Kommunikationswissenschaft. Wolfgang Sucharowski

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Kommunikationswissenschaft - Wolfgang Sucharowski bachelor-wissen

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Äußerungen folgt dem ersten, die bei der von Körperverhalten einer Person beispielsweise dem zweiten. Sprache basiert auf festen grammatischen und lexikalischen Regeln, nach denen die Bedeutung linguistisch erschlossen wird. Körperbewegungen und -haltungen unterliegen offenen und von Situationen beeinflussten Deutungsmustern. Ähnlich weitreichend ist ihr Vorschlag einer Unterscheidung zwischen einer Sach- und einer Beziehungsebene, wenn Personen miteinander interagieren. Die Akteure beobachten und finden Daten aus unterschiedlichen Bezugsfeldern. Es gibt zum einen das Gegenüber der Person und zum anderen das Feld, in dem Thema und Sachverhalte der Interaktion zugänglich gemacht werden.

      ZeichentheorieZeichentheorieMorris, Charles W.Eine weitere Sicht auf Zeichen entwickelte Morris (1938). Er schlug vor, drei Typen zu unterscheiden. Es gibt willkürlich festgelegte Zeichen, wie die Zeichen der Schrift. Zeichen können bildhaft sein, so dass aus ihrer Gestalt auf Gegenstände geschlossen wird, Ikons beispielsweise. Zeichen werden auch als Symptome für etwas sichtbar, Rauch lässt ein Feuer vermuten. Mit dieser Sicht auf Zeichen wurde eine eigenständige Disziplin, die Semiotik, angeregt.

      Ein anderes Problem beschäftigte die Psychologie in den 30er Jahren. Sie fragt nach dem Signalbegriff aus der Perspektive des Zeichens und seiner Nutzer. Wie interagieren Personen im Hinblick auf ein Zeichen, um zu Informationen zu gelangen. Bühler (1934) entwickelte ein eigenes Konzept das Organon-Modell.Organon-Modell In diesem wird zwischen den Nutzern als Sender und Empfänger und dem Gegenstandsbereich unterschieden. Die drei Komponenten interagieren über das im Zentrum stehende Zeichen. Den Gebrauch desselben charakterisiert er als Ereignis, bei der der Sender mithilfe eines Ausdrucks, der auf Gegenstände verweist, an den Empfänger appelliert, sich auf das Ereignis einzulassen. Damit wird die Wirksamkeit von Zeichen durch das Zusammenspiel verschiedener Komponenten beschreibbar.

      Symbolischer InteraktionismusAndere Wege ging die Sozialpsychologie. Wie kommt es, dass zwei Personen, wenn sie interagieren, aus den ihnen vorliegenden Daten dieselben Informationen erschließen. Die Lösung wird darin gesehen, dass das Erschließen von Information mit Fähigkeiten der Akteure erklärt wird, sich in den Anderen hineinversetzten und seine Reaktionen abschätzen zu können. Gesprochen wird von ReziprozitätReziprozität und Antizipation des Gegenübers. Mead und Morris (1934)Mead, George H. verwies damit auf die Notwendigkeit, zwischen der eigenen und der Vorstellung des Anderen zu unterscheiden, indem gelernt wird, die Nähe zwischen beide abzuschätzen: Was begründet die Erwartung, dass mein Gegenüber das tut, was ich erwarte?

      EthnomethodologieTurn TakingEinen eher strukturell formalen Zugang zum Anderen wählten die Ethnomethodologen Scheggloff und Sacks (1973)Schegloff, EmanuelSacks, Harvey indem sie den Wechsel zwischen den Sprechern beobachteten und nach Formen suchten, die ein regelhaftes Verhalten der Akteure ermöglichen und so einen geordneten Austausch der Sprecherbeiträge erwarten lassen. Das miteinander Reden setzt gewisse Rücksichtnahmen voraus, wenn das Geäußerte gemeinsam behandelt werden soll.

      SoziologieSoziologieDie Verhaltensmuster, die Kommunikation begleiten, haben darüber hinaus tiefer greifende Ursachen. Eine Gruppe von Soziologen suchte die Quelle für die Kommunikation nicht beim Einzelnen oder in der konkreten Interaktionssituation. Luhmann (1984) Luhmann, Niklasging davon aus, dass soziale Wirklichkeit überhaupt erst durch Kommunikation möglich wird. Mitglieder der Gesellschaft sind auf sie angewiesen und agieren erst durch sie miteinander. Die Frage, die sich damit verbindet, lautet: Wann tritt Kommunikation im gesellschaftlichen Handeln auf und welchen Anspruch erhebt sie bzw. wird ihr zugeschrieben. Habermas (1984) Habermas, Jürgenglaubt, dass Akteure grundsätzlich zur Kommunikation fähig und bereit sind, weil Kommunikation der Weg ist, Geltungsansprüchen in der Gesellschaft zu verfolgen. Er stützt sich dabei auf die Ideen der Sprechakttheorie, die seit Austin (1962) Austin, John L.zu klären versucht, wie aus sprachlichen Äußerungen ein Handeln im Umgang miteinander wird.

      SprachphilosophieKooperationsmaximen Es zeigte sich aber, dass ein solcher Handlungszusammenhang nicht allein sprachlich erklärt werden kann. Die Theorie der Kooperationsmaximen von Grice (1975) Grice, H. Paulveranschaulichte, wie Akteure aus dem, was ihnen gesagt wird, auf etwas dahinter Liegendes schließen und dass es dafür bestimmte Schlussverfahren gibt, um das nicht Gesagte mitverstehen zu können. Bildhaft wird auf dieses Phänomen in der Psychologie durch Ruch/Zimbardo (1974, S. 366–367) hingewiesen. Die Eisberg-Metapher soll zum Ausdruck bringen, dass das Dargebotene immer nur ein Teil von etwas Umfassenderen, aber nicht Sichtbaren ist. Den Handelnden ist nur ein geringer Anteil zugänglich, es wird von 20 % gesprochen. Der andere Rest bleibt vor- oder gar unbewusst.

      Bernstein, Basil (1924–2000): britischer Soziologe an der Universität London,

      Schwerpunkte: Sprachliche Code, diskutiert als Bernstein-Hypothese vom elaborierten und restringierten Code der Mittel- und Unterschicht

      Eisbergmodell

      LingustikDie LinguistikLinguistik der 70er Jahre entwickelte kein eigenes Konzept, um Kommunikation zu erklären. Sie schloss sich der SignalübertragungstheorieSignaltheorie an. Vertreter der Soziolinguistik wie Bernstein (1973) oder Labov (1978) Labov, Williamdiskutierte Varietäten sprachlichen Verhaltens von Gruppen in der Gesellschaft und nutzte dazu den Begriff des Codes.Code Die Gruppen verwenden unterschiedliche Codes. Müssen Mitglieder dieser verschiedenen Gruppen miteinander kommunizieren, kommt es immer wieder zu Konflikten und dies belastet die Interaktion.

      William Labov (*1927)

      Amerikanischer Linguist, Schwerpunkte: Sprachwandel und Sprachvariation, Soziolinguistik

      Wolfgang Wahlster (*1953): Informatiker und theoretischer Linguist, Schwerpunkte: intelligente Benutzerschnittstellen und natürlichsprachliche Dialoge

      Fuzzy LogicKommunikation setzt voraus, mit Bedeutungen umgehen zu können. Bedeutungen werden in den vorgestellten zeichentheoretischen Ansätzen mit den Zeichen verknüpft. Verbreitet ist eine monodirektionale Vorstellung, die besagt, das Zeichen selbst verfüge über die Kraft, auf etwas in der physikalischen oder mentalen Wirklichkeit zu verweisen. Der Zeichenbenutzer weiß um diese Verweisfunktion des jeweiligen Zeichens und verlässt sich darauf, dass die anderen dasselbe Wissen haben. Tatsächlich besitzen Zeichen eine solche ein-eindeutige Verweisfunktion nicht. Schon die Simulationen im Rahmen der Forschung zur Künstlichen Intelligenz in den 1970er Jahren, wie sie Wahlster (1979) Wahlster, Wolfgangdiskutierte, zwangen zur Entwicklung der sog. Fuzzy LogicFuzzy Logic. Das ist eine Theorie, die sich mit der Vagheit sprachlicher Ausdrücke auseinandersetzt und dies als Besonderheit natürlichen Sprechens nachweist. Nicht zufällig gewann der Begriff des Sprachspiels von Wittgenstein (1967) Wittgenstein, Ludwig J.J.besondere Aufmerksamkeit, denn er verweist auf die gegenseitige Abhängigkeit von Zeichen und Zeichennutzern, die ihm seine Bedeutung erst im situativen Handeln zuzuschreiben erlauben. Offen geblieben ist das Wie. Kommunikation wird gerade aufgrund dieser Unbestimmtheit herausgefordert.

      Ludwig Josef Johann Wittgenstein (1889–1951)

      War einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, Schwerpunkte: Philosophie der Logik, der Sprache und des Bewusstseins

      PraxeologieWenn der Komplexität der Verwendung von Zeichen Rechnung getragen wird, hat das Folgen für das Verständnis von Kommunikation. Die Akteure können sich nicht darauf verlassen, dass das, was sie äußern, von anderen auf dieselbe Weise verstanden wird. Sie sind deshalb gezwungen beobachten zu lernen, ob das, was der Andere tut, mit dem, was sie möchten, kompatibel ist. Gibt es Differenzen, kann Kommunikation diese bearbeiten. Baecker (2005) hat auf diesen Aspekt aufmerksam gemacht. Die Akteure kontrollieren jedoch nicht, ob der Angesprochene über ein identisches Weltwissen verfügt, sondern sie beobachten, an

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