Kommunikationswissenschaft. Roland Burkart

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Kommunikationswissenschaft - Roland Burkart

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„Philosophie der symbolischen Formen“ entwickelt hatte. „Ein Schlüssel zum Wesen des Menschen“ – so Cassirer (1996: 47) – ist „das Symbol“.

      11„Sprachliche Selbstreflexivität“ ist ein drittes Postulat von Korzybski – darauf wird weiter unten (Kap. 3.3.4) näher eingegangen.

      12Der belgische Maler René Magritte (1898–1967) hat mit dem perfekt gemalten Bild einer Pfeife und dem darunter geschriebenen Text („Ceci n’est pas une pipe“) dieses Postulat kunstvoll in Szene gesetzt (vgl. dazu auch Foucault 1997).

      13Ethnolinguistik ist eine Richtung der Sprachwissenschaft, die Zusammenhänge zwischen Sprache und soziokulturellen Gegebenheiten untersucht.

      14Die erste explizit sprachtheoretische Formulierung dieser These stammt von Wilhelm von Humboldt, eine Weiterentwicklung leistete Leo Weisgerber mit seiner Lehre von den „sprachlichen Weltbildern“; der Gedanke selbst lässt sich bis ins 15. Jh. zurückverfolgen (vgl. Roth 2004).

      15An dieser Stelle scheint das Quasi-Bonmot des Sprachwissenschaftlers Leo Weisgerber erwähnenswert: „Ob in einem Land Unkraut wächst, hängt von der Sprache seiner Bewohner ab“ (zit. n. Pelz 2013: 37).

      16Die Sapir-Whorf-Hypothese ist nicht unbestritten, nach Pelz (2013: 37) v. a. mit Blick auf einen sprachlichen Determinismus, dem sie in der 1970er Jahren noch zugerechnet wurde. Neuere Auffassungen reden eher von einem Wechselverhältnis zwischen Sprache und Denken (Glück/Rödel 2016: 582), diese Position wird auch hier vertreten.

      17Mit der sprachlichen Selbstreflexivität ist zugleich das dritte (und letzte) semantische Grundpostulat nach Korzybski angesprochen; zu den ersten beiden Grundprinzipien vgl. weiter oben Kap. 3.3.2.

      18Ähnliches gilt ja auch für das Erlernen einer Fremdsprache.

      19Wörter wie Baum, Haus, Hund (u. Ä.) verweisen auf Begriffe, die sinnlich wahrnehmbar (erfahrbar) sind, also über einen direkten empirischen Bezug verfügen. Begriffe mit indirektem empirischem Bezug (wie sie z. B. in Wörtern wie Verständigung, Interaktion, Intentionalität, Gesellschaft, Integration u. Ä. zum Ausdruck kommen), verweisen dagegen auf Phänomene, deren unmittelbare sinnliche Wahrnehmbarkeit gar nicht gegeben ist. „Aber es gibt Phänomene, die anzeigen (indizieren), dass der gemeinte Vorstellungsinhalt eine reale Basis hat“ (Prim/Tilmann 1997: 35). Über derartige „Indikatoren“ kann man sie operationalisieren, d. h. messbar machen (vgl. ebd.: 45 ff.).

      20Nach Opp (2014: 124 f.) sind solche Wesensbestimmungen ohnehin oft als Nominaldefinitionen zu klassifizieren (weil sie Vorschläge machen, wie ein bestimmtes Wort zu verwenden ist).

      In diesem Abschnitt steht die Frage nach der Bedeutung von Kommunikation für den Menschen im Mittelpunkt. Dabei wird von der Behauptung ausgegangen, dass Kommunikation (insbes. in ihrer soeben dargestellten verbalen Variante) als eine Grundbedingung menschlichen Daseins schlechthin zu betrachten ist. „Arbeit und Sprache sind älter als Mensch und Gesellschaft“ heißt es dazu bei Habermas (1976a: 151). Es dürften sich „in den Strukturen von Arbeit und Sprache erst die Entwicklungen vollzogen haben, die zur spezifisch menschlichen Reproduktionsform des Lebens und damit zum Ausgangszustand der sozialen Evolution geführt haben“ (ebd.). Was für die (stammesgeschichtliche) Evolution gilt, scheint auch für die Sozialisation des Individuums zu gelten: „Sowohl unter phylogenetischem als auch ontogenetischem Aspekt ist die Existenz des Menschen ohne seine eben spezifisch-menschliche Kommunikationsfähigkeit nicht zu denken“ (Vogt 1979: 68).1 Um dies nachvollziehen zu können, muss man sich den Prozess der Menschwerdung also aus zweierlei Perspektiven vor Augen führen:

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      Abb. 13: Phylo- und ontogenetische Menschwerdung (eigene Darstellung)

      Zunächst sind Hinweise auf den fundamentalen Stellenwert der Kommunikation im Verlauf der Anthropogenese zu geben. Neben dieser evolutionstheoretischen Dimension ist aber auch aus der sozialisationstheoretischen Perspektive von Kommunikation einsehbar zu machen, was Kommunikation für den Prozess der Persönlichkeitsgenese leistet.

      Der Angelpunkt der Betrachtungen soll in beiden Fällen jene humanspezifische Kommunikationsfähigkeit sein, die v. a. auf der Möglichkeit zur Bildung und Verwendung von Symbolen beruht: Die Tatsache, dass der Mensch Zeichen (als Vermittler von Bedeutung) nicht nur bewusst und zielgerichtet generieren, sondern auch in ihrer Repräsentationsfunktion verwenden kann, ist ja weiter oben bereits als Voraussetzung für die spezifisch menschliche Qualität von Kommunikation erkannt worden, die als symbolisch vermittelte Interaktion definiert und diskutiert wurde.

      Ihre besondere Ausprägung findet diese symbolisch vermittelte Interaktion schließlich in ihrer (im Kap. 3 ausführlich diskutierten) Sprachlichkeit: Hier ist es nicht nur die (mit der Repräsentationsfunktion eng zusammenhängende) Bezeichnungsleistung der menschlichen Sprache, sondern auch die (im Kontext sprachlicher Selbstreflexivität gegebene) Möglichkeit zur Metasprache und Metakommunikation, welche menschliche Kommunikationsprozesse von animalischen Kommunikationsereignissen grundsätzlich unterscheidbar machen.

      Evolution gilt ganz allgemein als der Prozess „allmählich fortschreitende(r) Veränderungen in Struktur und Verhalten der Lebewesen, so dass die Nachfahren andersartig als die Vorfahren werden“ (Rammstedt 1973: 187). Seit im 19. Jhdt. der Engländer Charles Darwin den Gedanken formulierte, dass der Mensch wie alle anderen Lebewesen auch das Produkt eines evolutionären Entwicklungsprozesses ist, war die (Wechsel-)Beziehung zwischen Artentstehung (bzw. Entstehung artspezifischer Fähigkeiten) und Umweltdruck in den Vordergrund getreten:2 Als Grundlage zumindest der biologischen (Weiter-)Entwicklung der Lebewesen waren nunmehr Veränderungen durch Umweltbedingungen erkannt worden (Schraml 1972: 88). Nur diejenigen Lebewesen, die sich an die jeweils vorhandenen Umweltbedingungen am besten anpassen konnten, überlebten und pflanzten sich schließlich auch fort. Die natürliche Selektion stellte sich damit als ein auf Anpassung (des jeweiligen Organismus an seine Umwelt) hin gerichteter Prozess (Wezler 1972: 304) heraus, der zur Bildung neuer Fähigkeiten oder Fertigkeiten der jeweiligen Spezies führte, um deren Überleben zu gewährleisten.

      Auf der Basis dieser Einsicht wird nunmehr die Frage nach dem Stellenwert der spezifisch menschlichen Kommunikationsfähigkeit im Verlauf der Anthropogenese zur Frage nach deren arterhaltender Funktion: Es ist also nach jenen Selektionsfaktoren zu suchen, die bei vor- und frühmenschlichen Lebewesen zur Ausbildung ebendieser Fähigkeit geführt haben müssen (vgl. dazu Soritsch 1975). In Entsprechung zu einer infolge von Umweltdruck vorangetriebenen differenzierten Entwicklung der Organismen lässt sich ja „die Entwicklung verschiedener Prozesstypen [von Kommunikation – R.B.] entlang einer evolutionären Zeitachse“ (Merten 1977: 92)3 verfolgen – dennoch: „So großartig und vielfältig die in der Natur vorhandenen Kommunikationssysteme auch sind, begriffliches Denken und verbale Kommunikation, Wissensakkumulation in einer Sprache hat im Verlauf der Evolution nur eine einzige Spezies entwickelt, nämlich der Mensch“ (Soritsch 1975: 13).

      Worin bestanden nun jene Umweltbedingungen, aufgrund derer es zur Ausbildung von begrifflichem Denken und Sprache kam? Was waren die Umstände, welche die

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