familiengeschichte von einem halben Dutzend Töpfern erzählen. Ich beginne, von den Geschichten der Figuren zu träumen: der Mann und die Frau mit der knappen Taille, die mit ihrem Obst- und Gemüsekorb auf den Markt gehen; der Geistliche, der den Zehnten einsammelt – ein schelmischer Bösewicht, der seinen Gemeindemitgliedern gerne in die Taschen greift. Lieber Mr. Stanton, was wird passieren, wenn sich herausstellen sollte, dass ich gar keine Monographien schreiben kann, sondern doch nur eine Romanschriftstellerin bin? Sie sagten, ich könne darauf vertrauen, dass Sie als Herausgeber meine ganzen literarischen Entgleisungen korrigieren werden. Aber was, wenn der gesamte Text nur aus Entgleisungen bestehen sollte? Steht etwas darüber in unserem Vertrag? Ich möchte Geld verdienen, aber nicht auf Ihre Kosten. Ich bin furchtbar nervös. Ich fürchte, dass ich Ihnen statt eines Buches über die Töpferkunst in Staffordshire einen Bildband mit Kurzgeschichten abliefern werde, der für fünf Guineen verkauft werden muss! Welch ein Aufschrei in der Presse! Man hat mich bereits als "wertvoll" bezeichnet, aber dann wird man mich eher als "anmaßend" titulieren – die "Großspurige", ohne den entsprechend großen Kopf dahinter! Werden Sie mir wirklich helfen und mich beraten? Ich hatte noch nie weniger Selbstvertrauen als gerade jetzt.

       Mit freundlichen Grüßen,

       Margaret Capel.

       Nr. 5.

       118 Greyfriars' Square, E.C,

       6. Februar 1902.

      

       Sehr geehrte Mrs. Capel,

       gemäß der Absprache bei unserem gestrigen Gespräch, füge ich nun einen Vertragsentwurf für das Buch bei.

       Wenn Ihnen irgendein Punkt nicht ganz klar sein sollte, zögern Sie bitte nicht, mich diesbezüglich zu fragen; ich würde mich auch über jede Anregung oder Kritik freuen, die Ihnen in Bezug auf eine mögliche Änderung der verschiedenen Klauseln vorschwebt, und werde mein Bestes tun, um Ihren Wünschen zu entsprechen. Ich bin sehr bedacht darauf, dass daraus, wie ich hoffe, eine lange und erfolgreiche Partnerschaft voller gegenseitigem Verständnis und Vertrauen entsteht.

       Ich bin der festen Überzeugung, dass es sich um einen sehr guten Entwurf handelt und kann Ihnen versichern, dass wir alles in unserer Macht stehende tun werden, um ein schönes Buch herzustellen.

       Darf ich sagen, dass es mir eine große Freude und ein außerordentliches Privileg war, Sie gestern hier zu treffen? Ich hoffe, dass Ihnen die Arbeit an dem Buch in dieser Zeit der Schwierigkeiten und Ängste, die Sie durchleben, eine gewisse Entspannung verschafft und sie zumindest kurzzeitig die Peinlichkeiten eines öffentlichen Rechtsstreits vergessen lässt. Und ich sage dies mit dem größten Respekt und tief empfundenem Mitleid.

       Es gibt viele Details – nicht nur zum Vertrag, sondern auch zum Aufbau des Buches – , die wir sicherlich am besten regeln könnten, wenn wir sie gemeinsam besprechen würden, anstatt sie schriftlich auszutauschen.

       Könnten Sie es einrichten, sich nächste Woche mit mir zum Mittagessen zu treffen? Ich werde am Mittwoch im West End sein und schlage das Café Royal um zwei Uhr vor.

       Es wäre nett von Ihnen, wenn Sie mich dort treffen könnten.

       Mit freundlichen Grüßen,

       Gabriel Stanton

       Nr. 6.

       211 Queen Anne's Gate,

       7. Februar 1902.

      

       Sehr geehrter Mr. Stanton,

       unsere Briefe haben sich überschnitten. Vielen Dank für Ihren Vertragsentwurf. Der größte Teil scheint mir rein technischer Natur zu sein, und dazu habe ich keine Anmerkungen zu machen.

       Abs. 2: Die Zusicherung, dass das Werk in keiner Weise "eine Verletzung eines bestehenden Urheberrechts" usw. darstellt. Ich denke, dies betrifft eher Sie als mich. Sie sagten, es gäbe bereits ein Buch über die Töpferkunst in Staffordshire, und vielleicht können Sie mir ein Exemplar besorgen, damit ich sicherstellen kann, dass sich unseres entscheidend davon abheben wird.

       Abs. 7: Der Vorschlag einer "jährlichen Abrechnung " usw. scheint Ihnen eine außergewöhnlich lange Zeit einzuräumen, um mir meine fälligen Tantiemen auszuzahlen. Aber vielleicht habe ich das missverstanden.

       Deshalb, und vielleicht auch aus anderen Gründen, nehme ich Ihre freundliche Einladung zum gemeinsamen Mittagessen am Mittwoch im Café Royal sehr gerne an. Ich werde um zwei Uhr dort sein und den Entwurf mitbringen.

       Mit freundlichen Grüßen,

       Ihre Margaret Capel

       Nr. 7.

       118 Greyfriars' Square, E.C.,

       13. Februar 1902.

      

       Sehr geehrte Mrs. Capel,

       ich unterbreche die öde Routine eines besonders ermüdenden Arbeitstages, und gönne mir das Vergnügen, Ihnen zu schreiben. Sie werden mir hoffentlich verzeihen, dass ich meine Arbeit absichtlich vernachlässige –tatsächlich kommt es mir gerade heute so vor, als sei das Leben ohne Arbeit so viel angenehmer. Der kleine Abstecher hat mir sehr gut getan, und ich möchte Ihnen sagen, was ich mich gestern nicht getraut habe, nämlich wie sehr mir unser Gespräch gefallen hat. Es war sehr nett von Ihnen, zu kommen, und noch sehr viel zuvorkommender, mir etwas von Ihren gegenwärtigen

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