Blut für Gold. Billy Remie
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»Tu, was ich dir sage«, zischte Darcar seinem kleinen Bruder unmissverständlich zu. »Vertrau mir! Lauf weg!«
»Aber…« V sah verzweifelt von Darcar zu den Fremden und wieder zurück, es schimmerten Tränen in seinen Augen und seine Lippen zitterten liebreizend.
Verdammt, es brach Darcar das Herz, ihm das anzutun. »Geh!«, befahl er ihm leise, aber äußerst streng.
Veland sah noch ein letztes Mal zu der Gruppe, allesamt starrten sie den Kleinen fies grinsend an, wie Monster aus einer düsteren Mär, die kleine Kinder, die sich im Wald verirrt hatten, verspeisten.
Veland ließ Darcar los und rannte davon, die Straße entlang bis zu einer Kreuzung, bevor er verschwand, hielt er sich an einer Häuserecke fest und spähte noch einmal zurück.
Darcar stellte sich der Gruppe in den Weg, er würde, wenn nötig, jede Prügel einstecken, wenn er Veland damit Zeit verschaffte, sich zu verstecken.
»Süß…«, sagte der Redensführer trocken. »Ein wirklich hübscher … hübscher Junge…«
Wie er das sagte, verursachte Darcar Übelkeit. »Ihr lasst ihn in Ruhe!«
»Oh sicher, sicher.« Der andere lachte und trat erneut auf ihn zu. Dieses Mal wich Darcar nicht zurück. »Nun ja… vorerst«, warf sein Gegenüber dann ein, die dunklen Augen blitzten amüsiert.
Seine vier Mitläufer lachten dreckig. »Wir haben ja dich zum Spielen, Frischling«, sagte einer, dessen blondes Haar unter einer Wollmütze hervorlugte, er kratzte sich auffallend häufig am Kopf, als würden ihm die Läuse bereits die Haut vom Schädel fressen. »Den Kleinen spüren wir hinterher auf.«
»Der schmeckt bestimmt noch ganz unschuldig«, meinte ein anderer und fuhr erregt mit der Zunge über seinen Mund.
Darcar sah mit zornig zuckenden Gesichtsmuskeln von ihm zurück zu dem Redensführer, der mit einem süffisanten Grinsen um ihn herumschlich und ihn nach Schwachpunkten absuchte. »Schaut ihn euch an, dieses finstere Gesicht! Da steckt noch Stolz und Würde drin.«
Die anderen lachten erneut. Darcar ballte die Hände zu Fäusten.
Schlag nie zuerst zu, hatte sein Vater ihm einmal gesagt, vermeide eine Prügelei, wann immer es geht. Aber wenn sie dir keine Wahl lassen, dann schlag erst zu, wenn dein Gegner auf dich losgeht. So hast du Zeit, ihn abzuwehren und gleichzeitig einen Schlag zu kontern. Beobachte, handle nicht sofort. Geduld ist die Stärkste Waffe.
Natürlich hatte Darcar trotz des Ratschlags auch genug Schlägereien von sich aus angefangen, er galt in der Schule nicht umsonst als hitzköpfig, aber am Ende hatte sein Vater immer Recht behalten. Er hätte nie zuerst zuschlagen dürfen.
»Verzieht euch«, presste er leise durch seine zusammengebissenen Zähne, »bevor es euch leidtut.«
»Uhhhh«, höhnte der Redensführer, während er Darcar umrundete wie ein Wolf ein verletztes Rehkitz. »Mir schlottern schon die Knie. Hab wahnsinnige Angst vor deiner wütenden Fresse, Kleiner. Stimmst, Jungs?«
»Klar, Boss, wahnsinnige Angst«, lachten sie. »Ziehen gleich die Schwänze ein.«
Darcar knirschte mit den Zähnen, die Wut in ihm brodelte heiß und stetig. Er zwang sich so sehr, äußerlich ruhig zu bleiben, dass er beinahe vor Zorn zitterte.
Die dunklen Augen fixierten ihn wieder, raubtierhaft, gefühllos. Darcar erinnerte sich an die Verbrecherfotos in der Zeitung oder auf ›Gesucht‹-Plakaten, und wie unmenschlich, fast monsterhaft ihm die Gesichter einiger dieser Personen vorgekommen waren. Beunruhigend kaltblütig, so als stäche ihre Bosheit aus ihrem Inneren hervor. Ihre Augen waren das Tor zu ihrer Abnormalität. Genau so ein Exemplar stand vor ihm.
Nun ja, das Rattenloch hieß eben nicht Rattenloch, weil hier besonders freundliche Wesen hausten, nicht jeder war wie Darcar und Veland unschuldig hier.
Darcar starrte zurück, obwohl er es besser wusste, doch er konnte nicht wegsehen, er blickte hart zurück – wollte sich nicht einschüchtern lassen. Sein Herz raste. Der andere kam näher, zu nah.
»Einen hübschen Mantel hast du da an«, bemerkte der andere hinterhältig. »Sieht warm und weich aus.« Er streckte die Hände danach aus, sofort schlug Darcar die dreckigen Finger fort.
»Du bekommst nichts von mir«, warnte Darcar, während er den anderen mit Blicken verfolgte.
Dieser ging dazu über, vor ihm auf und ab zu wandern, wie ein Löwe hinter dem Gitter seines Käfigs. Doch sie beide trennte nichts von einander.
»So unfreundlich, dieses Frischlingspack!« Er spuckte vor Darcar aus, dieser fasste die Geste durchaus als Beleidung auf und zuckte mit der Oberlippe. »Schon mal etwas von Willkommens-Geschenken gehört?«
»Schon mal etwas von einem Faustschlag in die Fresse gehört?«, konterte er.
Wuum. Keuchend krümmte Darcar sich nach vorne, als der Griff des Schürhakens in seinen Magen traf. Er hatte mit einem Angriff gerechnet, jedoch nicht mit der Schnelligkeit seines Feindes, und auch nicht, dass der Schlag mit der Waffe kommen würde, direkt in seine Magengrube. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass der erste Hieb auf sein Gesicht zielen würde.
Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, er wollte sich aufrichten, doch da war der Wichser, der ihn angriff, mit seinem Schürhaken bereits ganz lässig halb um ihn herumspaziert und schlug den Haken längs über seinen Rücken. Die Wucht schleuderte Darcar nach vorne, er krachte auf die Knie, keuchte erneut. Eine Hand auf dem schmerzenden Bauch liegend, die andere haltsuchend auf den Boden gestützt, rang er nach Atem.
»Keine dummen Sprüche, du kleine Hure!« Der andere spuckte ihn an, der warme Speichel landete auf Darcars Wange und tropfte zähflüssig zu Boden. »Das hier ist mein Reich, kapiert?«
Er drehte den Kopf zur Seite, übel vor Schmerzen und Wut. »Fick dich!«, spie er aus.
Den darauffolgenden Tritt erwartete er und wehrte ihn mit dem Unterarm ab. Der andere fluchte, als Darcar ihm gegen das Schienbein schlug. Blitzschnell zückte er das Messer und es gelang ihm tatsächlich, den Unterschenkel seines Angreifers leicht zu verletzen. Dieser fluchte wutentbrannt. Darcar holte erneut aus, stach zu wie eine Wespe, doch sein Gegner wich tänzelnd aus und verpasste Darcars Hand einen harten Tritt, der die Waffe aus seiner Hand katapultierte. Die Klinge wurde über die Straße geschleudert. Darcar kümmerte sich nicht darum, er packte das Bein des anderen und zerrte daran, um ihn zu Fall zu bringen. Da peitschte ihm ein heißer Schmerz beinahe die Haut von der Wange. Er wurde vom Aufprall des Schlags herumgeworfen und brüllte ungläubig, sah für einen Moment nur rote und schwarze Punkte vor seinen Augen, als er auf dem kalten, frostigen Boden aufschlug. Der Schürhaken hatte einen langen Kratzer auf seinem Gesicht hinterlassen, der so stark blutete und brannte, dass es sich anfühlte, als würde sich Säure in die Wunde fressen. Er blinzelte, um wieder etwas sehen zu können.
»Dreckiger Hurensohn!« Der andere trat ihm beherzt in die Rippen, Darcar brachte nur noch ein ersticktes Keuchen hervor. Er krümmte sich in der Mitte und rollte sich auf die Seite, der Schmerz raubte ihm den Atem, Blut staute sich in seinem Kopf, sodass sein Herzschlag fühlbar in den Schläfen pochte.
»Bringt den kleinen Hurensohn auf die Beine!«, bellte der Anführer seiner Gruppe zu.
Die Vier, die zuvor