Mythologie für Dummies. Christopher W. Blackwell

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Mythologie für Dummies - Christopher W. Blackwell

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zwei Gründe:

       In Mittel- und Nordeuropa setzte sich nach dem Ende Roms das Christentum durch. Die Künstler dieser Zeit wendeten sich in der Hauptsache christlichen Themen zu und mieden alles »Heidnische«.

       Am Mittelmeer, dort wo der Islam die Oberhand gewonnen hatte, übten sich die Künstler gemäß ihrem Glauben in nicht-figürlicher Kunst (das heißt Kunst, die auf die Darstellung von Menschen, Tieren und Pflanzen und allem anderen Gegenständlichen verzichtete). Der Koran (und eigentlich auch der Talmud und die Bibel) verbot jede bildliche Darstellung. Die islamischen Künstler konzentrierten sich also auf abstrakte dekorative Elemente und auf die Kalligrafie.

      Mit dem Beginn der Renaissance in Europa änderte sich diese Situation grundlegend. Renaissance bedeutet übersetzt »Wiedergeburt«. Das, was wiedergeboren wurde, waren nichts anderes als das Wissen und die Kultur der vorchristlichen, griechisch-römischen Antike. Für die Kunst hatte diese neue Denkungsart die Folge, dass sich die Künstler wieder verstärkt der natürlichen Welt zuwandten (und nicht mehr ausschließlich der göttlichen) und vermehrt Elemente griechischer und römischer Mythologien in ihre Arbeit einfließen ließen.

       Mythen sind einfach verdammt gute Geschichten

      In der Literatur lassen sich ähnliche Beobachtungen anstellen. Mythische Geschichten sind eine großartige Grundlage für die Erfindung neuer Geschichten und Erzählungen. Im Mythenschatz der Menschheit kommt in symbolischer Form die Wahrheit zum Vorschein. Noch wichtiger dabei aber ist, dass mythische Symbole von den unterschiedlichsten Menschen und Kulturen geteilt werden. Deswegen bedienen sich Dichter ihrer so gerne. Sie ermöglichen es ihnen, eigene Ideen und Gedanken mit universalen Wahrheiten in Beziehung zu setzen, die vom geübten Leser leicht erkannt werden können. Man kann hinter vielen (wenn nicht sogar den meisten) guten Büchern einen oder mehrere Mythen erkennen.

       Der göttliche Dante

      Dante Alighieri lebte in Florenz im Italien des 13. Jahrhunderts. Dantes berühmtestes Buch ist die Göttliche Komödie. Das Buch ist ein einziges langes, in drei Teile untergliedertes Gedicht. Es beschreibt den Weg des Dichters durch die Hölle, das Fegefeuer und schließlich in den Himmel. Die drei Teile des Buches tragen entsprechend die Namen dieser Orte: »Inferno« (Hölle), »Purgatorium« (Fegefeuer) und »Paradies« (Himmel).

      

Das Gedicht ist von der Gattung her eine »Komödie«, weil die Hauptfigur ihre Reise in einer misslichen Lage beginnt, am Ende aber alles für sie gut ausgeht (sie sich der vollkommenen Herrlichkeit Gottes bewusst wird). Allzu viele Witze sollten Sie dabei hingegen nicht erwarten.

      Mythen in der englischen Literatur

      In England war die griechische Sprache bis ins 18. Jahrhundert als Gelehrtensprache weitgehend unbekannt. Zwar verwendete William Shakespeare im 17. Jahrhundert in seinen Stücken Motive aus griechischen Mythen, er griff dabei aber hauptsächlich auf lateinische und italienische Quellen zurück.

      Zwischen 1713 und 1720 übersetzte Alexander Pope Homers Dichtungen Ilias und Odyssee aus dem Griechischen ins Englische. Pope wurde dadurch sehr, sehr wohlhabend (er bekam ein Honorar von 10.000 englischen Pfund, ein für die damalige Zeit unerhörter Betrag). Durch seine Übersetzung bekamen auch durchschnittlich gebildete Leser der damaligen Zeit einen Einblick in die Mythenwelt der Griechen, wie sie bei Homer geschildert wird.

      

Seine Übersetzung der Texte veranlasste Pope auch zur Abfassung eines anderen berühmt gewordenen Gedichts, nur dass es sich bei diesem Gedicht um eine Parodie auf die epische Dichtung der Griechen handelte. Es trug den Titel: Die Dunciade. So wie die Ilias die »Dichtung über Ilium (das heißt Troja)« ist, ist die Dunciade eine »Dichtung über einen dunce (das heißt Dummkopf)«. In seiner Parodie machte sich Pope über all seine Kritiker lustig.

      Im 19. Jahrhundert schufen englische Dichter und Maler, besonders die unter dem Etikett Romantiker bekannt gewordenen, sehr viele Kunstwerke mythologischen Inhalts. Alfred Lord Tennyson war während des viktorianischen Zeitalters ein besonders populärer Dichter. Sein erster veröffentlichter Band mit Gedichten enthielt zwei mythologische Werke: The Lotus Eaters basierte auf einem der Abenteuer, die Odysseus auf seiner Heimreise von Troja bei den Lotophagen oder »Lotosessern« erlebte; das andere Werk, The Lady of Shalott basiert auf der Artuslegende. Eines von Tennysons berühmtesten Gedichten hat den Titel »Ulysses«, benannt nach der römischen Bezeichnung für Odysseus. Odysseus ist darin alt und müde geworden. Er beklagt sich darüber, wie langweilig sein Leben geworden sei, und plant schließlich sein letztes Abenteuer. Die letzten Worte des Gedichts sind: »… to strive, to seek, to find, and not to yield« (auf Deutsch: » … zu streben, zu suchen, zu finden und niemals aufzugeben«). Sie werden jedes Jahr in Amerika bei Tausenden von Schulabschlussfeiern zitiert.

      Moderne mythische Literatur

      Auch im 20. Jahrhundert war es nichts Ungewöhnliches, dass sich Künstler des Mythenreichtums der Vergangenheit bedienten. Sie gaben ihren Geschichten aber häufig eine ironische Wendung. George Bernard Shaw schrieb 1913 das Stück Pygmalion. Es basierte auf dem Mythos eines misogynen, die Frauen verachtenden Künstlers, der sich in die von ihm eigenhändig geschaffene Plastik einer Frau verliebt (siehe auch Kapitel 12). In Shaws Stück – das später als Vorlage für das Erfolgsmusical My Fair Lady diente – wurde aus dem Bildhauer ein Professor für Phonetik (das heißt ein sich mit den Lauten der Sprache beschäftigender Wissenschaftler), der sich aus einer Laune heraus eine Frau aus den unteren sozialen Schichten aussucht, um ihr beizubringen, wie eine Dame der Oberschicht zu sprechen, und der sich am Ende in diese Frau verliebt. Insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg gingen Schriftsteller dazu über, mythologischen Themen eine ironische oder auch ernste Wendung zu geben. W. H. Audens Gedicht »The Shield of Achilles« stellt den Ehrenkodex unter Kriegern in Homers Dichtung dem Horror der Kriegsrealität im 20. Jahrhundert gegenüber. Der amerikanische Autor

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