Kommunikationswissenschaft. Wolfgang Sucharowski

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Kommunikationswissenschaft - Wolfgang Sucharowski bachelor-wissen

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alles, was als Daten in der Umwelt zur Verfügung steht, lässt sich unter Akteuren kommunikativ motivierend nutzen. Die Funktionseinheit Sender muss bei der Auswahl seiner Daten abschätzen können, ob die Funktionseinheit Hörer die Daten erkennt, welche als Träger für eine Information aus der Sicht des Senders genutzt werden sollen. Das erfolgreiche Senden einer Nachricht setzt also Erfahrungen im Umgang mit Daten und den potentiellen Adressaten voraus.

      VerbreitungsmediumZu Beginn steht die Auswahl dessen, was inhaltlich gesendet werden soll. Das Ausgewählte muss mindestens einem Datentyp anvertraut werden, der sich so verbreiten lässt, dass er den Anderen erreicht. Ein Gedanke, der weitergegeben werden soll, muss in der Regel sprachlich erfasst werden. Das Gedankenkonstrukt wird dann lexikalisch und grammatisch ausformuliert. So entstehen transferierbare sprachliche Daten. Wenn die Funktionseinheit Empfänger mit der entsprechenden Sprachkenntnis ausgestattet ist, hat er eine Chance, aus dem so Vermittelten Informationen zu erschließen.

      Sprache ist ein zentrales Verbreitungsmedium.VerbreitungsmediumSprache Es gibt Lauteinheiten, die so strukturiert sind, dass sie in ihrer Funktion von denen, die sie hören, erkannt werden. Aus der Menge von Geräusch-Daten werden die sprachlichen herausgehört. Ähnlich verhält es sich, wenn Papierblätter vorliegen, auf denen Linien und Punkte zu sehen sind. Werden sie als Schrift erkannt, lassen sich im europäischen Umfeld Buchstaben von Daten unterscheiden, die durch Verunreinigungen des Papiers entstanden sind. Ein Verbreitungsmedium funktioniert, wenn es Daten von einem Ort an einen anderen transferieren kann und wenn die Funktionseinheit Sender und Empfänger über Kontexte verfügen, die darin eine Nachricht erkennen, die sie zu den gleichen Informationen führen.

      Eine NachrichtNachricht kommunikativ zu bearbeiten, bedeutet bei der beschriebenen Sichtweise, die Daten zu identifizieren, die für das Erschließen einer Information relevant sind. Relevanz bedeutet für die Funktionseinheiten Sender und Empfänger, über Kontexte zu verfügen, die das Wahrgenommene den Akteuren zu deuten erlauben. Das setzt Technik voraus, die das leistet, wenn der Akteur eine Maschine ist, oder es bedarf Wissen und Erfahrung, die menschliche Akteure in ihrer kommunikativen Umwelt erworben haben.

      Erklärung

      Kommunikation lässt sich als ein Übermittlungsereignis beschreiben. Zwischen den Funktionseinheiten Sender und Empfänger werden Daten über lokale Distanzen hinweg ausgetauscht. Das setzt voraus, dass die Daten vom Empfänger erkannt werden. Sender und Empfänger müssen sich unterstellen können, dass sie über Kontexte verfügen, die die Daten für sie im Sinne einer Information interpretierbar machen.

      Daten und die Welt der Zeichen: Index, Ikon, SymbolZeichen

      Die Intensität unseres kommunikativen Handelns sowie die Sicherheit im gemeinsamen Handeln stehen im Zusammenhang mit der Entdeckung, dass Zeichensysteme es dem Menschen erlauben, Wissens- und Erfahrungsbestände nicht nur kognitiv zu verarbeiten, sondern auch kommunikativ zu verbreiten. Die TierforschungKommunikationTiere belegte in den vergangenen Jahren, dass Tiere durchaus über elaborierte kognitive Modelle verfügen, die ihnen eine informative Orientierung in der Welt ermöglichen. Dieser Umstand ist aber nur bedingt aufzuklären, weil eine Kommunikation darüber mit ihnen nicht möglich ist.

      TierkommunikationInteressant ist ein Bericht über den Papagei Alex. Pepperberg (2009) berichtet darüber, dass dem Tier die Bedeutung von einzelnen Wörtern vermittelt werden konnte. Es war imstande, Resultate einfacher Rechenoperationen als richtig oder falsch zu kommentieren, wenn ihm Ergebniszahlen zu bestimmten Aufgaben vorgelegt wurden. Dabei wurde offenkundig, dass es über so etwas wie einen Zahlen- bzw. Mengenbegriff verfügt. Bisher beherrschte es aber kein bedeutungsgebundenes Zeichensystem, so dass die Rechenfähigkeit verborgen geblieben war. Dinge in der Welt sind sprachunabhängig erkennbar und erlauben es dem Individuum, eigenständige Vorstellungen über die Welt auszubilden. Ob sie kommunizierbar sind, ist damit aber noch keineswegs geklärt.

      Die Forschung zum Papagei erregte Aufmerksamkeit, weil bisher nur von Primaten bekannt war, dass diese trainiert werden können Zeichen zu benutzen, die wir im Umgang mit ihnen dann als kommunikationstaugliche Daten nutzen. Sie werden z.B. trainiert bunte Plättchen mit Klassen von Nahrungsmitteln zu assoziieren, sodass sie diese mittels Plättchen identifizieren können. Auch einfache Handlungen werden markiert und sind dann mit den Objekten verbindbar, so dass syntaktische Effekte entstehen, die als einfache Sätze lesbar sind. Die Tiere lernen mit einem bestimmten Datentyp, bunte Plättchen, umzugehen. Die jeweilig genutzten Artefakte werden mit Klassen von Objekten und Handlungen aus der Umwelt der Tiere fest assoziiert. Diese Fähigkeit ist kommunikativ nutzbar, weil zwischen Tier und Mensch ein Kontext besteht, der aus den Artefaktdaten eine Nachricht erzeugt, die gegenseitig als Hinweis auf Objekte und Handlungen lesbar und zu Informationen für die Beteiligten werden. Diese künstlich erzeugten Daten übernehmen dann die Funktion von dem, was als Zeichen wahrgenommen wird.

      Erklärung

      Kognition und Kommunikation sind unterschiedliche Aktivitäten und zugleich bedingen sie sich, weil etwas Erkanntes bedeutsam wird, wenn es von anderen anerkannt wird. Das geschieht durch Kommunikation.

      ZeichengebrauchZeichenFür den Menschen spielen Zeichen eine wichtige Rolle, wenn es um das Erkennen von Dingen in der Welt geht. Anders als im Tierreich nutzen wir intensiv Zeichen, um Erkenntnisse über uns und die Welt weiterzugeben. Nicht zufällig wird unsere Gesellschaft als Informationsgesellschaft bezeichnet. Dieser Begriff bringt die Besonderheit zum Ausdruck, dass wir unsere Welt in ganz hohem Maße aufgrund von Nachrichten wahrnehmen und sie uns auf diese Weise informationell zugänglich machen. Das ist nur möglich, weil es ein ausdifferenziertes und allgemein anerkanntes System von Zeichen gibt.

      Eine eigene Forschungsdisziplin widmet sich daher der Frage, was Zeichen sind, wie ihre Funktionen erklärt werden können und welche Reichweite ihnen im Gebrauch zugewiesen werden kann. Der Begriff SemiotikSemiotik taucht erstmals in der antiken griechischen Medizin auf und wurde dort auf die Lehre von Kennzeichen bezogen. Damit waren die Symptome gemeint, die bei einzelnen Krankheiten auftreten.

      Das heutige Verständnis, bei dem Zeichen und Denken in Zusammenhang gebracht werden, ist erstmals bei John Locke 1690 (1976, 443)Locke, John nachzuweisen. Er dachte darüber nach, wie wir aufgrund von Zeichen Dinge in der Welt sehen, ordnen und Wissen darüber ausbilden. In die Diskussion der Sprachwissenschaft wurde der Terminus SemiotikSemiotik erstmals durch Saussure (1931) Saussure, Ferdinand de eingebracht und fand dort sogleich große Beachtung. Charles Sanders PeircePeirce, Charles Sanders gilt als einer der wichtigen Mitbegründer der modernen ZeichentheorieZeichenTheorie. Seine Konzepte von Zeichen gehen davon aus, dass unser Denken immer in Zeichen erfolgen muss. Den Grund dafür sieht PeircePeirce, Charles Sanders in dem Umstand, dass ein Gedanke stets auf andere Gedanken verweist und dass dies objektbezogen erfolgen muss. Peirce selbst kommentiert den Vorgang so:

      John Locke (1632–1704)

      Englischer Philosoph und Vordenker der Aufklärung, Schwerpunkte: Hauptvertreter des britischen Empirismus, Vertragstheoretiker im frühen Zeitalter der Aufklärung

      Ferdinand de Saussure (1857–1913)

      Schweizer Sprachwissenschaftler, Professor für Geschichte und indo-europäischen Sprachvergleich, Schwerpunkte: Strukturen der Sprache und Semiotik

      Charles Sanders Peirce (1839–1914)

      Amerikanischer Mathematiker und Philosoph, Schwerpunkte: Logik, Semiotik, Sprachwissenschaft, Philosophie und

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