Unterrichtsmanagement. Группа авторов
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2.1 Lehr- und Lernziele
Wer Unterricht planen und vorbereiten will, steht vor der Aufgabe, Ziele zu definieren, die in einer einzelnen Unterrichtsstunde, in einer Woche und über einen längeren Zeitraum, beispielsweise ein Schuljahr, erreicht werden sollen. Doch welche Ziele sollen das sein? Woraus werden sie abgeleitet? Die Auswahl der Ziele stellt Lehrerinnen und Lehrer vor eine große Herausforderung: Aus einer Vielzahl von möglichen Zielen müssen die ausgewählt beziehungsweise mit den Lernern ausgehandelt werden, die den jeweiligen curricularen Vorgaben entsprechen, den vielfältigen Bedürfnissen und Zielen aller Lerner in einer Lerngruppe gerecht werden und die relevant sind.
In dieser Lerneinheit wird beleuchtet, wie Ziele aus Bedürfnissen der Lerner, Bildungsstandards, Lehrplänen oder anderen Formen von bildungspolitischen und curricularen Vorgaben sowie aus den Vorstellungen der Lehrkräfte abgeleitet und ausgehandelt werden, wie sie definiert, klassifiziert, gruppiert und auch formuliert werden können.
Lernziele
In dieser Lerneinheit möchten wir erreichen, dass Sie
die Begriffe Lehr- und Lernziele kennen;
Lehr- und Lernziele nach verschiedenen Kriterien klassifizieren können, zum Beispiel nach ihrer Detailliertheit, nach ihrem erwarteten Mindestmaß (Minimalziele vs. Maximalziele) und nach inhaltlichen Gesichtspunkten;
die Rolle von Lehr- und Lernzielen bei der Planung von Fremdsprachenunterricht beschreiben können;
Lehr- und Lernziele für Ihren Unterrichtskontext festlegen und formulieren können.
2.1.1 Ziele im Bildungskontext
Unabhängig davon, wo und wen Sie unterrichten, werden Sie feststellen, dass sich für eine Lerngruppe keine allgemeingültigen Ziele formulieren lassen, weil alle Lerner unterschiedliche Ziele haben. Vielleicht werden Sie auch feststellen, dass Sie wenig über die Lernziele Ihrer Lerner wissen oder sie nicht berücksichtigen können, was besonders dann der Fall sein kann, wenn Ihr Unterricht durch enge Lehrpläne und vorgegebene Ziele bestimmt ist. Trotzdem bietet es sich an, die Ziele der Lerner kennenzulernen, um sie zu integrieren.
Je nach Unterrichtskontext werden Sie zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen: Schülerinnen und Schüler lernen vielleicht Fremdsprachen, weil der Lehrplan es vorsieht. Sie haben manchmal weniger klar definierte eigene Lernziele. Dagegen haben beispielsweise Menschen, die am Abend nach der Arbeit noch einen Sprachkurs besuchen, häufig vergleichsweise klare Vorstellungen davon, was sie in dem Kurs lernen möchten. Sicher sind Sie auch zu dem Ergebnis gekommen, dass die Ziele, die Lerner haben, immer verschiedenen Einflüssen unterliegen.
Die Vielfalt an Lehr- und Lernzielen, in die Sie bereits einen ersten Einblick erhalten haben, werden wir im Folgenden nun genauer beleuchten.
2.1.2 Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Lehr- und Lernzielen?
Im Fremdsprachenunterricht und auch beim selbstgesteuerten Fremdsprachenlernen werden verschiedene Ziele verfolgt. Diese Ziele stellen einen Zwischen- oder Endpunkt einer Lernphase dar und steuern die Handlungen von Lehrerinnen und Lehrern und Lernern im Prozess (vergleiche Beckmann 2016: 11–12, 23).
Das übergreifende Ziel des Fremdsprachenunterrichts ist es, die Lerner sprachlich handlungsfähig zu machen (vergleiche zum Beispiel Huhta, Vogt, Johnson & Tulkki 2013: 10). Je nach individuellen Zielsetzungen der Lerner können damit unterschiedliche Lernziele verbunden sein. Wollen Lerner die Zielsprache im Beruf nutzen, haben sie andere Erwartungen an den Unterricht als wenn sie die Sprache aus touristischen Gründen lernen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Das macht besonders im außerschulischen Kontext eine Ziel- und Bedarfsanalyse unabdingbar (vergleiche Huhta et al. 2013: 10).
Gleichzeitig werden die im Fremdsprachenunterricht zu erreichenden Ziele nicht nur durch die Lerner bestimmt, sondern es werden auch Ziele verfolgt, die von der Lehrperson festgelegt werden, die wiederum Curricula, Lehrpläne, institutionelle Vorgaben und vieles mehr berücksichtigen muss.
Es kann also zwischen Lehr- und Lernzielen unterschieden werden. Genau genommen beschreiben LernzieleLernziele die Ziele der Lerner, wohingegen LehrzieleLehrziele von den zu vermittelnden Inhalten ausgehend gedacht, von der Lehrperson festgelegt und von Lehrplänen etc. vorgegeben werden (vergleiche Roche 2013: 214). Allerdings werden die Begriffe in der Fachliteratur auch anders verwendet, meistens synonym. Nicht selten wird in der Unterrichtsplanung mit dem Begriff des Lernziels das beschrieben, was eigentlich ein Lehrziel ist.
In diesem Kapitel sollen die Begriffe im eigentlichen Sinne verwendet werden: Lernziele als die Ziele der Lerner, Lehrziele als die Ziele, die durch Lehrerinnen und Lehrer, Lehrpläne, Curricula, Institutionen oder andere Instanzen festgelegt werden (vergleiche dazu zum Beispiel auch Beckmann 2016: 23). Denn selbst die output-orientierten Ziele, wie sie auch im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen verwendet werden, beschreiben zwar das Ergebnis des Lernprozesses, sind aber zunächst fremdgesetzt (vergleiche Kleinbeck 2010) und müssen also noch von den Lernern angenomen werden. Da sich Lehr- und Lernziele häufig gegenseitig beeinflussen und nicht immer klar zu trennen sind (Lehrziele können Lernziele werden, sobald sie von den Lernern angenommen werden), kann es auch sinnvoll sein, sie gemeinsam zu nennen und damit das Zusammenspiel der verschiedenen Ziele zu verdeutlichen.
Das Nebeneinander von Lehr- und Lernzielen und die komplexen Aushandlungsprozesse, die damit einhergehen, sind kennzeichnend für die Ziele, die im Unterricht gelten. Wenn unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen, werden häufig gemeinsame Ziele festgelegt, aber auch solche, die sich entgegenstehen. Hier spricht man von der ZielkomplexitätZielkomplexität, die das „Zusammen- und Gegeneinanderwirken verschiedener Ziele“ (Beckmann 2016: 27) beschreibt. Ein einfaches Beispiel hierfür wäre der Fall, dass jemand an einem Kurs teilnimmt, um für eine Reise einige wichtige Sätze und Phrasen in einer Fremdsprache zu lernen, ohne sich mit der Sprachstruktur auseinandersetzen zu wollen, während die Lehrperson die Sprache aber systematisch vermitteln möchte.
An diesen Aushandlungsprozessen sind allerdings nicht nur Lehrerinnen und Lehrer sowie Lerner beteiligt, sondern auch zahlreiche Akteurinnen und Akteure, die nicht unmittelbar sichtbar werden, wie etwa Verantwortliche in der Bildungspolitik, – von der europäischen Ebene bis hin zur jeweiligen Institution – die Eltern von jungen Lernern oder andere Menschen im unmittelbaren oder weiteren Umfeld der Lerner. Auch gesellschaftliche Überzeugungen beeinflussen die Ziele, beispielsweise die verbreitete Überzeugung, dass Englisch eine wichtige Sprache sei, in der man sich verständigen können sollte.
Diese Aufzählung kann noch weiter fortgesetzt werden. Je nach Unterrichtskontext und Umfeld kommen andere Einflüsse dazu, beispielsweise im Fremdsprachenunterricht im beruflichen Kontext, in dem aus konkreten Arbeitssituationen Ziele entstehen.
Die Gewichtung der Einflüsse kann sehr unterschiedlich sein. Im schulischen Fremdsprachenunterricht dominieren in der Regel durch den Lehrplan oder Bildungsstandards bestimmte Lehrziele. Die Ziele einzelner Unterrichtsstunden sind häufig durch darauf abgestimmte Lehrwerke vorgegeben oder dadurch zumindest maßgeblich beeinflusst, wobei die Überzeugungen und Entscheidungen der Lehrerinnen und Lehrer dazu führen, dass auch bei der Arbeit mit einem Lehrwerk bestimmte Schwerpunkte gesetzt werden, einzelne Ziele als wichtiger erachtet werden als andere, und weitere Ziele ergänzt werden.
Typisch für den schulischen Kontext ist, dass die Lerner seltener wählen können, ob sie eine Fremdsprache lernen wollen und sie dementsprechend wenig explizite Ziele