Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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noch Hoffnung, einmal mit der Zeit ein guter Christ zu werden. Man durfte nur regelmäßig in die Kirche gehen und dem lieben Gott von allem was er einem gab wieder etwas zurückgeben, dessen Besorgung noch dazu die Geistlichkeit übernahm. Aber heutzutag ist es kaum mehr möglich, diesen Titul zu erlangen.

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      Laune kommt in dem Deutschen von luna der Mond, und launigt hieß ehmals so viel als mondsüchtig, so heißen die Engländer noch jetzt einen Mondsüchtigen a lunatic, aus welchem das Wort launigt leicht hergeleitet werden kann, wenn man ein paar Buchstaben durch ein paar andere ablösen läßt.

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      Wer zwei Paar Hosen hat, mache eins zu Geld und schaffe sich dieses Buch an.

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      Seine Uhr lag schon einige Stunden in einer Ohnmacht.

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      Wir ziehen unsere Köpfe in Treibhäusern.

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      Es hatte die Würkung, die gemeiniglich gute Bücher haben. Es machte die Einfältigen einfältiger, die Klugen klüger und die übrigen Tausende blieben ungeändert.

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      Seid versichert, ich komme nicht erst diesen Morgen auf diese Materie, sondern habe als Kandidat der Theologie und der vernünftigen Mode gemäß sich so viel als möglich mit Dingen zu beschäftigen, die einen nichts angehen, ein fast beständiges Augenmerk auf die Staatswirtschaft gehabt, und nach vielfältig angestellten Betrachtungen endlich gefunden, daß Herren-Dienste Frondienste und das sogenannte Bauerschinden der kleinen Prinzen in Deutschland am Ende auf metaphysische Spitzfündigkeiten hinauslauft. Ich habe daher tausendmal gewünscht, daß man statt den allmählig aus der Mode kommenden Vorschriften des Christentums, die ohnehin in praxi nicht viel mehr nützen, dem Bauern lieber die rechten metaphysischen Begriffe von der Freiheit, von Voluntas velleitas und volitio auseinandersetzen mögte, damit er erkennen lernt, daß was er Schweiß und Blut und Träne nennt meistens von Syllogismen mit 4 Terminis herrührt. Den armen Teufeln kann man ihre Irrtümer jetzt nicht übel nehmen, denn wie kann der, der nie die Sonnen- oder kostbare Uhren sieht, wissen ob seine Uhr richtig geht? Alle Bauern, die ich noch befragt habe, haben gemeiniglich ihre Klagen auf das Sophisma gegründet, daß sie was sie dem Prinzen bezahlten von ihrem Eigentum gäben, da doch jedermann weiß, daß, die großen Herrn ausgenommen, der Mensch jenseit seiner Epidermis nicht so viel als einen physischen Punkt besitzt. Wie wenn nun die Bauern das nicht hätten was sie haben? Das, was sie geben, gehörte den Prinzen ehe sie es gaben quod probe notandum und sie sind die bloßen Auszahler, und was sie Eigentum nennen ist gnädigst verwilligtes Zahlgeld, das in Deutschland an manchen Orten auf eine ganz unerlaubte Weise bis in die 50 Prozent hinauflauft.

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      Ein sonderbares Geräusch, als wenn ein ganzes Regiment auf einmal niesete.

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      Schwätzt doch nicht. Was wollt Ihr denn? wenn die Fixsterne nicht einmal fix sind, wie könnt ihr denn sagen, daß alles Wahre wahr ist?

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      Sie schreiben aus Vaterlands-Liebe Zeug, worüber man unser liebes Vaterland auslacht.

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      Ich bin eigentlich nach England gegangen um deutsch schreiben zu lernen.

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      Mut, Geschwätzigkeit und Menge ist auf unserer Seite. Was wollen wir weiter?

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       Was man nicht gleich sieht ist keine drei Groschen wert, artifizielles Gewäsch.

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      In dem Sudel-Buch können die Einfälle die man hat, mit aller der Umständlichkeit ausgeführt werden, in die man gewöhnlich verfällt so lang einem die Sache noch neu ist. Nachdem man bekannter mit der Sache wird, so sieht man das Unnötige ein und faßt es kürzer. Es ist mir so gegangen als ich meinen Timorus schrieb. Ich habe oft mit dem, was ein Aufsatz im Sudelbuch war, einen Ausdruck schattiert.

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      Frei? Wie? Vogelfrei vielleicht?

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      Der Engländer tut für den Schall: Liberty so viel als mancher ehrliche Mann in Deutschland für das Ding: Freiheit.

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      Es gibt Leute, die so fette Gesichter haben, daß sie unter dem Speck lachen können, daß der größte physiognomische Zaubrer nichts davon gewahr wird, da wir arme winddürre Geschöpfe denen die Seele unmittelbar unter der Epidermis sitzt immer die Sprache sprechen, worin man nicht lügen kann.

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      Um eine fremde Sprache recht gut sprechen zu lernen, und würklich in Gesellschaft zu sprechen mit dem eigentlichen Akzent des Volks, muß man nicht allein Gedächtnis und Ohr haben, sondern auch in gewissem Grad ein kleiner Geck sein.

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      Hüte dich, daß du nicht durch Zufälle in eine Stelle kommst, der du nicht gewachsen bist, damit du nicht scheinen mußt, was du nicht bist, nichts ist gefährlicher und stört alle innere Ruhe mehr, ja ist aller Rechtschaffenheit mehr nachteilig als dieses, und endigt gemeiniglich mit einem gänzlichen Verlust des Kredits.

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      Ihr wünscht uns einen Kopf, und ich wünsche daß ihr zwei hättet und säßet in Spiritus bis über die vier Ohren.

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      Geht hin und schreibt einmal eine Satyre auf den regierenden Kammerdiener, auf den natürlichen Sohn, oder des natürlichen Sohns Bastard oder des Bastards Bankert. Ihr werdet des Henkers werden. Überhaupt wenn ihr in Deutschland auf vornehme Herrn Satyren machen wollt, so rate ich euch zwei Stücke, entweder wählt euch welche aus dem alten Testament, oder bewerbt euch zuvor um ein Dienstgen zwischen den Tropicis, und wenn euch das nicht ansteht, so halts Maul.

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      Ich habe nichts zurückgehalten, sondern meine mit vielem Schweiß und Mühe auf fast unzähligen Hochzeiten, Kindbetten und Magisterschmäusen erworbene Menschenkenntnis, sowohl als die auf meinen die Elbe hinunter getanen Reisen und einer Tour auf dem Salzwasser, wo ich das Salz der Widerwärtigkeit nicht wenig geschmeckt habe, erlangten vielfältigen Erfahrungen gerne und willig bekannt gemacht, ohne Hoffnung des geringsten Profits. Ich habe fast auf jeder Seite Ideen-Körner ausgestreut, die wenn sie auf den rechten Boden fallen Kapital ja Dissertationes tragen können. Meine Sprache ist allzeit simpel, enge, und plan und da wo sie keins von allen dreien ist, habe ich es getan um den deutschen Zwirnhändlern in London das Übersetzen meines Traktats ins Englische wonicht unmöglich zu machen, doch so viel zu erschweren als ich konnte. Die subtileren kitzelnden Sarkasmen oder das sogenannte Bruder-Naumburgische, welches die Böotische Zeitung so sehr beliebt macht, habe ich deswegen vermieden, teils weil ich mir zur Regel gemacht habe: Wenn man einen Ochsen schlachten will, so schlägt man ihm grade vor den Kopf, und teils: Man hat den Deutschen vorgeworfen, daß sie bloß für die Gelehrten schrieben, ob nun dieses gleich ein höchst gesuchter und unüberlegter, ja sogar ungegründeter Vorwurf ist, so habe ich mich doch darnach gerichtet und überall für den geringen Mann mitgesorgt. Nicht allein der Professeur penseur und der Professeur Seigneur werden ihre Rechnung darin finden, sondern ich habe mich sogar in unsern Ackerbau und das Postwesen eingelassen.

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