PLATON - Gesammelte Werke. Platon
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Hermogenes: So scheint es allerdings, Sokrates.
(395) Sokrates: Auch sein Vater scheint einen seiner Natur ganz angemessenen Namen gehabt zu haben.
Hermogenes: Das glaub ich wohl.
Sokrates: Denn ein solcher scheint doch Agamemnon zu sein, daß, wenn er beschlossen hat etwas durchzuführen und darauf zu bestehn, er seine Beschlüsse auch durch Tapferkeit zum Ziele bringt. Beweis seiner Beharrlichkeit ist ja seine Ausdauer vor Troja mit einem solchen Heer. Daß also dieser Mann bewundernswürdig ist im Ausharren, Agastos in der Epimone, bedeutet sein Namen Agamemnon. Vielleicht ist auch Atreus, von Atéreus, eben so richtig. Denn die Ermordung des Chrysippos, und was er grausames gegen den Thyestes verübte, alles dies ist doch ganz verderblich und unverträglich, atéra, mit sittlicher Art. Ein wenig weicht freilich dieser Namen ab und versteckt seine Bedeutung, daß er nicht Jedem gleich die Natur des Mannes kund gibt. Aber denen, die sich auf Namen verstehen, offenbart er hinlänglich was Atreus sagen will. Denn man nehme nun das untreue heraus, oder die harte Reue oder das Abtrünnige, von allen Seiten ist der Name richtig. Eben so angemessen scheint auch dem Pelops der seinige beigelegt; denn er deutet darauf daß einer der nur auf das Nahe sieht, von pelas und ops, solches Namens würdig ist.
Hermogenes: Wie so?
Sokrates: Was ja über den Mann gesagt wird wegen Ermordung des Myrtilos, wie er gar nicht fähig war vorauszusehen oder zu ahnden was in der Ferne lag für sein Geschlecht und wie er es mit Unheil überlud, sondern nur das Nahe und Augenblickliche sehend, und das heißt doch Pelas, als er so alles daran setzte, um nur auf alle Weise die Ehe mit der Hippodameia zu vollziehen. – Wie richtig aber und natürlich dem Tantalos sein Namen gegeben ist, das kann Jeder sehen, wenn nämlich wahr ist, was man von ihm erzählt.
Hermogenes: Was doch?
Sokrates: Das vielfältige und schwere Unglück was ihm bei seinem Leben widerfuhr, und sich mit der gänzlichen Zerstörung seines Vaterlandes endigte, und dann auch nach seinem Tode jenes Schweben, Talanteia, des Steines über seinem Haupte stimmt wunderbar gut zu seinem Namen; und es sieht offenbar aus, als ob ihn jemand hätte den allerelendesten, Talantatos, nennen gewollt, statt dessen aber, um es zu verbergen, Tantalos gesagt; so etwa scheint auch diesen Namen die Sage zufällig gebildet zu haben. – Auch für seinen angeblichen Vater Zeus eignet sich offenbar dessen Namen gar herrlich, nur ist es nicht leicht zu merken. Nämlich (396) ordentlich wie eine Erklärung ist der Namen des Zeus; nur haben wir ihn geteilt und Einige bedienen sich der einen, Andere der anderen Hälfte. Die Einen nämlich nennen ihn Zeus, die Anderen Dis; beide aber zusammengestellt offenbaren uns das Wesen des Gottes, welches ja eben, wie wir sagen, ein Namen soll ausrichten können. Denn keiner ist für uns und alles insgesamt so sehr die Ursache des Lebens, als der Herrscher und König über Alles. Ganz richtig also wird dieser Gott benannt als der durch welchen zu leben alle Lebendigen sich rühmen. Nur wie gesagt, der Namen, der eigentlich einer ist, ist geteilt in Dis von durch und Zen oder Zeus von leben. Daß nun dieser der Sohn des Kronos ist, könnte anfänglich frevelhaft scheinen, wenn man es nur schnell und überhin hört. Natürlich ist aber doch, daß Zeus der Abkömmling eines großen Verstandes ist, und so bedeutet das Koros in diesem Namen nicht Kind, sondern das reine und ungetrübte des Geistes, Nus. Dieser selbst ist wiederum ein Sohn des Uranos, und mit Recht wird die Hinaufsicht zur Höhe, mit diesem Namen die himmlische, urania, genannt, welche sieht was oben ist, horosa ta ano, von wannen ja eben, wie die Himmelskundigen sagen, der reine Geist herkommen soll, daß also Uranos seinen Namen mit Recht führt. Hätte ich nun die Geschlechtsbeschreibung des Hesiodos nur in Gedanken, was für Vorfahren er noch von diesen höher hinauf angibt: so würde ich kein Ende finden, zu zeigen, wie richtig ihre Namen ihnen beigelegt sind, bis ich diese Weisheit ganz durch versucht hätte, was sie wohl machen, ob sie mir versagen würde oder nicht, die jetzt so plötzlich über mich gekommen ist, ich weiß nicht woher.
Hermogenes: Allerdings, Sokrates, scheinst du ordentlich wie ein Begeisterter auf einmal Orakel von dir zu geben.
Sokrates: Ich vermute wohl, Hermogenes, daß sie vornehmlich durch Euthyphron den Prospaltier über mich gekommen ist. Denn ich war diesen Morgen viel mit ihm und hörte ihm zu. Und so scheint es, daß er in seiner Begeisterung mir nicht nur die Ohren angefüllt hat mit seiner herrlichen Weisheit, sondern auch die Seele muß sie mir ergriffen haben. Mich dünkt also, wir wollen es so halten, daß wir sie heute nun schon gewähren lassen, und auch das übrige noch durchnehmen von den Wörtern; morgen aber, wenn ihr auch der Meinung seid, wollen wir sie feierlich fortbesprechen und uns reinigen, wenn wir einen finden können, der es versteht uns hievon zu reinigen, sei es nun ein Priester oder ein Sophist.
(397) Hermogenes: Ich bin es sehr zufrieden, denn gar gern möchte ich auch noch das weitere über die Wörter hören.
Sokrates: Also wollen wir es immer tun. Wobei sollen wir nun unsere Untersuchung anfangen, da wir einmal auf eine gewisse Form geraten sind. Um nun zu erfahren, ob die Benennungen selbst uns Bestätigung dafür geben werden, daß sie keinesweges nur aufs Geratewohl jedem beigelegt werden, sondern daß sie eine gewisse Richtigkeit haben? Die üblichen Namen von Menschen und Heroen könnten uns nun wohl leicht hintergehen. Viele nämlich werden beigelegt nach Benennungen der Vorfahren, und sind einigen gar nicht angemessen, wie wir auch anfangs sagten; viele wiederum teilt man aus als gute Wünsche, wie Eutychides gleichsam Glückskind, Sosias, wohlbehalten, Theophilos, Gottlieb und viele andere. Dergleichen, denke ich, müssen wir bei Seite lassen, und vermuten, daß wir das richtige vornehmlich bei demjenigen finden werden, was immer da ist und in der Natur fortbesteht; denn hierauf muß sich doch wohl die Bildung der Namen am meisten befleißiget haben, und vielleicht sind auch einige von diesen durch eine göttlichere, als der Menschen Kraft festgesetzt worden.
Hermogenes: Sehr richtig scheint mir was du sagst; Sokrates!
Sokrates: Ist es nun nicht billig von den Göttern die Untersuchung anzufangen, wie sie wohl eben diesen Namen Götter mit Recht bekommen haben?
Hermogenes: Ganz billig.
Sokrates: Hierüber nun vermute ich dieses. Es scheint mir, daß die ältesten Bewohner von Hellas die allein für Götter gehalten haben, welche auch jetzt noch vielen Barbaren dafür gelten, nämlich Sonne, Mond und Erde, die Gestirne und den Himmel; wie sie nun dies alles immer in seiner Bahn sich bewegen und gehn sahn, so haben sie sie von dieser Eigenschaft des Gehens Götter genannt. Hernach als ihnen auch die andern bekannt geworden, haben sie auch diese insgesamt mit demselben Namen angeredet. Sieht dir das aus wie etwas wahres, was ich sage oder nicht?
Hermogenes: Gar sehr sieht es so aus.
Sokrates: Was sollen wir nun nächstdem vornehmen?
Hermogenes: Offenbar doch die Dämonen und Heroen und Menschen.
Sokrates: Die Dämonen? Ja in der Tat, Hermogenes, was soll wohl dieser Name Daimon bedeuten? Sieh zu, ob dir das gefallen wird was ich sage.
Hermogenes: Sage nur.
Sokrates: Du weißt doch, was Hesiodos sagt, was die Dämonen wären.
Hermogenes: Ich entsinne mich nicht.
Sokrates: Auch nicht, daß er sagt, das erste Geschlecht der Menschen wäre das goldene gewesen?
Hermogenes: