Der Wolfsmann. Hans-Peter Vogt

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Der Wolfsmann - Hans-Peter Vogt

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das. Er beobachtet das Bärenkind, dann wird er von der Bärin in Richtung dieser Zitzen gestumpt und Alf versteht.

      Er wartet, bis das Bärenjunge schmatzend fertig geworden ist, dann legt sich die Bärin auf die Seite und brummt auffordernd.

      Alf trinkt den ersten Schluck Bärenmilch in seinem Leben. Sie ist warm, sie ist fett und sie ist nahrhaft. Alf trinkt und dann schiebt er der Bärin dankbar die Hand in das Fell. Die Bärin versteht.

      Sie steht auf und beginnt wieder zu fressen. Alf beginnt jetzt mit dem Bärenjungen zu fiepsen und sie beginnen sich zu unterhalten.

      Es ist nichts, was Alf jemals vorher getan hat. Er hat schon mit Hühnern, Hunden und Kaninchen gesprochen. Einen Bären hat er bisher nur im Zoo gesehen. Das ist aber schon eine ganze Weile her.

      Diese Töne, die waren aus ihm gekommen, ohne dass er etwas dazu konnte. Er versteht das nicht ganz, aber er ist dankbar.

      Als sich die Bärin schmatzend entfernt, folgte Alf der kleinen Bärenfamilie. Irgendwann ist es zu anstrengend, durch die Büsche zu laufen und er muss sich setzen.

      Es wird schon dunkel, als die Bärin zurückkommt.

      Sie nimmt Alf mit den Zähnen an der Kleidung auf, und trägt ihn zu einer Höhle auf der anderen Seite der Lichtung.

      Die Höhle ist nackt, und der Boden ist kalt, aber die Höhle schützt vor Regen, und Alf kuschelt sich in dieser Nacht in das Fell der Bärin.

       2.2.

      Am nächsten Morgen gibt die Bärin Alf zu verstehen, dass es hier gefährlich sei. Hier kämen immer mal große weiße Jäger herauf. Sie müsse das Tal jetzt wieder verlassen.

      Alf versteht, aber was soll er tun? Dort hinauf, wo die Bärin gehen will, kann er ihr nicht folgen. Nicht über diese Felsen, und nicht mit seinen kurzen Beinen.

      An diesem Morgen muss Alf auf den Topf. Er hat kein Klopapier, aber die Bärin leckt ihn sauber, dann verschwindet sie mit ihrem Bärenjungen und lässt Alf alleine zurück.

      Alf hat jetzt immerhin ein Dach über dem Kopf, und er hat in diesem Tal genug Beeren, von denen er satt wird.

      Die Bärin kommt alle zwei Tage. Sie säugt Alf, sie leckt ihn sauber, und dann verlässt sie das Tal wieder. Alf nimmt langsam den Geruch der Bärin an.

      Es gibt auch andere Tiere im Tal. Kaninchen, kleine Füchse, und eines Nachts wird Alf von Schatten geweckt, die sich vorsichtig, wirklich vorsichtig nähern. Er schlägt die Augen auf.

      Sehen kann er nichts. Er vernimmt leise Geräusche, und dann sieht er kleine helle Punkte, die fast fluoreszierend leuchten.

      Er richtet sich auf und urplötzlich entflammt wieder dieses Licht. Alf sieht jetzt, was es ist. Hunde. Er kennt Hunde, und er fängt sofort an, in diesen Lauten zu kommunizieren, die Hunden zu eigen sind. Was Alf nicht weiß, es sind Wölfe, und diese Wölfe haben vor diesem Licht Angst. Es wirkt auf sie wie Feuer. Wölfe haben vor Feuer einen Heidenrespekt.

      Das Feuer schützt Alf. Die Wölfe riechen den Geruch dieser Bärenhöhle, die sie hierher gelockt hatte. Sie hatten erwartet ein Jungtier zu finden, aber sie hatten nicht mit diesem seltsamen Feuer gerechnet, das jetzt in ihrer Sprache mit ihnen redet. Schließlich geht das Feuer auf sie zu und sie nehmen reißaus.

      Am nächsten Tag sind sie wieder da. Sie stehen in einiger Entfernung. Sie sehen dieses Menschenkind, das wie ein junger Bär riecht. Es geht durch die Blaubeeren, und isst wie ein Menschenkind Beeren isst. Heute hat es nicht diesen Schein, und die Wölfe wagen sich wieder heran. Das ist leichte Beute.

      Als die Bärin erscheint, wollen sich die Wölfe zunächst auf das Menschenkind stürzen, um dann schnell zu verschwinden, aber die Bärin bewegt sich mit solch unglaublicher Schnelligkeit auf sie zu, dass sie Abstand nehmen.

      Aber jetzt ist das Bärenjunge gefährdet, das der Mutter nicht so schnell hatte folgen können, und die Wölfe greifen das Bärenjunge an.

      Was dann geschieht, begreifen die Wölfe nicht.

      Alf beginnt plötzlich zu heulen. Er streckt den Kopf in die Luft, und stößt dieses typische Geheul aus, das man von den Leitwölfen kennt.

      Die Bärin ist verwirrt. Die Wölfe sind verwirrt, und Alf bewegt sich jetzt auf die Wölfe zu.

      Lasst meine Familie in Ruhe, ruft er den Wölfen in der Sprache der Wölfe zu. Die Wölfe bellen, dann beginnt der Leitwolf zu heulen, und einer der Wölfe nach dem anderen verlässt das Tal.

      Was noch seltsamer ist, noch während die Wölfe das Tal verlassen, verändern sich die Laute, und Alf beginnt wieder in der Sprache der Bären zu fiepsen. Hilflos und schutzsuchend.

      Die Bärin versteht. Sie bleibt diese Nacht im Tal.

      Sie gibt Alf Nahrung und Wärme, dann bricht sie wieder auf. Es ist hier einfach zu gefährlich.

       2.3.

      Die Laute der Wölfe klingen weit, und sie werden durch die Öffnung des Tals in Richtung Meer getragen.

      Viel weiter unten am Berg liegt eine Siedlung von Menschen, die bei diesem Geheul die Ohren spitzen. Heute ist der Aufstieg nicht mehr zu schaffen, aber morgen früh werden sie auf die Berge hinauf klettern. Wolfsfelle sind begehrt. Sie legen ihre Speere zurecht, und stehen früh auf, um den Weg hinauf in die Berge anzutreten.

      Als sie das Tal erreichen, das bei ihnen als heiliger Hain gilt, hatte der Bär das Tal schon wieder verlassen. Bären haben gute Instinkte.

      Diese Bärenmutter wusste, dass ihr jetzt Gefahr von den Menschen drohte, die jetzt die Wölfe jagen werden. Sie würden die Bärin unweigerlich entdecken, wenn sie in diesem Tal blieb. So stand sie schon vor Sonnenaufgang auf, und ließ Alf alleine in der Höhle zurück. Ihn kann sie jetzt nicht mitnehmen.

      Die Jäger sind geübt, doch der Weg ist schmal und steil, und sie brauchen über zwei Stunden, um in das Tal zu gelangen, das ihnen als heilig gilt.

      Dort nehmen sie sofort Aufstellung und sichten die Spuren. Da gibt es nicht nur Wolfsspuren, sondern auch die Spuren von Füchsen, Hasen und einem Bär. Natürlich kennen sie die Bärenhöhle, und sie nähern sich vorsichtig, die Speere zum Stoß bereit. Was sie dann sehen, verblüfft diese hartgesottenen Jäger.

      Unweit der Höhle sitzt ein weißhäutiges Kind mitten in den Beeren und isst. Am Oberkörper hat das Kind ein seltsames Hemd an, unten ist es nackt. (Für Alf war das einfach praktischer gewesen. So konnte ihn die Bärin besser sauber halten).

      Sie sichern sich nach allen Seiten ab. Es riecht hier intensiv nach Bär, und sie nähern sich dem Kind, das plötzlich aufblickt und einen Lichtgürtel um sich zieht. Das haben die Jäger auch noch nie gesehen.

      Hagan, der Anführer der Sippe, gibt seinen Männern ein Zeichen. Sie sichern weiter nach allen Seiten. Sie schwärmen aus, sie finden nichts außer den Spuren der Wölfe, der Bären, der Füchse und der Kaninchen.

      Das Kind ist dennoch da. Es riecht eindeutig nach Bär, und es hat diesen seltsamen Schein, der immer heller

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