Zwielicht. Julia Frankau

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Zwielicht - Julia Frankau

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nachts zu mir, wenn ich meinen Schlaftrunk genommen habe, aber den ganzen Tag über bin ich allein.

      "Das haben Sie selbst zu verantworten, und niemand anders. Sie sind keine Frau, der man eine Absage erteilt, wenn sie Gesellschaft wünscht." Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und schien froh, bleiben zu dürfen. Dann sprachen wir bei Tee und Kuchen über meine Krankheit, und wenn ich es zugelassen hätte, hätte er sich zweifellos eingehender damit befasst. Stattdessen warnte er mich eindringlich vor meinem Schlaftrunk und schlug mir vor, stattdessen Codein als Alternative zu versuchen- ein Vorschlag, den ich unglücklicherweise völlig ignorierte.

      "Erzählen Sie mir von Ihrem Partner", sagte ich und nippte an meinen Tee.

      "Oh! Sie werden ihn mögen – alle Damen mögen ihn. Er ist sehr adrett und ziemlich gut aussehend; elegant, wie aus dem Ei gepellt, sie wissen schon. Nicht sehr groß, wird langsam grau –– "

      "Mochte sie ihn?", beharrte ich.

      "Sie wollte ihn nicht in ihrer Nähe haben. Nach seinem ersten Besuch wollte sie ihn partout nicht mehr sehen. Er sprach ständig mit mir über sie und konnte nie verstehen, warum sie ihn so behandelte; schließlich war er das auch nicht gewohnt, denn er ist hier überall sehr beliebt."

      "Was hat sie über ihn gesagt?"

      "Dass er wie ein Honigkuchenpferd grinste, in Klischees redete, sich die Hände rieb und froh schien, wenn sie litt. Er muntert Kranke gerne auf, und die meisten Leute mögen das."

      "Ich verstehe. Dann will ich ihn auch nicht haben. Hören Sie, was ich sage! Schicken Sie ihn nicht zu mir, denn ich will ihn nicht sehen. Lieber ertrage ich Sie!." Ich hatte schon erwähnt, dass mir jegliche Anstandsformen mittlerweile egal waren?. Er gab sich wirklich alle Mühe, mich zu überzeugen, verwies immer wieder auf Dr. Lansdownes Abschlüsse und Qualifikationen, seine lange Erfahrung. Schließlich wurde ich wütend.

      "Eigentlich habe ich weder auf Sie noch auf Dr. Lansdowne Lust. Ich schätze, es gibt noch andere Ärzte in der Umgebung."

      Er gab mir eine Liste von Ärzten, die in und rund um Pineland praktizierten; er machte das gar nicht schlecht, lobte alle, und ließ mich doch nicht im Unklaren über sie. Schließlich sagte ich ihm, dass ich mir meinen ärztlichen Begleiter selbst aussuchen würde, wenn ich einen bräuchte.

      "Bin ich dann entlassen?", fragte er.

      "Wurden Sie jemals vorgeladen?", antwortete ich im gleichen Tonfall.

      "Jetzt mal im Ernst – ich würde Ihnen gerne helfen, wenn Sie mich nur lassen würden."

      "Um weiterhin das Haus betreten zu können, in dem die wunderbare Margaret gelebt hat?"

      "Nein! Nun – vielleicht doch – zum Teil. Aber Sie selbst sind ebenfalls eine sehr attraktive Frau."

      "Machen Sie sich nicht lächerlich."

      "Doch, das stimmt. Und ich schätze, das wissen Sie auch."

      "Ich bin über vierzig und krank. Vielleicht ist es das, was Sie attraktiv finden – dass ich krank bin?"

      "Nein, das glaube ich nicht. Generell verabscheue ich hysterische Frauen."

      "Hysterisch?"

      "Mit irgendeiner Nervenkrankheit."

      "Glauben Sie wirklich, dass ich an irgendeiner Nervenkrankheit leide? Von den Dämpfen?", fragte ich verächtlich und dachte zum fünfhundertsten Mal, was für ein Idiot der Mann war.

      "Beschäftigen Sie sich mit irgendetwas?"

      "Ich bin eine der fleißigsten Frauen auf Gottes Erde."

      "Ich habe Sie noch nie etwas tun sehen – außer an ihrem Schreibtisch zu sitzen, mit zwei knochentrockenen Griffeln und etwas leerem Papier. Und Sie wollen nicht, dass man Sie über Ihre Krankheit befragt oder Sie untersucht."

      "Ich hasse wissenschaftliches Herumdoktern. Und schließlich haben Sie mir nicht gerade Vertrauen eingeflößt, da Sie ja nur von einem einzigen Gedanken besessen sind."

      "Daran kann ich nichts ändern. Sie haben mich von Anfang an an Margaret erinnert."

      "Oh! Diese verfluchte Margaret Capel, und Ihre Vernarrtheit in sie! Es tut mir leid, aber so fühle ich momentan. Ich kann ihr einfach nicht entkommen, das ganze Haus riecht nach ihr. Und doch hat sie nichts geschrieben, was noch Bestand hat. Kurz nachdem ich angekommen war, habe ich jemanden zur London Library geschickt, um mir all ihre Bücher zu besorgen und habe sie durchgesehen – nur Epigramm und Paradoxe, ein armseliger Bernard Shaw in Unterröcken."

      "Ich habe nie ein Wort von dem gelesen, was sie geschrieben hat", antwortete er gleichgültig. "Es war die Frau selbst, die –– "

      "Dessen bin ich mir sicher. Nun denn, auf Wiedersehen! Ich möchte mich heute Abend nicht länger unterhalten, ich bin müde. Schicken Sie Dr. Lansdowne nicht vorbei. Wenn ich jemanden benötige, lasse ich es Sie wissen."

      Als das Haus still und alle Lichter bis auf das rötliche Glühen des Feuers erloschen waren, besuchte mich Margaret in jener Nacht erneut. Sie saß in dem Sessel auf dem Kaminvorleger, und zum ersten Mal hörte ich sie sprechen. Sie war sehr jung, sah aber dennoch schwach aus, und ich sagte ihr, dass es mir leid täte, dass ich so aufbrausend gewesen war und sie "verflucht" hatte.

      "Aber Sie sind hier überall, wissen Sie. Und ich kann nicht schreiben, wenn ich nicht allein bin. Ich bin die einzige Person hier und dennoch nie allein; Sie verfolgen mich und haben Besitz von mit ergriffen. Können Sie nicht weggehen? Also, nicht jetzt. Ich bin froh, dass Sie jetzt hier sind und reden. Erzählen Sie mir von Dr. Kennedy. Haben Sie überhaupt etwas für ihn empfunden? Wussten Sie, dass er in Sie verliebt war?"

      "Peter Kennedy! Nein, ich habe nie über ihn nachgedacht, nicht mal am Ende. Obwohl er damals sehr fürsorglich war, oder grausam, je nachdem. Er tat, worum ich ihn bat. Sie wissen, warum ich Sie heimsuche, nicht wahr? Bei mir war es früher genauso, wenn mich ein Thema beschäftigte. Sie sollen meine Geschichte schreiben – und Sie werden sie auf eine bestimmte Art und Weise besser schreiben, als ich es selbst hätte machen können, auf eine andere Weise aber auch wieder schlechter. Ich habe Ihnen das ganze Material hinterlassen."

      "Nicht ein Wort."

      "Oh, Sie haben es nur noch nicht gefunden. Ich habe es selbst zusammengestellt, an dem Tag, an dem Gabriel meine Briefe zurückgeschickt hat. Sie werden mein Tagebuch und ein paar Aufzeichnungen finden –– "

      "Wo?"

      "In einer Schublade im Schreibtisch. Aber es ist nur die Hälfte von allem – Sie müssen es ergänzen."

      "Ich sehe Sie recht gut, wenn ich die Augen geschlossen halte. Wenn ich sie öffne, bewegt sich der Raum und Sie sind nicht mehr da. Warum sollte ich Ihre Lebensgeschichte schreiben? Ich bin keine Historikerin, nur eine einfache Romanschriftstellerin."

      "Ich weiß, aber Sie sind hier vor Ort, haben bald all das nötige Material und können die besondere Atmosphäre dieses Ortes spüren. Und Sie kennen Gabriel; wir haben manchmal über Sie gesprochen."

      "Er gehört nicht zu meinen Bewunderern."

      "Nein. Er ist ein großartiger Stylist, und Sie haben überhaupt kein Gespür dafür."

      "Und

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