Zwielicht. Julia Frankau

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Zwielicht - Julia Frankau

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Ellas letzte Worte, die ich ungeduldig mit einem entsprechenden Versprechen quittierte.

      "Es ist in Ordnung für mich, dich jetzt allein zu lassen, schließlich hast du deinen Peter, und die Krankenschwester wird auch darauf aufpassen, dass du es nicht übertreibst."

      "Du hast deinen Peter." Kann man sich etwas Lächerlicheres vorstellen? Meine unheilbar frivole Schwester war der Meinung, ich hätte mich in diesen Flegel verliebt! Es gelang mir nicht, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Ihr Argument war, dass ich zu dem Zeitpunkt, als es mir am schlechtesten ging, keinen anderen Menschen sehen wollte. Und sie bestand darauf, dass es unmöglich Peter Kennedys Fähigkeiten sein konnten, die mich anzogen. Wenn auch etwas kläglich, verteidigte ich ihn, obwohl es stimmte, dass er keine besondere Begabung oder Fähigkeiten in die Waagschale geworfen hatte. Ich erwiderte, er sei mindestens so gut wie alle anderen, und ganz sicher weniger bedrückend.

      "Es hat keinen Zweck, mich anzuschwindeln oder es nur zu versuchen. Du bist in den Mann verliebt. Bemühe dich nicht, dem zu widersprechen. Und nein, ich bin kein bisschen eifersüchtig. Ich hoffe nur, dass er dich glücklich machen wird. Die Krankenschwester sagte mir, dass du sie nicht mal im Zimmer haben möchtest, wenn er bei dir ist."

      "Hast du vergessen, wie alt ich bin? Es ist wirklich entwürdigend, sogar demütigend, wenn so über einen gesprochen wird ––– "

      "Aber das Alter hat doch damit überhaupt nichts zu tun. Eine Frau ist nie zu alt, um sich zu verlieben. Und außerdem, was sind schon neununddreißig Jahre?"

      "In diesem Fall sind es zweiundvierzig", warf ich trocken ein, froh darüber, dass ich meinen Sinn für Humor noch nicht ganz verloren hatte.

      "Gut! Von mir aus zweiundvierzig. Jedenfalls wirst du zugeben müssen, dass ich deine Anspielung sehr schnell begriffen habe. Ich werde dich mit deinem Corydon allein lassen."

      "Caliban!"

       Anm. des Übersetzers: Corydon und Caliban sind Figuren aus Shakespeares Werken.

      "Er sieht ja eigentlich gar nicht schlecht aus, aber seine Kleidung ––– . Wenn etwas aus euch wird, musst du ihn zu Poole schicken. Jedenfalls sind seine Füße und Hände einigermaßen gut geraten, und in seiner Unansehnlichkeit liegt sogar eine gewisse Anmut."

      "Wirklich, Ella, ich halte das nicht mehr aus. In deinem Kopf dreht sich alles nur um Liebe, sie bestimmt all dein Handeln, lässt dich ungerechte Urteile fällen. Aber was mich betrifft, so bin ich ihr längst entwachsen. Ich bin müde, alt, krank. Peter Kennedy ist wirklich nicht zu beanstanden. Andere Ärzte schon. Er ist ehrlich, schlicht –– "

      "Wenn ich das nächste Mal komme, möchte ich alles über seine Qualitäten erfahren. Und glaub' bloß nicht, dass du mich täuschen kannst. Gott segne dich, meine Liebe." Plötzlich wurde sie ernst. "Du weißt, dass ich nicht gehen würde, wenn es dir lieber wäre, wenn ich bliebe, oder wenn ich mir deinetwegen Sorgen machen würde. Du weißt, dass ich jederzeit wiederkommen werde, wenn du mich brauchen solltest. Oh, ich werde meinen Zug verpassen, wenn ich mich nicht beeile. Kann ich dir etwas schicken? Ich werde die Sofadecke nicht vergessen, und wenn dir sonst noch etwas einfällt ––– " Ihr Dienstmädchen klopfte an die Tür und sagte, der Kutscher habe Bescheid gegeben, dass sie sofort kommen müsse. Ihre letzten Worte waren: "Dann nochmals auf Wiedersehen, und sage ihm, dass ich euch meinen Segen gebe. Sage ihm, dass er sich selbst verraten hat. Mir war das alles klar, seit ich den ersten Tag hier war, als er mir sagte, was für eine interessante Frau du doch bist ––– "

      "Auf Wiedersehen – und danke für alles. Es tut mir leid, dass dir solche Spinnereien in deinem törichten Kopf herumspuken ––– " Aber sie war weg. Ich hörte, wie sie draußen vor dem Fenster dem Kutscher Anweisungen gab, gefolgt von dem Knirschen der Räder auf dem Kies, als der Einspänner losfuhr.

      KAPITEL IV

      In dieser Nacht – genau in der Nacht, nachdem Ella gegangen war – stellte ich meine langsam zurückkehrende Kraft auf die Probe. Benham gab mir mein Kodein und achtete darauf, dass ich mit allem, was ich für die Nacht brauchen könnte, gut versorgt war – Limonade, Glyzerin-Halstabletten, eine zweite Gabe Kodein und die elektrische Klingel auf dem Tisch zu meiner Seite. Diese Klingel hatte man installiert, nachdem die Nachtschwester gegangen war, und sie läutete in Benhams Schlafzimmer. Nachdem sie gegangen war, wartete ich eine Viertelstunde, da sie die Angewohnheit hatte, gerne zurückzukommen, um zu sehen, ob ich etwas vergessen hatte, oder um mir zu zeigen, wie dicht und üppig ihr Haar ohne ihre Uniformhaube war. Eigentlich hätte ich mich wie ein Verbrecher fühlen müssen, als ich mich aus dem Bett stahl. Aber dem war nicht so, eher fühlte ich mich wie eine Kranke, noch dazu wie eine sehr schwache Kranke. Es waren nur ein paar Schritte vom Bett zur Kommode, aber ich gelangte ohne Missgeschick dorthin; als ich mich im Bett befand, fiel mir siedend heiß ein, dass die Siegel noch immer ungebrochen und die Kordel immer noch fest verschnürt war. Auf dem Frisiertisch lag eine Nagelschere. Obwohl mich mein erster Ausflug erschöpft hatte, gelang es mir dennoch, sie zu holen. Aber dann war ich so erschöpft, dass ich eine Viertelstunde warten musste, bevor ich die Schere benutzen konnte. Erst dann wurde meine Neugierde belohnt. Ein paar Briefe, insgesamt nicht mehr als fünfzehn oder sechzehn, ein gebundenes Tagebuch, in das ich einen flüchtigen Blick warf, und ein halbes Dutzend Seiten Manuskriptpapier mit Notizen oder versuchsweise geschriebenen Kapitelüberschriften: "Zwischen dem Nisi und dem Absoluten" und "Verleger und Sünder" standen über zwei der Seiten. "Die Geschichte einer unglücklichen Frau" lautete eine dritte Überschrift. Die Notizen waren alle in der ersten Person verfasst worden, ein untrügliches Zeichen für die Verfasserin Margaret Capel.

      So klein diese Ausbeute auch war, es schien mir unmöglich, in einer Nacht alles durcharbeiten zu können. Ebenso wenig war ich in der Lage, noch einmal aus dem Bett aufstehen zu können. Die Papiere mussten dort bleiben, wo sie waren, nämlich unter meinem Kopfkissen. Ich hoffte, dass ich am Morgen stark genug sein würde, um mich jeder Diskussion zu stellen und Benhams Verärgerung ertragen zu können.

      Ich war aufgestanden, weil ich mich dazu entschieden hatte. Das war alles, was es dazu zu sagen gab. Entweder musste sie fortan mit meinen Gewohnheiten zurecht kommen, oder ich mit einer anderen Krankenschwester.

      Die Briefe wurden durch ein Gummiband zusammengehalten; da die Umschläge fehlten, konnte ich erkennen, dass sie beschriftet und nummeriert worden waren. Margarets Briefe waren auf hellviolettem, linierten Papier verfasst worden, wohl etwas Ausländisches. Ihre Handschrift, sehr männlich und eckig, war nicht sehr gut lesbar. Sie punktierte selten ein "i" oder kreuzte ein "t", verwendete das griechische "e" und viele Ellipsen. Gabriels Buchstaben waren so leicht zu lesen, als seien sie gedruckt worden. Deswegen war es etwas schade, dass ihre Briefe so viel länger waren als seine. Aber als ich einmal angefangen hatte zu lesen, fiel es mir tatsächlich sehr schwer aufzuhören, und ich hätte es auch nicht getan, wenn ich meine Augen offenhalten oder verhindern hätte können, dass meine Aufmerksamkeit ständig abschweifte. Ich werde sie hier genauso aufführen, wie ich sie an jenem Abend gelesen habe:

       Nr. 1.

       211 Queen Anne's Gate, S.W.

       29. Januar 1902.

      

       An die Herren Stanton & Co.

      

       Sehr geehrte Damen und Herren,

      

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