Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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Zeit wußten weniger als wir, und glaubten sich sehr nahe am Ziel: wir haben sehr große Schritte darauf zu getan und finden nun, daß wir noch sehr weit ab sind. Bei den vernünftigsten Weltweisen nimmt die Überzeugung von ihrer Unwissenheit zugleich mit ihrem Wachstum an Erkenntnis zu.

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      Haushaltung ist in allen Dingen vorteilhaft, ein guter Gedanke. Ökonomie, Ausgabe und Einnahme zu aller Zeit gut angemerkt und bewahrt gibt einen Schatz. Gute Ökonomie ist auch da Reichtum.

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      Wir vergrößern alles um uns, wir sehen manche Dinge entsetzlich vergrößert, dieser Satz gehörig genutzt führt auf vieles, Licht spalten heißt es vergrößern. Die Erde eine Turmalin-Verkleinerung.

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      Alles ist sich gleich, ein jeder Teil repräsentiert das Ganze. Ich habe zuweilen mein ganzes Leben in einer Stunde gesehen.

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      Was man sucht, ist gewöhnlich in der letzten Tasche, ist ein vermeintlicher Erfahrungs-Satz, den man glaube ich in allen Ländern und in allen Familien angenommen hat, und doch glaubt ihn niemand im Ernst.

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      Man führt gegen den Wem nur die bösen Taten an, zu denen er verleitet, allein er verleitet auch zu hundert guten, die nicht so bekannt werden. Der Wein reizt zur Würksamkeit, die Guten im guten und die Bösen im bösen.

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      Wenn er sprach, so fielen in der ganzen Nachbarschaft die Mäusefallen von selbst zu.

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      Ich sehe das Grab auf meinen Wangen, den 16. April 1777.

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      Der Mensch wird ein Sophist und über-witzig, wo seine gründlichen Kenntnisse nicht mehr hinreichen; alle müssen es folglich werden, wo es auf Unsterblichkeit der Seele und Leben nach dem Tode ankommt. Da sind wir alle ungründlich. Materialismus ist die Asymptote der Psychologie.

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      Daß wir nur Geschmack an englischen und französischen Sachen haben ist ein Zeichen, daß unser Geschmack und Kräfte sich von einander entfernt haben. Unser Appetit ist leckerer als es noch zur Zeit unser Boden mit sich bringt.

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      Es ist als wenn unsere Sprachen verwirrt wären; wenn wir einen Gedanken haben wollen, so bringen sie uns ein Wort, wenn wir ein Wort fordern, einen Strich, und wo wir einen Strich erwarteten, steht eine Zote.

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      Es ist sehr gefährlich, sagt Voltaire, in Dingen Recht zu haben, wo große Leute Unrecht gehabt haben.

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      Es ist allezeit betrübt für mich wenn ich bedenke, daß man in der Untersuchung mancher Dinge zu weit gehen kann, ich meine, daß sie unserer Glückseligkeit nachteilig werden können. Eine Probe habe ich darin an mir. Ich wünsche ich wäre in meinen Bemühungen das menschliche Herz kennen zu lernen minder glücklich gewesen. Ich verzeihe den Leuten ihre Bosheiten weit lieber als vorher, das ist wahr, wenn jemand in Gesellschaft übel von mir redet, zumal wenn es nur geschieht die Gesellschaft zu belustigen, so kann ich ihm deswegen nicht im mindesten aufsätzig werden, ich mache mir im strengsten Verstände nichts daraus, nur muß es nicht mit wallendem Blut und Hitze geschehen oder grobe Verleumdung sein, die glaube ich nicht zu verdienen. Hingegen ist mir zu wenig an dem Lob der Leute gelegen, ihr Neid wäre allenfalls das einzige was mich noch freuen würde. Das sollte in der Welt nicht sein. Also ist auch hier harmonischer Wachstum des ganzen Erkenntnis-Systems nötig. Wo ein Teil zu sehr kultiviert wird führt es immer auf kleines oder großes Unheil am Ende hinaus.

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      Der Mensch hat einen unwiderstehlichen Trieb zu glauben man sähe ihn nicht wenn er nichts sieht. Wie die Kinder, die die Augen zuhalten um nicht gesehen zu werden.

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      Aus dem Blöken des Kindes ist Sprache so geworden, wie aus dem Feigenblatt ein französisches Gala-Kleid.

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      Ich kann nicht sagen, daß ich ihm feind gewesen wäre, aber auch nicht gut, es hat mir nie von ihm geträumt.

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      Ein kluges Kind, das mit einem närrischen erzogen wird, kann närrisch werden. Der Mensch ist so perfektibel und korruptibel, daß er aus Vernunft ein Narr werden kann.

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      Ich kann nur die Oberfläche der Leute auf meine Seite bringen, ihr Herz erhält man nur mit ihrem sinnlichen Vergnügen, des bin ich so überzeugt als ich lebe.

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      Ich will die Falte in Ihrem Kopf nicht anders brechen, aber ich kann Ihnen sagen, es ist nicht wahr.

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      Über nichts wünschte ich mehr die geheimen Stimmen denkender Köpfe gesammelt zu lesen, als über die Materie von der Seele. Die lauten öffentlichen verlange ich nicht, die weiß ich schon. Allein die gehören nicht sowohl in eine Psychologie als in eine Statuten-Sammlung. Was wird noch aus diesem Geschlecht werden ehe es vergeht? Die Welt kann leicht noch 1 Million Jahre so fort rollen wie bisher, und da wären 5000 Jahr grade was ¼ Jahr in dem Leben eines Menschen von 50 ist, kaum 1/2 unsrer Universitäts-Zeit. Was habe ich das letzte Viertel-Jahr getan? Gegessen, getrunken, elektrisiert, Kalender gemacht, über eine junge Katze gelacht, mit kleinen Mädchen gespielt, und so sind 5000 Jahr dieser kleinen Welt hingelaufen die Ich bin pp.

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      Vorstellungen sind auch ein Leben und eine Welt.

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      Grabsteine für Bücher.

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      Frage: Könnte ein Mensch so erzogen werden, daß er, ohne eigentlich von Sinnen zu kommen, seine Begriffe so seltsam verbände, daß er in der Gesellschaft nicht zu gebrauchen wäre, ein artifizieller Narr.

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      Nicht die Lügen, sondern die sehr feinen falschen Bemerkungen sind es die die Läuterung der Wahrheit aufhalten.

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      Ich habe es sehr deutlich bemerkt: Ich habe oft die Meinung wenn ich liege und eine andere wenn ich stehe. Zumal wenn ich wenig gegessen habe und matt bin.

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      Eigne Schwachheiten, wenn man (es) sonst wohl meint, aus der Natur des Menschen zu entschuldigen ist die erste Pflicht jedes Schriftstellers gegen sich selbst.

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      Mit dem Band das ihre Herzen binden sollte haben sie ihren Frieden stranguliert.

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      Unter den Opfern die man ihm brachte war ihm immer der ehrliche Namen eines Feindes das Angenehmste.

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      Sie geben uns Brüche von Gedanken, die der Teufel selbst nicht unter einerlei

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