Trollingermord. Hendrik Scheunert

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Trollingermord - Hendrik Scheunert

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      »Das ist es, was mich nervös macht«, seufzte er.

      Richard Bauer kam auf ihn zu und drückte ihm die Hand. »Sei froh, wenn’s Pult etwas höher ist, dann sieht man deine Plauze nicht«, lachte er, als er Riegelgraf begrüßte. »Die könnte sonst zu sehr von deiner Rede ablenken.«

      »Der Tag wird kommen, an dem du bei mir auf dem Tisch liegst. Wenn du so weitermachst, dann kommt er sehr bald«, drohte ihm Walter Riegelgraf mit einem Augenzwinkern.

      Inzwischen traf auch Adelbert Herzog mit ihrem neuen Chef Horst Müller-Huber ein.

      Nachdem ihr früherer Kriminaldirektor, Hans-Jürgen Engler, beim letzten Fall versucht hatte, etwas von dem sichergestellten Geld für sich abzuzweigen, nutzten Frank und Richard die Gunst der Stunde, den allseits ungeliebten Vorgesetzten loszuwerden. Jener ließ sich daraufhin in seine Heimatstadt Hamburg zurückversetzen. Auf eigenen Wunsch natürlich.

      Ihr neuer Chef war ein umgänglicher Mittfünfziger, der bis jetzt einen positiven Eindruck hinterließ. Ruhig und unaufgeregt ging er die Sachen an. Einzig die Tatsache, jedes Mal aufs Klingeln seines Telefons mit einem lang gezogenen »Och neee« zu reagieren, erschien allen etwas befremdlich. Ansonsten schien er ein leutseliger Mensch zu sein, im Gegensatz zu ihrem früheren Chef.

      Als Letzter trudelte wenig später Manfred Gühring ein, der von Richard aufgrund seiner Figur sowie dessen nicht so üppigen Haarwuchses die Bezeichnung »Schwaben-Tyson« verpasst bekam.

      »Habt ihr alle auf mich gewartet?«, fragte er mit unschuldiger Miene in die Runde.

      »Selbstverständlich«, meinte Walter Riegelgraf. »Wir würden doch nie ohne dich anfangen.«

      Es kamen noch ein paar alte Weggefährten des allseits beliebten Rechtsmediziners dazu, unter ihnen seine flippige Assistentin Yvonne, sodass sich die Anzahl der Personen letztlich auf 20 belief.

      Im Gebhard-Müller-Saal waren für die Veranstaltung extra vier Stuhlreihen mit je fünf Sitzplätzen zurechtgestellt worden.

      Nachdem alle Platz genommen hatten, begab sich Professor Hugo Brackmayer, sein früherer Lehrmeister und heutiger Dekan der Universität Tübingen, ans Rednerpult.

      »Mein lieber Walter«, begann er, »vor etwas mehr als 30 Jahren hast du diese Räume hier zum ersten Mal betreten. Lang ist es her. Wer von uns konnte damals ahnen, dass wir uns heute wieder treffen, um dir die Ehrendoktorwürde unserer Universität zu verleihen. Aber ich denke, in Anbetracht der Leistungen, die du in den letzten Jahren vollbracht hast, ist dies nur allzu gerecht. Ich wünsche dir noch viele weitere erfolgreiche Jahre im Kreis deiner Kolleginnen und Kollegen.«

      Es folgte tosender Applaus, als ein offenkundig bewegter Walter Riegelgraf mit einer Träne der Rührung im Auge sich erhob, um von Professor Brackmayer seine langersehnte Ehrendoktorwürde in Empfang zu nehmen.

      Dann stellte er sich vors Rednerpult, um den Zettel mit seiner Rede hervorzuholen.

      »Vielen Dank erst mal, Professor Brackmayer, für diese Ehre. Aber ohne mein Team sowie die hier anwesenden Kollegen wäre ich nie imstande gewesen, mich so weit zu entwickeln. Auch euch gebührt mein Dank.«

      Erneut brandete Applaus auf, dann fuhr Walter Riegelgraf fort.

      »Man muss allerdings dazusagen, denn dies ist die dunkle Seite an meinem Beruf, täglich werden wir mit dem Leid anderer Menschen konfrontiert. Den Schmerz über den Verlust können wir ihnen nicht abnehmen, aber lindern, indem wir alles versuchen, die Tat aufzuklären. Dazu trage ich, tragen meine Kollegen der Kripo Stuttgart ihren Teil bei. Obwohl wir manchmal glücklicher wären, wenn wir nicht so viel zu tun hätten.«

      Er schloss seine Rede und begab sich wieder an seinen Platz.

      Die Universität hatte aus ihrem Budget für den neuen Ehrendoktor in der Mensa einen kleinen Umtrunk bereitgestellt. Diesen, zusammen mit ein paar Häppchen, ließen sie sich kurz darauf schmecken. Horst Müller-Huber war derweil damit beschäftigt, alle Köstlichkeiten durchzuprobieren, während die anderen Small Talk betrieben.

      »Ist das jetzt unser Mittagessen?«, erkundigte sich Frank bei Richard, der an einem Glas Sekt nippte.

      »Nein, keine Angst. Walter hat uns zum Abendessen eingeladen. Wir sollen es aber nicht so groß rumerzählen, weil er sonst alle mitnehmen müsste. Er wollte nur die engsten Kollegen dabei haben.«

      »Versteh ich«, erwiderte Frank, »schließlich versorgen wir ihn ja mit Arbeit. Wohin geht’s denn heute Abend?«

      »Ein sehr gutes Lokal in Uhlbach. Kalter Besen heißt es. Ich bin noch nie dort gewesen, aber Walter schwärmt davon, dort gibt’s den besten Zwiebelrostbraten der Region. Mit einem italienischen Koch.«

      »Ein italienischer Koch, der Zwiebelrostbraten machen kann? Da bin ich gespannt.«

      Frank bewegte sich aufs Buffet mit den Häppchen zu.

      »Na, Herr Jonas, noch hungrig? Man weiß ja nie, wann wieder was kommt«, lachte Horst Müller-Huber. Auch ihn hatte Walter Riegelgraf heute Abend mit eingeladen.

      »Da gebe ich Ihnen uneingeschränkt recht, Chef«, grinste Frank. Er fand ihn bis jetzt konziliant, war er doch das genaue Gegenteil seines früheren Vorgesetzten. Statistiken interessierten ihn nicht im Geringsten. Anfragen nach solchen bügelte er mit der Begründung »Dafür gibt es ein Statistisches Landesamt« ab. Einzig die Tatsache, dass er aufs Klingeln seines Telefons mit erhöhter Nervosität reagierte, konnte man ihm als Schwäche auslegen. Ansonsten aber fand Frank bis jetzt kein Haar in der Suppe, was für seine Verhältnisse bemerkenswert war.

      »Ich sehe, ihr zwei sorgt dafür, dass nichts übrigbleibt«, gesellte sich ein erkennbar erleichterter Walter Riegelgraf zu ihnen.

      »Wenn nicht wir, wer dann?«, gab Müller-Huber zurück.

      »Habe ich vorher Tränen der Rührung in deinen Augen gesehen?«, zog Frank ihn auf.

      »Nein, da täuschst du dich. Lag wahrscheinlich an der trockenen Luft«, redete sich Riegelgraf raus, um dann hinzufügen: »Ihr wisst, wie man nach Uhlbach in den Kalten Besen kommt?«

      »Mach dir keine Sorgen, wenn’s ums Essen geht, brauch ich kein Navi, dann verlass ich mich auf meinen Magen«, grinste Frank, um sich zur Bestätigung über den Selbigen zu reiben.

      In der letzten Zeit ging es etwas geruhsamer zu. Seit dem schwierigen Fall im September war es, bis auf den Personalwechsel, zu keinem größeren Ereignis gekommen.

      Doch dies sollte sich bald ändern.

      *

      Walter Riegelgraf hatte in dem Restaurant Kalter Besen einen Tisch etwas abseits des normalen Publikumsverkehrs reserviert. Das Lokal lag inmitten des kleinen am Rande von Stuttgart von Weinbergen umgebenen Örtchens Uhlbach, gleich neben der Alten Kelter, die schon im Jahre 1366 erstmals amtlich erwähnt wurde. Für einen Montagabend war das Restaurant sehr gut besucht, somit machte es durchaus Sinn zu reservieren.

      Frank, Richard sowie Lisa kamen etwas später an, weil dieser partout nicht auf seinen Kollegen hören wollte, der ihn vor dem Stau auf der B27 warnte und empfahl, über die Straße am Flughafen auszuweichen. Allen Unkenrufen zum Trotz standen sie dann eine gefühlte Ewigkeit auf der B27 im Feierabendverkehr.

      »Habt

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