Humanbiologie. Hynek Burda
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Abb. 2.2: Aufspaltung der Stammlinien zwischen afrikanischen Menschenaffen und Menschen. Rechts die Stammlinie, die zur Gattung Homo führt. Auf den kreuzenden Linien sind Vorläufer oder Vertreter von Nebenästen nach dem vermuteten Alter angeordnet. Links, im braunen Feld, das Jahr der Entdeckung ihrer Fossilien bzw. der Beschreibung der jeweiligen Vormenschengattungen bzw. (Unter-)Arten. (mya = million years ago).
Die paläontologischen Belege über die Anfänge der menschlichen Linie sind sehr fragmentarisch (siehe auch Box 2.2 und 2.3, Tab. 2.1, Abb. 2.2 bis 2.4). Sie werden durch zwei basale miozäne Formen repräsentiert: Sahelanthropus tchadensis (bekannt als „Toumaï“, Tschad, ca. 7 mya) und Orrorin tugenensis (Kenia, 6 mya).
Abb. 2.3: Fundorte der fossilen afrikanischen Hominiden. Die horizontalen Balken in der rechten Hälfte der Tabelle stellen das Alter der Fossilien in mya (1–7) dar. Fossilien von basalen Vormenschen, Australopithecinen, Angehörigen der Gattung Paranthropus, basalen Homo-Arten und von H.ergaster sind mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet.
Abb. 2.4: Übersicht über die bekannten Vor- und Urmenschenarten. Die horizontalen Balken stellen für jede Art die Zeitspanne ihrer Existenz dar (in Bezug auf die Zeitskala).
Box 2.2
Chronologie der paläoanthropologischen Entdeckungen
Oft wird behauptet, Darwin habe gesagt, der Mensch stamme vom Affen ab. Doch die Aussage stimmt so nicht: Er postulierte vielmehr, dass der Mensch und die heute lebenden Menschenaffen einen gemeinsamen Vorfahren hätten. Dieses Missverständnis war – und ist es auch noch heute – ein Grund, weshalb manchen Leuten Darwins Evolutionstheorie missfällt. Charles Darwin formulierte 1871 die Ansicht, die afrikanischen Menschenaffen stünden dem Menschen verwandtschaftlich am nächsten und die Wiege der Menschheit liege in Afrika. Zu seiner Zeit waren allerdings noch keine Fossilien von Urmenschen aus Afrika bekannt. Als erster fossiler Urmensch wurde der Neandertaler (Homo neanderthalensis) im Neandertal bei Düsseldorf gefunden und als solcher erkannt (1856). Ernst Haeckel brachte 1868 den hypothetischen Vormenschen Pithecantropus („Affenmensch“) in die Diskussion, der auch das fehlende Übergangsglied („missing link“) zum modernen Menschen darstellen sollte. Der erste Pithecanthropus wurde 1891 auf Java entdeckt und später dem Homo erectus zugeordnet. Erst 1924 fand man erste Überreste von Vormenschen (Australopithecus africanus) in Südafrika. Fortan galt Südafrika als Wiege der Menschheit, bis die Leakeys (siehe Box 2.3) 1959 in Ostafrika Fossilien eines Vormenschen entdeckten, der später als Homo habilis bekannt wurde.
Die meisten spektakulären paläoanthropologischen Funde stammen aus Ostafrika (Tansania, Kenia, Äthiopien), wobei viele erst in der letzten Dekade (ab 1999) beschrieben worden sind. Unerwartete paläoanthropologische Entdeckungen machte man während der letzten Jahre aber auch in Malawi, im Tschad sowie außerhalb Afrikas – in Spanien, Georgien und auf der Insel Flores in Südostasien (Abb. 1.10). Allerdings wurden bislang keine vormenschlichen Fossilien (Australopithecus etc.) außerhalb Afrikas entdeckt. Die ältesten Urmenschfossilien (Gattung Homo) stammen aus Afrika, manche sind auf Afrika beschränkt. Auch molekularbiologische Befunde unterstützen den afrikanischen Ursprung der Menschen.
Box 2.3
Paläanthropologie und ihre Vertreter
Paläoanthropologie ist ein Teilgebiet der Anthropologie und der Paläontologie und befasst sich mit der Suche nach und der Untersuchung von fossilen Hominiden und der Rekonstruktion ihrer Stammgeschichte, Evolution und Lebensweise anhand von Fossilien. In letzter Zeit werden die klassischen paläontologischen Methoden und Befunde durch paläogenetische Ansätze bedeutend ergänzt (Box 3.3).
Zu den weltweit bekanntesten Paläoanthropologen zählt zweifellos die Familie Leakey.
Louis Seymour Bazett Leakey (1903–1972), kenianischer Paläontologe, Paläohistoriker, Archäologe, Naturschützer britischer Herkunft, spielte zusammen mit seinen Angehörigen, vor allem mit seiner Frau Mary, seinem Sohn Richard und seiner Schwiegertochter Meave, die zentrale Rolle bei der Durchsetzung der Theorie der afrikanischen (insbesondere ostafrikanischen) Herkunft der Menschheit. Auf das Konto der Familie Leakey gehen viele wichtige Entdeckungen (Ausgrabungen und Erstbeschreibungen) von fossilen Vor- und Urmenschen mehrerer Arten und Gattungen sowie von fossilen Fußspuren. Louis Leakey initiierte langfristige Feldforschungsprojekte zur Erforschung des Verhaltens von Schimpansen (Jane Goodall), Gorillas (Dian Fossey) und Orang-Utans (Biruté Galdikas) (Box 6.3). Das Nachrichtenmagazin Time zählte ihn und seine Familie zu den 100 einflussreichsten Menschen des 20. Jahrhunderts.
Zu den bedeutendsten deutschen Paläoanthropologen zählt Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald (1902–1982), der an den Universitäten in Utrecht und Frankfurt am Main lehrte. Im Auftrag der Niederländischen Geologischen Gesellschaft wirkte er in 1930er- und 1940er-Jahren als Paläontologe in Indonesien. Er hat unter anderem einen Schädel von H.erectus gefunden sowie Gigantopithecus entdeckt und beschrieben. Ein renommierter und einflussreicher deutscher Vertreter der heutigen Paläoanthropologie ist Friedemann Schrenk (*1956), der an der Universität in Frankfurt am Main lehrt. Berühmt wurde er durch den Fund von H.rudolfensis in Nordmalawi (1991) (siehe Tab. 2.1).
Tab. 2.1: Übersicht der 35 bedeutenden paläoanthropologischen Entdeckungen
(modifiziert, korrigiert und wesentlich ergänzt nach Gibbons 2006).
Jahr | Entdecker bzw. Erstbeschreiber | Spezies | sonstigeBezeichnungen | Alter(MYA) | Fundort | Interpretation, Bedeutung |
1864 | William King | Homo neanderthalensis | Neandertaler | 0,2–0,03 | Neandertal,Deutschland | entdeckt 1856; erstes wissenschaftlich beschriebenes Fossil eines Urmenschen |
1891–1893 | Eugène Dubois | Homo erectus | Java-MenschPithecanthropus erectus | 0,8–1,2 | Trinil,Java | indizierte eine mögliche asiatische Herkunft der Menschheit |
1908 | OttoSchöttensack | Homo heidelbergensis | 0,6–0,2 | Mauer,Deutschland | der Vorfahre der Neandertaler und des modernen Menschen | |
1924 | RaymondDart | Australopithecus africanus | Taung-Baby | 1,0–2,0 | Taung,RSA | relativ kleines Gehirn, mit einem großen Vorderhirn; biped; Fund führte zum Umdenken, dass die Menschheit doch sich in Afrika evolvierte |
1929 | Otto Zdansky und Davidson Black | Homo erectus | Peking-MenschSinanthropus pekinensis | 0,2–0,5 | Zhoukoudian,China | Schädel ähnlich zum Java-Mensch; nach neueren Hypothesen (2011) sind sie aber doch so unterschiedlich, dass sie zwei Auswanderungswellen durch H.erectus aus Afrika indizieren |
1933 | Arthur Tindell Hopwood | Proconsul africanus | 21–14 | Victoriasee,Kenia | die Gattung gehört zu den frühesten bekannten Vertretern der Menschenartigen (Hominoidea) | |
1934 | G. Edward Lewis | Ramapithecus (Sivapithecus?) brevirostris | 8,0–13 | Siwalik,Indien | lange Zeit für den ältesten Vormenschen gehalten | |
1938 | Robert Broom | Paranthropus robustus | 2,0–1,5 | Kroomdraai, RSA | Broom erkannte richtig, dass es sich nicht um die Vormenschen der Gattung Australopithecus handelt, sondern um eine Seitenlinie – daher die Bezeichnung „Nebenmensch“ | |
1947 | Robert Broom | Australopithecus africanus | Mrs. Ples | 2,1–2,0 | Sterkfontein,RSA | das jüngste aller bisher entdeckten Exemplare von A.africanus |
1959 | Mary Leakey | Paranthropus
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