Die Anfänge Roms. Harald Haarmann

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Die Anfänge Roms - Harald Haarmann marixsachbuch

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eingewanderten Indoeuropäer (überwiegend Italiker) bis in römische Zeit erhalten. Die Räter haben sich in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung ans Lateinische assimiliert.

       image Die Regionalkultur der Ligurer

      Die Ligurer (griech. Ligues bzw. Ligyres, lat. Ligures) im Nordwesten Italiens gehören zu den altmediterranen Populationen im Mittelmeerraum, und das Ligurische gehört zu den nicht-klassifizierten Sprachen, was bedeutet, dass es keiner der bekannten Sprachfamilien zugeordnet werden kann (Hammarström et al. 2017). Noch in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. erstreckte sich das Verbreitungsgebiet der Ligurer entlang der nördlichen Mittelmeerküste von den Pyrenäen bis in die Tiefebene Norditaliens. Die historische Präsenz der Ligurer spiegelt sich bis heute in der Namengebung für das ehemalige Kernland: Ligurien. Auch die Namen von Berglandschaften erinnern an deren historische ligurische Besiedlung: Ligurische Alpen, Ligurischer Apennin.

      Die Ligurer waren nach Stämmen organisiert, deren Namen aus antiken Quellen bekannt sind: Dekiaten, Salasser, Salluvier, Statieller, Stoener, u. a. Im Zuge der Ausdehnung des etruskischen Einflussbereichs im 6. Jahrhundert v. Chr. wurden die Ligurer aus der norditalienischen Tiefebene verdrängt. Im Westen dagegen schrumpfte das ligurische Siedlungsgebiet als Folge der Expansion der Gallier im 4. Jahrhundert v. Chr., die die Ligurer nach Osten abdrängte. Seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. waren die Ligurer in militärische Auseinandersetzungen mit den Römern verstrickt. Diese zogen sich lange hin, bis es den Römern schließlich gelang, die Ligurer im Jahre 175 v. Chr. endgültig zu unterwerfen.

      Im 19. Jahrhundert gab es Vermutungen, das Ligurische wäre eine Sprache des keltischen Zweigs des Indoeuropäischen. Heute ist jedoch geklärt, dass die Basis vorindoeuropäisch ist, wiewohl ligurische Sprache und Kultur Einflüsse von den Kelten Galliens erfahren haben (Boano 2008: 147). In einigen Gebieten kam es zur ethnischen Fusion von Ligurern und Kelten, und es bildete sich eine kelto-ligurische Mischkultur aus.

      Die Überlieferung des Ligurischen ist spärlich (verstreute Wörter in antiken Quellen, eine Inschrift, Personen- und Ortsnamen). In einigen Fluss- und Ortsnamen hat sich ein typisch ligurisches Suffix erhalten. Dies sind Namen, die auf -asco/-asca enden, wie Bogliasco, Bergamasco, Vinelasca, Veraglasca. Das Ligurische hat einige Spuren in Form von Lehnwörtern im Lateinischen hinterlassen. Verschiedene Ausdrücke für Flora und Fauna der alpinen Region stammen aus dem Ligurischen; z. B. camox, ›Steinbock, Gemse‹; larix, ›Lärche‹. Auch im regionalen Dialekt des Italienischen in Ligurien gibt es den Ausdruck barga (›Heustadel‹), der als ligurisches Substratwort erklärt wird.

       image Die Regionalkultur der Paläosarden

      Sardinien, die größte der zu Italien gehörenden Inseln, ist seit ca. 12 000 Jahren bewohnt. Migranten kamen vom Festland in mehreren Schüben auf die Insel. Die materielle Hinterlassenschaft der neolithischen Kulturstufe auf Sardinien (5. und 4. Jahrtausend v. Chr.) zeigt Ähnlichkeiten mit dem Kulturerbe Alteuropas, der Donauzivilisation in Südosteuropa (Lilliu 1999: 18 ff.). Zu den Leitmotiven in der darstellenden Kunst gehören weibliche Idolfiguren, sogenannte »Venusstatuetten«, die nach den wichtigsten Fundorten benannt werden: Venus von Macomer, Göttin von Olbia, Göttin von Decimoputzu. Die kulturelle Zusammengehörigkeit Sardiniens mit der ägäischen Kunst späterer Zeit kommt in der Ähnlichkeit der Stilformen der weiblichen Plastik mit denen des minoischen Kreta und den altkykladischen »Violinidolen« zum Ausdruck.

      Zu den ältesten von Menschen errichteten Konstruktionen gehören Grabkammern der Megalithkultur, deren Bauten auch von anderen Inseln bekannt sind (die Tempel Maltas und die Steinsetzungen von Menorca). Die Architektur der Steinsetzungen entwickelte auf Sardinien einen unverwechselbaren Baustil. Dies sind Rundbauten, Nuraghen genannt, die während der Bronzezeit auf der Insel errichtet wurden. Die ältesten Nuraghen stammen aus der Zeit um 1800 v. Chr, monumentale, einzeln stehende Rundtürme. Später entstanden auch Wohnkomplexe mit Rundbauten verschiedener Größe (Nuraghen-Dörfer). Die meisten dieser Nuraghensiedlungen findet man im mittleren und nördlichen Teil Sardiniens. Am bedeutendsten sind die Anlagen mit Nuraghen-Bauten in Abbasanta (Losa-Nuraghen), Torralba (Santu Antine) und in Barùmini (Su Nuraxi).

      Das Zeitalter der Nuraghen-Bauten Sardiniens endet um 500 v. Chr. Allerdings setzen sich Traditionen der Nuraghen-Bauer an einigen Orten bis in die römische Zeit fort. Typische Leitformen der Nuraghen-Kultur sind Geräte und Kunstgegenstände aus Bronze. An den Orten mit Nuraghen-Bauten sind mehr als 1500 Bronzeskulpturen gefunden worden.

      Die Paläosarden waren keine Seefahrer sondern Inlandbewohner. Daher waren diejenigen, die die Küstengewässer rings um die Insel erkundeten und Handelsstützpunkte an der Küste anlegten, auswärtige Händler. Seit dem 10. Jahrhundert v. Chr. legten Phönizier Stützpunkte in Nora, Sulcis, Tharros, Olbia und an anderen Orten an. Seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert v. Chr. gehörte Sardinien zur politischen und wirtschaftlichen Interessensphäre der Karthager. In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. ging die militärische und politische Kontrolle der Insel an die Römer über. Dies betraf zunächst nur die Küstenregionen, denn es sollte noch Jahrhunderte dauern, bis sich römischer Einfluss auch im Inland bemerkbar machte.

      Sardinien war ein Rückzugsgebiet, in dem sich paläosardische Kultur und Sprache noch lange erhalten haben. Die paläosardische Bevölkerung hat sich erst allmählich an das Lateinische assimiliert. Die Bewegung des sich seit dem 3. Jahrhundert infolge der Mission verbreitenden Christentums hat der Akkulturation Vorschub geleistet. Aus der Alltagssprache der Sarden, dem Sprechlateinischen mit Lokalkolorit, hat sich im Verlauf des frühen Mittelalters eine romanische Sprache, das Sardische, entwickelt. Im Wortschatz dieser Sprache sind zahlreiche Substratwörter aus dem vorrömischen Paläosardischen erhalten geblieben. Dabei handelt es sich um Ausdrücke, mit denen Dinge der natürlichen Umwelt der Inselbewohner bezeichnet werden; z. B. kallúttsu, ›Wolf‹; aláse, ›Klee‹; tsèppara, ›steinige Ebene‹ (Wagner 1960–64).

      Das erhaltene Sprachmaterial des Paläosardischen ist allerdings begrenzt, und auf dieser Basis ist es nicht möglich, verwandtschaftliche Beziehungen dieser Sprache zu anderen altmediterranen Sprachen aufzuzeigen (Ligurisch, Iberisch, Sikanisch, Minoisch).

       image Die Regionalkultur der Sikaner

      Im Nordwesten Siziliens siedelten in vorrömischer Zeit die Sikaner, die von den Griechen Sikanoi und von den Römern Sicani genannt wurden. Die Sikaner waren die Nachkommen der einheimischen alteuropäischen Bevölkerung und ihre Sprache gehört zum Kreis der altmediterranen Sprachen. Es wird vermutet, dass bestimmte Heilige Stätten auf Sizilien von Sikanern begründet worden sind, so das Heiligtum der Diana bei Cefalù. Dies erscheint durchaus schlüssig, denn die Tradition einer Göttin der Natur geht auch in anderen Kulturkreisen auf alteuropäische Ursprünge zurück. Dies trifft beispielsweise auf Artemis zu, deren Kult und Name vorgriechischer Herkunft sind.

       2.

       DIE BIG PLAYERS UND IHRE EINFLUSSSPHÄREN IN VORRÖMISCHER ZEIT: REGIONALKULTUREN IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN GRIECHEN IM SÜDEN UND ETRUSKERN IM NORDEN

      Im Kreis der zahlreichen vorrömischen Völker Italiens heben sich zwei ab, die bereits früh die Geschicke aller anderen entscheidend bestimmt haben. Dies sind die Etrusker im Norden und die Griechen im Süden. Genau genommen liegt das Kerngebiet der Etrusker, Etrurien, in Mittelitalien, doch vom Standpunkt

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