Mythologie für Dummies. Christopher W. Blackwell

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Mythologie für Dummies - Christopher W. Blackwell

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Umständen auch einen Blick darauf, wie Mythen sich mit der Zeit weiterentwickeln.

      Mythen sind eine schwierige, verwirrende Angelegenheit. Oft scheinen Mythen aus verschiedenen Teilen der Welt und aus unterschiedlichen Zeiten gewisse Ähnlichkeiten aufzuweisen. Die meisten Mythen lassen sich in bestimmte Klassen oder Gruppen einteilen, unabhängig davon, ob die unterschiedlichen Kulturen, denen sie entstammen, viele Gemeinsamkeiten haben oder nicht. Wieso ist das so?

      Vergleichende Mythologie

      Immer wenn Wissenschaftler auf mehrere, anscheinend einem bestimmten Muster gehorchende Aspekte einer Sache stoßen, versuchen sie herauszufinden, welchen Regeln dieses Muster gehorcht. In den letzten einhundert Jahren arbeiteten viele Mythenexperten an der Beantwortung der uralten Frage, worum es in all diesen mythischen Geschichten geht. Da diese Frage geradezu unbeantwortbar erscheint, stellten sie mehrere unterschiedliche Theorien auf, die allmählich Teil der Fachgebiete Psychologie, vergleichende Literaturwissenschaft und Anthropologie wurden.

      Im Folgenden sind überblicksartig einige der bedeutenderen Theorien über Mythen aufgelistet:

       Mythen sind bestimmend für die Überzeugungen, Sitten und Gebräuche einer Gesellschaft.

       Mythen sind dasselbe wie Rituale.

       Mythen sind Allegorien, vergleichbar mit den Gleichnissen in der Bibel.

       Mythen enthalten Erklärungen für die Phänomene in der Natur.

       Mythen liefern Erklärungen für psychologische Zustände wie etwa die Liebe, den Sex oder auch die Wut auf die eigenen Eltern (Sigmund Freud war sicher ein Anhänger dieser Theorie).

       Mythen dienen der Kommunikation und helfen Menschen dabei, miteinander zu arbeiten; oder sie sind eine Art, über Dinge zu sprechen, die den Menschen Sorgen bereiten (die Theorie des Strukturalismus, die auf Claude Levi-Strauss zurückgeht, ist mit diesem Erklärungsansatz verbunden).

       Die Hauptarten des Mythos

      Einer der Gründe, warum sich so viele Wissenschaftler abgemüht haben, eine brauchbare Definition für den Begriff Mythos zu finden, ist darin zu sehen, dass Mythen über Kulturgrenzen hinweg Ähnlichkeiten aufweisen. So gibt es etwa unabhängig voneinander in Griechenland wie auch in Japan Geschichten, in denen ein Mann in die Unterwelt hinabsteigt, um seine tote Frau wieder ins Reich der Lebenden heraufzuholen, wobei es ihm jeweils nicht gestattet ist, seine Frau vor Verlassen der Unterwelt anzublicken. Die Übereinstimmung ist verblüffend, so als gäbe es ein aus uralten Zeiten herstammendes universales Wissen im kollektiven menschlichen Gedächtnis.

      Wie dem auch sei – einige Geschichten tauchen in unterschiedlichen Kulturen immer wieder in ähnlicher Form auf. Im Folgenden geben wir eine Auswahl dieser Geschichten:

       Schöpfungsmythos: Jeder Mensch brennt darauf zu erfahren, wie die Welt und die darin lebenden Geschöpfe entstanden sind. Für gewöhnlich erklären die Schöpfungsmythen dies so, dass eine Schöpfergottheit die Welt aus einer ursprünglichen, oft eiförmig gedachten Ur-Dunkelheit erschaffen habe.

       Weltentstehungsmythos: Viele Mythen beschreiben, wie die Welt, der Himmel, das Meer und die Unterwelt zusammen entstanden sind und wie die Sonne und der Mond ihre Bahnen am Firmament aufgenommen haben.

       Der Ursprung der Menschheit: Da das Dasein des Menschen einen Ursprung haben muss, findet sich in vielen Mythologien eine Erklärung für seine Existenz. Oftmals sprechen die Mythen dann von einer Gottheit, die ihre Geschöpfe aus Lehm oder einem ähnlichen Material geformt habe.

       Sintflutgeschichten: In vielen Mythen wiederholt sich in ähnlicher Form immer wieder die Geschichte einer Gottheit, die aus einem Gefühl der Enttäuschung über ihre Schöpfung heraus die Welt durch eine Sintflut zerstört, um danach zu einem zweiten Versuch anzusetzen. Normalerweise überleben bei einer solchen Sintflut genau eine Frau und ein Mann (wodurch der ganze Schlamassel wieder von vorne beginnen kann).

       Über den Ursprung von Krankheit und Tod: Diese Mythen erzählen davon, dass die ersten Menschen in einem Paradies lebten, dessen vollkommenes Glück gestört wurde, als einer der Bewohner des Paradieses das Unglück in irgendeiner Form in diese Welt brachte. Einer der bekanntesten Mythen dieser Art ist der Mythos der Büchse der Pandora.

       Das Leben nach dem Tod: Viele Völker glauben, dass die Seele des Menschen nach dessen Tode weiter besteht. Die entsprechenden Mythen beschreiben, wie dieses Leben nach dem Tod aussieht.

       Die Gegenwart übernatürlicher Wesen: Alle Mythologien berichten von Gottheiten oder anderen übernatürlichen Wesen. Einzelne Gottheiten sind oft verantwortlich für bestimmte Bereiche des menschlichen Lebens. Manche übernatürlichen Wesen sind gut, andere sind böse. Die Menschen kämpfen im Bunde mit den guten Gottheiten gegen die bösen.

       Das Ende der Welt: Auch wenn die Welt in den meisten Mythologien schon mindestens einmal untergegangen ist (normalerweise durch eine verheerende Sintflut), so enthalten Mythen manchmal auch Vorstellungen darüber, wie das Ende der Welt in der Zukunft aussehen wird.

       Mythen über den Anbruch der Zivilisation: Die Menschen mussten lernen, nicht wie Tiere zu leben, sondern wie Menschen. Oft halfen ihnen die Götter dabei. Ein bekannter Mythos aus Griechenland erzählt die Geschichte, wie eine Gottheit das Feuer raubte, um es den Menschen zu bringen.

       Gründungsmythen: Reichsgründer und Herrscher führen gerne »geschichtliche« Gründe ins Feld, um zu erklären, warum es notwendig war, dass gerade sie ihre Feinde bezwingen und zu Staatsgründern werden konnten. Die Erfindung eines Mythos ist bei diesem Ansinnen häufig hilfreich gewesen.

Ein Grund, warum Mythen in ähnlicher Form immer wieder auftreten, lässt sich darin sehen, dass Menschen seit jeher von einem Ort zum anderen gezogen sind und sich dabei mit anderen ausgetauscht haben. Dies war schon so, lange bevor die Schrift erfunden wurde. Genauso wie es einen regen Austausch an Gütern oder auch ansteckenden Krankheiten gegeben hat, tauschten die Menschen auch ihre Mythen aus. Es gibt zum Beispiel nordamerikanische Indianerstämme, deren Mythologien interessanterweise Sintflutgeschichten enthalten. Wie lässt sich das erklären? Eine mögliche Deutung dafür wäre die Annahme, dass es die frühen christlichen Missionare waren, die den Indianern zusammen mit anderen christlichen Geschichten unter anderem auch die von Noah und der Sintflut erzählten. Vor ihrem ersten Kontakt mit den europäischen Einwanderern war ihnen die Vorstellung einer Zerstörung der Welt durch eine Sintflut vielleicht vollkommen unbekannt gewesen. Sie könnten sie schließlich durchaus von den Europäern übernommen und zu ihrer eigenen gemacht haben.

      Die Einzelheiten mythologischer Geschichten sind bedeutsam und hatten teilweise weitreichende Folgen.

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