Zwielicht. Julia Frankau

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Zwielicht - Julia Frankau

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war so vollkommen, dass ich vergessen hatte, warum.

      KAPITEL III

      Ich scheine nur langsam zur eigentlichen Geschichte zu kommen, da mir meine eigene ständig in die Quere kommt, mein eigener Leidensweg der Abhängigkeit und ständig schlimmer werdender Krankheit. Benham war meine Tagesschwester. An diesem Abend verließ sie mich gegen zehn Uhr, da es mir wesentlich besser ging und ich bedeutend ruhiger geworden war. Dann trat Lakeby ihren Dienst an, ein weitaus weniger kompetenter Mensch, der immer mit mir sprach, als müsse er ein Kind bespaßen: "Nun denn, seien Sie ein braves Mädchen und trinken Sie das aus" trifft es ziemlich gut. Dann gähnte sie mir ganz unverschämt ins Gesicht, ohne sich die Mühe zu machen, ihre Müdigkeit oder Langeweile zu verbergen, oder sich gar für ihr Benehmen zu entschuldigen. Mein Schlaftrunk und ich waren keine Freunde mehr. Obwohl er mir keine Ruhe mehr verschaffte, trank ich ihn aus, um Streit aus dem Weg zu gehen. Dann nahm Lakeby mir das Glas ab und legte sich auf das Sofa am Fußende des Bettes. Wie schon so oft zuvor dachte ich erneut, dass wohl kein anderer Mensch so fest schläft wie eine Nachtschwester. Ich konnte meiner Rastlosigkeit frönen, ohne Angst haben zu müssen, sie zu stören. Die Aufregung, die der morgige Tag vermutlich mit sich bringen würde, ließ mich nicht schlafen. Ihre Briefe – genau die Briefe, die sie sich gegenseitig geschrieben hatten! Das Tagebuch war mir nicht so wichtig. Ich hatte selbst einmal Tagebuch geführt und wusste, dass man darin alles Wesentliche wegließ. Ich nehme an, dass ich daraufhin ein wenig eingenickt bin. Wie gesagt, waren mein Schlaftrunk und ich keine Freunde mehr, aber wir waren auch keine Feinde – eher enttäuschte Liebende, die sich nicht mehr aufeinander verlassen konnten. Als ich mich dem besagten Grenzgebiet näherte, wünschte ich mir, Margaret säße in ihrem Sessel am Kamin. Es war mir gleichgültig, ob sie ihr graues Kleid trug, oder ihr Haar in Zöpfen hing oder mit Bändern gebunden war. Aber ich hielt vergeblich Ausschau nach ihr. Mir war klar, dass sie nicht kommen würde, solange die Krankenschwester auf dem Sofa schnarchte. Ella musste diese Krankenschwester irgendwie loswerden, sie aus meinem Zimmer verschwinden lassen. Sicherlich konnte ich jetzt, da es mir besser ging, allein schlafen – eine Glocke wäre die Lösung! Zwei Krankenschwestern waren unnötig, fast schon verschwenderisch. Dann holte mich ein kurzer Husten aus meinem Dämmerschlaf und mich überkam ein seltsames Gefühl. Ich knipste das Licht an meiner Seite an, konnte aber die Krankenschwester (die den lieben, langen Tag geschlafen hatte) nur mit Mühe wecken. Ich wusste, was geschehen war, obwohl ich es selbst gerade zum ersten Mal erlebt hatte, und wollte sie oder mich beruhigen. Auch wollte ich ihr sagen, was sie zu tun hatte.

      "Holen Sie Eis. Rufen Sie Benham, und sagen Sie dem Doktor Bescheid." Dies war meine erste Hämorrhagie, sehr stark und besorgniserregend, und obwohl Lakeby fachlich nicht brillieren konnte, war sie dennoch nicht ineffizient. Obwohl sie wirklich aufgeregt war, führte sie meine Anweisungen buchstabengetreu aus. Sobald Benham im Raum war, wusste ich zumindest, dass ich mich in guten Händen befand. Ich flehte sie an, das Haus nicht vollständig aufzuwecken und vor allem Ella nicht zu rufen.

      "Sprechen Sie nicht und bleiben Sie ganz ruhig liegen. Wir wissen genau, was zu tun ist. Ich werde Mrs. Lovegrove nicht wecken, und auch sonst niemanden, wenn Sie nur tun, was man Ihnen sagt."

      Benhams Stimme änderte sich jedes Mal, wenn es einen Notfall gab; sie besaß eine schöne Stimme, obwohl sie manchmal ein wenig hart klang; aber jetzt war sie sanft, weich, und auch ihr ganzes Verhalten hatte sich verändert. Sie hatte mich und die Situation vollständig unter ihrer Kontrolle, und das war genau das, was sie immer wollte. In dieser Nacht war sie die perfekte Krankenschwester. Lakeby gehorchte ihr, als wäre sie eine Lernschwester. Ich frage mich oft, ob ich Benham nicht dankbarer hätte sein, mich schneller an sie gewöhnen hätte sollen. Ich habe es eigentlich nicht so sehr mit der Dankbarkeit, aber in dieser Nacht, in dieser schrecklichen Stunde, bewunderte ich ihre umfangreichen und wunderbaren Fähigkeiten. Ich hatte hohes Fieber, war sehr aufgewühlt, aber dennoch bemüht, die Kontrolle über meine Nerven zu behalten.

      "Es sieht schlimm aus, ich weiß, aber es ist nicht wirklich ernst – es ist nur ein Symptom, keine Krankheit an sich. Alles, was Sie tun müssen, ist, ganz ruhig zu sein. Der Doktor wird bald hier sein."

      "Ich habe keine Angst."

      "Pst! Dessen bin ich mir sicher."

      Meine Füße bekamen eine heiße Bettflasche, mein Mund kleine Eiswürfel zum Saugen; in Windeseile legte sich eine angenehm warme Decke um mich, die Jalousien wurden zur Seite geklappt und das Fenster geöffnet – es gab nichts, woran sie nicht gedacht hätte. Und das Wenige, was sie sagte, hatte Sinn und Zweck; sie machte sich nicht über meine Schmerzen lustig, sondern erklärte, linderte sie, und half mir, meine verwirrten Nerven zu beruhigen.

      "Ich würde Ihnen ja eine Morphiumspritze geben, aber Dr. Kennedy muss jeden Moment hier sein."

      Ich glaube nicht, dass es lange danach gewesen sein kann, bevor er im Raum stand. In der Zwischenzeit lernte ich den Anblick meines eigenen Blutes zu hassen und bat die Krankenschwestern immer wieder, oder gab ihnen entsprechende Zeichen, die Schüsseln zu leeren und die befleckte Kleidung zu wechseln.

      Schwester Benham erzählte Dr. Kennedy sehr leise, was geschehen war. Er sah mich an und sagte ermutigend:

      "Sie werden bald wieder gesund sein."

      Ich hustete immer noch Blut und fühlte mich nach seinen Worten nicht wesentlich beruhigter. Ich hörte, wie er um heißes Wasser bat. Die Krankenschwester und er saßen an der Kommode und flüsterten miteinander. Dann kam die Schwester zurück zum Bett.

      "Dr. Kennedy wird Ihnen eine Morphiumspritze geben, die die Blutung sofort stoppen wird.

      Als sie den Ärmel meines Nachthemdes hochkrempelte, sah ich ihn neben sie treten.

      "Wie viel?", stammelte ich leise.

      "Nur etwa sechzehn Milligramm", antwortete er leise. "Ich denke, das wird reichen. Falls nicht, können Sie mehr bekommen."

      Ich fand schon den Stich mit der Nadel nicht sehr wohltuend, und dass er danach mit dem Finger noch über die verletzte Stelle strich, machte die Sache für mich noch schlimmer. Aber schon bald machte es mir nichts mehr aus und auch seine Anwesenheit störte nicht länger. Er war immer noch in Tweed gekleidet, der nach Ginster oder Torf roch – nach irgendetwas Angenehmem.

      "Wird es besser?" Es gab keinen Zweifel, dass die Blutung weniger wurde; ich zitterte auch nicht mehr und die Besorgnis war ebenfalls besser geworden. Er fühlte meinen Puls und sagte, er sei jetzt "sehr gut."

      "Das übliche Gegackere!" Ich konnte sogar wieder lächeln.

      "An Ihrer Stelle würde ich nicht reden." Er lächelte zurück. "In einer halben Stunde werden Sie sich viel besser fühlen."

      "Ich fühle mich schon jetzt nicht wirklich schlecht."

      Er antwortete mit einem leisen, sehr angenehmen Lachen.

      "Ist sie nicht wundervoll?", fragte er Benham. Die Schwester war gerade dabei, jedes Überbleibsel des gerade Geschehenen zu entsorgen, und ich spürte erneut, wie fachkundig die beiden waren und dass ich mich in guten Händen befand. Ich war froh, dass Ella schlief und nichts von dem mitbekommen hatte, was gerade geschehen war.

      Dr. Kennedy stand wieder drüben vor der Kommode.

      "Ich lasse noch eine Dosis da", hörte ich, während er sich mit Benham unterhielt. Dann kam er, um sich von mir zu verabschieden.

      "Kann ich nicht allein schlafen? Ich hasse es, wenn jemand bei mir im Zimmer

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