Der Hund der Baskervilles. Sir Arthur Conan Doyle

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Der Hund der Baskervilles - Sir Arthur Conan Doyle

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kamen wir in Kontakt miteinander, und ein gemeinsames Interesse an naturwissenschaftlichen Fragen vertiefte die Bekanntschaft. Er hatte aus Südafrika zahlreiche Kuriositäten mitgebracht, und so haben wir viele angenehme Abende miteinander und mit lebhaften Diskussionen über die anatomischen Eigenarten der Buschmänner und der Hottentotten verbracht.

      Im Laufe der letzten Monate wurde mir immer klarer, dass Sir Charles’ Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren. Er hatte sich diese Legende, die ich Ihnen vorgelesen habe, sehr zu Herzen genommen, was so weit ging, dass er seine Spaziergänge zwar auf eigenem Grund und Boden unternahm, aber unter keinen Umständen bereit war, das Moor zu betreten, schon gar nicht in der Dunkelheit. So unbegreiflich es Ihnen erscheinen mag, Mr Holmes, aber er war allen Ernstes davon überzeugt, dass ein grauenvolles Verhängnis über seiner Familie schwebte, und ich muss sagen, was er von seinen Vorfahren zu berichten wusste, klang nicht eben ermutigend. Unablässig verfolgte ihn die Vorstellung einer dunklen Macht, die ihn umgab, und mehr als einmal fragte er mich, ob ich auf meinen nächtlichen Fahrten zu einem Patienten nicht ein merkwürdiges Wesen gesehen oder das Gebell eines Hundes gehört hätte. Die letztere Frage stellte er mir mehrfach, jedes Mal mit vor Erregung bebender Stimme.

      Ich erinnere mich genau an einen Abend etwa drei Wochen vor dem traurigen Ereignis. Als ich mit meinem Einspänner vor dem Herrenhaus vorfuhr, stand er zufällig im Eingang. Ich stieg aus und ging auf ihn zu, da bemerkte ich, dass sein Blick über meine Schulter hinweg etwas fixierte und er mit dem Ausdruck tiefsten Grauens dorthin starrte. Ich fuhr herum und konnte gerade noch einen Blick auf ein Tier am Ende der Zufahrt erhaschen, das ich für ein großes schwarzes Kalb hielt. Er war so verängstigt, dass ich mich genötigt sah, dorthin zu gehen und nachzuschauen, wo das Tier geblieben war. Natürlich war es längst verschwunden, aber der Vorfall hatte ihn augenscheinlich zutiefst verstört. Ich blieb den Abend über bei ihm, und bei dieser Gelegenheit vertraute er mir die Familienlegende an, wohl um mir eine Begründung für seinen Nervenzustand zu geben, und er übergab mir zu treuen Händen das Dokument, das ich Ihnen gerade vorgelesen habe. Ich erwähne diesen Vorfall, weil ihm in Anbetracht der darauf folgenden Tragödie eine gewisse Bedeutung zukommt. Damals war ich allerdings fest überzeugt, dass die Sache völlig harmlos und seine Furcht unbegründet war.

      Dass Sir Charles eine Reise nach London plante, geschah auf mein Anraten. Ich wusste, dass sein Herz angegriffen war, und die ständige Angst, in der er lebte, auch wenn es reine Hirngespinste waren, wirkte sich offensichtlich negativ auf seinen Gesundheitszustand aus. Ein paar Monate in der Metropole mit ihren Zerstreuungen, meinte ich, würden einen neuen Menschen aus ihm machen. Unser gemeinsamer Freund Mr Stapleton, der sich ebenfalls um Sir Charles’ Gesundheit sorgte, teilte diese Ansicht. Am letzten Abend vor dem Antritt der Reise kam es dann zu der schrecklichen Katastrophe.

      In der Nacht von Sir Charles’ Tod schickte der Butler Barrymore, der den Leichnam gefunden hatte, den Stallknecht Perkins zu mir, und da ich trotz der späten Stunde noch wach war, erreichte ich Baskerville Hall schon eine Stunde nach dem Unglück. Ich kann sämtliche Fakten, die während der gerichtlichen Untersuchung zur Sprache kamen, als Augenzeuge bestätigen. Ich bin den Fußspuren durch die Eibenallee gefolgt, ich habe die Stelle an der Pforte zum Moor gesehen, wo er offenkundig einige Zeit gestanden und gewartet hat, ich habe bemerkt, dass seine Fußspuren von jener Stelle ab anders aussahen, ich habe gesehen, dass der weiche Kies des Weges keine anderen Spuren als die von Barrymore zeigte, und schließlich habe ich den Leichnam, der bis dahin nicht angerührt worden war, gewissenhaft untersucht. Sir Charles lag auf dem Gesicht, die Arme ausgestreckt, die Finger ins Erdreich gekrallt, und sein Gesicht war in heftiger Konvulsion so verzerrt, dass ich ihn kaum erkannte. Mit Sicherheit wies er keinerlei körperliche Verletzung auf. Aber eine falsche Angabe hat Barrymore bei der Leichenschau doch gemacht: Er hat gesagt, in der Nähe der Leiche seien keine weiteren Spuren zu sehen gewesen. Jedenfalls habe er keine bemerkt. Aber ich habe welche gesehen – ein kleines Stück entfernt, aber frisch und deutlich.«

      »Fußspuren?«

      »Fußspuren.«

      »Von einem Mann oder von einer Frau?«

      Dr Mortimer blickte uns einen Augenblick lang bedeutungsvoll an, dann sank seine Stimme zu einem Flüstern herab, als er antwortete:

      »Mr Holmes, es waren Spuren eines gigantischen Hundes.«

      3. KAPITEL

      Das Problem

      Ich gebe zu, dass mir bei diesen Worten ein Schauder über den Rücken lief. Die bebende Stimme des Arztes verriet mir, dass er selbst aufgewühlt war von dem, was er erzählte. Holmes beugte sich gespannt nach vorn; seine Augen sprühten in jenem harten Glanz, den sie stets zeigten, wenn ein Fall ihn faszinierte.

      »Sie haben die Spuren deutlich gesehen?«

      »So deutlich, wie ich Sie vor mir sehe.«

      »Und Sie haben nichts gesagt?«

      »Welchen Sinn hätte das gehabt?«

      »Wie kommt es, dass sonst niemand diese Spuren gesehen hat?«

      »Sie waren fast zwanzig Meter von der Leiche entfernt, und niemand hat ihnen Beachtung geschenkt. Ich hätte es wohl auch nicht getan, wenn ich nicht diese Legende gekannt hätte.«

      »Sicherlich gibt es auf dem Moor zahlreiche Hütehunde?«

      »Gewiss, aber dies war kein Hütehund.«

      »Sie sagten, er war groß?«

      »Gigantisch.«

      »Aber er hat sich der Leiche nicht genähert?«

      »Nein.«

      »Wie war das Wetter in jener Nacht?«

      »Diesig und nasskalt.«

      »Aber kein Regen?«

      »Nein.«

      »Wie sieht diese Allee genau aus?«

      »Sie ist gesäumt von zwei Reihen alter Eibenhecken, zwölf Fuß hoch und undurchdringlich dicht. Der freie Raum dazwischen ist etwa acht Fuß breit.«

      »Was liegt zwischen dem Weg und den Hecken?«

      »Ein etwa sechs Fuß breiter Grasstreifen zu beiden Seiten des Weges.«

      »Wenn ich Sie recht verstanden habe, ist die Eibenhecke an einer Stelle von einer Pforte durchbrochen?«

      »Ja, eine niedrige Holztür, die aufs Moor hinausführt.«

      »Gibt es noch eine andere Öffnung in der Hecke?«

      »Nein, keine.«

      »Um in die Eibenallee zu gelangen, muss man also entweder vom Haus her kommen oder durch die Pforte vom Moor?«

      »Es gibt noch einen weiteren Zugang, vom Gartenhaus am äußersten Ende der Allee.«

      »War Sir Charles so weit gekommen?«

      »Nein, er lag etwa fünfzig Meter davon entfernt.«

      »Nun sagen Sie mir, Dr Mortimer – und das ist sehr wichtig: Fanden Sie die besagten Spuren auf dem Weg oder auf dem Grasstreifen?«

      »Auf dem Weg. Im Gras wären überhaupt

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