Handbuch Bibeldidaktik. Группа авторов
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Bibeldidaktik und transnationale Forschung: Unterrichtsideen und Desiderate
Die transnationale Religions- und Bildungsforschung bietet vielfältige Zugänge, die globale Dimension des christlichen Glaubens zu analysieren und bibeldidaktisch zu erschließen. Der mehrdeutige Begriff der Transnationalität bezieht sich dabei auf drei Forschungsfragen: Zum Ersten geht es um den grenzüberschreitenden Transfer von Büchern, Ideen und Praktiken von einem Ort an einen anderen (Transfergeschichte und Kulturtransferforschung). Indem Schülerinnen und Schüler beispielsweise Übersetzungsorte und Reisewege der Bibel (z.B. mit einer Stationsarbeit) kennenlernen und in eine Weltkarte eintragen, entdecken sie nicht nur die globale Dimension des christlichen Glaubens. Die Beschäftigung mit dem Thema eröffnet auch einen Zugang zu den vielfältigen Formen der Mobilität, Migration und Mission in der Bibel selbst (z.B. Pilgerreisen zum Jerusalemer Tempel, Exodus, Missionsreisen des Paulus etc.).
Zum Zweiten geht es darum, den klassischen Referenzrahmen der europäischen Geschichtsschreibung – die Nation – zu „trans“zendieren und nach anderen Formen politischer, ethnischer oder religiöser Zusammengehörigkeit zu fragen (Postcolonial Studies, Nationalismusforschung und Ideologiekritik). Indem Schülerinnen und Schüler beispielsweise die Darstellungen Jesu in illustrierten Missionsbibeln für Afrika miteinander vergleichen, entdecken sie nicht nur koloniale Ambitionen im Umfeld der Mission, nationale Selbst- und Fremdbilder sowie deren in- und exkludierende Funktion. Der Vergleich von Bibelillustrationen kann auch zu einer hermeneutisch sensiblen Lektüre der Bibeltexte anleiten: Was erfahren wir dort über das Aussehen Jesu? Was ist den biblischen Autoren wichtig? Und was den späteren Illustratoren?[17]
Und zum Dritten geht es darum, die Unterrichtenden für die vielfältigen Prozesse des Übersetzens im Bildungsbereich zu sensibilisieren: Denn verstehen und verstanden werden ist eine unverzichtbare Voraussetzung für alle Bildungsprozesse. Obwohl |99|diese Voraussetzung oft durch Übersetzungen hergestellt wird, hat sich die Religionspädagogik bislang kaum mit den Rahmenbedingungen, Akteuren, Medien, Inhalten, Zielen und Methoden des Übersetzens selbst beschäftigt (Translation Studies).[18] Der Beschäftigung mit diesem Thema kommt entgegen, dass in den exegetischen und systematischen Fächern der Theologie, aber auch in den Islamwissenschaften und in der Judaistik umfangreiche Studien zu den Prozessen und Problemen des Übersetzens religiöser Texte aus einem Kontext in einen anderen vorliegen.
Leseempfehlung
Bottigheimer, Ruth B.: The Bible for children. From the age of Gutenberg to the present, New Haven 1996.
Elliott, Scott S./Boer, Roland: Ideology, culture, and translation, Atlanta 2012.
Fischer, Alexander (Hg.): 200 Jahre Bibeln aus Stuttgart. Württembergische Bibelanstalt und Deutsche Bibelgesellschaft (1812–2012), Stuttgart 2012 [Bibeln mit Illustrationen 51–55, Bibeln für die Mission 56–61 und Kinder-und Jugendbibeln 71–76]
Gundert, Wilhelm: Bibelübersetzungen/IV. Bibelübersetzungen in europäische Sprachen vom 17. Jh. bis zur Gegenwart, in: Theologische Realenzyklopädie VI (1980), 266–299.
Gundert, Wilhelm: Geschichte der deutschen Bibelgesellschaften im 19. Jahrhundert, Bielefeld 1987.
Keuchen, Marion: Bild-Konzeptionen in Bilder- und Kinderbibeln. Zwei Bände, Göttingen 2016.
Werner, Eberhard (Hg.): Bibelübersetzung als Wissenschaft – aktuelle Fragestellungen und Perspektiven: Beiträge zum „Forum Bibelübersetzung“ aus den Jahren 2005–2011, Stuttgart 2012.
Wootton, Richard William Frederick: Bibelübersetzungen/V. Bibelübersetzungen in außereuropäische Sprachen, in: Theologische Realenzyklopädie VI (1980), 299–311.
Fußnoten
Gottfried Adam, „Thumb Bible“/„Daumenbibel“. Zu einem übersehenen Genre von Biblische Geschichten-Büchern, in: Thomas Schlag/Robert Schelander (Hg.), Moral und Ethik in Kinderbibeln. Kinderbibelforschung in historischer und religionspädagogischer Perspektive, Göttingen 2011, 175–204.
Christine Reents, Die Bibel als Schul- und Hausbuch für Kinder. Werkanalyse und Wirkungsgeschichte einer frühen Schul- und Kinderbibel im evangelischen Raum: Johann Hübner, Zweymal zwey und funffzig auserlesene biblische Historien, der Jugend zum Besten abgefasst …; Leipzig 1714 bis Leipzig 1874 und Schwelm 1902, Göttingen 1984.
Johann Hübner, Zweymal zwey und funfzig auserlesene biblische Historien aus dem Alten und Neuen Testamente. Der Jugend zum Besten abgefasset, nebst einer Vorrede des Autors, Harrisburg 1826, 345–359.
Johann Hübner, Hubner’s Historys of the Bible Translated = Traduction Des Histoires De La Bible = Die Biblischen Historien, Hamburg 1765.
Ruth B. Bottigheimer, Gott in Kinderbibeln. Der veränderliche Charakter Gottes, in: Gottfried Adam/Rainer Lachmann (Hg.), Kinder- und Schulbibeln. Probleme ihrer Erforschung, Göttingen 1999, 90–102, hier 94.
Arthur C. Repp, Sr., Luther’s catechism comes to America. Theological effects on the issues of the Small catechism prepared in or for America prior to 1850, Metuchen, N.J. [Philadelphia] 1982.
Vgl. Thomas Schlag, Medien der Mission und Bildung. Die Entwicklung eines transnationalen Bildungsprogramms am Beispiel der Basler Mission im 19. Jahrhundert, in: David Käbisch/Johannes Wischmeyer (Hg.), Transnationale Dimensionen religiöser Bildung (erscheint 2018).
Vgl. Karolin Wetjen, Religionspädagogische Resonanzen und die Mission. „Christianity Making“ im missionarischen Bildungsraum am Ende des 19. Jahrhunderts, in: David Käbisch/Michael Wermke (Hg.), Transnationale Grenzgänge und Kulturkontakte. Historische Fallbeispiele in religionspädagogischer Perspektive, Leipzig 2017, 23–38.
Zum Beispiel www.bibleserver.com, www.bibel-online.net