Mythologie für Dummies. Christopher W. Blackwell
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Abbildung 3.1: Die wichtigsten Mitglieder der Familie der griechischen Götter. Der Stammbaum folgt der Darstellung Hesiods. (Sehr viele Vettern und Cousinen mussten wir aus Platzgründen allerdings außen vor lassen.)
Als schließlich Uranos’ Genitalien ins Meer fielen, schäumte das Meer auf (in etwa so vorzustellen wie bei bestimmten, in Wasser löslichen Kopfschmerztabletten) und gebar die Göttin Aphrodite. Ihr Name bedeutet »die Schaumgeborene«. Sie trieb einige Zeit im Meer umher und ging schließlich auf der Insel Zypern an Land. Man nennt sie deshalb mitunter auch Zyprische Aphrodite.
Bedenkt man, wie Aphrodite, die spätere Göttin der Liebe, erschaffen wurde – nämlich sozusagen als Ergebnis einer hässlichen ehelichen Auseinandersetzung –, so entbehren die Umstände ihrer Geburt nicht einer gewissen Ironie. Ein weiteres interessantes Detail ist der Umstand, dass, entsprechend der Reihenfolge der Ereignisse bei Hesiod, der antike Gott Eros älter als Aphrodite ist. In späteren Zeiten jedoch taucht Eros plötzlich als Sohn Aphrodites auf. Ein weiteres mythologisches Paradox findet sich in den alten Texten im Hinblick auf die Eltern der Aphrodite: Es gibt nämlich auch griechische Mythen, die besagen, dass Aphrodite die Tochter der Göttin Dione und des Titanen Okeanos sei. Die Griechen selbst störte diese Art von mangelnder Übereinstimmung aber anscheinend nicht sonderlich. Deshalb sollte auch der Leser davon nicht irritiert sein. (Mehr zu Aphrodite können Sie in Kapitel 5 nachlesen.)
Auch wenn Hesiod dies nicht unbedingt nahelegt, so sind doch mutmaßlich die ehelichen Auseinandersetzungen zwischen Gaia und Uranos dafür verantwortlich, dass in anderen Mythen der Titan Atlas und nicht Gaia selbst den Himmel auf ihren Schultern trägt.
Die dritte Generation der Götter: Die olympischen Götter
Wir nähern uns jetzt der Geburt der bekanntesten griechischen Götter, nämlich der dritten Generation Götter, die unter der Bezeichnung »olympische Götter« geläufig sind, da ihre Heimstatt der Berg Olymp war.
Nachdem Kronos seinen Vater Uranos entmannt hatte, erklärte sich Kronos selbst zum König des Himmels. Er heiratete seine Schwester, die Titanin Rheia. Sie hatten viele Kinder zusammen. Genau wie sein Vater wollte allerdings auch Kronos nicht, dass seine Kinder lange lebten. Eine Prophezeiung lautete, dass eines Tages einer seiner Söhne ihn entmachten und vom Thron stoßen würde. Dies wollte er unter allen Umständen verhindern. Sobald seine Frau Rheia ein Kind gebar, verschlang er es.
Genau wie Gaia war Rheia darüber nicht gerade glücklich. Sie tat also, was eine junge Braut oft tut – sie bat ihre Eltern Gaia und Uranos um Hilfe. Gaia und Uranos hatten in diesen Dingen aus der Vergangenheit ja einige Erfahrung und schmiedeten den folgenden Plan:
Als Rheia ihr sechstes Kind zur Welt brachte – es war Zeus –, brachte sie es insgeheim auf die Insel Kreta. Ihrem Mann Kronos übergab sie stattdessen einen in eine Decke gewickelten Stein in der Größe eines Babys. Ohne zu bemerken, dass man ihm nur einen Felsbrocken untergeschoben hatte, verschluckte er das angebliche Kind.
Der Erste unter Gleichen: Zeus
Nachdem seine Mutter ihn fortgebracht hatte, konnte Zeus in Sicherheit auf Kreta heranwachsen. Nymphen ernährten ihn mit der Milch einer magischen Ziege namens Amalthea. Damit Kronos seinen Sohn niemals weinen hören konnte (was ihn ja verraten hätte), schlugen die Kureten, untergeordnete Götter und Diener der Rheia, deren Aufgabe es war, Zeus zu beschützen, mit ihren Speeren lautstark gegen ihre Schilde, sobald das Baby Zeus anfing zu weinen. (Lesen Sie Kapitel 5, wenn Sie mehr über Nymphen erfahren möchten.)
Zeus wuchs heran. Er hatte sicher keinen besonderen Grund, seinen Vater zu mögen. Er tat sich also mit seiner Großmutter Gaia zusammen. Gemeinsam gelang es ihnen, Kronos dazu zu bringen, die von ihm verschlungenen Kinder wieder auszuspeien. Als Erstes beförderte er den Stein, den Rheia ihm anstelle von Zeus gegeben hatte, ans Tageslicht. Er erkannte erst jetzt, dass er auf eine List hereingefallen war. Die anderen fünf Kinder waren in seinem Bauch inzwischen zu ausgewachsenen Gottheiten herangewachsen. Diese Gottheiten waren die Olympier:
Hera: die Göttin und Schützerin des Hauses und der Ehe,
Poseidon: der Meeresgott,
Hades: der Gott der Unterwelt,
Hestia: die jungfräuliche Göttin des häuslichen Herds,
Demeter: die Göttin der Ernte.
Die Olympier stoßen mit den Titanen zusammen
Während des Kampfes mit seinem Vater entmannte Zeus Kronos schließlich ebenfalls – wie der Vater, so der Sohn! Und genau wie bei Uranos fiel seine Männlichkeit anschließend ins Meer.
Zeus bestraft die Titanen und kämpft gegen die Giganten
Nachdem er seinen Vater Kronos entmannt hatte, fesselte Zeus die Titanen im Tartaros, der Unterwelt (in der Vorstellungswelt der Griechen ein gewaltiger Abgrund tief unter der Erde, mit eisernen Mauern und Toren verschlossen und von einem riesigen Hund bewacht). Er verurteilte Prometheus’ Bruder Atlas dazu, den Himmel auf seinen Schultern zu tragen.
Zeus bekommt seine Blitze
Gaia bekam noch ein weiteres Kind, das Ungeheuer Typhon. Typhon hatte einhundert Köpfe und war von Flammen umhüllt. Zeus aber hatte inzwischen die Kontrolle über Blitz und Donner übernommen und streckte Typhon mit einem seiner Blitze nieder. Typhons Hoffnungen, das Universum weiterhin terrorisieren zu können, waren damit zerschlagen. Da er aber eine Aufgabe brauchte, zog er schließlich nach Sizilien, wo er fortan dafür zuständig war, die Lava für den Vulkan Ätna bereitzustellen.
König aller Götter
Im Anschluss an diese Ereignisse probten die Giganten (das heißt die, die geboren wurden, als Kronos Uranos’ Genitalien abschnitt) gegen Zeus den Aufstand. Zusammen mit seinen Geschwistern und mit Herakles’ Hilfe gelang es Zeus, die Giganten zu besiegen. Er schickte sie anschließend in die Unterwelt. Zeus und seine Brüder und Schwestern waren nun die unangefochtenen Herrscher über Himmel und Erde.
Dank seiner besonderen Überlegenheit und Schläue gelang es Zeus, dem Schicksal seines Vaters Kronos wie auch seines Großvaters Uranos zu entgehen. Nachdem sich der Staub aus den Kämpfen mit den Titanen gelegt hatte, heiratete Zeus Metis (eine Göttin, die als Personifikation »listiger Intelligenz« gilt).
Wie gegen seinen Vater wurde auch gegen Zeus eine Prophezeiung ausgesprochen, die besagte, dass seine Frau ein Kind gebären würde, das eines Tages König aller Götter werden würde. Um diesem Ereignis zuvorzukommen, verschluckte Zeus seine arme Frau