Zwielicht. Julia Frankau

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Zwielicht - Julia Frankau

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in seinen Augen, ja sogar in dem gleichen, schrecklichen Tweedanzug. Ella war rausgegangen, als er hereinkam, da sie schon immer der Meinung gewesen war, dass sich Patienten allein mit ihren Ärzten unterhalten sollten. Sie flirtete mit ihrem Hausarzt, glaube ich. Manchmal konnte sie unglaublich kokett sein.

      "Sie haben eine schlimme Zeit hinter sich", sagte er abrupt.

      "Und sie haben nicht versucht, mir zu helfen", antwortete ich schwach.

      "Oh! Aber … Sie wollten mich nicht mehr haben. Ihre Schwester hat mich aus dem Haus komplimentiert. Sie sagte, ich hätte nicht erkannt, wie krank Sie waren, und ich antwortete, dass sie damit völlig recht hatte. Ich hätte ihr sagen sollen, wie oft sie sich geweigert haben, mich zu sehen."

      "Wussten Sie, wie krank ich war?"

      "Ich bin mir nicht sicher." Wir lächelten beide. "Wie krank waren Sie denn?"

      "Jetzt weiß ich, was Margaret Capel von Dr. Lansdowne hielt."

      "Er ist ein sehr fähiger Mann. Und schließlich waren ja Felton, Shorter und Lawson bei Ihnen."

      "Erinnern Sie mich bloß nicht daran."

      "Jedenfalls geht es Ihnen jetzt besser."

      "Ist dem so? Ich bin immer noch so schrecklich schwach."

      "Fangen Sie bloß noch nicht wieder an zu schreiben! Wissen Sie, jetzt weiß ich alles über Sie. Ich habe mich durch Ihre Romane gelesen."

      "Und haben die ganze Zeit daran gedacht, wie viel besser Margaret Capel geschrieben hat?"

      "Sie haben Margaret also nicht vergessen?"

      "Und Sie?" Er wurde plötzlich ziemlich ernst und blass.

      "Ich! Ich werde Margaret Capel nie vergessen."

      Bis zu diesem Moment war er ziemlich lässig und unbekümmert gewesen, als ob dieser Besuch, die ganzen Umstände und ich selbst, die schon kurz vor dem Ableben gestanden hatte, überhaupt keine große Rolle spielen würden.

      "Haben Sie darüber nachgedacht, wie viel schlechter ich schreibe, dass ich keinen Stil habe?"

      "Warum sagen Sie so etwas?"

      Ich war froh, ihn zu sehen und wollte ihn an meiner Seite behalten. Eigentlich war ich der Meinung, dass mich meine Worte bei der Erreichung dieses Zieles unterstützen würden.

      "Das hat sie mir selbst gesagt." Ich warf ihm den Brocken hin und wartete gespannt, wie er ihn aufnehmen würde. "Das letzte Mal, als ich Sie sah, in der Nacht, als die Rippenfellentzündung einsetzte, saß sie dort drüben am Kamin. Wir unterhielten uns sehr vertraulich, und sie sagte, sie wisse, dass ich ihre Geschichte schreiben würde – und dass sie es schade finde, dass ich keinen Stil habe." Auf seiner Stirn zeigte sich eine leichte Rötung und er sah zu der Stelle, wo sie angeblich gesessen hatte.

      "Was hat sie noch gesagt?" Er schien nicht an meiner Geschichte zu zweifeln und war keineswegs überrascht.

      "Sie glauben mir, dass ich sie gesehen habe – dass es kein Traum war?"

      "Es gibt einen unerforschten Grenzbereich zwischen Traum und Wirklichkeit. Fieber lässt uns dieses oft überbrücken. Ihre Temperatur dürfte sehr hoch gewesen sein. Und schließlich hat sie uns beide sehr beschäftigt. Fahren Sie fort. Erzählen Sie mir, was sie anhatte."

      "Sie war in ganz in Grau gekleidet, mit Ausnahme eines weißen Schultertuchs."

      "Und einer rosa Rose."

      "Ihr Haar –– "

      "Wurde durch ein blaues Haarband gehalten." In seiner Erregung beendete er meine Sätze.

      "Nein. Sie hatte sich Zöpfe geflochten."

      "Oh, nein! Nicht, wenn sie das graue Kleid trug." Er hatte sich erhoben, stand nun vor meinem Bett und wirkte ängstlich, fast flehend. "Denken Sie noch einmal nach. Schließen Sie die Augen und denken Sie an diese Szene. Ganz sicher trug sie das blaue Band."

      Ich schloss meine Augen, öffnete sie wieder und starrte ihn an.

      "Aber woher wussten Sie das?"

      "Fahren Sie fort. Sie trug ein blaues Band im Haar?"

      "Als ich sie das erste Mal sah. Das nächste Mal hingen die Haare über ihrem Rücken, zwei große Zöpfe aus blondem Haar – und sie trug einen blauen Morgenmantel."

      "Mit einem weißen Kragen, der aussah wie ein feines Taschentuch und ihren schlanken Hals betonte."

      "Wie gut Sie ihre Kleidung kannten."

      "Sie hatte Geschmack, sogar einen sehr erlesenen Geschmack. Zu diesem grauen Kleid hätte sie ihr Haar niemals offen getragen."

      "Sie glauben mir, dass ich sie wirklich gesehen habe."

      "Natürlich haben Sie sie gesehen. Fahren Sie fort. Sagen Sie mir genau, was sie gesagt hat, Wort für Wort."

      "Sie sprach über meinen schlechten Stil."

      "Über Ihre Geistesverwandtschaft mit ihr."

      "Sie sagte, ich solle die Geschichte schreiben. Ihre und die von Gabriel Stanton."

      Ich erzählte ihm alles, was sie gesagt hatte, Wort für Wort, so gut ich mich daran erinnern konnte; dabei hielt ich meine Augen geschlossen, sprach langsam und betont – und ich erinnerte mich wirklich sehr gut.

      "Sie erzählte mir von den Briefen und dem Tagebuch, den Notizen, den Kapitelüberschriften, alles, was sie vorbereitet hatte ––. "

      Ich wandte meinen Kopf ab und versank in den Kissen. Ich wollte nicht, dass er meine Enttäuschung darüber sah, nichts gefunden zu haben. Jetzt spürte ich deutlich meine Schwäche, wie viele Nächte ich mit Fieber und Schmerzen zugebracht hatte.

      "Mir fehlt die Kraft weiterzusprechen." Er legte seine Hand auf meinen Puls.

      "Ihr Puls ist ziemlich schnell."

      "Ich habe nichts gefunden", sagte ich knapp. Ich wünschte, Ella würde zurückkommen.

      "Sie haben die Papiere gesucht?" Ich gab keine Antwort.

      "Es tut mir so leid. Ich Tölpel! Sie suchten und suchten – deshalb sollte ich mich fernhalten, wollten Sie mich nicht sehen, wollten allein sein. Sie waren die ganze Zeit auf der Suche. Warum ist mir das nicht früher aufgefallen? Aber woher hätte ich wissen sollen, dass sie zu Ihnen kommen und sich Ihnen anvertrauen würde?"

      Er führte jetzt Selbstgespräche, schien mich und meine schwere Krankheit vergessen zu haben. "Ich hätte es mir eigentlich denken können. Vom ersten Moment an habe ich mir vorgestellt, wie Sie auf Margaret treffen. Ich habe sie. Ich habe sie genommen – sind Sie nicht auf diese Idee gekommen?" Ich vergaß die extreme Erschöpfung, über die ich geklagt hatte, und ergriff ein wenig atemlos den Ärmel seines Mantels.

      "Sie nahmen sie an sich – stahlen sie?"

      "Ja,

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