Das Leben ist ein Abenteuer. Hans-Peter Vogt

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Das Leben ist ein Abenteuer - Hans-Peter Vogt

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ihr Wille. Sie merkte, dass es für Nils das erste mal war. Sie zeigte ihm ein paar Tricks. Sie zeigte ihm vor allem, dass er mit ihr behutsam sein musste.

      Am nächsten Morgen wachten sie zusammen auf. Nils fragte: „sind wir noch Freunde?“

      Ellen nickte. Sie war älter als Nils. In diesem Alter sind zwei Jahre sehr viel. Sie würden heute Nachmittag zusammen Waldlauf machen. Sie waren sich zu nichts verpflichtet.

      Nils Handy hatte am Abend ein paar mal geklingelt. Er war nicht rangegangen.

       7.

      Dann gingen sie in die Schule, wie immer. Nils gab ihr ein neues T-shirt und eine Leggins, die er im Schrank fand. „Von meiner Schwester“, sagte er. Mit den blutverschmierten Sachen konnte er sie schlecht in die Schule gehen lassen.

      Als Nils in die Schule kam, wurde er von Tina angemacht. „Ich hab dich gestern ein paar mal angerufen. Wo warst du?“ Nils hob entschuldigend die Hände. „Hab das Handy zum Aufladen gahabt. Sorry. Jetzt bin ich ja wieder da.“ Er grinste.

      „Was’n das?“ Tina fasste in den blutigen Schlitz in der Windjacke. „Nils schaute an seinem Arm hinunter. „Ach so. Bin ich an Stacheldraht hängengeblieben. Muss ich wohl ausmustern.“

      An diesem Morgen wurde überraschend eine Mathearbeit geschrieben und Nils war froh, dass er etwas abgelenkt wurde.

      Nach der Schule ging er hinüber in seine kleine Wohnung, schlug sich ein Ei in die Pfanne und aß ein paar Sauergurken und Cracker dazu, dann klingelte es und Ellen holte ihn zum Training ab.

      Als sie zur U-Bahn kamen, lasen sie die Schlagzeilen der Berliner Boulevarpresse. „Wieder Schlägerei in der U-Bahn. Opfer verletzt - Blutspur führt in U-Bahnschacht“. Nils zog sich eine Zeitung und las. Blutspur führt U-Bahnschacht? Das klang ja nicht gut. Sie waren der Blutspur gefolgt. Nach dreissig Metern hörte sie plötzlich auf. Sie hatten die Umgebung abgesucht, aber der Verletzte war im Nirgendwo verschwunden. Es gab in diesem Abschnitt keinen Quergang, keine Schächte von oben. Der Verletzte konnte nirgendwo hin. Er hatte sich in Luft aufgelöst. Die Zeugen in der U-Bahn hatten ihre Aussage gemacht. Vier italienische Jugendliche waren festgenommen worden, die man zusammengeschlagen in der U-Bahn aufgelesen hatte. Die Beschreibungen der Zeugen waren nichtssagend. Man würde Nils und Ellen auf diese Weise nie finden.

      Nils gab Ellen die Zeitung. „Es gibt schon seltsame Dinge in der Welt“, sagte er todernst.

      Ellen musste sich das Lachen mühsam verkneifen. Sie sah, dass Nils jetzt eine andere Jacke anhatte. Er war vorsichtig gewesen.

      Im Grunewald begannen sie ihre Tour. Ellen staunte wieder. Sie hatte Nils gestern gesehen. Die Verletzung war wirklich heftig gewesen. Das Messer war bestimmt bis auf den Knochen gegangen und hatte den Oberarmmuskel komplett durchgetrennt. Nils lief mit einer Leichtigkeit, als hätte er nie eine Wunde gehabt. Es gab wirklich seltsame Dinge auf der Welt.

      Dann begannen sie mit dem eigentlichen Training. Ausfallschritt, Luftsprünge. Tempo steigern, Schattenboxen. Nils machte ein paar mal Überschläge vor- und rückwärts, er drehte Schrauben, mitten aus dem Lauf. Er begann mit Ellen Scheingefechte. Das wars. Ellen spürte, dass dieses Training sie schnell und beweglich machen würde. Manchmal liefen sie rückwärts, in unverminderter Schnelligkeit.

      Dann kam eine Kreuzung. Sie liefen wieder rückwärts, da wurde Nils plötzlich gestoppt. „Halt, halt, junger Mann, wohin so eilig?“

      Sie drehten sich um. Nils fiel der Kiefer herunter. „Äh“, machte er.

      Vor ihm standen Helen und eine Frau, die wohl ihre Mutter sein mochte, vom Aussehen her. Beide im Sportdress. Sie hatten wohl gerade dasselbe gemacht, wie Ellen und Nils.

      Helen kicherte. „Mama“, sagte sie, „darf ich vorstellen? Das ist unser geheimnisvoller Gönner von gestern, er heißt Nils.“

      „So so.“ Helens Mutter sah an Nils herunter und wieder hinauf. „Ein Sportler, wie es scheint.“ Dann forderte sie Nils auf, „dann wollen wir mal, zeigt, was ihr drauf habt.“

      Sie begann zu laufen und Helen nahm Nils kurz bei der Hand. „Komm.“

      Sie liefen zu viert weiter. Den ersten Kilometer liefen Nils und Ellen in schnellem Tempo mit, dann stoppten sie die beiden. „Wir haben Training, aber nicht im Dauerlauf.“ Nils drehte sich um und lief ein Stück rückwärts, dann begann er mit Helen das Training wieder aufzunehmen. „Whow“, sagte Helens Mutter. „Das müsst ihr mir zeigen.“

      Nils nickte. Er lief ein Stück hinter ihr her, er fasste sie an den Hüften und drehte sie beim laufen mal nach links, mal nach rechts. Dann nahm er die Schultern und tat das gleiche. „Und jetzt alleine“, forderte er auf und nach einer Weile, „wenn Sie jetzt die Drehbewegung ausnutzen, dann können sie springen.“ Er machte das vor, indem er eine Schraube drehte.

      Helens Mutter versuchte das, aber sie hatte nicht genügend Schwung. Sie stolperte und fiel hin. „Mama“, fragte Helen besorgt, „alles in Ordnung?“ Nils reichte ihr die Hand und zog sie hoch, dann lief er eine Weile neben ihr her und beobachtete ihr Sprunggelenk. Es schien alles OK.

      Helen machte das schlauer. Sie begann mit leichten Übungen, ging dann ins Schattenboxen über und begann ihr Gewicht zu verlagern, dann sprang sie plötzlich in die Luft, drehte sich, kam mit beiden Beinen auf und lief weiter.

      „Bravo“ meinten Ellen und Nils wie aus einem Mund.

      Sie liefen noch ein Stück, dann meinte Helens Mutter. „Genug für heute. Dort vorn ist der Parkplatz. Können wir euch irgendwohin mitnehmen?“

      „Nein nein“, meinte Nils „Wir haben’s nicht weit“. Sie hoben die Hand zum Gruß und liefen den nächsten Waldweg wieder hinein.

      Nach einem Kilometer kam ein Übungsplatz zum Stretchen und Nils hielt an. Er machte seine Dehnungsübungen, dann schaute er sich um. „Es reicht für heute. Komm.“ Er nahm Ellen bei der Hand und sprang mit ihr in seine kleine Wohnung. Sie gingen unter die Dusche, dann gingen sie zusammen ins Bett.

      Ellen, die wohl gemerkt hatte, dass Nils für dieses Mädchen etwas empfand - und dass beruhte wohl auf Gegenseitigkeit - schaute ihn an. „Du sollst wissen, dass ich dir nicht im Wege stehe.“ Sie machte eine schweifende Bewegung mit der Hand. Nils sah sie erstaunt an. „Das hast du bemerkt? Aber es ist doch noch gar nichts.“

      Ellen lächelte. „Wenn ihr euch nicht zu blöd dabei anstellt, dann wird das aber nicht mehr lange dauern.“

      Dann plötzlich: „Sind wir noch Freunde?“ Nils nickte. „Immer“, und Ellen begann, Nils wieder zu erregen. Sie würde mitnehmen, was sie von Nils bekommen würde.

      „Ich muss heute noch lernen”, meinte Nils. “Morgen komme ich nicht zum Training. Mein Vater hat sich angekündigt. Wir haben ein paar Dinge zu besprechen. Du kannst mich jederzeit anrufen. Wir sind ja Freunde.“

       8.

      Zwei Tage später begann Nils mit Ellen zu trainieren. Diesmal nicht als Waldlauf. Er ging mit ihr in die Stadt und übte mit ihr, das Gedächtnis zu trainieren und sich „unsichtbar“ zu

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