Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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und die meisten Menschen haben schlechte Stimmen. Auch Herr Leib-Medicus Z.

      *

      Es ist merkwürdig in dem Sehen ohne Licht, daß das, was man sieht wenn man die Augen im Dunkeln zuschließt, Anfänge zu Träumen werden können, bei wachender Vernunft ist die Folge ganz anders, als im Schlaf. Ich mögte wissen ob die Tiere dummer träumen, als sie im Wachen sind, ist dieses, so haben sie einen Grad von Vernunft.

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      Die Leute sagen immer, was der Mann originell schreibt, mir kommt der Stil nichts weniger als selten vor; es ist die Schreib-Art aller Leute, die mehr sagen wollen, als sie wissen, und welche eben deswegen der Menge gefällt, weil sie ihr glauben macht sie verstünde Dinge, von denen sie kein Wort weiß.

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      Wir sehen, ein jeder, nicht bloß einen andern Regenbogen, sondern ein jeder einen andern Gegenstand und jeder einen andern Satz als der andere.

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      Wenn Vernunft, die Tochter des Himmels, von Schönheit urteilen dürfte, so wäre Krankheit die einzige Häßlichkeit.

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      Was einem das Absolute in dem Schönen der griechischen Gesichtsbildung immer verdächtig macht, ist daß es eine Art von Gelehrsamkeit ist, es zu erkennen, (med.)

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      Daß ich etwas, ehe ich es glaube, erst durch meine Vernunft laufen lasse ist mir nicht ein Haar wunderbarer, als daß ich erst etwas im Vorhof meiner Kehle kaue, ehe ich es hinunter schlucke. Es ist sonderbar so etwas zu sagen und für unsere Zeiten zu hell, aber ich fürchte es ist für 200 Jahr, von hier ab gerechnet, zu dunkel.

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      Der Maler, der ein Gesicht mit wenigen Strichen in der Geschwindigkeit trifft, muß unstreitig in dem Gesicht mehr sehen als ich, ob er gleich wenn er es mir erklären will, weil er nur Worte gebrauchen kann, die alle schon gestempelt sind, weiter nichts sagt als ich auch.

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      Eine von den Haupt-Konvenienzen der Ehe ist die, einen Besuch, den man nicht ausstehen kann, zu seiner Frau zu weisen.

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      Ich glaube grade das Gegenteil, daß nämlich das meiste Gute in der Welt durch Menschen getan wird, die ihrer schönen Bildung wegen nicht in Betrachtung kommen. Oder das meiste Unheil in der Welt hat die Schönheit gestiftet. Ob sie gleich das Glück oder vielmehr die Wollust einzelner mag befördert haben.

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      Du weißt nicht einmal aus einem Teil des Leibes zu sagen, wie der andere aussieht, und willst aus dem Leib auf den Geist schließen.

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      Dieses unbegreifliche Wesen, das wir selbst sind, und das uns noch weit unbegreiflicher vorkommen würde, wenn wir ihm noch näher kommen könnten als wir selbst sind, muß man nicht auf einer Stirne finden wollen.

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      Ich kann mir vorstellen, daß ein Mensch der von einer Kanonen-Kugel tödlich getroffen wird in einem Sekunden langen Beben seines Gehirns sein ganzes Leben in einem Punkt sieht und fühlt.

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      Das Hutabnehmen ist eine Abkürzung unsres Körpers, ein Kleinermachen.

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      Daß die Menschen so oft falsche Urteile fällen rührt gewiß nicht allein aus einem Mangel an Einsicht und Ideen her, sondern hauptsächlich davon, daß sie nicht jeden Punkt im Satz unter das Mikroskop bringen, und bedenken.

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      Tausend sehn den Nonsense eines Satzes ein ohne im Stand zu sein noch Fähigkeit zu besitzen ihn förmlich zu widerlegen.

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      Gedanken im Klingel-Beutel sammeln zu einer Rede auf den Geburtstag des Königs.

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      Ein gesunder Appetit, und die damit gemeiniglich verbundene Hochachtung gegen das Frauenzimmer.

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      Ich habe oft auf dem Punkt gestanden, mit so viel Überzeugung zu glauben, daß man, um der Nachwelt zu gefallen, von der jetzigen gehaßt werden müßte, daß ich alles anzufallen Neigung fühlte.

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      Ich bin sehr viel mitleidiger in meinen Träumen, als im Wachen.

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      Neue Blicke durch die alten Löcher.

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      Ein reines Herz und ein reines Hemd. (Ein reines Herz ist eine vortreffliche Sache, und ein reines Hemd auch.)

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      Es soll mir zur Warnung dienen, ich will künftig nichts mehr drucken lassen, ohne es wie jener große französische Dichter meiner Köchin vorzulesen.

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      Sie scheinen mich mit Rosinen und Mandeln zu füttern, und mich hernach als einen fetteren Bissen zu verschlingen.

      *

      Es ist die Frage, ob nicht selbst Tiere, wenn man sie in ihrem Bau stört, einen Weg erwählen, der vom vorigen verschieden zu demselben Endzweck führt.

      *

      Zween Leute, wovon der eine den andern bekehren wollte und nicht bekehrt hat, vereinigen sich um – mich zu bekehren und werden mich schwerlich bekehren.

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      Selbst dieselben Züge, die wir häßlich nannten, können schön in unsern Augen werden.

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      O ich kenne die Leute allzu wohl, die aus gedemütigtem Stolz oder blinder Hitze immer eine Meile über oder unter der Wahrheit nisten.

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      Ein Amen-Gesicht.

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      Wenn die feinen Welt-Leute fragen: Gott weiß warum? so ist es immer ein sicheres Zeichen, daß sie außer dem lieben Gott noch einen großen Mann kennen, der es auch weiß.

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      Es ist eine traurige Liebe, wo man zum erstenmal im Grab mit einander zu Bette geht.

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      Was hilft alles Schließen aus Erfahrung? ich leugne nicht, daß es zuweilen eintrifft. Aber fehlt es nicht auch eben so oft? und ist das nicht was ich sagen wollte? Glücksspiel.

      *

      Das Ideal von Stärke und Tugend müßte die größte Schönheit sein, freilich das würden und müßten wir so nennen. Doch könnte es mit Befriedigung sinnlicher Lust streiten, die richtet auch mit. Wir lieben uns in andern, wo wir Güte erkennen, gefällt uns das Gesicht. Aber kann

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