Die Anfänge Roms. Harald Haarmann

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Die Anfänge Roms - Harald Haarmann marixsachbuch

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Apenninhalbinsel war von Norden nach Südosten gerichtet. Als Folge einer Konzentration regionaler Gruppen im Adriaraum kam es zu einer Ost-West-Drift von Migranten. Einige Gruppen wurden damals ins westliche Küstengebiet am Tyrrhenischen Meer abgedrängt. Dazu gehörten die Latiner mit ihrem Verbreitungsgebiet in der historischen Landschaft Latium und die Falisker nordöstlich davon. Im Norden (Lokalkulturen von Remedello und Rinaldone) und im Süden (Lokalkultur von Gaudo) haben sich Spuren des ältesten Kulturstadiums italischer Prägung bis ins ausgehende 3. Jahrtausend v. Chr. erhalten.

      Im Horizont der Zeit (u. zw. im Zeitraum zwischen ca. 1500 und ca. 900 v. Chr. haben sich die in den antiken Quellen bezeugten italischen Regionalkulturen ausgegliedert (Abb. 2).

      Von diesen entwickelte sich die Regionalkultur der Latiner mit ihrer Sprache, dem Lateinischen, zur wichtigsten der italischen Sprachkulturen. Während sich im Lauf der Antike die Vertreter aller anderen Bevölkerungsgruppen akkulturierten und sich sprachlich ans Lateinische assimilierten, blieb die Regionalkultur der Latiner erhalten, und ihre Sprache verbreitete sich mit der militärischen Expansion des römischen Staats in ganz Italien. Zu den Bevölkerungsgruppen der Gründerzeit in Rom gehörten neben Etruskern und Sabinern auch die Latiner, die sich als Einwohner der Stadt Römer nannten.

      Abb. 2: Sprachen und Regionalkulturen im antiken Italien (Haarmann 2005: 148)

       image Die Regionalkulturen der Latiner und Falisker

      Diese Regionalkulturen bilden eine eigene Gruppe eng verwandter Kulturen und Sprachen. Frühe Siedlungen der Latiner lassen sich in die Zeit um 1100 v. Chr. datieren. Die Sprachentwicklung des Faliskischen ist konservativer als vergleichsweise die des Lateinischen. Viele der Eigenheiten des ältesten Stadiums der italischen Sprachen sind im Faliskischen erhalten. Die Entwicklung der beiden Sprachen geht seit Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. eigene Wege.

      Das Verbreitungsgebiet der beiden Regionalkulturen grenzt an das Kernland der Etrusker an, und sowohl bei den Faliskern als auch bei den Latinern macht sich früh (u. zw. im 8. Jahrhundert v. Chr.) etruskischer Einfluss bemerkbar. Die faliskische Sprachkultur hat sich zu keiner Zeit diesem Einfluss entziehen können. Anders die Latiner, die sich schon früh in Städtebünden organisiert haben. Die bedeutendste dieser überregionalen Organisationen war der Latinische Bund. Dessen politischer Hauptort war Alba Longa (nahe Castel Gandolfo). Als kulturelles Zentrum fungierte der Albanus Mons (Monte Cavo) in den Albaner Bergen. Dort wurden die Feriae Latinae als Ausdruck latinischer Solidarität gefeiert. Nach der Zerstörung von Alba Longa im 6. Jahrhundert v. Chr. durch die etruskischen Herrscher Roms wurde diese Stadt zum Veranstaltungsort für die Feriae Latinae.

      Die Städtebündnisse der Latiner setzten unterschiedliche Prioritäten, was die Beteiligung Roms betraf. Als sich im 5. Jahrhundert v. Chr. ein Bund um das Heiligtum der Diana von Aricia (das moderne Ariccia) ausbildete, war Rom kein Mitglied. In dem um 460 v. Chr. geschlossenen Foedus Cassianum war Rom zeitweise beteiligt, und zu anderen Zeiten (so zwischen 386 und 358 v. Chr.) gehörte die Stadt nicht dazu. Ab 338 v. Chr. dominierte Rom die Politik der latinischen Städte. Es sollte noch lange dauern, und zwar bis zum Jahre 89 v. Chr., bis den latinischen Nicht-Römern das römische Bürgerrecht zuerkannt wurde.

       image Die Regionalkulturen der Osker und Umbrer

      Diese Gruppierung – auch als sabellische Gruppe der italischen Sprachen benannt – umfasst zwei Verbreitungsgebiete, einmal das Umbrische und verwandte Sprachen im nördlichen Mittelitalien und zum anderen das Oskische in Süditalien. Bislang ist umstritten, ob auch das Sikulische (verbreitet im Südosten Siziliens) eine Sprache des italischen Zweigs ist. Außer dem Umbrischen und Oskischen gehören zur sabellischen Gruppe die folgenden Sprachkulturen: Äquisch, Marrukinisch, Marsisch, Pälignisch, Prä-Samnitisch, Sabinisch, Nord-Picenisch, Süd-Picenisch, Vestinisch und Volskisch.

       Indoeuropäische Außenlieger in Italien (Nicht-Italiker)

      Das Mosaik der vorrömischen Sprachkulturen in Italien setzt sich zwar in der Hauptsache aus solchen des italischen Zweigs des Indoeuropäischen zusammen, aber in Randgebieten waren darüber hinaus auch andere indoeuropäische Regionalkulturen und Sprachen verbreitet, die nicht näher mit dem italischen Zweig verwandt sind.

       image Die Regionalkultur der Veneter

      Namengeber für die Region Venetien (ital. Veneto) im Nordosten Italiens sind die Veneter (griech. Evetoi, latein. Veneti). Das Verbreitungsgebiet dieser vorrömischen Population reichte bis ins Podelta und erstreckte sich im Inland bis in die Region von Padua. Die venetische Regionalkultur nimmt ihr typisches Gepräge im Laufe des 9. Jahrhunderts v. Chr. an, u. zw. im Milieu der früheisenzeitlichen Villanova-Kultur. Hauptorte der venetischen Stadtkultur, deren Namen in ihrer römischen Form bekannt sind, waren Ateste (Este) – von dort stammen auch die meisten der venetischen Inschriften (s. Kap. 3) –, Bellunum (Belluno), Tarvisium (Treviso) und Patavium (Padua).

      Einfluss auf die Veneter nahmen die Etrusker und auch keltische Völkerschaften wie die Gallier in Norditalien. Im ausgehenden 3. Jahrhundert v. Chr. übernahmen die Römer die politische Kontrolle im Gebiet der Veneter. Als den Venetern im Jahre 89 v. Chr. das römische Bürgerrecht zugesprochen wurde, hatten viele bereits römische Lebensweisen angenommen und bevorzugten das Lateinische.

      Die venetische Sprachkultur zeigt indoeuropäisches Gepräge (Marchesini 2009: 60 ff.). Mit dem Venetischen entfernt verwandt sind das Illyrische in der Balkanregion und das Messapische in Süditalien (s. u.).

       image Die Regionalkultur der Messapier

      Kulturelle und sprachliche Eigenheiten der Messapier bildeten sich im Verlauf des 9. Jahrhunderts v. Chr. aus, nachdem illyrische Kolonisten aus der westlichen Balkanregion die Adria überquerten und sich in der historischen Landschaft Apulien niederließen. Dies waren die aus antiken Quellen bekannten Iapyges, die sich in mehrere regionale Gruppen ausgliederten: die Messapier (griech. Messapioi, lat. Messapii) im Süden, die Peucetier im mittleren Teil Apuliens und die Daunier im Norden. Zwar entwickelten die drei Stämme im 7. Jahrhundert v. Chr. ein eigenes kulturelles Gepräge, aber sprachlich dominierte die messapische Variante (Carpenter et al. 2014).

      Nach der Eroberung von Salento durch die Römer (266 v. Chr.) wurden für die Region mit messapischer Bevölkerung unterschiedliche Namen verwendet, u. zw. Messapia, Iapygia, Calabria und Salentina. Der griechische Geograph Strabon teilte im 1. Jahrhundert v. Chr. die Bevölkerung Apuliens in zwei Gruppen auf: die Salentinoi (Sallentini) im Süden und die Kalabroi (Calabri) im nördlichen Teil. Aufgrund einer Verwaltungsreform unter Kaiser Augustus wurde der Name Regio II Apulia et Calabria verwendet. Die Namenkomponenten (Puglia, Calabria) sind bis heute gebräuchlich.

      Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. wurde das Messapische geschrieben, u. zw. in einer Variante des griechischen Alphabets (s. Kap. 3).

      

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