Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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style="font-size:15px;">       Geußt Schauer über seine Haut,

       Wo Eitelkeit, gelehnt an eine Bahre,

       Aus hohlen Augen schaut.

      Wie fürchterlich ist hier des Nachhalls Stimme!

       Ein Zehentritt stört seine Ruh'.

       Kein Wetter Gottes spricht mit lauterm Grimme:

       O Mensch, wie klein bist du!

      Denn ach! hier liegt der edle Fürst, der gute!

       Zum Völkersegen einst gesandt,

       Wie der, den Gott zur Nationenruthe

       Im Zorn zusammenband.

      An ihren Urnen weinen Marmorgeister;

       Doch kalte Thränen nur, von Stein,

       Und lachend grub, vielleicht ein welscher Meister,

       Sie einst dem Marmor ein.

      Da liegen Schädel mit verloschnen Blicken,

       Die ehmals hoch herabgedroht,

       Der Menschheit Schrecken! – denn an ihrem Nicken

       Hing Leben oder Tod.

      Nun ist die Hand herabgefault zum Knochen,

       Die oft mit kaltem Federzug

       Den Weisen, der am Thron zu laut gesprochen,

       In harte Fesseln schlug.

      Zum Todtenbein ist nun die Brust geworden,

       Einst eingehüllt in Goldgewand,

       Daran ein Stern und ein entweihter Orden,

       Wie zween Kometen stand.

      Vertrocknet und verschrumpft sind die Kanäle,

       Drinn geiles Blut, wie Feuer floß,

       Das schäumend Gift der Unschuld in die Seele,

       Wie in den Körper goß.

      Sprecht Höflinge, mit Ehrfurcht auf der Lippe,

       Nun Schmeichelei'n ins taube Ohr! –

       Beräuchert das durchlauchtige Gerippe

       Mit Weihrauch, wie zuvor!

      Er steht nicht auf, euch Beifall zuzulächeln,

       Und wiehert keine Zoten mehr,

       Damit geschminkte Zofen ihn befächeln,

       Schamlos und geil, wie er.

      Sie liegen nun, den eisern Schlaf zu schlafen,

       Die Menschengeisseln, unbetraurt,

       Im Felsengrab, verächtlicher als Sklaven,

       Im Kerker eingemaurt.

      Sie, die im ehrnen Busen niemals fühlten

       Die Schrecken der Religion,

       Und Gottgeschaffne, bessre Menschen hielten

       Für Vieh, bestimmt zur Frohn;

      Die das Gewissen, jenen mächt'gen Kläger,

       Der alle Schulden niederschreibt, Durch Trommelschlag, durch welsche Trillerschläger Und Jagdlärm übertäubt;

      Die Hunde nur und Pferd' und fremde Dirnen

       Mit Gnade lohnten, und Genie

       Und Weisheit darben liessen; denn das Zürnen

       Der Geister schreckte sie.

      Die hegen nun in dieser Schauergrotte

       Mit Staub und Würmern zugedeckt,

       So stumm! so ruhmlos! noch von keinem Gotte

       Ins Leben aufgeweckt.

      Weckt sie nur nicht mit eurem bangen Aechzen

       Ihr Schaaren, die sie arm gemacht,

       Verscheucht die Raben, daß von ihrem Krächzen

       Kein Wüthrich hier erwacht!

      Hier klatsche nicht des armen Landmanns Peitsche,

       Die Nachts das Wild vom Acker scheucht!

       An diesem Gitter weile nicht der Deutsche,

       Der siech vorüberkeucht!

      Hier heule nicht der bleiche Waisenknabe,

       Dem ein Tyrann den Vater nahm;

       Nie fluche hier der Krüppel an dem Stabe,

       Von fremdem Solde lahm.

      Damit die Quäler nicht – zu früh erwachen,

       Seyd menschlicher, erweckt sie nicht.

       Ha! Früh genug wird ihnen krachen

       Der Donner am Gericht.

      Wo Todesengel nach Tyrannen greifen,

       Wenn sie im Grimm der Richter weckt,

       Und ihre Gräul zu einem Berge häufen,

       Der flammend sie bedeckt.

      Ihr aber, bessre Fürsten, schlummert süße

       Im Nachtgewölbe dieser Gruft!

       Schon wandelt euer Geist im Paradiese,

       Gehüllt in Blüthenduft.

      Jauchzt nur entgegen jenem großen Tage,

       Der aller Fürsten Thaten wiegt,

       Wie Sternenklang tönt euch des Richters Wage,

       Drauf eure Tugend liegt.

      Ach, unterm Lispel eurer frohen Brüder

       Ihr habt sie satt und froh gemacht,

       Wird eure volle Schale sinken nieder,

       Wenn ihr zum Lohn erwacht.

      Wie wird's euch seyn, wenn ihr vom Sonnenthrone

       Des Richters Stimme wandeln hört:

       »Ihr Brüder, nehmt auf ewig hin die Krone,

       Ihr seyd zu herrschen werth.«

      Freiheitslied

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