Zwielicht. Julia Frankau

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Zwielicht - Julia Frankau

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ist genau da", verkündete er oft, traf aber nicht einmal zufällig jemals die richtige Stelle.

      Zum Glück war Ella da. Sie muss viele Tage, bevor ich sie erkannte, angekommen sein. Der Haushalt lief wie geschmiert, meine Mahlzeiten wurden mir nun auf Tabletts mit feinen Leinentüchern und ein oder zwei Blumen gebracht. Duftender Sprühnebel und frühe Erdbeeren, Daunenkissen und kühlende Bettlaken, ein Wasserbett und vielerlei anderer Luxus sagten mir unbestreitbar, dass sie in der Nähe war. Ich hatte immer gewusst, dass es so kommen würde, dass sie, sobald ich ihr meine Hilflosigkeit eingestanden hatte, ihr Leben zu Hause und all die Freuden ihrer erfüllten Tage aufgeben und nur noch für mich leben würde. Weil ihre Hingabe für mich die meine für sie traf und zu ergreifend für meine zunehmende Schwäche war, hatte ich uns beiden etwas verwehrt – ihr die Freude am Geben und mir die Freude am Nehmen. Nun nahm ich ohne jede Anerkennung oder ein Wort der Dankbarkeit alles an.

      "Geh nicht weg", waren die ersten Worte, die ich zu ihr sagte. Ich! – die sie so sehr angefleht hatte, nicht zu kommen, ihre Sorge um mich so lange zurückgewiesen hatte.

      "Natürlich nicht. Warum sollte ich? Ich mag das Land, wenn der Frühling kommt", antwortete sie kühl. "Möchtest du irgendetwas?" Sie ging einen Schritt mehr auf mein Bett zu.

      "Was ist aus Dr. Kennedy geworden?", fragte ich.

      "Ich dachte, du magst ihn nicht. Suzanne sagte mir, dass du ihn oft nicht sehen wolltest, wenn er vorbeikam. Und du hattest völlig recht. Es war offensichtlich, dass er keine Ahnung hatte, was mit dir los war."

      "Die hat niemand"

      "Du hast uns nicht gerade geholfen." Ihre Augenlider waren leicht rosa, aber sonst machte sie mir keine Vorwürfe.

      "Und jetzt werde ich sterben, nehme ich an."

      "Sterben! Du wirst nicht sterben, mach dich nicht lächerlich. Außerdem würde ich dies gar nicht zulassen. Und warum solltest du? Menschen sterben nicht an Brustfellentzündung oder Nervenentzündung. Dir geht es heute schon besser als gestern, und morgen wirst du dich noch besser fühlen, das weiß ich."

      Draußen mag sie vielleicht geweint haben, denn, wie gesagt, ihre Augenlider waren leicht rosa. Aber hier, an meinem Bett, war sie voller Zuversicht und Mut.

      "Ich will Dr. Kennedy. Hole ihn zurück." Ich wollte nicht mit ihr darüber diskutieren, ob ich leben oder sterben würde, es war zu aussichtslos.

      "Dieser Lansdowne ist Mitglied im Royal College of Surgeons, nicht nur einfacher Arzt", erinnerte sie mich.

      "Das ist mir egal, selbst wenn er der einzige Doktor in ganz England wäre. Er grinst mir ins Gesicht, redet selbstgefälligen Schwachsinn, bevormundet mich, klopft mir auf die Schulter. Er wird meinem Begräbnis von seiner Kutsche aus beiwohnen, das habe ich in seinem Gesicht gesehen."

      Hier mischte sich die Krankenschwester ein und bestätigte, dass Dr. Lansdowne ein fähiger Arzt sei.

      "Schick Sie aus dem Zimmer", sagte ich zu Ella gewandt. Dieser Einwurf hatte mich massiv verärgert.

      "In Ordnung, Schwester, gehen Sie; ich bleibe bei Mrs. Vevaseur, bis Sie gegessen haben. Du wirst nicht mehr so viel reden?", bat sie mich flehentlich.

      "Vielleicht", antwortete ich und lächelte. Es war gut, dass Ella wieder bei mir saß.

      "Aber der Doktor wollte, dass sie überhaupt nicht spricht und auch keine Besucher empfängt.", hörte ich die Schwester noch sagen.

      Ich weiß nicht, wie Ella es schaffte, diese herrische Frau mit dem weißen Häubchen aus dem Raum zu bekommen, aber es gelang ihr – sie hatte unendlich viel Taktgefühl und Geduld.

      "Soll ich mein Handarbeitszeug holen? Oder dir lieber etwas vorlesen? Du solltest wirklich nicht reden."

      "Weder noch. Du gehst doch nicht weg?"

      "Ich bleibe so lange, wie du möchtest."

      Kein Wort über die Zeiten, in denen ich ihr brutal ins Gesicht gesagt hatte, sie solle mich in Ruhe lassen, als ich sie in London fast aus dem Haus geworfen hätte, um schließlich vor ihr hierher zu fliehen. Das war typisch Ella, und es war bezeichnend für mich, dass ich ihr nicht einmal danken konnte. Als sie sagte, sie würde bleiben, schien es zu schön, um wahr zu sein. Ich fragte sie hinsichtlich ihrer Verpflichtungen.

      "Was ist mit Violet und Tommy?"

      "Alles in Ordnung, ich habe bestmögliche Vorkehrungen getroffen. Ich bin ganz frei und werde nicht weggehen, bis du mich darum bittest."

      Bedingt durch meine außerordentliche Schwäche begann ich zu weinen, verbarg aber meine Augen, da ich wusste, dass meine Tränen Ella verletzen würden. Ich war für einen kurzen Augenblick über meinen Schatten gesprungen, denn es war so eine Erleichterung, sie hier zu wissen, zu spüren, dass sich jemand um mich kümmerte. Bezahlte Dienste sind nur was für Gesunde.

      Ella tat so, als hätte sie meinen kleinen Zusammenbruch nicht bemerkt, obwohl sie selbst nicht weit davon entfernt war. Sie begann, über belanglose Dinge zu sprechen. Wer telegrafiert oder angerufen hatte, dass die Nachricht von meiner Krankheit in den Zeitungen gewesen sei, und so weiter. Alle meine guten Freunde, die ich in diesen trostlosen Monaten vor den Kopf gestoßen hatte, schienen mir plötzlich verziehen zu haben und traten mit aufrichtiger Anteilnahme und Hilfsangeboten an mich heran. Aber davon wollte ich zunächst nichts wissen und bat Ella, nichts mehr von ihnen zu erzählen. Ich fühlte mich beschämt und ihrer Hilfe unwürdig, zumal ich mich nicht daran erinnern konnte, jemals etwas für jemanden getan zu haben.

      "Kannst du Dr. Kennedy zurückholen?"

      "Er hat dich schändlich vernachlässigt, schrieb mir leichtfertig. Ich wundere mich nicht, dass du ihm verboten hast, dich zu besuchen."

      "Ich will ihn zurück."

      "Dann sollst du ihn zurückbekommen. Du sollst alles haben, was du willst, nur werde wieder gesund." Sie wandte ihr Gesicht von mir ab.

      "Bin ich auf gutem Weg?"

      Da sie nicht sofort antwortete, war mir klar, dass sie im Moment ihre Stimme nicht beherrschen konnte.

      Also sagte ich eine Weile nichts. Dann begann ich wieder, sie anzuflehen, mich von Lansdowne zu befreien.

      "Eigentlich muss er seinen Beruf nicht mehr ausüben", murmelte sie nach einer Zeit des Nachdenkens. Offensichtlich waren ihr seine Gefühle bewusst geworden und dass sie diese nicht verletzen wollte. "Er hat eine reiche Frau geheiratet."

      "Das muss er wirklich nicht. Und ich bin sicher, dass er keine Kinder hat", antwortete ich.

      "Großer Gott! Woher weißt du das? Du bist krank schlauer als manch andere Leute, die gesund sind."

      Auch das war typisch Ella, sie hat eine übertrieben hohe und weltfremde Meinung von meinem Talent. Nur weil ich Romane schreibe, für die mehr bezahlt wird, als sie wert sind!

      Ich weiß nicht, wie sie das alles geschafft hat; ich weiß nicht, wie sie in dieser überaus schmerzvollen Zeit auch nur die Hälfte all dieser magischen, wunderbaren Dinge vollbracht hat, die mich so trösteten. Aber ich war nicht einmal überrascht, als es mir ein paar Tage später tatsächlich besser ging und ich im Bett aufsitzen konnte – wohl mit Kissen gestützt, das gebe ich zu, aber ich konnte

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