Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder
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Vernunft sinkt dort in Nonsense unter
Und Witz schwimmt noch kaum auf Burgunder.
Und hier umarmen sich Ideen,
Die sich sonst kaum einander ansehn:
Sadon und Gellert führn einander
Wie Sohn und Vater an der Hand her.
Dort stehn Rezepte zu Pomaden
Bei Axiomen von Monaden,
Pandekten, Institutionen,
Steinschnallen, Mädgen und Makronen,
Physik der Bauern und der Ammen
Und eins von Kästners Epigrammen,
Kurz Worte sind nicht auszusinnen
So bunt als solch ein Kopf von innen.
Allein kein Grieche schreibt so schön
Und rund als sie von außen aussehn.
Ihr Hauptmann war im letzten Winter
Ein Aff in Form der Menschenkinder.
Haar, Wuchs, und Wade ohne Tadel,
Dazu auch physice von Adel,
Ein paar gewölbte große Augen,
So wie sie sonst zum Sprechen taugen.
Dazwischen strotzte unerschüttert
Die Nase die nach Ahnen wittert
Und lehrte mit beredter Stummheit
Die Größe seiner noblen Dummheit,
Sonst sprach er fein, französisch spitz,
Ein Mittel zwischen Witz und Wahnwitz,
Und wollt er erst recht artig sein,
So kam der letzte ganz allein.
Dies im Kolleg und bei Konzerten
Und zwar von Mädgen und von Pferden.
Der Nächste nach ihm war kein Putzer
Und mehr ein guter Affen-Stutzer
Er pflegt' sich auf den Hieb zu legen
Mit legibus und mit dem Degen,
Dabei verstund er sich aufs Reiten,
Aufs Schießen und aufs Köpfeschneiden.
Bekannt in Northeim und in Nörten,
Doch auch in Bällen und Konzerten,
Gemacht für groß und kleine Welt,
Für Wackern und für Frankenfeld.
Von Stax, an Leib und Seele kleiner,
Dafür ätherischer und feiner,
Ward jener Freund, so (wenn mans gnau nimmt)
Wie mancher öfters eine Frau nimmt.
Sein Wechsel nämlich war ihr Segen,
Ihr starker Arm sein Schutz hingegen.
Sonst reimt er zärtlich tändelnd so wie
Der Nachtgedankenfeind Jacobi,
Schrieb so wie Wittenberg der Große
Geflissentliche Festtags-Prose,
Seufzt' jedem Mädgen holde Briefgen
Voll Liebe und Diminutivgen,
Nie alles voll, stets nur ein bißgen,
Knosp' ward ein Knöspgen, Fuß ein Füßgen,
Und wie ein Trüppgen von Pygmägens
Rangiert er Mikroskop-Ideegens.
Da ruft man aus: das ist gewiß von
Gleim oder gar Anakreon.
O Jugend! Oft ist großer Hang
Zu Liedgens Mangel an bon sens.
Glaubt ja nicht, wenn ihr euren Gleim les't,
Daß jedes Seufzerchen im Reim läßt.
Nehmt euch in Acht, daß nicht vielleicht
Euch lauernde Kritik erschleicht
Und eure Zärtlichkeit und Salz
Nicht ziert den Pranger des Journals.
Sag, Freund, wo kommt doch dieses Üb'l her,
Daß Deutschland hat so viele Schiebler?
Göttingen zählt ohn Unterlaß
In jedem Jahr ein Dutzend Lyras.
Wir sind, will man Aspekte deuten,
Nun in des Witzes letzten Zeiten.
Bald schießt Wahnwitz im Silbenmaß
Sternschnuppen gleich durch meine Straß,
Wenn dort ein Irrwisch Liedgen schleicht,
In moderndem Gehirn erzeugt.
Bald dröhn geschwänzte Elegien,
Die über den Kirchhöfen ziehn,
Bald dicke schwere Oden-Dünste,
Das Werk poetscher Zauberkünste,
Euch, arme Prose und Vernunft,
Nicht gar viel Gutes für die Zukunft
Verse unter die Kupfer des Gothaischen Kalenders vom Jahr 1772. NB. Die Kupferstiche müssen dabei in die Hand genommen werden.
Dein Mittel wider Unzucht trüget nicht,
Zween Gürtel und ein dumm Gesicht.
N o 1
Was so ein Blättchen deckt,
Das reizet und erschreckt
Das reizbarste der Mädchen
Und furchtsamste der Mädchen
So wenig als das Blättchen.
N° 2
Nimm